Quelltext der Seite St. Matthias (Jork)

{{Coordinate |article=/|map=right|maplevel=adm1st|NS=53.53194 |EW=9.68085 |type=landmark |region=DE-NI|name=St. Matthias}}
[[Datei:St. Matthias-Kirche (Jork)-msu-1648-.jpg|mini|St. Matthias]]
'''St. Matthias''' ist eine [[evangelisch-lutherische Kirche]] im [[Niedersachsen|niedersächsischen]] [[Jork]] im [[Landkreis Stade]]. Sie liegt von Kanälen umgeben auf einer alten [[Wurt]] unmittelbar im Ortszentrum. Sie ist mit einem Hauptgebäude von 40&nbsp;m Länge und 14&nbsp;m Breite eine der größten Kirchen im [[Altes Land|Alten Land]]. Die Kirchengemeinde gehört zum [[Kirchenkreis Stade]] im [[Sprengel Stade]] der [[Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers|Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers]].

== Geschichte und Bau der Kirche ==
Das [[Kirchspiel]] Jork wird zuerst 1221 in einer Urkunde des [[Liste der Bischöfe von Verden|Verdener Bischofs]] [[Iso von Wölpe]] erwähnt. Seit dieser Zeit gibt es sicher eine Kirche in Jork, die allerdings mehrfach umgebaut oder erneuert wurde. Nachweisbar ist ein Schreiben aus dem Jahr 1586, in dem der baufällige Zustand beklagt und empfohlen wird, dass die Bausubstanz von Kirche und Küsterei „gründtlich an die Handt genommen“<ref>Zitiert in {{Literatur | Autor=Hannelore Bitter-Wirtz| Titel=Kirchen im Alten Land | Verlag=Zeitungsverlag Krause | Ort= Stade| Jahr=1985|Auflage=2. |  Seiten=28}}</ref> wird. Diese grundlegende Erneuerung fand dann aber erst in zwei Abschnitten 1664 und 1709 statt. Der Westteil bis zur Kanzel ist der ältere der beiden Teile, der östliche Teil mit dem dreiseitigen [[Chor (Architektur)|Chor]] der jüngere. Das [[Kirchenschiff]] ist aus [[Backstein]] gemauert und als [[Saalkirche]] ausgeführt.

Der stark verfallene Westgiebel musste 1931 renoviert werden

== Ausstattung ==
Über die komplette Länge des Innenraums spannt sich eine hölzerne [[Tonnengewölbe|Tonnendecke]], deren blaue Farbe das [[Himmelsblau|Blau des Himmels]] darstellen soll und die mit goldenen Blechsternen verziert ist. Die Anzahl der Sterne sollte zur Erbauungszeit der Anzahl der [[Psalmen]] entsprechen. Der Raum wirkt großzügig und weiträumig, da die Wände in Weiß gehalten sind und es keine vollständigen seitlichen [[Empore]]n gibt. Nur die [[Prieche]] der Familie von Haaren und die Kanzel mit ihrem Schalldeckel ragen in den Innenraum hinein.

Das reich mit Schnitzereien verzierte Kirchengestühl stammt aus dem 17. Jahrhundert. An den Türen zu den einzelnen Kirchenbänken finden sich sehr viele unterschiedliche Motive als Glückszeichen, z.&nbsp;B. Sonnen, Rosetten oder Bäume. Darunter ist auch ein Motiv mit heidnischem Hintergrund: weidende Hirsche in einer Laubkrone. An den Stuhlwangen sind die Namen der früheren Mieter eingeschnitzt. Im Altarraum lassen sich die Sitzflächen der Bänke so verstellen, dass ihre Nutzer während der [[Predigt]] ungehindert zur [[Kanzel]] sehen können. Durch Verzierungen weiter hervorgehoben sind das [[Jurat]]engestühl, in dem der Kirchenvorstand saß, der Predigerstuhl, der heute als [[Sakristei]] dient und der Stuhl für die Ehefrau des Predigers.

Die reich verzierte Kanzel von 1664 ist zusammen mit dem [[Kanzeldeckel]] eine Stiftung der ortsansässigen Familie von Haaren, die im 17. Jahrhundert häufig den Inhaber des [[Greve (Amt)|Amtes des Gräfen]] im Alten Land stellte.

Ein auffälliges Einzelstück ist der 8&nbsp;m hohe [[Barock|spätbarocke]] [[Altar]] von 1710. Als Hersteller wird Johann Rinck genannt, Stifter war das aus Jork stammende Ehepaar Claus und Anna Schuback, das als Gegenleistung einen Ehrenplatz in der Kirche, den heute noch als besonders verziert erkennbaren Platz vorne rechts, und eine Grabstätte in der Nähe des Altars zugesprochen bekam. Auf dem Altar sind im unteren Teil das [[Abendmahl Jesu|Letzte Abendmahl]] als Gemälde, die [[Kreuzigung Christi|Kreuzigung]] als geschnitzte zentrale Szene und die [[Jesus von Nazaret#Grablegung|Grablegung]] ebenfalls als Holzrelief im oberen Teil dargestellt. Die drei Szenen werden von Figuren der vier [[Evangelist (Neues Testament)|Evangelist]]en umringt und nach oben durch eine Darstellung der [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]] abgeschlossen.

Das schlichte steinerne [[Taufbecken]] stammt von 1791 und wurde im 20. Jahrhundert um Taufschale und Deckel aus [[Messing]] ergänzt.

Im Mittelgang liegen noch einige der Grabplatten von den früher üblichen Bestattungen im Kirchenboden. Die Kirche verfügt über silbernes Abendmahlsgerät und silberne Altarleuchter aus dem 18. Jahrhundert. Ursprünglich besaß die Kirche drei große [[Kronleuchter]], von denen heute noch einer vorhanden ist, die zwei anderen wurden während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] zu Rüstungszwecken eingeschmolzen.

Die Orgelempore ist mit 31 Bildern aus dem frühen 18. Jahrhundert geschmückt, die unterschiedliche Szenen aus dem Alten und Neuen Testament darstellen. Für diese Bilder dienten häufig Illustrationen des Kupferstechers [[Matthäus Merian]] als Vorbild. Darüber hinaus gibt es im Innenraum fünf [[Porträt]]s. Vier zeigen Pastoren: Franciscus Fexerus, zu dessen Amtszeit der Bau der heutigen Kirche begann, Clemens Diekmann, während dessen Amtszeit der Bau vollendet wurde, seinen Nachfolger Johann Samuel Büttner und ein von [[Richard Eggers]] gemaltes Porträt des letzten [[Superintendent]]en des Alten Landes, Franz Bernhard Focken. Ein deutlich kleineres Bild neben der Kanzel zeigt den Kaufmann [[Johannes Schuback]], der in der Mitte des 18. Jahrhunderts umfangreiche Spenden an die Gemeinde leistete.
<gallery>
Jork-st.matthias04.jpg|Verzierte Eingangstür
Jork St. Matthias Kirchenschiff.jpg|Kirchenschiff mit Orgelempore
Jork St. Matthias Kanzel.jpg|Kanzel
Jork St. Matthias Altar.jpg|Altar
Jork-st.matthias03.jpg|Kronleuchter der Kirche
</gallery>

== Orgel ==
[[Datei:Jork Matthiaskirche Orgel (01).JPG|mini|[[Prospekt (Orgel)|Orgelprospekt]] mit [[Rückpositiv]]]]
Die Orgel hat eine bewegte Baugeschichte<ref>{{Internetquelle|url=https://www.orgel-information.de/Orgeln/j/jk-jo/Jork_St_Matthias.html |titel=Baugeschichte und Dispositionen |abruf=2019-10-18}}</ref><ref>[https://www.kirche-jork.de/Kirche/Orgel Darstellung der Orgel] mit Klangproben auf der Website der Kirchengemeinde. Abgerufen am 18. Oktober 2019.</ref> hinter sich und besteht in Teilen ([[Prospekt (Orgel)|Prospekt]] und Prospektpfeifen) noch aus Materialien von [[Arp Schnitger]]. Wie sich aus Rechnungen nachweisen lässt, besaß die Kirche bereits im 16. Jahrhundert eine Orgel, über die allerdings sonst nichts bekannt ist. 1679 erstellte Schnitger eine Orgel, die er 1709 durch seinen Gesellen [[Nikolaus Stöver]] umfangreich umbauen ließ. Es folgten mehrere Reparaturen durch verschiedene Orgelbauer: 1764 [[Marcus Hinrich Petersen]], 1772 [[Johann Paul Geycke]], 1789, 1807 und 1834/1835 die [[Stade]]r [[Johann Georg Wilhelm Wilhelmy|Orgelbauerfamilie Wilhelmy]]. 1914 erfolgte ein vollständiger Neubau im alten Gehäuse durch die Firma [[Faber & Greve]], dieser wurde 1978 durch [[Rudolf Janke]] renoviert. Anfang der 1980er-Jahre entschloss man sich, wieder näher zur ursprünglichen Schnitgerschen [[Disposition (Orgel)|Disposition]] zurückzukehren und beauftragte [[Alfred Führer]] mit einem entsprechenden Neubau. Der alte Prospekt wurde auch hier wieder erhalten, 1999 änderte Führer die Disposition ein weiteres Mal geringfügig.

Die heutige Disposition lautet:<ref>[http://www.orgbase.nl/scripts/ogb.exe?database=ob2&%250=2012457&LGE=DE&LIJST=lang Eintrag] in der Orgeldatenbank ''orgbase.nl''. Abgerufen am 30. Juni 2016.</ref>
{| cellspacing="24" cellpadding="18" style="border-collapse:collapse;"
| style="vertical-align:top" |
{|
|colspan="3"| '''I Hauptwerk''' C–f<sup>3</sup>
----
|-
| 1. || Prinzipal<sup>S</sup> || 8′
|-
| 2. || Rohrflöte|| 8′
|-
| 3. || Oktave|| 4′
|-
| 4. || Spitzflöte || 4′
|-
| 5. || Nasat|| {{Bruch|2|2|3}}′
|-
| 6. || Oktave || 2′
|-
| 7. || Mixtur V ||
|-
| 8. || Trompete{{0}} || 8′
|}
| style="vertical-align:top" |
{|
|colspan="3"| '''II Rückpositiv''' C–f<sup>3</sup>
----
|-
| {{0}}9. || Gedackt || 8′
|-
| 10. || Prinzipal<sup>S</sup> || 4′
|-
| 11. || Rohrflöte || 4′
|-
| 12. || Waldflöte || 2′
|-
| 13. || Quinte || {{Bruch|1|1|3}}′
|-
| 14. || Sesquialtera II{{0}} ||
|-
| 15. || Scharff IV ||
|-
| 16. || Dulcian || 8′
|}
| style="vertical-align:top" |
{|
|colspan="3"| '''Pedal''' C–f<sup>1</sup>
----
|-
| 17. || Prinzipal<sup>S</sup>|| 16′
|-
| 18. || Oktave || {{0}}8′
|-
| 19. || Oktave || {{0}}4′
|-
| 20. || Mixtur IV ||
|-
| 21. || Posaune || 16′
|-
| 22. || Trompete{{0}} || {{0}}8′
|}
|}
<sup>S</sup>: Noch vorhandene Prospektpfeifen von Arp Schnitger

* ''[[Koppel (Orgel)|Koppeln:]]'' I/II, I/P
* [[Zimbelstern]]
* [[Tremulant]]

== Glocken und Turm ==
Die Glocken befinden sich in einem heute mit [[Schiefer]] [[Schieferdeckung|gedeckten]] hölzernen [[Glockenstapel|Glockenturm]] von 1685. Diese Jahreszahl findet sich auf der [[Wetterfahne]]. Der 35&nbsp;m hohe Turm ist zwar vom Kirchenschiff baulich getrennt, wurde aber ohne nennenswerte Freifläche direkt neben dieses gebaut. Die gesamte Konstruktion wurde zuletzt 1998 bis 1999 vollständig renoviert.

== Siehe auch ==
* [[Liste der Baudenkmale in Jork]]

== Literatur ==
* {{Literatur | Autor=[[Ralf Lange]]| Titel=Architektur in Hamburg | Verlag=[[Junius Verlag]] | Ort= Hamburg | Jahr=2008 | ISBN=978-3-88506-586-9 | Seiten=317f}}
* {{Literatur | Autor=Hannelore Bitter-Wirtz| Titel=Kirchen im Alten Land | Verlag=Zeitungsverlag Krause | Ort= Stade| Jahr=1985|Auflage=2. |  Seiten=28–31 }}
* ''JORK. Ev. Kirche St. Matthias.'' In: [[Georg Dehio]]: ''[[Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler]]. Bremen Niedersachsen.'' Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1992, ISBN 3-422-03022-0, S. 787f.

== Weblinks ==
{{Commonscat|St. Matthias-Kirche (Jork)}}
* [http://www.kirche-altes-land.de/pages/jork/index.html Website der Kirfchengemeinde]
* [https://denkmalatlas.niedersachsen.de/viewer/metadata/30921632/2/-/ ''St. Matthias-Kirche''] im [[Denkmalatlas Niedersachsen]]
* [http://www.kirche-altes-land.de/pages/jork/kirchengemeinde___geschichte___historie/geschichte/index.html Geschichte der Kirche] auf der Website der Gemeinde

== Einzelnachweise ==
<references />

{{SORTIERUNG:Matthias #St}}
[[Kategorie:Jork]]
[[Kategorie:Baudenkmal im Landkreis Stade|Jork]]
[[Kategorie:Erbaut im 17. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Stade|Jork]]
[[Kategorie:Kirchengebäude des Kirchenkreises Stade|Jork]]
[[Kategorie:Disposition einer Orgel|Jork]]
[[Kategorie:Matthiaskirche|Jork]]