Benutzer:AntonWilli/Auswandererhallen Hamburg
Die Auswandererhallen in Hamburg-Veddel sind ein im Jahre 1901 eingeweihter und bis ins Jahr 1907 erweiterter Gebäudekomplex, der unter der Leitung des Generaldirektor Albert Ballin für die Unterbringung der Auswanderer vor ihrer Einschiffung gebaut wurde. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Auswanderung über die Hamburger Auswandererhallen zu einem systematischen und kommerziellen Unternehmen, an dem wesentlich der damalige Generaldirektor der HAPAG beitrug.
Geschichte
Ab 1837 begann Hamburg die Auswanderung nach Bremer Vorbild zu organisieren. Mit dem „Norddeutschen Lloyd“, als erste regelmäßige Dampfschiffverbindung zwischen Deutschland und den USA, war Bremen der wichtigste Auswandererhafen für deutsche Emigranten[1] vor der Expansion des Hamburger Auswanderungsgewerbe. Alsbald erkannte Hamburg die Vorteile der Auswandererbeförderung für die städtische Wirtschaft und organisierte das Auswandererwesen neu. 1898 sollten die ursprünglichen Auswandererbaracken abgerissen werden, da die Stadt Hamburg aufgrund einer geplanten Erweiterung des Hafens, den Grund, auf dem die Auswanderergebäude standen, benötigte. An dieser Stelle ergriff Albert Ballin seine Chance, seine schon 1893 entwickelten Pläne für den Bau einer großen Auswandereranlage zu verwirklichen. Als Alternative stellte die Stadt für den Bau der neuen Auswandererhallen zunächst ein Gelände von ca. 25.000 m² zur Verfügung. Die Lage auf der Veddel erfüllte alle Ansprüche der HAPAG sowie der Stadt Hamburg. Durch die entsprechende Lage des Gebäudekomplexes war es möglich, dass die Auswanderer mit Zügen direkt bis zu den Auswandererhallen gelangen, dort versorgt und bei ihrer Abreise ohne Kontakt zu dem Bewohnern der Hamburger Innenstadt zu den Schiffen gebracht werden.
Bereits 1908 hatte die HAPAG sich verpflichtet, die Auswandererhallen im Kriegsfall in ein Marinelazarett umzuwandeln. Nach dem Abmarsch der ersten deutschen Truppen, vor Beginn des ersten Weltkriegs, wurden die Auswandererhallen von der Marineverwaltung am 2. August 1914 übernommen.[2] Durch politische Veränderungen, die der Krieg mit sich brachte, passte die HAPAG sich den veränderten Bedingungen an und baute die Auswandererhallen 1924 zum „Überseeheim“ um. Das wiederaufgenommene Auswanderergeschäft wurde im Laufe der Zeit immer unrentabler – im Jahr 1924 wurden lediglich noch 20.000 Personen untergebracht. 1934 wurde das „Überseeheim“ geschlossen.[1] Im gleichen Jahr übergab die HAPAG einen wesentlichen Teil des Gebäudekomplexes an die Stadt Hamburg und an die SS-Standarte „Germania“, welche in das „Überseeheim“ einzog. Am 1. November 1934 übernahm die SS die Auswandererhallen vollumfänglich – dies markiert das Ende der Auswanderung über die Auswandererhallen in Hamburg-Veddel. Nach der Besetzung durch die SS 1938 wurden auf dem Gelände der Hallen Straßenbaupläne der Stadt Hamburg umgesetzt, wozu der Abriss mehrere Gebäude des Auswanderergeländes vonnöten war. Die verbliebenen Gebäude wurden zu Hamburgs größtem Kriegsgefangenenlager im dem zeitweise bis zu 2000 französische, belgische, polnische, serbische und sowjetische Kriegsgefangene lebten. Nach Kriegsende wurden die Auswandererhallen von der britischen Besatzung beschlagnahmt. Bis in die 2000er Jahre wurden die verbliebenen Gebäude für unterschiedlichste Zwecke genutzt. 2007 wurde das Auswanderermuseum Hamburg „BallinStadt“ auf dem Gelände der damaligen Auswandererhallen eingeweiht.
Unterkunft
Der Neubau der Auswandererhallen in Hamburg-Veddel stellte auch hinsichtlich hygienischer Gesichtspunkte eine wesentliche Neuerung dar. Den Auswanderern standen große Desinfektions- und Baderäume und saubere und luftige Schlafräume zur Verfügung; zur Eindämmung von Seuchen gab es einen abgetrennten Quarantänebereich. Es konnten etwa 2.0006 Personen versorgt und untergebracht werden.
Rolle der HAPAG
Den gesamten Prozess der Auswanderung – von der Ankunft in den Auswandererhallen in Hamburg bis zum Erreichen des Zielhafen – hatte die HAPAG unter ihrer Kontrolle. Ballin sorgte für die Aufhebung der Grenzsperren und ermöglichte die Überfahrt aufgrund des Konkurrenzdrucks zu billigen Preisen. Durch die Kommerzialisierung der Auswanderung durch die HAPAG wuchs die Zahl der Emigranten stetig an. Von 1871 bis 1876 wanderten etwa 40.000 Emigranten jährlich – davon 32.000 Deutsche - nach Amerika aus. Dreißig Jahre später, von 1901 bis 1906 stieg die Zahl des Gesamtvolumens der Amerikatransporte auf jährlich 120.0007 [ davon 17.000 deutscher Nationalität und etwa 53.000 aus Russland und Österreich-Ungarn] Emigranten an. Der Auswandererstrom des frühen 20. Jahrhunderts bildete zu jener Zeit die Existenzgrundlage etlicher transatlantischer Schifffahrtslinien. Durch ihre geografische Lage begünstigt, gelang es den beiden Reedereien „Norddeutscher Lloyd“ in Bremen und der 1847 gegründeten „Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft“ den Großteil dieser Massentransporte an sich zu binden. Durch die Indienststellung der damals weltgrößten Dampfschiffe „Imperator“ und „Vaterland“ war es der HAPAG möglich, bis zu 1800 Auswanderer mit jeder Überfahrt nach Amerika zu transportieren.