Quelltext der Seite Canstein (Adelsgeschlecht)

[[Datei:Rabe von Pappenheim-Wappen.png|miniatur|hochkant|Wappen der (Rabe) von Canstein]]
[[Datei:DEU Canstein COA.svg|miniatur|hochkant|Wappen von [[Canstein (Marsberg)|Marsberg-Canstein]]]]
'''(Rabe) von Canstein''' ist der Name eines alten [[Westfalen|westfälischen]] Adelsgeschlechts, das eines Wappens und Stammes mit den [[Rabe von Pappenheim]] ist und seinen Namen von [[Schloss Canstein]] im östlichen Sauerland herleitet. Das Geschlecht ist möglicherweise [[edelfrei]]er Herkunft, wird es doch früher als ''barones et dynastii'' bezeichnet. Der zur weiterhin bestehenden [[Althessische Ritterschaft|Althessischen Ritterschaft]] zählende Teil der Familie ist mittlerweile erloschen.

== Geschichte ==
[[Stammvater]] des Geschlechts ist der [[Ritter]] ''[[Rabe von Pappenheim|Rawe de Papenheim]]'', [[Truchsess (Hofamt)|Truchsess]] des Klosters [[Corvey]], der 1106 erstmals urkundlich erwähnt wird. Die Familie besaß neben dem Erb-Truchsessenamt in Corvey zahlreiche Güter um [[Warburg]] sowie die [[Burggraf]]schaft (siehe [[Wartberch]]) über die Stadt selber. Diese behielt die Familie, bis Warburg 1802 von preußischen Truppen besetzt wurde.

Um 1250 gründete sich eine Nebenlinie, die sich später nach ihrem neuen Besitz, der [[Kugelsburg]] bei [[Volkmarsen]], ''Rabe von Coglenberg'' nannte. 1339 gab Erzbischof Walram die pfandweise verliehene Kugelsburg und die Stadt Volkmarsen den Brüdern Rabe, Nachkommen des „Rave von Papenheim“, deren Familie seit mindestens 1106 Erb-Truchsesse von Corvey waren. Von 1346 bis 1530 wohnten sie auf der Burg. In dieser Zeit wurde der spätgotische [[Palas]] erbaut.

1307 wurde ein weiterer Zweig von Bischof [[Otto von Rietberg|Otto]] von [[Erzbistum Paderborn|Paderborn]] mit der [[Burg Calenberg (Warburg)|Burg Calenberg]] auf dem [[Calenberg (Warburg)|Calenberg]] bei Warburg belehnt und nannte sich fortan ''Rabe von Calenberg'' oder ''Rave von Calenberg''. Beide Linien, die ''Rabe von Coglenberg'' und die ''Rabe von Calenberg'' sind heute erloschen. Das Aussterben der Rabe von Calenberg im Jahre 1464 war der Anlass zum Ausbruch der siebenjährigen [[Hessen-Paderbornische Fehde|Hessen-Paderbornischen Fehde]] (1464–1471) zwischen dem [[Fürstbistum Paderborn]] und dem Landgrafen [[Ludwig II. (Hessen)|Ludwig II.]] von [[Niederhessen]].<ref>Michael Lagers: ''Der Paderborner Stiftsadel zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Untersuchungen zum Auf- und Ausbau niederadliger Machtstrukturen'', Paderborn  2013, ISBN 978-3-89710-551-5, S. 468ff.</ref>

1342 wurden die Rabe durch [[Walram von Jülich]], Erzbischof von Köln und Herzog von [[Herzogtum Westfalen|Westfalen]] und [[Angrivarier|Engern]], mit Burg und Herrschaft [[Canstein (Marsberg)|Canstein]] (wieder)belehnt. Dieser Zweig nannte sich nach dem Wiederaufbau der [[Schloss Canstein|Burg Canstein]] nach diesem Besitz ''Rabe von Canstein''; im Gegensatz zu den anderen Zweigen der Familie ließ jener den Namensteil „Rabe“ in den kommenden Jahrzehnten fallen. Er findet sich jedoch in der Familie immer wieder als Vorname (Raban) wieder.

1657 wurde die Familie in den erblichen [[Freiherr]]enstand erhoben.

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Datei:HöhenburgCalenberg1.jpg|[[Burg Calenberg (Warburg)|Burg Calenberg]]
Datei:Kugelsburg.jpg|[[Kugelsburg]]
Datei:Burg Canstein.jpg|[[Schloss Canstein|Burg Canstein]]
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== Wappen ==
* [[Blasonierung]] des [[Wappen|Stammwappens]]: In Silber ein nach rechts schreitender, [[Krone (Heraldik)|goldgekrönter]], schwarzer [[Rabe (Wappentier)|Raben]]. Auf dem [[Helm (Heraldik)|Helm]] mit schwarz-silbernen [[Helmdecke|Decken]] ist der Rabe vor einer mit fünf abwechselnd schwarzen und silbernen Federn besteckten silbernen [[Säule (Heraldik)|Säule]].
* Blasonierung des Freiherrenwappens: Geviert mit Herzschild, in letzterem in Silber ein nach rechts schreitender, schwarzer, goldgekrönter Rabe (Stammwappen). Felder 1 und 4 in Blau ein schwarzer Marschallstab mit goldenen Beschlägen. Felder 2 und 3 in Silber ein schwarzer Flügel. Zwei Helme: I. auf blau-silbern [[Helmwulst|bewulsteten]] Helm mit blau-silbernen Helmdecken ein schwarzer Flügel. II. auf gekröntem Helm mit schwarz-silbernen Decken vor einer oben mit schwarz-silbernem Federbusch besteckten silbernen Säule, der Rabe wie im Schild.
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Wappen Canstein Spießen T69.jpg|Stammenwappen derer von Canstein im [[Wappenbuch des Westfälischen Adels]]
Wappen Canstein Freiherren Spießen T69.jpg|Freiherrenwappen derer von Canstein im Wappenbuch des Westfälischen Adels
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== Bekannte Familienmitglieder ==
* [[Anton Corvinus]] (1501–1553), Theologe, Schüler Martin Luthers, niedersächsischer Reformator und Landessuperintendent
* August Wilhelm von Canstein (1765–1848), [[Herzogtum Nassau|nassauischer]] [[Kammerrat]]
* [[Carl Hildebrand von Canstein]] (1667–1719), Pietist, gründete 1710 die [[Cansteinsche Bibelanstalt]] in Halle
* [[Carl von Canstein|Carl-Jost Freiherr von Canstein]] (1898–1979), Oberregierungsrat, Ministerialrat und von 1923 bis 1924 Landrat des Kreises Geldern
* [[Ernst Raban von Canstein]] (1840–1911), Dr. phil, kgl. preuß. Landesökonomierat und Präsident der Landwirtschaftskammer Brandenburg
* Henriette von Canstein (1682–1773), als „Schwester Scholastika“ [[Abt|Äbtissin]] des Benediktinerinnenklosters [[Kloster Gehrden|Gehrden]]
{{:Philipp von Canstein}}
* Rabe von Canstein (1365–1448), 1391 Mitbegründer des [[Bengler (Ritterbund)|Benglerbundes]]
{{:Raban von Canstein}}
* [[Robert von Canstein]] (1796–1875), Offizier, Hofmarschall und Abgeordneter
* [[Ulrich Freiherr von Canstein]] (1906–1991), Oberst i. G. (Wehrmacht und Bundeswehr) und Ritterkreuzträger

== Literatur ==
* [[Genealogisches Handbuch des Adels]], ''Adelslexikon'' Band II, Band 58 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974 {{ISSN|0435-2408}}
* [[Konrad Blažek]]: ''[[J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch]]'', Bd. 7 (''Ergänzungen''), 2. Abt.: ''Preußische Grafen und Freiherren. Ergänzungen'', Nürnberg 1886, S. 24 und Tafel 16 ([https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PPN830317767 Digitalisat]).
* Rudolf Freiherr von Buttlar-Elberberg: ''Stammbuch der Althessischen Ritterschaft''. Kassel 1888, Blatt 67–69 ([http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN513401067 online]).
* [[Anton Fahne]]: ''Geschichte der westphälischen Geschlechter'', 1858, S. [https://www.google.de/books/edition/Geschichte_der_Westph%C3%A4lischen_Geschlech/Q4hMAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&pg=PA239 239] (mit Stammtafel).
* [[Otto Titan von Hefner]]: ''J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch'':
** Bd. 2 (''Blühender Adel deutscher Landschaften''), 7. Abt.: ''Die Wappen des Nassauer Adels'', Nürnberg 1858, S. [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/siebmacher2_7/0015/image,info 5] und Tafel [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/siebmacher2_7/0030/image,info 6].  
** Bd. 3 (''Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft''), 4. Abt.: ''Der Adel des Kurfürstenthums, Grossherzogthums und der Landgrafschaft Hessen'', Nürnberg 1859, S. [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10362303?page=16 6] und Tafel [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10362303?page=51 4].
* Otto Titan von Hefner, [[Alfred Grenser]], [[George Adalbert von Mülverstedt]]: ''J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch'', Bd. 3 (''Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft''), 2. Abt., Bd. 1, T. 1: ''Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute A–L'', Nürnberg 1878, S. 105 und Tafel 138 ([https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PPN825819334 Digitalisat]).    
* Johannes Friedrich Jacobs: ''Die Freiherren von Canstein - II. Linie''. In: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 45 (1987) S. 227–234 ([https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/txt/beitrwff-9796.pdf online]).
* [[Ernst Heinrich Kneschke]]: ''[[Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon]]''. Band 2 (Bozepolski–Ebergassing), Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1860, S. [https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/7719166 212&nbsp;ff.]
* Michael Lagers: ''Der Paderborner Stiftsadel zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Untersuchungen zum Auf- und Ausbau niederadliger Machtstrukturen''. Bonifatius, Paderborn  2013 ISBN 978-3-89710-551-5.
* [[Leopold von Ledebur (Historiker)|Leopold von Ledebur]]: ''[[Adelslexicon der Preußischen Monarchie]]''. Band 1: A–K, Berlin 1855, S. [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10428286?page=147 133].
* George Adalbert von Mülverstedt: ''J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch'', Bd. 6 (''Abgestorbene, erloschene Geschlechter''), 5. Abt.: ''Der abgestorbene Adel der Provinz und Mark Brandenburg'', Nürnberg 1880, S. 17 und Tafel 9 ([https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PPN640975070 Digitalisat]).
* [[Max von Spießen]]: ''[[Wappenbuch des Westfälischen Adels]]'', Band 1, Görlitz 1901–1903, S. [https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/zoom/8330351 27]; Band 2, Görlitz 1903, Tafel [https://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/8365366 69].

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Canstein (Adelsgeschlecht)| ]]
[[Kategorie:Westfälisches Adelsgeschlecht]]
[[Kategorie:Ersterwähnung 1106]]