Taubenkasten

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Taubenhöhlen (links oben) und Taubenkasten (rechts unten)
(Illustration von 1886 bei Bruno Dürigen)

Taubenkästen und Taubenhöhlen sind anstelle eines Taubenschlages an der Wand des Hauses oder Stalles hängende Nistkästen für Haustauben.[1]

Heute werden gelegentlich Flugkästen[2] und Transportkisten für Tauben[3] vereinfachend als „Taubenkasten“ bezeichnet. Mitunter sind auch Taubenhäuser gemeint.[4]

Beschreibung

Gottlob Neumeister beschreibt Taubenkästen als „Behälter, die länglich viereckig aus Brettern zusammengeschlagen, an den Wänden reihenweis[e] übereinander befestigt werden und mit Fluglöchern und Trittbrettern versehen sind, wobei die Mauer oder Wand die Stelle der Rückwand vertritt.“ Eine Reihe Taubenkästen war gewöhnlich dreißig Zentimeter hoch, ein einzelnes Fach sechzig Zentimeter breit. In der Mitte des Kastens war ein viereckiges oder oben bogenförmiges Loch als Flugloch ausgeschnitten. Für Taubenrassen mit feldtaubenähnlicher Gestalt, wie Farbentauben, war dieses Loch zehn mal fünfzehn Zentimeter groß. Für größere Rassen waren Kasten und Flugloch entsprechend größer ausgelegt.[5]

Laut Buhle soll es auch aus Weiden geflochtene Taubenkästen gegeben haben.[6]

Nach Johann Christian Gotthard waren Taubenkästen um Halle vor allem als Taubenhöhlen bekannt.[7] Bruno Dürigen beschreibt Taubenhöhlen als Taubenkästen, die unter die über die Gebäudewand hinausragenden Dachsparren angebracht werden, indem die überstehenden Enden vorn und unten mit Brettern verschlagen werden.[8]

Anbringung

Meist wurden Taubenkästen und Taubenhöhlen an einer wettergeschützten Ostwand angebracht. An Westwänden angebrachte Taubenkästen waren dem Wetter, Regen und Wind, ausgesetzt und wurden von den Alttauben häufig verlassen, so dass die darin sitzenden Küken „sehr leicht“ starben. Zum Schutz vor Kälte und Regen und der Vermehrung von Ungeziefer waren alle Ritzen dieser Kästen sorgfältig mit Kalk zu verstreichen.[5][7]

Taubenbrutkästen in der Deckenwölbung eines Stalles
(Illustration von 1906, Dürigen)

Ähnliche Höhlen wurden auch im Innern der Tenne oder eines Viehstalles angelegt. Für einen Stall des Gutes Baersdorf bei Bojanowo ist ein solches Gestell belegt, das im Winter mit einigen Paaren junger Tauben besetzt wurde. Im warmen Stall brüteten sie auch über den Winter und lieferten Jungtauben für die Küche.[8]

Eignung

Taubenkästen eignen sich in der Regel nicht als Taubenunterkünfte. Ähnlich dem Taubenhaus bieten sie den Haustauben nur unzureichenden Schutz vor Witterungseinflüssen, Haarraubwild (Marder, Iltis, Wiesel, wildernden Katzen), Krähen und Elstern.[9] Sie lassen sich nur schwer reinigen und schlecht desinfizieren und sind daher gute Brutstätten für Ungeziefer.[10] Die Tauben selbst fühlen sich durch das Anlegen einer Leiter gestört, verlassen das Nest und ergreifen die Flucht. Das Fangen und Pflegen erkrankter Tauben ist nur schwer möglich.[5]

Taubenmist kann zudem schnell außerordentlich heiß werden und so waren die unter dem Dachsims angebrachten Taubenkästen mitunter auch Ursache von Hausbränden.[11]

Galerie

Literatur

Einzelnachweise

  1. Taubendriss bis Taubenkaue (Rheinisches Wörterbuch, Band 8, Sp. 1097). In: woerterbuchnetz.de. Trier Center for Digital Humanities / Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier, abgerufen am 21. Juli 2013.
  2. Willi Baunach: Meine Flugkästen. Abgerufen am 21. Juli 2013 (inkl. Bauanleitung).
  3. Taubenkasten. Abgerufen am 21. Juli 2013 (Abbildung eines Transportkastens).
  4. Rundtour 8: Geestinseln in der Marsch, Begleitbroschüre herunterladen. (PDF; 21,3 MB) S. 12, abgerufen am 29. Januar 2017: „Östlich der Kirche steht ein größeres Gebäude, das frühere Pfarrhaus. Vor diesem Haus befand sich auf einem weißgetünchten Pfahl ein Taubenhaus. „Mitnanner achter de Duufkast gahn“ (Miteinander hinter den Taubenkasten gehen) hieß es in Stedesdorf, wenn ein Paar heiraten wollte.“
  5. a b c Die Wohnungen der Tauben. In: Gottlob Neumeister: Das Ganze der Taubenzucht. 3. Auflage. im Text zeitgemäß umgearbeitet und herausgegeben von Gustav Prütz. Nebst 17 Tafeln. B. F. Voigt, Weimar 1876, S. 5–6, doi:10.5962/bhl.title.50691.
  6. Chr. Adolph Buhle: Die Tauben nebst ihren Verwandten. Ihre Naturgeschichte, Zucht, Wartung, Pflege und Krankheiten und deren Heilung, so wie ökonomisch-technische Benutzung. (=Naturgeschichte der domesticirten Thiere in ökonomischer und technischer Hinsicht. 3. Heft). Ed. Heynemann, Halle 1844, S. 94, archive.org
  7. a b Die Taubenkasten. In: Johann Christian Gotthard: Das Ganze der Federviehzucht oder vollständiger Unterricht in der Wartung, Pflege und Behandlung des mannichfaltigen ökonomischen Federviehes, seiner verschiedenen Benutzung, Kenntniß und Heilung seiner Krankheiten. Beyer und Maring: Erfurt 1798, S. 122–126 (Volltext in der Google-Buchsuche)
  8. a b Taubenkästen und Taubenhöhlen. In: Bruno Dürigen: Die Geflügelzucht nach ihrem jetzigen rationellen Standpunkt. 2. gänzlich neubearbeitete Auflage, Paul Parey, Berlin 1906, S. 1015, (Digitalisate in der HathiTrust Digital Library aus Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/hdl.handle.net New York und Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/hdl.handle.net Chicago)
  9. Unterbringung. In: Manfred Hartmann: Das Taubenbuch. Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1986, S. 145, OCLC 64495066.
  10. Haltung. In: Kurt Vogel: Biologie, Haltung, Fütterung. Ein Fachbuch für Züchter und Halter von Haustauben, Wildtauben, Sport- bzw. Brieftauben sowie anderen Flugsporttauben (= Die Taube). 3., unveränd. Auflage. Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1984, S. 233, OCLC 246277835.
  11. Rudolf Piemer: Eine Zierde der Bauernhöfe – Taubenhäuser. In: Der Heimatbote. Heft 16. (o. J., online (Memento des Originals vom 16. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.familienarchiv-papsdorf.de (PDF; 118 kB), abgerufen am 19. Juli 2013)