Amt Nordhalben

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. August 2021 um 11:46 Uhr durch imported>Aka(568) (Leerzeichen vor Satzzeichen entfernt, Kleinkram).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Das frühere Amtshaus von Nordhalben, der ehemalige Verwaltungssitz des Amtes Nordhalben
Das Territorium des Hochstift Bamberg mit Nordhalben im äußersten Nordosten

Das Amt Nordhalben war ein Verwaltungsgebiet des Hochstiftes Bamberg, eines reichsunmittelbaren Territoriums im Heiligen Römischen Reich. Das dem Fränkischen Reichskreis zugeordnete Hochstift Bamberg war ein geistliches Fürstentum, das bis 1802 existierte.

Geografie

Das im Nordosten des Bamberger Herrschaftsgebietes gelegene Amt war eines der kleineren hochstiftischen Ämtern.[1] Es lag im nordöstlichen Bereich einer großen bambergischen Exklave, deren Hauptort die Stadt Kronach war.[2] Seine bambergischen Nachbargebiete waren das Amt Teuschnitz im äußersten Nordwesten, das Amt Kronach im Westen und das Amt Wallenfels im Südosten.[3][4] Fremdherrische Nachbarterritorien waren das zum Fürstentum Bayreuth gehörende Amt Lichtenberg im Osten und die Grafschaft Grafschaft Reuß-Ebersdorf im Nordosten.[2]

Geschichte

Das Gebiet des späteren Amtes Nordhalben bildete während des Spätmittelalters ein Kondominat, das der gemeinsamen Herrschaft der Bamberger Bischöfe und der Vögte von Gera unterstand.[1] Nach dem Aussterben der Geraer Vögte in der Mitte des 16. Jahrhunderts beanspruchten die Burggrafen von Meißen als deren Erben den bisherigen Anteil an dem Kondominat. Die Bamberger Bischöfe konnten sich demgegenüber jedoch mit ihrer Rechtsauffassung durchsetzen und den Geraer Kondominiatsanteil als heimgefallenes Lehen für sich behaupten.[5] Das vom Hochstift nun vollständig beherrschte Nordhalbener Gebiet bildete in der Folgezeit in seinen bereits im Jahr 1356 definierten Außengrenzen ein eigenes bambergisches Amt. Die Existenz des Amtes endete erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, nachdem das Hochstift Bamberg durch das Kurfürstentum Pfalzbaiern annektiert worden war.

Struktur

Die Verwaltung des Amtes Nordhalben bestand aus einem Vogteiamt, einem Steueramt und einem Centamt.[6]

Amtssitz

Der Verwaltungssitz aller Ämter befand sich im Marktort Nordhalben.[7]

Amtspersonal

An der Spitze der Amtsverwaltung stand ein Vogt, der zugleich auch als Centrichter und Steuereinnehmer fungierte. Zum Amtspersonal gehörten zudem ein Amts- und ein Centknecht. Darüber hinaus gab es in dem lediglich unter mittelbarer bambergischen Herrschaft stehenden Nordhalben auch vier Bürgermeister und acht Ratsverwandte.

Vogteiamt

Das Vogteiamt Nordhalben war eines der 54 Vogteiämter des Hochstiftes Bamberg.[8] Sein Vogteibezirk umfasste die gesamte Dorfmarkung von Nordhalben, wozu neben diesem Marktort auch die folgende Ortschaften gehörten:[9] [3]

Der Weiler Buckenreuth[10] sowie die Einöden Fichteramühle (abgegangener Hof am linken Ufer der Nordhalbener Ködel),[11] Ködelberg,[12] Neumühle,[13] Regberg,[14] Rüblesgrund,[15] Stengelshof,[16] Streitmühle (abgegangener Hof am rechten Ufer der Rodach)[17] und Wetthof.[18]

Markt Nordhalben stand als Mediat lediglich unter mittelbarer Herrschaft des Hochstiftes Bamberg, die Dorf- und Gemeindeherrschaft wurde gemeinsam von diesem Marktort und dem Vogteiamt Nordhalben ausgeübt. Die vollen vogtei- und grundherrschaftlichen Rechte übte das Vogteiamt nur in denjenigen Besitzungen aus, die sich im direkten Eigentum des Hochstiftes befanden. Diese Rechte wurden auch in den Einöden Fichteramühle und Streitmühle vollständig wahrgenommen, in allen anderen Ortschaften in der Nordhalbener Dorfmarkung wurde die Vogteiliche Obrigkeit hingegen gemeinschaftlich ausgeübt.

Centamt

Das Centamt Nordhalben war eines der 29 Centämter des Hochstiftes Bamberg.[8] Sein Hochgerichtsbezirk war identisch mit dem gesamten Vogteibezirk des Amtes Nordhalben.[19][4]

Steueramt

Das Steueramt Nordhalben war eines der 46 Steuerämter des Hochstiftes Bamberg.[8] Der räumliche Wirkungsbereich des Steueramtes war deckungsgleich mit dem des Nordhalbener Vogteiamtes.[9]

Die wirtschaftliche Bedeutung des Amtes für das Hochstift Bamberg war relativ gering, es wurde daher als Amt I. Klasse (von 5) geführt. Die Steuererträge des Steueramtes betrugen im Durchschnitt in der Amtszeit von Peter Philipp von Dernbach (1672–1683) 424 und in der Amtszeit von Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683–1693) 530 fränkische Gulden pro Jahr.[20]

Persönlichkeiten

  • Jos. Michael Meisner (Vogt bis 1803)[21]

Literatur

  • Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0.
  • Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672 - 1693). Selbstverlag des Historischen Vereins Bamberg, Bamberg 1976, ISBN 3-87735-083-6.
  • Claus Fackler: Stiftsadel und geistliche Territorien 1670–1803. Eos Verlag, 2007, ISBN 978-3-8306-7268-5.
  • Johann Georg Prändel: Die pfalzbairische Provinz in Schwaben, die beiden Fürstenthümer Bamberg und Würzburg, und das Herzogthum Berg enthaltend. In: Erdbeschreibung der gesammten pfalzbairischen Besitzungen: mit steter Hinsicht auf Topographie, Geschichte, physische Beschaffenheit, Land- und Staatswirthschaft. Uhlmannsche Buchhandlung, Amberg 1806.
  • Hochstift Bamberg (Hrsg.): Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1796. Bamberg 1796.
  • Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5.
  • Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5.

Weblinks

Commons: Amt Nordhalben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 194.
  2. a b Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 32.
  3. a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Dorf- und Gemeindeherrschaft und Vogteirechte 1792“.
  4. a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Hochgerichtsbezirke 1792“.
  5. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 197.
  6. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 446.
  7. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 195.
  8. a b c Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5, S. 712.
  9. a b Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 445–446.
  10. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 465.
  11. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 470.
  12. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 484.
  13. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 493.
  14. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 499.
  15. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 502.
  16. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 509.
  17. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 510.
  18. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 519.
  19. Kronach – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 445.
  20. Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg : (1672 - 1693), 1976, ISBN 3877350836, S. 377.
  21. Regierungsblatt für die Churpfalzbaierischen Fürstenthümer in Franken, Band 2, 1804, S. 278 ff., Digitalisat

Koordinaten: 50° N, 12° O