Jüdische Gemeinde Östringen

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Die Jüdische Gemeinde in Östringen, einer Stadt im Landkreis Karlsruhe (Baden-Württemberg), entstand im 17./18. Jahrhundert und existierte bis zum 1. April 1937.

Geschichte

Nach einer Liste von 1721 im Generallandesarchiv Karlsruhe gab es damals fünf jüdische Familien in Östringen. 1725 waren die Östringer Juden eines Ritualmordes angeklagt, jedoch stellte sich der christliche Mörder des vierjährigen Mädchens nach einiger Zeit den Behörden. Die Wohnungen der jüdischen Einwohner lagen vor allem in der Judengasse, die 1934 in Marschackerstraße umbenannt wurde.

Im Jahr 1864 erreichte die jüdische Gemeinde Östringen mit 110 Mitgliedern ihre höchste Anzahl. Durch Ab- und Auswanderung ging die Zahl der jüdischen Einwohner bis Anfang des 20. Jahrhunderts stark zurück.

Die jüdische Gemeinde besaß eine Synagoge, eine Religionsschule und ein rituelles Bad im Gebäude der alten Synagoge, aus der nach dem Bau der neuen Synagoge die Schule mit Lehrerwohnung wurde. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Obergrombach und nach 1878 teilweise auch auf dem jüdischen Friedhof in Mingolsheim beigesetzt. Die jüdische Gemeinde hatte einen Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1827 wurde die jüdische Gemeinde dem Bezirksrabbinat Bruchsal zugeteilt.

Die jüdischen Familien lebten vor allem vom Viehhandel. Um 1900 gab es vier von jüdischen Unternehmern gegründete Zigarrenfabriken.

Nationalsozialistische Verfolgung

Im Jahr 1933 lebten noch zehn jüdische Personen in Östringen. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts und der Repressalien sind die meisten verzogen oder ausgewandert. Die jüdische Gemeinde wurde am 1. April 1937 aufgelöst.

Amalie und Ludwig Wolf wurden am 22. Oktober 1940 im Rahmen der sogenannten Wagner-Bürckel-Aktion nach Gurs deportiert und 1942 in Auschwitz ermordet.

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 20 in Östringen geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]

Gemeindeentwicklung

Jahr Gemeindemitglieder in % der Gesamteinwohnerschaft
1721 5 Familien
1785 7 Familien
1825 54 Personen 3,0 %
1864 110 Personen
1871 99 Personen
1875 96 Personen 4,0 %
1900 67 Personen 2,9 %
1910 33 Personen
1933 10 Personen
1940 2 Personen

Literatur

  • Jürgen Stude: Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe. Hrsg. vom Landratsamt Karlsruhe, Karlsruhe 1990. (ohne ISBN)
  • Joachim Hahn und Jürgen Krüger: Synagogen in Baden-Württemberg. Band 2: Joachim Hahn: Orte und Einrichtungen. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1843-5 (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Band 4), S. 371–373.

Weblinks

Einzelnachweise