Quelltext der Seite Nachala

[[Datei:Jahrzeittafel.jpg|mini|Jahrzeittafel, frühes 20. Jahrhundert, in der Sammlung des [[Jüdisches Museum der Schweiz|Jüdischen Museums der Schweiz]].]]
'''Nachala''' ({{heS|נחלה&lrm;|Erbe, Vermächtnis}}) ist die Bezeichnung für den Gedenktag, an dem sich nach dem [[Jüdischer Kalender|jüdischen Kalender]] der Todestag eines nahen Verwandten jährt. Umgangssprachlich sind zwei andere Bezeichnungen geläufig, nämlich „'''Jahrzeit'''“ ({{yiS|יאָרצײַט&lrm;}}) im [[Aschkenasim |aschkenasischen]] Raum und „'''Meldado'''“, ein [[Judenspanisch|Ladino]]-Wort, das im {{he|סְפָרַדִּים&lrm;|[[Sephardim|sefardischen  Judentum]]}} in Gebrauch ist. In einer Synagoge gibt es vielfach eine Gedenktafel für verstorbene Mitglieder, in der ein elektrisches Jahrzeitlicht am wiederkehrenden  Todestag brennt.<ref>[https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/nachala/ Nachala], Jüdische Allgemeine, 17. März 2014. Abgerufen am 10. März 2021.</ref> Jahrzeittafeln werden sowohl in Synagogen wie auch im privaten Kontext genutzt. Dort wird das Sterbedatum einer Person (manchmal auch von zweien) nach dem jüdischen Kalender für die nächsten Jahre aufgelistet, diese dienen dann den Familien zur Übersicht, wann die nächste Jahrzeit sein wird. Meistens sind die Tafeln vorgedruckt und werden sekundär für eine Person adaptiert (Name und Sterbedatum). 

Das Begehen der Nachala ist die Erfüllung des Gebots der Ehrung von Vater und Mutter (4. Gebot), das selbst nach deren Tod weiterbesteht. Es ist ferner üblich, für Geschwister, Ehegatten, Kinder und weitere nahestehende Personen die Jahrzeit zu begehen. Zu diesem Anlass haben sich diverse {{he|מנהגים&lrm;|[[Minhag (Judentum)|Minhagim]]}}, Bräuche, entwickelt. Hierzu gehört das Entzünden einer Jahrzeit- oder Seelenkerze, die am Vorabend des Jahrzeit-Tages entzündet wird und 24 Stunden lang brennen soll. Dieser Brauch beruht auf dem Vers „Ein Licht des Ewigen ist des Menschen Seele“ ([[Buch der Sprichwörter|Mischle]] 20,27), wobei [[Docht]] und [[Flamme]] bildlich für [[Menschlicher Körper|Körper]] und [[Seele]] des Menschen stehen. 
[[Datei:Paris Cimetiere du Montparnasse candle and Hebrew inscription Proverbs 20 27.JPG|mini|Jahrzeitkerze in einem Grabstein; Inschrift:<br />{{he|נֵר יְהוָה נִשְׁמַת אָדָם&lrm;|„Der Geist des Menschen ist die Kerze des Herrn“}} ({{B|Spr|20|27}}); {{he|יהי זכרך ברו&lrm;|Möge sein Andenken gesegnet sein}}]]
Derjenige, der für seine verstorbenen Verwandten betet, soll eine [[Synagoge]] besuchen, um im vorgeschriebenen [[Minjan]], einem Quorum von mindestens zehn Juden, das [[Kaddisch]] laut aufzusagen. Ferner kann er dort das [[Schacharit]] (Morgengebet), das [[Mincha]] (Nachmittagsgebet) und das [[Maariw (Judentum)|Ma’ariv]] (Abendgebet) beten. Es werden {{he|צְדָקָה&lrm;|[[Zedaka]]}}, Spenden für Bedürftige, im ehrenden Andenken an den Verstorbenen gegeben. Am Jahrestag des Todes des Verwandten wird sein Grab besucht, (wenn der Tag jedoch auf einen [[Sabbat|Schabbat]] oder [[Liste jüdischer Feste|Festtag]] fällt, am Tag zuvor oder danach). Auf dem [[Mazewa]] ({{he|מַצֵּבָה&lrm;|Grabstein}}) wird beim Besuch traditionell ein kleiner Stein abgelegt (in Erinnerung an die Grabsteinsetzung). In [[Orthodoxes Judentum|orthodoxen Kreisen]] wird an dem Tag gefastet oder zumindest auf Wein und Fleisch verzichtet.<ref>[https://jewishencyclopedia.com/articles/8501-jahrzeit Jahrzeit], Jewish Encyclopedia. Abgerufen am 10. Märze 2021.</ref>

== Siehe auch ==
* [[Jüdische Bestattung]]
* [[Jiskor]]
* [[Jahrzeit]]
{{Commons|Category:Jewish grave candles}}

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Feste und Brauchtum (Judentum)]]
[[Kategorie:Tod (Judentum)]]