Quelltext der Seite Deutschsprachige Gemeinschaft

{{Infobox Belgischer Gliedstaat
| NAME = Deutschsprachige Gemeinschaft
| NAMEFR = Communauté germanophone
| NAMENL = Duitstalige Gemeenschap
| BILD-WAPPEN = BE DG Belgien COA.svg<!--alternativ: Blason communauté be DG.svg-->
| WAPPEN_NAME = Wappen
| BILD-FLAGGE = Flag of the German Community in Belgium.svg
| FLAGGE_NAME = Flagge
| INSTITUTION = [[Politisches System Belgiens#Gemeinschaften|Gemeinschaft]]
| GRÜNDUNG = 30. Januar 1984
| AMTSSPRACHE = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]
| VERWALTUNGSSITZ = [[Eupen]]
| MINISTERPRÄSIDENT = [[Oliver Paasch]] ([[ProDG]])
| FLÄCHE = 853,64<ref name="Bevölkerung" />
| EINWOHNER = 77.949<ref name="Bevölkerung">{{Internetquelle |url= http://www.ostbelgienstatistik.be/desktopdefault.aspx/tabid-2569/4686_read-32765/ |titel=Bevölkerungsstruktur |werk=ostbelgienstatistik.be |hrsg=Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens |datum=2020-07-01 |zugriff=2020-09-11}}</ref>
| EINWOHNER_STAND = 1. Januar 2020
| BEV-DICHTE = 90,8
| FEIERTAG = 15. November ([[Tag der Deutschsprachigen Gemeinschaft]])
| WEBSEITE = [https://www.ostbelgienlive.be/ ostbelgienlive.be]
| BILD-LAGE-BELGIEN = Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgium.svg
}}

Die '''Deutschsprachige Gemeinschaft''' (Abkürzung ''DG'', in der Außendarstellung '''[[Ostbelgien]]''', {{frS|Communauté germanophone}}, {{nlS|Duitstalige Gemeenschap}}) ist neben der [[Französische Gemeinschaft Belgiens|Französischen Gemeinschaft]] und der [[Flämische Gemeinschaft|Flämischen Gemeinschaft]] eine der drei ''[[Politisches System Belgiens#Gemeinschaften|Gemeinschaften]]'' des [[Belgien|Königreichs Belgien]] und somit ein [[Gliedstaat]] des belgischen Föderalstaates. Die Gemeinden der DG liegen im Osten der [[Provinz Lüttich]] in der [[Wallonische Region|Wallonischen Region]].

== Beschreibung ==
Die DG umfasst neun Gemeinden mit rund 78.000 Einwohnern.<ref name="Bevölkerung" /> Somit ist die DG die kleinste der drei politischen Gemeinschaften Belgiens. Ihre Entstehung geht auf die 1970 gebildete ''deutsche Kulturgemeinschaft'' und die [[Föderalismus|Föderalisierung]] des bis dahin zentral regierten belgischen Staates zurück. Der Begriff ''Deutschsprachige Gemeinschaft'' ist historisch nicht gleichzusetzen mit den Begriffen ''[[Ostbelgien]]'' und ''belgische Ostkantone'', die auch das überwiegend französischsprachige Gebiet der Gemeinden [[Malmedy]] und [[Waimes]] einschließen.

Aufgrund eines Beschlusses der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft vermarkten sich die Deutschsprachige Gemeinschaft, ihre politischen Institutionen und die öffentlichen Dienste seit dem 15.&nbsp;März 2017 als ''Ostbelgien''. Diese Dachmarke steht auch Vereinen, Unternehmen und Organisationen aus dem deutschen Sprachgebiet Belgiens offen. Ziel ist es, im allgemeinen Sprachgebrauch den sperrigen Begriff ''Deutschsprachige Gemeinschaft'' und die missverständliche Abkürzung ''DG'' zu ersetzen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://brf.be/regional/1071196/ |titel=Standortmarke Ostbelgien ist lanciert |werk=brf.be |hrsg=Belgischer Rundfunk |datum=2017-03-16 |zugriff=2017-05-14}}</ref> Der Begriff ''Ostbelgien'' wird auch in den anderen Landesteilen dabei stets nur in deutscher Sprache verwendet.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ostbelgienlive.be/desktopdefault.aspx/tabid-255/620_read-49442/ |titel=Standortmarke Ostbelgien – Ostbelgien-Wording und Corporate Design |datum=2016-12-22 |zugriff=2017-05-14}}</ref>

Mit der allgemeineren Bezeichnung ''deutschsprachige Belgier'' oder ''deutschsprachige Minderheit Belgiens'', deren Zahl auf ca. 100.000 geschätzt wird, ist der Begriff ''Deutschsprachige Gemeinschaft'' nicht deckungsgleich; deutschsprachige Minderheiten leben auch außerhalb des Gebietes der Deutschsprachigen Gemeinschaft, während sich Letztere insbesondere aus jenen Gebieten zusammensetzt, in denen deutschsprachige Belgier die Mehrheit der Bevölkerung bilden.

In der Föderalismusforschung wird die DG mit eigener [[Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft|Regierung]] und einem [[Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft]] dem Typus des [[Kleingliedstaat]]es zugerechnet.

== Geographische Lage ==
Das Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinschaft grenzt im Norden an das [[Dreiländereck]] [[Vaalserberg|Belgien-Deutschland-Niederlande]], im Osten an Deutschland und im Süden an [[Luxemburg]], westlich liegt das Gebiet der [[Französische Gemeinschaft Belgiens|Französischen Gemeinschaft Belgiens]].

[[Datei:Karte Deutschsprachige Gemeinschaft.svg|mini|Die Deutschsprachige Gemeinschaft ([[:Datei:Karte Deutschsprachige Gemeinschaft Gemeinden und Orte gesamt.jpg|Detailkarte]])]]

Innerhalb Belgiens übt die ''Deutschsprachige Gemeinschaft'' ihre politischen Kompetenzen auf dem deutschen Sprachgebiet aus, in dem sich neun Gemeinden befinden. Eupen ist Sitz der Regierung, des Parlamentes sowie Verwaltungszentrum.

Die Gemeinden [[Malmedy]] und [[Weismes]] ({{frS|Waimes}}) gehören zur Gebietskörperschaft der
[[Französische Gemeinschaft Belgiens|Französischen Gemeinschaft Belgiens]]. Die deutsche Minderheit hat dort eigene Rechte. Gelegentlich werden die neun deutschsprachigen Gemeinden ''zusammen'' mit den Gemeinden Malmedy und Weismes wegen der gemeinsamen politischen Vergangenheit historisch als ''[[Ostbelgien]]'' gleich ''Ostkantone'', früher auch als ''Eupen-Malmedy-St.&nbsp;Vith'' oder kürzer als ''Eupen-Malmedy'' bezeichnet.

Im März 2017 entschied die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft das Gebiet zukünftig in der Außendarstellung als ''Ostbelgien'' zu vermarkten. Analog zu [[Südtirol]] (offiziell: Autonome Provinz Bozen&nbsp;– Südtirol) wird die Bezeichnung ''Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens'' zwar nach wie vor in offiziellen Dokumenten verwendet, in der Außendarstellung, im Internet<ref>{{Internetquelle|url=http://www.ostbelgienlive.be|titel=Ostbelgien Live – HOME|zugriff=2017-03-24}}</ref> sowie auf offiziellen Beschilderungen von Ministerium, Regierung und Parlament nennt sich die Region fortan ''Ostbelgien''.

Das Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinschaft befindet sich in der [[Provinz Lüttich]] und in der [[Wallonische Region|Wallonischen Region]]. Innerhalb der [[Europäische Union|Europäischen Union]] gehört die DG den beiden [[Europaregion|Euregios]] [[Euregio Maas-Rhein|Maas-Rhein]] und [[Saar-Lor-Lux]] an.

== Bevölkerung ==
=== Demografie ===
[[Datei:Eupen017.jpg|mini|Eupen ist der Verwaltungssitz der Deutschsprachigen Gemeinschaft.]]

Am 1.&nbsp;Januar 2020 wohnten auf dem Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinschaft 77.949 Einwohner.<ref name="Bevölkerung" /> Davon waren 39.118 Einwohner weiblich und 38.831 männlich. Die DG weist eine [[Bevölkerungsdichte]] von 91 Einwohnern pro Quadratkilometer auf und ist somit dünn besiedelt. Die Einwohnerdichte im [[Eupener Land|Kanton Eupen]] (Norden) und im [[Belgische Eifel|Kanton St. Vith]] (Süden) weichen erheblich voneinander ab. Während der Kanton Eupen mit 47.625 Einwohnern eine Bevölkerungsdichte von rund 212 Einwohnern je Quadratkilometer aufweist, hat der Kanton St. Vith eine Dichte von nur 48,2 Einwohnern pro Quadratkilometer.
Das demographische Nord-Süd-Gefälle wird insbesondere beim Vergleich der nördlichsten und der südlichsten Gemeinde deutlich: Die am dichtesten besiedelte Gemeinde der DG ist [[Kelmis]] (613 Einwohner je Quadratkilometer), die jeweils am dünnsten besiedelten Gemeinden sind [[Büllingen]] und [[Burg-Reuland]] (je 36 Einwohner je Quadratkilometer). Zum Vergleich: Am 1.&nbsp;Januar 2019 wohnten in Belgien 374 Einwohner je Quadratkilometer, in der Wallonischen Region 216 und in Flandern 487 Einwohner pro Quadratkilometer.

21,1&nbsp;Prozent der Bevölkerung verfügen nicht über die belgische Staatsangehörigkeit. Dabei liegt der Ausländeranteil im Kanton Eupen bei 29,6&nbsp;Prozent, im Kanton St. Vith dagegen nur bei 7,7&nbsp;Prozent (1.&nbsp;Januar 2019).<ref name="Bevölkerung" />

Die mit Abstand größte Gruppe unter den Ausländern (1. Januar 2012) sind deutsche Staatsbürger, gefolgt von Niederländern.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.resi.be/cms/files/ig-druckfassung.pdf | wayback=20180219090332 | text=''Migration und Integration in der Deutschsprachigen Gemeinschaft''}} (PDF). Rat für Entwicklungszusammenarbeit, Solidarität und Integration in der DG, 2014</ref> Den größten Anteil deutscher Staatsbürger hat die Gemeinde Raeren mit mittlerweile fast 50&nbsp;Prozent.

{| class="wikitable zebra sortable" style="text-align:center"
|+Bevölkerung in den Gemeinden der Deutschsprachigen Gemeinschaft am {{nowrap|1. Januar 2019}}<ref name="Bevölkerung" />
|-
! Gemeinde !! Fläche<br />in km² !! Einwohner !! Ausländeranteil{{FN|*}}<br />in Prozent !! Einwohner<br />je km² !! Kanton
|-
| style="text-align:left" | [[Eupen]] || 103,74 || 19.677 || 16,5 || 190 || style="text-align:left" | Eupen
|-
| style="text-align:left" | [[Kelmis]] || {{0}}18,12 || 11.108 || 38,2 || 613 || style="text-align:left" | Eupen
|-
| style="text-align:left" | [[Lontzen]] || {{0}}28,73 || {{0}}5.764 || 20,6 || 201 || style="text-align:left" | Eupen
|-
| style="text-align:left" | [[Raeren]] || {{0}}74,21 || 10.759 || 49,5 || 145 || style="text-align:left" | Eupen
|-
| style="text-align:left" | [[Amel]] || 125,15 || {{0}}5.474 || {{0}}5,3 || {{0}}44 || style="text-align:left" | St. Vith
|-
| style="text-align:left" | [[Büllingen]] || 150,49 || {{0}}5.478 || {{0}}8,9 || {{0}}36 || style="text-align:left" | St. Vith
|-
| style="text-align:left" | [[Burg-Reuland]] || 108,96 || {{0}}3.935 || 10,3 || {{0}}36 || style="text-align:left" | St. Vith
|-
| style="text-align:left" | [[Bütgenbach]] || {{0}}97,31 || {{0}}5.610 || {{0}}7,1 || {{0}}58 || style="text-align:left" | St. Vith
|-
| style="text-align:left" | [[Sankt Vith]] || 146,93 || {{0}}9.722 || {{0}}7,8 || {{0}}66 || style="text-align:left" | St. Vith
|- class="sortbottom hintergrundfarbe5"
| style="text-align:left" | '''Gesamt''' || '''853,64''' || '''77.527''' || '''21,1''' || '''{{0}}91''' ||
|}
{{FNZ|*|<small>Ausländer sind Einwohner ohne belgische Staatsangehörigkeit.</small>}}

=== Sprache ===
Die Einwohner der Deutschsprachigen Gemeinschaft werden sprachlich verschiedenen staatsübergreifenden Dialektgruppen zugeordnet:
* im Kanton Eupen: dem [[Niederfränkisch]]en (Limburgischen) und [[Ripuarisch]]en
* im Kanton St.&nbsp;Vith: dem [[Moselfränkisch]]en und Ripuarischen

Ansonsten wird weitgehend die hochdeutsche Standardsprache (Deutsch) in Verwaltungen, Schulen, im Kirchenleben und in den Sozialbeziehungen verwendet.

Die größte Bevölkerungsminderheit in dieser Region, vorwiegend in den nördlichen Gemeinden Kelmis, Lontzen und Eupen, sind die französischsprachigen Belgier.

2009 wurde die Deutschsprachige Gemeinschaft mit dem [[Institutionenpreis Deutsche Sprache]] ausgezeichnet,<ref>{{Internetquelle | url= http://www.kulturpreis-deutsche-sprache.de/index.php?id=129 | titel= Pressemitteilung vom 31. Oktober 2009 | zugriff= 2012-03-20}}</ref> und 2011 trat sie als korporatives Mitglied dem [[Verein Deutsche Sprache]] bei.<ref>{{Internetquelle | url= http://www.dgregierung.be/DesktopDefault.aspx/tabid-3013/630_read-37552/630 | titel= Sitzung vom 20. Juli 2011 | zugriff= 2012-03-20 | offline= ja | archiv-url= https://web.archive.org/web/20140819090409/http://www.dgregierung.be/DesktopDefault.aspx/tabid-3013/630_read-37552/630 | archiv-datum= 2014-08-19 }}</ref>

=== Religion ===
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist die Bevölkerung meist [[Römisch-katholische Kirche in Belgien|römisch-katholischen]] Glaubens. Das Gebiet gliedert sich in drei Dekanate mit 32 Pfarreien, die zum [[Bistum Lüttich]] gehören. Daneben besteht eine kleinere evangelische Gemeinde<ref>Klaus Schlupp: [https://www.evangelisch.de/inhalte/107242/22-12-2011/konservativ-und-offen-evangelische-christen-belgien ''Konservativ und offen – Evangelische Christen in Belgien''] auf ''evangelisch.de'', 27. Dezember 2011.</ref> mit Sitz in Eupen. Diese ist der [[Vereinigte Protestantische Kirche von Belgien|Vereinigten Protestantischen Kirche von Belgien]] angeschlossen.<ref>[http://www.ev-kirche-eupen-neumoresnet.org/ Website der Evangelischen Kirchengemeinde Eupen – Neu Moresnet]</ref>

== Geschichte ==
=== Mittelalter und Frühe Neuzeit ===
Das Gebiet gehörte bis ins 13.&nbsp;Jahrhundert zum [[Herzogtum Limburg]] und fiel nach der [[Schlacht von Worringen]] (1288) an das [[Herzogtum Brabant]]. Im 15.&nbsp;Jahrhundert fiel es durch Heirat an die [[Haus Burgund|Herzöge von Burgund]], dann an die [[ Spanische Habsburger|spanischen Habsburger]] und 1713, nach dem [[Frieden von Utrecht]], an die [[Österreichische Niederlande|österreichischen Habsburger]]. Von [[Erster Koalitionskrieg#Feldzug von 1794|1794]] bis 1815 gehörte es zum französischen [[Département Ourthe]] ([[Franzosenzeit]]). Die Gegenden um Sankt Vith, Burg-Reuland und Schleiden dagegen gehörten über Jahrhunderte hin zum weiter südlich gelegenen [[Geschichte Luxemburgs|Herzogtum Luxemburg]].

=== 1815 Wiener Kongress, 1919 Versailler Vertrag und Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ===
[[Datei:Rheinland Regierungsbezirke 1905.png|mini|Regierungsbezirke im Rheinland (1905)]]

Nach den [[Koalitionskriege]]n und dem Niedergang [[Napoleon Bonaparte|Napoleons]] wurde auf dem [[Wiener Kongress]] 1815 dieses Gebiet zum [[Königreich Preußen]] gegeben, und Deutsch wurde [[Amtssprache]]. Im Zuge der Reichsgründung 1871 wurde das Gebiet als Teil Preußens auch Teil des [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreichs]]. Heute noch erinnern die alten [[Belgisch-Preußische Grenzsteine|Belgisch-Preußischen Grenzsteine]] an den ehemaligen Verlauf der Grenze. Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurden im [[Friedensvertrag von Versailles]] die Kreise Eupen und Malmedy sowie ein Teil des Kreises Monschau 1918 von Deutschland getrennt und als Ostkantone an Belgien gegeben und bis 1925 durch den General [[Herman Baltia]] kommissarisch verwaltet. Während dieser Zeit (1918–1925) unterlagen die regionalen Medien der Zensur. In dieser Zeit entstanden auch pro-deutsche politische Organisationen wie die ''[[Heimattreue Front]]'' oder die ''[[Christliche Volkspartei (Belgien)|Christliche Volkspartei]]''.

Noch für 1920 wurde für die Kreise Eupen und Malmedy eine Volksabstimmung vorgesehen, bei der es um die Frage ging, ob die Region permanent von Deutschland abgetrennt werden und zu Belgien gehören sollte. Doch wurde diese Volksabstimmung nicht wie vertraglich vorgesehen geheim abgehalten. Vielmehr wurden ab dem 10.&nbsp;Januar 1920 an bestimmten Tagen Optionslisten öffentlich ausgelegt, in denen sich die Abstimmungsberechtigten eintragen konnten. Durch massive Einflussnahme Baltias –&nbsp;dieser ließ verkünden, dass „Deutschland-Stimmer“ sofort aus Belgien ausgewiesen bzw. dass Geldumtausch und Verteilung von [[Lebensmittelkarte]]n usw. negativ beschieden werden würden&nbsp;– trugen sich nur 271 der 33.726 Berechtigten in diese Listen ein.<ref>Karl Hans Ertl: ''Gebiets- und Bevölkerungsverluste des Deutschen Reiches und Deutsch-Österreichs nach dem Jahre 1918'', Reihe „Deutsche Geschichte im 20.&nbsp;Jahrhundert“. Deutsche Verlagsgesellschaft Rosenheim, ISBN 3-920722-35-3, S. 37.</ref>

Aufgrund des Abstimmungsergebnisses wurden am 20.&nbsp;September 1920 Eupen, Malmedy und ein Teil Monschaus, rund 1.036&nbsp;km², vom [[Weimarer Republik|Deutschen Reich]] abgetrennt und Belgien übergeben. Bis zur [[Zeit des Nationalsozialismus]] waren alle deutschen Regierungen darum bemüht, bezüglich Eupen-Malmedys eine Grenzrevision anzustreben.<ref>Karl Hans Ertl: ''Gebiets- und Bevölkerungsverluste'', S. 38.</ref> So liefen insbesondere ab 1925 bis Ende der 1920er-Jahre Verhandlungen zwischen Belgien und Deutschland, das Gebiet gegen eine Entschädigungssumme von 300 Millionen Goldfranken dem Deutschen Reich zurückzugeben. Dies scheiterte hauptsächlich am Widerstand der französischen Regierung, während die anderen Unterzeichnermächte des Versailler Vertrages ihre Zustimmung auf diplomatischem Wege kundgetan hatten. Die Gespräche wurden daraufhin abgebrochen.

=== Zweiter Weltkrieg ===
Nach dem [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|deutschen]] [[Westfeldzug|Überfall auf Belgien]] wurde das Gebiet am {{FormatDate|1940-5-18}} annektiert und um zehn altbelgische Gemeinden vergrößert, die 1815 bei Belgien verblieben waren und damit nicht zum Gebietsstand des [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreiches]] gehörten.<ref>Deutsche Rentenversicherung: {{Webarchiv |url=http://www.deutsche-rentenversicherung-regional.de/Raa/Raa.do?f=SGB6_113R4.1.7 |wayback=20140201204619 |text=''Aufzählung der annektierten Gemeinden in den rechtlichen Arbeitsanweisungen zu § 113 SGB VI''}}.</ref>

[[Datei:Eupen 1943-CP2a.jpg|mini|1943 Postkarte mit Stempel „EUPEN Heimkehr ins Großdeutsche Vaterland“]]

Rund 8800 Männer aus den Ostkantonen kämpften während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] in der [[Wehrmacht]]. Nach dem Krieg wurde das Gebiet wieder dem belgischen Staat zugeordnet.<ref>[[Peter M. Quadflieg]], ''„Zwangssoldaten“ und „Ons Jongen“. Eupen-Malmedy und Luxemburg als Rekrutierungsgebiet der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg''. (Magisterarbeit) Shaker, Aachen 2008, ISBN 978-3-8322-7078-0.</ref> 1945 folgte eine offizielle Entnazifizierung, die zur Aberkennung der Bürgerrechte und anderen Sanktionen führen konnte.

=== Potsdamer Konferenz und deren Folgen ===
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf der [[Potsdamer Konferenz]] beschlossen, Deutschland als völkerrechtliches Subjekt [[Deutsches Reich in den Grenzen vom 31. Dezember 1937|in den Grenzen von 1937]] zu behandeln, was bedeutete, dass die im Krieg okkupierten Kreise Eupen und Malmedy wieder an Belgien gingen.

Letztmals wurden die Grenzen im [[Belgische Annexionspläne nach dem Zweiten Weltkrieg#Die Rückgabe der annektierten Gebiete|deutsch-belgischen Grenzvertrag von 1956]] korrigiert.<ref>{{BGBl|1958 II S. 262}}</ref>

=== Aktuelle Lage ===
Als Folge der Sprachgesetzgebung von 1963 wurde Belgien in drei Sprachgemeinschaften aufgeteilt; dies wurde 1970 umgesetzt, und somit konnte der ''Rat der deutschen Kulturgemeinschaft'' (RdK) als direkter Vorläufer des ''Rates der Deutschsprachigen Gemeinschaft'' (RDG), der seit dem Jahr 2004 ''Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft'' (PDG) heißt, eingesetzt werden.

[[Datei:Großregion Karte.jpg|mini|Die Deutschsprachige Gemeinschaft ist Teil der 1998 gegründeten Großregion [[Saar-Lor-Lux]].]]

Als Grenzregion engagiert sich die Deutschsprachige Gemeinschaft seit einigen Jahren durch die Beteiligung an der Großregion ''[[Saar-Lor-Lux]]'' und der [[Euregio Maas-Rhein]] auch intensiv im Rahmen der europäischen Integration.<ref>[http://www.granderegion.net/ granderegion.net] Seiten der Großregion SaarLorLux</ref> Insbesondere der Abbau der Grenzkontrollen im Zuge des [[Schengener Abkommen]]s als auch die Währungsunion durch die Einführung des [[Euro]] kamen der Gemeinschaft zugute.

Im Rahmen der schweren Regierungskrise Belgiens aufgrund des [[Flämisch-wallonischer Konflikt|flämisch-wallonischen Konfliktes]] nach der [[Parlamentswahl in Belgien 2010|Parlamentswahl im Juni 2010]] theoretisierte der damalige Ministerpräsident der DG, [[Karl-Heinz Lambertz]], für den Fall eines Scheiterns des belgischen Staates u.&nbsp;a. über einen eigenständigen Staat Wallonie unter Einbeziehung der DG, eine völlige Unabhängigkeit der Gemeinschaft, eine Rückkehr zu Deutschland oder einen Zusammenschluss mit Luxemburg.<ref>{{ZDFmediathek| ID=1262718 | Titel=Belgien – 249 Tage ohne Regierung | Typ=video | Zugriffsdatum=2014-01-26 | Offline=2014-01-26}}</ref>

== Politik und Institutionen ==
=== Hoheitssymbole ===
[[Datei:Flag of the German Community in Belgium.svg|mini|Flagge der Deutschsprachigen Gemeinschaft]]
Die Deutschsprachige Gemeinschaft führt ein Wappen und eine Flagge. Am 1.&nbsp;Oktober 1990 wurde ein [[Dekret]] über die Einführung des Festtages, des Wappens und der Flagge der Deutschsprachigen Gemeinschaft [[Erlass (Verwaltungsrecht)|erlassen]].

{{Wappenbeschreibung
 |Wappenbild = BE DG Belgien COA.svg
 |Größe = 
 |Kurzdarstellung = Wappen der Deutschsprachigen Gemeinschaft
 |Blasonierung = In Silber ein roter [[Löwe (Wappentier)|Löwe]] begleitet von neun blauen [[Fünfblatt|Fünfblättern]], von einer Königskrone überhöht.
 |Quelle = {{Internetquelle |url=http://www.ostbelgienlive.be/desktopdefault.aspx/tabid-94/190_read-527/ |titel=Wappen und Fahne |werk=ostbelgienlive.be |hrsg=Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens |datum= |zugriff=2017-05-14}}
 |Begründung = Die neun blauen Blüten stehen für die neun Gemeinden, aus denen die Gemeinschaft besteht. Der rote Löwe auf Weiß erinnert an das [[Herzogtum Limburg]], auf dessen ehemaligen Territorium die nördlichen der deutschsprachigen Gemeinden liegen, aber auch an das [[Geschichte Luxemburgs|alte Luxemburg]], auf dessen ehemaligen Territorien die südlichen Gemeinden liegen.
 |ref = 
}}

=== Kompetenzen ===
Zum einen besitzt die Deutschsprachige Gemeinschaft die Befugnis über die kulturellen Angelegenheiten, die personenbezogenen Angelegenheiten, das Unterrichtswesen, die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinschaften und die internationale Zusammenarbeit in den erwähnten Angelegenheiten sowie die Regulierung des Gebrauches der Sprachen für den Unterricht in den von den öffentlichen Behörden geschaffenen, bezuschussten oder anerkannten Einrichtungen.<ref>Art. 127 [[Verfassung des Königreichs Belgien|Belgische Verfassung]]</ref>

Zum anderen steht ihr die Möglichkeit zu, gewisse Kompetenzen der Wallonischen Region auf ihrem Gebiet selbst auszuüben. Aus diesem Grund ist die Deutschsprachige Gemeinschaft ebenfalls zuständig für den Denkmal- und Landschaftsschutz (seit 1994), die Beschäftigungspolitik (seit 2000) die Gemeindeaufsicht und -finanzierung (seit 2005), Tourismus (seit 2014) und den Wohnungsbau, die Raumordnung und Aspekte der Energiepolitik (seit 2020).<ref>Art. 139 Belgische Verfassung</ref>

Die Deutschsprachige Gemeinschaft strebt im Zuge der künftigen Staatsreform die Ausgliederung des deutschen Sprachgebietes aus der Wallonischen Region und die Erhebung zum gleichberechtigten vierten belgischen Gliedstaat neben Flandern, Wallonien und Brüssel an.<ref>Parlament der DG: {{Webarchiv |url=http://www.dgparlament.be/PortalData/4/Resources/Datenbank/2009_2014/2010-2011_BR_83__65678_71189doc.pdf |wayback=20141113120120 |text=''Grundsatzerklärung des Parlaments zur Positionierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Prozess der Staatsreform vom 27. Juni 2011''}} (PDF; 270&nbsp;kB).</ref><ref>Vgl. hierzu [[Karl-Heinz Lambertz]] im Juni 2012: {{Webarchiv |url=http://www.dgregierung.be/PortalData/27/Resources/z_Legislatur_2009-2014/Dokumente/Artikel_Belgien_ein_Land_mit_Zukunft.pdf |wayback=20150109225116 |text=''Belgien, ein Land mit Zukunft?''}} (PDF; 58&nbsp;kB, S. 3): {{"|Ein Bundesstaatsmodell mit den vier Gliedstaaten Flandern, Wallonien, Brüssel und Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens liegt in der logischen Kontinuität der bisherigen Entwicklung und entspricht ohne Zweifel den vier institutionellen Realitäten, die sich seit dem Ende des Einheitsstaates in Belgien gefestigt haben und mit denen sich eine sehr große Mehrheit der jeweiligen Bevölkerung eng verbunden fühlt.}}</ref>

Seit September 2019 haben die Menschen der DG erweiterte politische Rechte, mehr als sonst in Europa, abgesehen von wenigen Gebieten der Schweiz. ''Bürger bekommen die Macht im deutschsprachigen Belgien'', titelt dazu [[De Standaard]]. ''In Eupen werden die Bürger bald ständig konsultiert'', meint [[Le Soir]]. Von einem ''ständigen Bürgerdialog'' spricht das [[Grenz-Echo]]. Das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft hat am 25. Februar 2019 einstimmig ein Dekret angenommen, welches den Bürgern künftig ein weitgehendes Mitspracherecht bei der Gestaltung von Tagespolitik einräumt.<ref>[https://brf.be/meinung/presseschau/1256330/ Bericht,] [[Belgischer Rundfunk]], 26. Februar 2019;
[https://www.foundationfuturegenerations.org/files/documents/news/20190226_dgpermanentcitizensassembly_pressrelease.pdf in Englisch] bei Foundation future generations</ref>

=== Legislative Gewalt ===
{{Hauptartikel|Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft}}

[[Datei:Eupen-Parlamentsgebäude der Deutschsprachigen Gemeinschaft (8).jpg|mini|Das neue Parlamentsgebäude am Eupener Kehrweg, welches Ende 2013 bezogen wurde]]
[[Datei:Eupen011 Version 2.jpg|mini|Haus Grand Ry, Regierungssitz (Eupen)]]
[[Datei:Hôtel De Brouckère.JPG|mini|Hôtel De Brouckère, [[Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens in Brüssel]]]]
[[Datei:Be Belgian Embassy 01.JPG|mini|Belgische Botschaft in Berlin, Sitz der [[Gemeinsame Delegation der DG, der Französischen Gemeinschaft und der Wallonischen Region in Berlin|Vertretung der DG in Berlin]]]]

Die gesetzgebende Gewalt (Legislative) bildet das ''Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft'', welches sich aus 25 Vertretern zusammensetzt, die für fünf Jahre direkt von der Bevölkerung gewählt werden.<ref>Art. 8&nbsp;ff. des Gesetzes vom 31. Dezember 1983 über institutionelle Reformen für die Deutschsprachige Gemeinschaft (''B.S.'' 18. Januar 1984)</ref> Für die [[Legislaturperiode]] 2019–2024 sieht die Besetzung des Parlamentes wie folgt aus:

{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe5"
! colspan="2" | Partei !! Sitze
|-
| style="background-color:#f18e00" | || [[Christlich Soziale Partei]] (CSP)
| style="text-align:right" | 6
|-
| style="background-color:#ee3439" | <span style="color:#FFFFFF; font-size: 150%; line-height: 100%;">•</span> || [[Parti Socialiste (Belgien)|Sozialistische Partei]] (SP)
| style="text-align:right" | 4
|-
| style="background-color:#014fa2" | <span style="color:#FFFFFF; font-size: 150%; line-height: 100%;">•</span> || [[Partei für Freiheit und Fortschritt]] (PFF)
| style="text-align:right" | 3
|-
| style="background-color:#f28b00" | <span style="color:#FFFFFF; font-size: 150%; line-height: 100%;">•</span> || [[ProDG]]
| style="text-align:right" | 6
|-
| style="background-color:#5aad39" | || [[Ecolo]]
| style="text-align:right" | 3
|-
| style="background-color:#f5c026" | || [[Vivant]]
| style="text-align:right" | 3
|-
| colspan="2" | '''Gesamt'''
| style="text-align:right" | '''25'''
|}
<small>Regierungsparteien sind mit einem Punkt (•) gekennzeichnet.</small>

Das PDG bestimmt einen Gemeinschaftssenator, der auf föderaler Ebene im [[Senat (Belgien)|Senat]] die Deutschsprachige Gemeinschaft vertritt.<ref>Die belgische Verfassung, Art. 67, §&nbsp;1, 5°</ref> Dieses Amt wird zurzeit von [[Alexander Miesen]] (PFF) wahrgenommen. Die legislativen Texte werden Dekrete genannt. Der Präsident des Parlaments war bis zu seinem Tod am 4.&nbsp;Januar 2013 [[Ferdel Schröder]] (PFF), sein Nachfolger wurde im Januar 2013 Alexander Miesen (PFF).<ref>{{Webarchiv | url=http://www.dgparlament.be/desktopdefault.aspx/tabid-3912/7022_read-40428/ | wayback=20140203044152 | text=''Alexander Miesen ist neuer Parlamentspräsident''.}} Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft</ref> Nach den Wahlen 2014 folgte Miesen der ehemalige Ministerpräsident der DG [[Karl-Heinz Lambertz]] (SP) nach.

Neben den 25 stimmberechtigten Abgeordneten gehören die deutschsprachigen Gewählten anderer Entscheidungsebenen (zurzeit eine [[Belgische Abgeordnetenkammer|Kammerabgeordnete]], ein Vertreter des [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlamentes]], zwei [[Wallonische Region|Regionalabgeordnete]] und sechs [[Provinz Lüttich|Provinzialratsmitglieder]]) dem Parlament mit beratender Stimme an.

=== Exekutive Gewalt ===
{{Hauptartikel|Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft}}

Die ausführende Gewalt (Exekutive) wird durch die ''Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft'' als [[Gubernative]] und das [[Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft]] Belgiens als [[Administrative]] ausgeübt. Gegenwärtig wird die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft durch eine Dreiparteien-Koalition aus ([[ProDG]], [[Parti Socialiste (Belgien)|SP]] und [[Partei für Freiheit und Fortschritt|PFF]]) gebildet. Der Regierung gehören vier [[Minister]] an:
* [[Oliver Paasch]] (ProDG): Ministerpräsident
* [[Isabelle Weykmans]] (PFF):  Ministerin für Kultur, Beschäftigung und Tourismus
* [[Antonios Antoniadis]] (SP): Vize-Ministerpräsident, Minister für Familie, Gesundheit und Soziales
* [[Harald Mollers]] (ProDG): Minister für Bildung und wissenschaftliche Forschung

{| class="wikitable"
|+ Ministerpräsidenten der Deutschsprachigen Gemeinschaft
|-
! Name !! Beginn der Amtszeit !! Ende der Amtszeit !! Partei
|-
| [[Bruno Fagnoul]] || 30. Januar 1984 || 11. November 1986 || [[Partei für Freiheit und Fortschritt|PFF]]
|-
| [[Joseph Maraite]] || 11. November 1986 || 6. Juli 1999 || [[Christlich Soziale Partei|CSP]]
|-
| [[Karl-Heinz Lambertz]] || 6. Juli 1999 || 30. Juni 2014 || [[Parti Socialiste (Belgien)|SP]]
|-
| [[Oliver Paasch]] || 30. Juni 2014 || amtierend || [[ProDG]]
|}
=== Partnerschaften ===
Die Deutschsprachige Gemeinschaft unterhält eine Partnerschaft mit dem Land [[Rheinland-Pfalz]].

== Wirtschaft und Tourismus ==
[[Datei:Hautes-Fagnes.jpg|mini|Die typische Vennlandschaft]]

Durch die DG führen diverse Rad- und Wanderwege des [[RAVeL-Netz]]es.

=== Eupener Land ===
Das [[Eupener Land]] im Norden weist mehrere Industrieschwerpunkte auf, erleichtert durch den Anschluss an das belgische Eisenbahnnetz und die nahe Verbindung zur [[Autobahn 3 (Belgien)|A3]]: [[Kabelwerk Eupen]], kunststoffverarbeitende Betriebe, Herstellung von Trockenfilzen für die Papierindustrie, Schokoladenherstellung, präzisionsmechanische Betriebe, Aluminiumverarbeitung, Steingruben, Speditionsunternehmen usw.

Touristische Sehenswürdigkeiten sind die von den Aachener Baumeisterern des Barock, [[Laurenz Mefferdatis]] und [[Johann Josef Couven]], entworfenen Gebäude sowie die [[Wesertalsperre]] in Eupen, das [[Stadtmuseum Eupen]], das [[Töpfereimuseum Raeren]], das [[Museum Vieille Montagne]] in Kelmis mit Informationen über Neutral-Moresnet und seinen [[Galmei]]minen sowie die [[Eyneburg]] in Kelmis. Zudem zeigt das [[IKOB – Museum für zeitgenössische Kunst]] mit stetig wechselnden Ausstellungen einen Querschnitt durch die Kunstszene der [[Euregio Maas-Rhein]] und darüber hinaus.

=== Belgische Eifel ===
Im Süden Ostbelgiens ist die Wirtschaft durch das nahe liegende [[Hohes Venn|Hohe Venn]] und die Waldgebiete der [[Belgische Eifel|belgischen Eifel]] vor allem durch Forst- und Landwirtschaft sowie zahlreiche [[Sägewerk]]e geprägt. Der Tourismus ist ebenfalls ein wichtiger Erwerbsfaktor in den Eifelgemeinden.

Touristische Anlaufpunkte sind hauptsächlich der [[Naturpark Hohes Venn-Eifel]], die mittelalterliche [[Burg Reuland]], die Stadt St. Vith, die [[Bütgenbacher Talsperre]], das [[Ouren (Burg-Reuland)#Europadenkmal|Europadenkmal]] am Dreiländerpunkt sowie die [[St.-Bartholomäus-Kapelle (Wiesenbach)|Kapelle Wiesenbach]] (9.&nbsp;Jahrhundert).

== Kultur ==
In den deutschsprachigen Gemeinden wird Karneval gefeiert, wobei dieser sich stark am [[Aachener Karneval]] orientiert.

Nach der Gründung im Jahre 1992 startete das ''[[OstbelgienFestival]]'' im Herbst 1993 in die erste erfolgreiche Saison. Das Konzept, zehn hochkarätige Konzerte über die ganze Region zu verteilen, kam sehr gut beim Publikum an. Eine wichtige Rolle spielte dabei auch die Idee, die gängigen Konzertsäle zu verlassen und akustisch wie architektonisch wertvolle Räume mit ihrem besonderen Ambiente einem breiteren Publikum zu öffnen. Inzwischen finden alljährlich 12 bis 17 Konzerte in der ganzen Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und in den angrenzenden Gemeinden Malmedy und Stavelot statt. Die künstlerische Leitung wird vom BRF-Musikredakteur Hans Reul wahrgenommen, Geschäftsführer war von 1993 bis 2011 Joseph Schroeder und ist seit 2012 Daniel Hilligsmann.

In Eupen wird seit 1991 von Chudoscnik Sunergia<ref>[http://sunergia.be/uber-uns/ sunergia.be]</ref> der Eupen Musik Marathon veranstaltet, bei dem Größen wie [[BAP]], [[Reamonn]], [[Beatsteaks]], [[Guano Apes]], [[Jupiter Jones]], [[Juli (Band)|Juli]] oder [[Rea Garvey]] aufgetreten sind. Zusätzlich werden über das Jahr verteilt weitere Veranstaltungen ausgerichtet, etwa das internationale Straßentheater-Festival „HAASte Töne?!“ in der Unterstadt.<ref>[http://sunergia.be/veranstaltungen/haaste-toene-3/ Homepage der Veranstaltung]</ref>

Alle zwei Jahre fand bis 2014 der [[Hergenrath]]er [[Hergenrath#Blumenkorso|Blumenkorso]] statt, ein Umzug mit blumengeschmückten Motivwagen, der in seinen Hochzeiten bis zu 20.000 Besucher anlockte.

Die Museumslandschaft in der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist ebenfalls sehr breitgefächert. Neben dem [[Stadtmuseum Eupen]] und dem [[Töpfereimuseum Raeren|Töpfereimuseum]] in Raeren gibt es mit dem [[IKOB – Museum für zeitgenössische Kunst]] ein weiteres Museum, dessen Ausstellungen national und international Beachtung finden.

== Medien ==
Die Deutschsprachige Gemeinschaft verfügt über ein breites Medienspektrum, wobei einige der nachgenannten Medien auch grenzüberschreitend in Deutschland empfangen werden. Umgekehrt werden in der DG auch zahlreiche bundesdeutsche Medien genutzt.

=== Zeitungen ===
* Die Tageszeitung [[Grenz-Echo]] der Grenz-Echo AG
* Die Wochenzeitung Wochenspiegel, ein [[Gratiszeitung|Gratisblatt]] für den Kanton Eupen
* Die Wochenzeitung Kurier-Journal, ein Gratisblatt für die Kantone St. Vith und Malmedy

=== Online-Medien ===
* Das Online-Angebot des [[Belgischer Rundfunk|Belgischen Rundfunks]]
* Das Online-Angebot des GrenzEchos
* Das Online-Magazin ''Ostbelgien Direkt'', das am 27. August 2012 startete und durch den ehemaligen GrenzEcho-Chefredakteur Gerard Cremer betrieben wird<ref>[http://brf.be/kultur/medien/447651/ “Ostbelgien Direkt” startet online]</ref>

=== Verlage ===
* Der Grenz-Echo Verlag der Grenz-Echo AG
* Der Verlag [[Pabst & Pesch]]
* Der Zeitschriften- und Buchverlag [[Krautgarten]] in St. Vith

=== Radiosender ===
In Ostbelgien gibt es eine reiche Palette an privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern.
Terrestrisch über UKW oder Digitalradio sind zu empfangen:

* Der öffentlich-rechtliche [[Belgischer Rundfunk|Belgische Rundfunk]] (BRF) mit zwei Radioprogrammen (BRF1 und BRF2)
* Das deutschsprachige Radioprogramm des größten belgischen Privatsenders [[Radio Contact|Radio Contact – Ostbelgien NOW]]
* Das schlager- und volksmusikorientierte Programm Radio Sunshine
* Das schlager- und [[Evergreen|oldieorientierte]] Programm [[Radio 700]]
* Auf die benachbarte [[Aachen]]er Region ausgerichtete Sender, die aus Lizenzgründen auf belgischem Gebiet stehen (vor allem [[100’5 Das Hitradio]] und ehemals auch [[Fantasy Dance FM]])

Im Internet sind zu empfangen:
* Der öffentlich-rechtliche [[Belgischer Rundfunk|Belgische Rundfunk]] (BRF) mit zwei Radioprogrammen (BRF1 und BRF2)
* Das schlager- und volksmusikorientierte Programm Radio Sunshine
* RTR Radio mit drei Spartenkanälen
<!--* Pur Radio 1, was aber aktuell (8.&nbsp;April 2014) nicht auf Sendung ist.-->

=== Fernsehprogramme ===
* Das Fernsehprogramm BRF TV des BRF
* Ein [[Offener Kanal|Bürgerfernsehen]]

== Bildung ==
Die [[Autonome Hochschule in der Deutschsprachigen Gemeinschaft]] in Eupen steht an der Spitze des deutschsprachigen Bildungs- und Ausbildungswesens.

== Sport ==
Mit dem Fußballverein [[KAS Eupen]] spielte in der Saison 2010/11 erstmals ein Verein aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens in der [[Pro League (Fußball, Belgien)|Pro League]], der höchsten Spielklasse Belgiens. In der Saison 2015/16 schaffte der Verein zum zweiten Mal den Aufstieg in die Erste Division. Die [[Roller Bulls Ostbelgien]] aus Sankt Vith spielen in der deutschen [[Rollstuhlbasketball-Bundesliga]]. Der [[HC Eynatten]] wurde mehrfach belgischer Meister und Pokalsieger im Handball.

Der ''Verband deutschsprachiger Turnvereine Belgiens'' ist u.&nbsp;a. in der Disziplin [[Rhönrad]] beteiligt am ''Euregiostützpunkt Rhönradturnen''.

== Trivia ==
In der [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischen]] [[Netflix]]-[[Comedy|Comedyserie]] [[Liste von Netflix-Serienproduktionen|Brews Brothers]] wird wiederholt, wenn auch teilweise fehlerhaft, auf die Situation der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Ostbelgien Bezug genommen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.insidehook.com/article/television/creators-the-league-great-american-beer-comedy-netflix-brews-brothers |titel="Brews Brothers" Is the Great American Beer Comedy We've Been Waiting For |werk=InsideHook |sprache=en-US |abruf=2022-03-08}}</ref>

== Siehe auch ==
{{Portal|Deutschsprachige Gemeinschaft}}
* [[Politisches System Belgiens]] und darin u.&nbsp;a.:
:* die [[Flämische Gemeinschaft]], die das niederländische Sprachgebiet sowie das zweisprachige Gebiet Brüssel-Hauptstadt umfasst
:* die [[Französische Gemeinschaft Belgiens|Französische Gemeinschaft]], die das französische Sprachgebiet sowie das zweisprachige Gebiet Brüssel-Hauptstadt umfasst
* [[Liste der Kulturdenkmale in der Deutschsprachigen Gemeinschaft]]

== Literatur ==
* [[Carlo Lejeune]], Christoph Brüll (Hrsg.): ''Grenzerfahrungen – Eine Geschichte der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.'' 5 Bde., davon zwei erschienen:
** Band 1: Villen, Dörfer, Burgen (Altertum und Mittelalter). Grenz-Echo Verlag, Eupen 2015, ISBN 978-3-86712-104-0.
** Band 5: Säuberung, Wiederaufbau, Autonomiediskussionen (1944–1973). Grenz-Echo Verlag, Eupen 2013, ISBN 978-3-86712-086-9.
* Carlo Lejeune, Andreas Fickers, Freddy Cremer: ''Spuren in die Zukunft. Anmerkungen zu einem bewegten Jahrhundert''. Lexis, Büllingen 2001, ISBN 90-806682-1-4
* Frank Berge, Alexander Grasse: ''Belgien – Zerfall oder föderales Zukunftsmodell? – Der flämisch-wallonische Konflikt und die Deutschsprachige Gemeinschaft''. Regionalisierung in Europa Band 3. Leske und Budrich, Opladen 2003, ISBN 3-8100-3486-X
* Hubert Jenniges: ''Hinter ostbelgischen Kulissen. Stationen auf dem Weg zur Autonomie des deutschen Sprachgebiets in Belgien (1968–1972)''. Grenz-Echo, Eupen 2001, ISBN 90-5433-148-8
* Katrin Stangherlin (Hrsg.): ''La Communauté germanophone de Belgique – Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens''. Coll. Projucit, Bruges, La Charte, 2005, ISBN 2-87403-137-2
* [[Selm Wenselaers]]: ''De laatste Belgen. Een geschiedenis van de Oostkantons''. Meulenhoff/Manteau, Antwerpen 2008, ISBN 90-8542-149-7
* Evelyne Mertens: ''Die Deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien''. In: [[Aus Politik und Zeitgeschichte]], 8, 2008, 18.&nbsp;Februar 2008 {{ISSN|0479-611X}} S. 3–5. [http://www1.bpb.de/publikationen/8FGXY3,0,0,Benelux.html online]
* Heinrich Rosensträter: ''Deutschsprachige Belgier. Geschichte und Gegenwart der deutschen Sprachgruppe in Belgien.'' Verlag Mainz, Aachen 1985
* Annette Gramß: ''Die deutsch-französische Sprachgrenze in Belgien. Eine soziolinguistische Studie links und rechts der Neutralstraße.'' VDM, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-8364-7524-2

== Weblinks ==
{{Commons|Deutschsprachige Gemeinschaft Belgien}}
{{Commonscat|German-speaking Community of Belgium|Deutschsprachige Gemeinschaft}}
* {{DNB-Portal|5175930-5}}
* [https://www.ostbelgienlive.be/ Webpräsenz der Deutschsprachigen Gemeinschaft]
* [https://www.ostbelgienstatistik.be/ Statistikportal der Deutschsprachigen Gemeinschaft]
* Kathrin Fischer: ''[http://www.michael-waibel.de/kus/euregio/emr99-21.htm Die Stellung und Rolle der deutschsprachigen Minderheit in Ostbelgien]''
* Petr Kokaisl, Pavla Kokaislová [https://www.researchgate.net/publication/306058488_Belgian_Germans_or_East-Belgians Belgian Germans or East-Belgians?] ''Journal of Social Research & Policy'', Vol. 6, Issue 1, July 2015
* Arvi Sepp: [http://www.inter-disciplinary.net/wp-content/uploads/2009/10/sepppaper.pdf ''Refusing to be the Other: Interculturality as ‘Belgitude’ in German-Speaking Minority Literature in Belgium''.] (PDF; 143&nbsp;kB) In englischer Version 2009. Über in deutsch geschriebene Literatur der Region. Mit Literaturverzeichnis.
* Alfred Strasser: [http://www.krautgarten.be/edition_gepaeck.htm ''Mit leichtem Gepäck. Eine Anthologie der ostbelgischen Gegenwartsliteratur.''] Edition Krautgarten 2007, Übersicht
* Oliver Zöllner: [http://www.research-worldwide.de/belgium.html ''Die „letzten Belgier“ sprechen Deutsch. Manifestationen kollektiver Identität in den belgischen Ostkantonen – ein Forschungstagebuch''.] (2012; work in progress)

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Gemeinschaften und Regionen in Belgien}}
{{Normdaten|TYP=k|GND=5175930-5|LCCN=n/91/37040|VIAF=145273217|REMARK=Siehe auch {{GND|4131593-5}} für das Geografikum „Ostbelgien“.}}

[[Kategorie:Deutschsprachige Gemeinschaft| ]]
[[Kategorie:Gemeinschaft Belgiens]]
[[Kategorie:Euregio Maas-Rhein]]
[[Kategorie:Deutschsprachige Minderheit|Belgien]]
[[Kategorie:Belgisch-deutsche Beziehungen]]