Benutzer:Zieglhar/Schloss Mainberg - Überarbeitung

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Schloss Mainberg liegt im Ortsteil Mainberg der Gemeinde Schonungen bei Schweinfurt in Unterfranken. Das Schloss wird als einmaliges Beispiel des Späthistorismus in Bayern gesehen.[1] Aufgrund seiner kulturgeschichtlichen Bedeutung wird das Schloss auch als Neuschwanstein Frankens und wegen der zeitweise hier residierenden bedeutenden Industriellen (Sattler, Sachs) als Villa Hügel Bayerns bezeichnet.


Lage

Schloss Mainberg liegt am Schweinfurter Mainbogen, 4 km östlich des Stadtzentrums von Schweinfurt, oberhalb des Dorfs Mainberg, einem Ortsteil der Gemeinde Schonungen. Das Schloss liegt oberhalb des Mains, am Rande der zum Weinbaugebiet Franken gehörenden Weinlage Mainberger Schlossberg.

Geschichte

13. Jahrhundert

Schloss Mainberg war ursprünglich nur eine Schutz- und Trutzstätte in Form eines Turmes, der noch heute steht. Schätzungen zufolge wurde er in den Jahren 900–1000 n. Chr. erbaut. Zu dieser Zeit war noch von der Burg Mainberg die Rede. Nach etlichen Erweiterungen wurde sie erst ab 1394 als Schloss bezeichnet. Schloss Mainberg wurde erstmals 1245 erwähnt und war im Besitz des Grafen von Wildberg.

1305–1542: Grafen von Henneberg

Stich von Matthäus Merian in der Topographia Franconiae (1656)

Im Jahr 1305 gehörte es dem Grafen von Henneberg-Schleusingen, Berthold VII. dem Weisen. In den Jahren 1480 bis 1486 ließ die Witwe des Grafen Wilhelm III. von Henneberg-Schleusingen, Herzogin Margarethe von Braunschweig-Wolfenbüttel (1451–1509), durch den Heidelberger Baumeister Philipp von Hoestätt das Schloss in seiner heutigen Form mit den drei Giebeln als Witwensitz erweitern. Zu dieser Zeit war es nach der Würzburger Festung Marienberg der zweitgrößte Herrschaftssitz in Mainfranken.

Schloss Mainberg war der Verwaltungssitz für das hennebergische, später würzburgische Amt Mainberg. Im Schutze der alten Burg entstand die Siedlung, auf die der Burgname übertragen wurde, enggedrängt zwischen Fluss und Berghang und im engen, eingeschnittenen Meerbachtal, das dort in den Main mündet.

Im Bauernkrieg 1525 wurde es teilweise zerstört.

1542–1802: Fürstbischöfe von Würzburg

1542 kam Mainberg mit dem gesamten Amt Mainberg im Tausch gegen die Stadt Meiningen von den Grafen von Henneberg-Schleusingen an den Bischof von Würzburg (Konrad III. von Bibra). Nach der Säkularisation wechselten die Besitzer mehrfach. Im Laufe der Zeit erfuhr die Burg viele An- und Umbauten, bis das Schloss seine heutige Gestalt erhielt.


1802–1822: Übergangsphase

1822–1901: Wilhelm Sattler und Nachkommen

1822 ließ der Fabrikant Wilhelm Sattler das inzwischen verfallene Schloss restaurieren und die Räume in einem historistischen Stil herrichten. Er baute die schon ansehnliche Kunstsammlung weiter aus. Mit seinem Tod kam das Schloss auf den Markt. Die Kunstschätze wurden bei einer Aufsehen erregenden Auktion vom 29. Oktober bis 2. November 1901 in Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus in Berlin versteigert. Dazu gehörten sechs Skulpturen von Tilman Riemenschneider und gotische Glasmalereien.

1902–1915: Alexander Erbslöh und Johannes Müller

Der Fabrikant Alexander Erbslöh (1854–1917) erwarb Schloss Mainberg im Jahre 1902 und stellte es dem Theologen Johannes Müller als „Freistätte persönlichen Lebens“ zur Verfügung

1902 wurde das Schloss von dem auf der Wasserburg Haus Rauental bei Barmen wohnenden Fabrikanten Alexander Erbslöh erworben, um es dem Schriftsteller und evangelischen Theologen Johannes Müller als „Freistätte persönlichen Lebens“ zur Verfügung zu stellen. Nachdem Elsa von Michael, geb. Haniel und spätere Gräfin von Waldersee, für Müller und seine Bewegung das Schloss Elmau hatte bauen lassen und dieser dorthin umgezogen war, diente Schloss Mainberg zu Beginn des Ersten Weltkriegs auch als Lazarett und Erholungsheim.

1915–1954: Geheimrat Ernst Sachs und Konsul Willy Sachs

1915 wurde es an den Unternehmer Ernst Sachs verkauft, der die Innenräume von Franz Rank im Stil der Zeit grundlegend umbauen ließ. Die historistisch-spätromantische Innenausstattung ist weitgehend erhalten und stellt ein – in dieser Qualität und aus dieser Zeit – für Bayern einzigartiges Gesamtkunstwerk dar.[2] 1932 wurde Gunter Sachs auf Schloss Mainburg geboren. Sein Vater Willy Sachs verkaufte das Anwesen 1954.

1954–1960: Wilhelm Heger

Wilhelm Heger, ein Haarwasserfabrikant, erwarb das Schloss im Jahre 1954 und nutzte es als Firmenzentrale. Im Dezember 1957 und in der folgenden Berufungsverhandlung wurde er wegen Betrugs zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Durch Hegers Haarwasser fühlten sich Unzählige getäuscht und die Bestellungen versiegten. Für das Baudenkmal Schloss Mainberg führte Hegers baldige Insolvenz in eine Krise. Im Herbst 1960 versuchte der Staat durch eine Versteigerung des Schlossinventars einen Teil von Hegers Steuerschulden zu begleichen.[3]

1961–1982: Stadt Schweinfurt

Ersteigerung durch die Stadt ohne klare Nutzungskonzeption. Es waren verschiedene Nutzungen, u. a. Bildungsstätte, Museum (Sammlung Graf Luxburg), Hotel und Gaststätte angedacht, jedoch nichts davon wurde umgesetzt.

1982–2005: Gerhard Eichhorn und Erben

Ein Schweinfurter Unternehmer.

Seit 2005: Marianne Ludwig

Schloss Mainberg im Jahr 2005

Die Immobilienmaklerin Renate Marianne Ludwig erwarb das Schloss 2005 gemeinsam mit zwei Geschäftspartnern für 550.000 Euro. Letztere schieden nach kurzer Zeit wieder aus, sodass Ludwig alleinige Eigentümerin wurde. Sie setzte das unter Eichhorn verfolgte Gastronomiekonzept zunächst fort. 2007 diente das Schloss als Filmkulisse für eine Folge der Krimiserie Pfarrer Braun mit Ottfried Fischer (Das Erbe von Junkersdorf). Seit 2006 sind an der Giebelfront im Bereich der Dachrinnen Wasserflecken sichtbar, die sich in den folgenden Jahren stetig vergrößerten. Wegen statischer Probleme sperrte das Landratsamt Schweinfurt 2010 den Bereich der Vorburg weiträumig ab.[4] Im Dezember 2011 erklärte Landrat Harald Leitherer erstmals öffentlich, die Vorburg sei „schon jetzt nicht mehr zu retten“.[5] Wegen fehlender Brandschutzvorrichtungen untersagte das Landratsamt Schweinfurt bis auf weiteres jegliche Nutzung.[6] Im Frühjahr 2011 brachen großflächig Steine aus der nördlichen Zwingermauer. Wegen aufgefrorener Leitungen und eindringender Feuchtigkeit wurde 2012 an mehreren Stellen Schimmelbildung sichtbar. Im Lucretienzimmer musste das Parkett wegen Hausschwammbefalls entfernt werden. Nach fast dreijähriger Vorbereitung begann das Architekturbüro Staib (Würzburg)[7] im Mai 2016 mit der grundlegenden Untersuchung des baulichen Zustandes. Lokale und überregionale Medien berichteten in dieser Zeit immer wieder über den besorgniserregenden Zustand des Schlosses. Im November 2017 teilte der Bayerische Rundfunk mit, dass die Eigentümerin Schloss Mainberg gerne verkaufen würde.[8][9] Für Notsicherungsmaßnahmen genehmigte der Freistaat Bayern 2017 bis 2020 etwa 2 Millionen Euro,[10] wobei der gesamte notwendige Sanierungsaufwand mit 20 Millionen veranschlagt wird.[11] Im Mai 2018 wurde der „Förderverein Schloss Mainberg e.V.“ gegründet, der sich dem Erhalt und der nachhaltigen Nutzung des Denkmals, sowie denkmalpflegerischen Tätigkeiten im Dorf Mainberg widmet.[12]

Anlage

Grundriss von Schloss Mainberg 1854

Einzelnachweise

  1. Schloss Mainberg: Marodes Anwesen mit Notsicherungen gerettet. In: BR.de. 29. Oktober 2019, abgerufen am 31. August 2020.
  2. Thomas Horling: Schloss Mainberg in acht Jahrhunderten. Fürstensitz und Industriellenvilla. In: ARX. Burgen und Schlösser in Bayern, Österreich und Südtirol. Jg. 35, Nr. 2, 2013, S. 3–9.
  3. Daniela Harbeck-Barthel: Ausgegraben aus dem Archiv: Als „Glatzenkönig“ ins eigene Schloss., abgerufen am 19. Juli 2017.
  4. Absperrzaun am Schloss bremst Weinlese aus. In: Schweinfurter Tagblatt. Ausgabe vom 11. September 2010.
  5. Schloss Mainberg: Vorburg ist „unrettbar verloren“. In: Schweinfurter Tagblatt. Ausgabe vom 9. Dezember 2011.
  6. Im Schloss geht erstmal gar nichts. In: Schweinfurter Tagblatt. Ausgabe vom 4. Januar 2012.
  7. Architektur Friedrich Staib; abgerufen am 1. September 2020
  8. Norbert Steiche: Sanierungsarbeiten: Schloss Mainberg bekommt Gerüst. In: BR.de. 28. November 2018, archiviert vom Original am 14. Juni 2018;.
  9. Verkaufsangebot Schloss Mainberg. In: IIM.de. Abgerufen am 22. Februar 2018.
  10. aus dem Entschädigungsfonds nach dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler; siehe Art 21 Absatz 2 des Denkmalschutzgesetz – BayDSchG [1] und Verwaltungsverfahren bei der Inanspruchnahme des Entschädigungsfonds nach dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler [2]
  11. Schloss Mainberg: Marodes Anwesen mit Notsicherungen gerettet. In: BR.de. 29. Oktober 2019, abgerufen am 31. August 2020.
  12. Förderverein arbeitet an Schloss-Rettung mit. In: mainpost.de. 4. Mai 2018, abgerufen am 31. August 2020.