Quelltext der Seite Maulbeerfeige

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{{Taxobox
| Taxon_Name       = Maulbeerfeige
| Taxon_WissName   = Ficus sycomorus
| Taxon_Rang       = Art
| Taxon_Autor      = [[Carl von Linné|L.]]
| Taxon2_Name      = Feigen
| Taxon2_WissName  = Ficus
| Taxon2_Rang      = Gattung
| Taxon3_Name      = Maulbeergewächse
| Taxon3_WissName  = Moraceae
| Taxon3_Rang      = Familie
| Taxon4_Name      = Rosenartige
| Taxon4_WissName  = Rosales
| Taxon4_Rang      = Ordnung
| Taxon5_Name      = Eurosiden I
| Taxon5_Rang      = ohne
| Taxon6_Name      = Rosiden
| Taxon6_Rang      = ohne
| Bild             = Sycomoros old.jpg
| Bildbeschreibung = Maulbeerfeige (''Ficus sycomorus'')
}}
[[Datei:Ficus sycomorus - Stamm & Früchte.jpg|mini|Stamm und Früchte]]
[[Datei:Ficus sycomorus – Blätter.jpg|mini|Blätter]]
Die '''Maulbeerfeige''' (''Ficus sycomorus''), auch '''Adamsfeige''', '''Eselsfeige''' oder '''Sykomore''' genannt, ist ein im [[Levante|östlichen Mittelmeerraum]]<ref name="Urania Pflanzenreich 2000">Urania Pflanzenreich: ''Blütenpflanzen.'' 1, Urania, Berlin 2000, S. 139.</ref> und in [[Afrika]] weitverbreiteter [[Baum]] aus der Familie der [[Maulbeergewächse]] (Moraceae).

== Beschreibung ==
[[Datei:Sycamore fruits.jpg|mini|links|Maulbeerfeigen am Baum]]
Die Maulbeer-Feige ist ein [[Immergrüne Pflanze|halbimmergrüner]] [[Laubbaum]] mit einer großen ausladenden Krone und einem sehr dicken Stamm. Er erreicht Wuchshöhen von 15 bis über 45 Meter. Der Stammdurchmesser kann bis einiges über 2 Meter erreichen. Es werden manchmal auch kleinere [[Brettwurzel]]n oder Riffelungen gebildet. Die [[Borke]] ist relativ glatt und bräunlich bis gräulich, sowie teilweise abblätternd.

Die wechselständigen, relativ großen, kurz gestielten und ei- bis leicht herzförmigen, einfachen, rundspitzigen bis abgerundeten Laubblätter sind etwas rau und ganzrandig bis gekerbt oder gebuchtet. Die [[Nervatur]] ist meist dreizählig, die Nebenblätter sind abfallend. Ober- und unterseits sind die Blätter manchmal etwas behaart.

Die Maulbeerfeige ist einhäusig [[Monözie|monözisch]]. Anders als bei anderen Feigenarten wachsen die Früchte büschelig an kurzen Zweigen am Stamm und an den Hauptästen. Die Maulbeerfeigen sind mit einem Durchmesser von 5&nbsp;cm recht groß und im reifen Zustand gelblich-rot.

== Entwicklung der Fruchtstände ==
Die Fruchtstände von ''F.&nbsp;sycomorus'' entwickeln sich unterschiedlich. An ihrer Entwicklung und Reifung sind verschiedene Wespenarten beteiligt, die die Ausbildung des Fruchtstandes stimulieren.<ref name="Urania Pflanzenreich 2000" /> Ohne die Aktivität der [[Feigenwespen|Feigenwespe]] ''[[Ceratosolen arabicus]]'' kann die Pflanze keine Samen ausbilden, sie kommt aber nur in Afrika vor.<ref>J. Galil and  D. Eisikowitch: ''On the Pollination Ecology of Ficus Sycomorus in East Africa.'' In: ''Ecology.'' 49/2, 1968, 259–269, {{JSTOR|1934454}}.</ref><ref>T. J. Wright: ''Amos and the sycomore fig.'' In: ''Vetus Testamentum.'' 26/3, 1976, 362, {{JSTOR|1517304}}.</ref>

== Geschichte ==
=== Ägypten ===
Die [[Altes Ägypten|alten Ägypter]] pflanzten die Sykomore als Obst- und Schattenbaum an.<ref name="AFH">[[Annie Francé-Harrar]]: ''Die letzte Chance für eine Zukunft ohne Not'', München 1950, laut [http://www.ddbpage.net/btq Neudruck 2007] auf Seite 320 f.</ref> Ihr Holz nutzten sie für Möbel, Schiffe, Särge und Statuen. Den [[Milchsaft]] und die Früchte verwendeten sie als Heilmittel. Seit dem [[Altes Reich|Alten Reich]] um 2600&nbsp;v.&nbsp;Chr. wurde die Sykomore nahe [[Memphis (Ägypten)|Memphis]] als Liebesgöttin [[Hathor]] verehrt. [[Tamarisken]] und Maulbeerfeigen waren vor dem Grab von [[Pharao|König]] [[Mentuhotep II.]] in [[Deir el-Bahari]] gepflanzt.<ref>Alix Wilkinson: ''Symbolism and Design in Ancient Egyptian Gardens.'' In: ''[[Garden History]].'' 22, 1994, 1, 3.</ref> Die Sykomore wurde im Frühen [[Neues Reich|Neuen Reich]] als Himmelsbaum verehrt und galt als eine Erscheinungsform der Göttin [[Nut (ägyptische Mythologie)|Nut]], die den Toten Schatten, Wasser und Nahrung spendete.
Särge wurden, außer aus Zedernholz, gerne aus der Maulbeerfeige angefertigt.<ref>Nili Liphschitz, נילי ליפשיץ: ''Timber Analysis of 'En Gedi Wooden Coffins: A Comparative Study.''
בדיקות העץ של ארונות עין גדי: מחקר השוואתי, 'Atiqot /עתיקות 96 ,1996 ,86, {{JSTOR|23458346}}.</ref>

Bereits [[Theophrastos von Eresos|Theophrast]] berichtet, dass die Maulbeerfeige in Ägypten keine fruchtbaren Samen produziert und dass die dortigen Bauern sie über [[Steckling]]e vermehrten.<ref>J. Galil and  D. Eisikowitch: ''On the Pollination Ecology of Ficus Sycomorus in East Africa.'' In: ''Ecology.'' 49/2, 1968, 260, {{JSTOR|1934454}}.</ref> Es ist unklar, ob die [[Gallwespe]] ''Ceratosolen arabicus'' nach der Einwanderung der Maulbeerfeige ausstarb oder ob der Baum in Form von Samen oder Ablegern durch Menschen nach Norden gebracht wurde.

=== Levante ===
Im [[Altes Testament|Alten Testament]] wird der Maulbeerfeigenbaum erwähnt (''Shiqmah'' {{Bibel|Ps|78|47}}). Laut der Bibel wurde er in [[Palästina (Region)|Palästina]] zuerst in der [[Schefela]] angebaut {{Bibel|1 Kön|10|27}}. Für diese Pflanzungen in der Schefela gab es zu Zeiten [[David]]s einen königlich bestellten Verwalter ({{B|1 Chr|27|28}}).<ref>Fritz Rienecker, Gerhard Maier: ''Lexikon zur Bibel''. Brockhaus, Wuppertal 1998, Lemma ''Maulbeerbaum, Maulbeerfeige''.</ref> Berichtet wird auch vom Propheten [[Amos]] ({{B|Am|1|1}}), der ein Hirte war und Maulbeerfeigenbäume anbaute. Amos wird auch als Maulbeerfeigen-Ritzer (''Boleß'' ({{BB|Am|7|14}})) beschrieben: Mit dem Ritzen der Früchte lässt sich nach Theophrast die Reifung und der Geschmack verbessern.<ref>T. J. Wright: ''Amos and the sycomore fig.'' In: ''Vetus Testamentum.'' 26/3, 1976, 363, {{JSTOR|1517304}}.</ref>

Archäologisch ist die Maulbeerfeige zuerst in [[eisenzeit]]lichen Schichten aus [[Askalon]] nachgewiesen.<ref>Suembikya Frumin, Aren M. Maeir, Liora Kolska Horwitz, Ehud Weiss: ''Studying ancient anthropogenic Impacts on current floral Biodiversity in the Southern Levant as reflected by the Philistine Migration.'' In: ''Nature, Scientific Reports.'' 5, 2015, 13308, [[doi:10.1038/srep13308]].</ref> Das Holz der Maulbeerfeige ist in [[Mo'a]], [[En Gedi]] (Gräber 5 und 6) und [[Masada]] nachgewiesen.<ref>Nili Liphschitz: ''Timber Analysis of Household Objects in Israel: A comparative Study.'' In: ''Israel Exploration Journal.'' 48, 1/2, 1998, 86, {{JSTOR|27926500}}.</ref> Es wurde für Behälter, Stöpsel und Haarnadeln<ref>Nili Liphschitz: ''Timber Analysis of Household Objects in Israel: A comparative Study.'' In: ''Israel Exploration Journal.'' 48, 1/2, 1998, 86, {{JSTOR|27926500}}.</ref> sowie für Särge<ref>Nili Liphschitz, נילי ליפשיץ: ''Timber Analysis of 'En Gedi Wooden Coffins: A Comparative Study.''
בדיקות העץ של ארונות עין גדי: מחקר השוואתי. 'Atiqot /עתיקות 95, 1996 , 86, {{JSTOR|23458346}}.</ref> verwendet.

Bei [[Lukas (Evangelist)|Lukas]] im [[Neues Testament|Neuen Testament]] klettert der kleinwüchsige Zöllner [[Zachäus]] auf einen Maulbeerfeigenbaum, um [[Jesus von Nazaret|Jesus]] bei dessen Besuch [[Jericho]]s in der Menschenmenge besser sehen zu können {{Bibel|Lk|19|1–10}}.

=== Verwechslung mit anderen Pflanzen ===
Im Gleichnis in {{Bibel|Lk|17|6}} geht es um einen [[Schwarze Maulbeere|Baum der schwarzen Maulbeere]], dem die zwölf Apostel hätten befehlen können, sich zu entwurzeln und ins Meer zu pflanzen. Das wurde in einigen Bibelübersetzungen fälschlicherweise als „Maulbeerfeigenbaum“ übersetzt. Auf [[Griechische Sprache|griechisch]] sind das zwei verschiedene Wörter für verschiedene [[Baum|Bäume]]. Auf [[Hebräische Sprache|hebräisch]] gibt es diesen Unterschied nicht. Im englischen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung ''sycamore tree'' auch für Arten des [[Ahorn]]s (v.&nbsp;a. des [[Bergahorn]]s (''Acer pseudoplatanus'')) oder von [[Platanen]] (z.&nbsp;B. ''[[Platanus occidentalis]]'') verwendet. Dadurch entstehen gelegentlich Übersetzungsfehler.

== Verbreitung ==
[[Datei:Zasieg ficus sycomorus distribution.png|mini|Verbreitung des Maulbeerfeigenbaums]]
Der Maulbeerfeigenbaum ist im [[Subtropen|subtropischen]] Afrika südlich der Sahara verbreitet. Das Vorkommen reicht von Südafrika bis in den [[Sudan]], [[Äthiopien]], [[Eritrea]] und [[Jemen]].<ref>J. Galil and  D. Eisikowitch: ''On the Pollination Ecology of Ficus Sycomorus in East Africa.'' In: ''Ecology.'' 49/2, 1968, 260, {{JSTOR|1934454}}.</ref>

== Trivialnamen ==
Die Maulbeerfeige hat bzw. hatte folgende deutschen [[Trivialnamen]]: Ägyptischer Feigenbaum, Wilder Feigenbaum, Pharaofeigen, Wemernod und Wemernot.<ref>[[Georg August Pritzel]], [[Carl Jessen]]: ''Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze.'' Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 152, ([http://archive.org/stream/diedeutschenvol00pritgoog#page/n171/mode/2up online]).</ref>

== Literatur ==
* Karin Dzionara: ''Der Garten im alten Ägypten.'' In: Hans Sarkowicz (Hrsg.): ''Die Geschichte der Gärten und Parks.'' Insel, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-458-34423-3.

== Weblinks ==
{{Commons|Ficus sycomorus|Maulbeerfeige (''Ficus sycomorus'')}}
* {{WestAfricanPlants|Ficus sycomorus}}
* [http://www.figweb.org/Ficus/Subgenus_Sycomorus/Section_Sycomorus/Subsection_Sycomorus/Ficus_sycomorus_sycomorus.htm ''Ficus sycomorus sycomorus'' Linnaeus 1753] bei figweb.org (engl.)
* [http://www.baumkunde.de/Ficus_sycomorus/ ''Maulbeerfeige''] bei Baumkunde.de.

== Einzelnachweise ==
<references />

{{SORTIERUNG:Maulbeerfeige}}
[[Kategorie:Baum]]
[[Kategorie:Maulbeergewächse]]