Freies Theater

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Freie Theater (auch Off-Theater, Offtheater oder Off-Off-Theater genannt) sind Theater neben dem etablierten Theaterbetrieb, die unkonventionelle Konzepte verfolgen, ein kleines oder kein festes Ensemble haben und mit einem geringen Budget auskommen müssen. Gelegentlich erhalten Freie Theater staatliche Subventionen.

Begriffsherkunft

Die Theaterfreiheit hing im 19. Jahrhundert eng mit der Meinungsfreiheit und der Versammlungsfreiheit als erstrebten Werten zusammen.[1] Die Vergabe von Spielgenehmigungen war reglementiert, und bis ins 20. Jahrhundert war die Theaterzensur der aufgeführten Stücke üblich.[2] Als die Hoftheater nach dem Ersten Weltkrieg ihre Vorherrschaft verloren und durch die öffentlich-rechtlichen Theater des 20. Jahrhunderts ersetzt wurden, verstand sich das freie Theater in Europa als Freiraum gegenüber dem Stadt- oder Staatstheater und den kommerziellen Theateraufführungen der privaten Unternehmer.[3]

Der Begriff Off-Theater ist an die seit den 1960er-Jahren übliche Bezeichnung Off-Broadway angelehnt.[4] Freie Theatergruppen wie das Group Theatre stellten sich in New York City gegen die marktbeherrschenden, großen Theaterproduzenten wie das Theatrical Syndicate und später die Shubert Organization.[5]

Bei den amerikanischen Vorbildern war eine staatliche Subventionierung nicht üblich, daher waren und sind sie von privaten Gönnern abhängig. In den meisten europäischen Ländern sind dagegen nicht die privaten kommerziellen Unternehmen und Stiftungen Träger des Theaterwesens, sondern Stadttheater und Staatstheater, die öffentlich finanziert werden. In Ergänzung zu ihnen etablieren sich freie Gruppen. In den Niederlanden bestreiten Freie Theater mittlerweile fast ausschließlich das öffentliche Theaterleben.[6]

Ein Teil dieser Theater erhält eine finanzielle Förderung durch Steuermittel, wobei es sich in den meisten Fällen um Beiträge pro Produktion und selten um eine dauerhafte Unterstützung handelt.[7] Zur Abgrenzung von den „etablierten“ Freien Theatern hat sich die Steigerung Off-Off-Theater als Bezeichnung für Bühnen ohne staatliche Förderung ergeben.[8] Dabei handelt es sich teilweise um Amateurbetriebe,[9] teilweise um professionelle Theaterkünstler, die Ausdrucksmöglichkeiten fern des etablierten Theaterbetriebs suchen.[10] Organisiert sind eine Reihe von ihnen im Bundesverband Freier Theater und in den jeweiligen Landesverbänden ihrer Bundesländer sowie in städtischen Zusammenschlüssen wie zum Beispiel der Koalition der freien Szene Berlin, dem Netzwerk Freie Szene München e.V. oder der Verein Freie Theater Stuttgart.

Liste Freier Theater

Off-Theater-Preise

Literatur

  • Georg Stenzaly, Annette Waldmann, Wolfgang Beck: Freies Theater, in: Manfred Brauneck, Gérard Schneilin (Hrsg.): Theaterlexikon, Bd. 1, Rowohlt Verlag, Reinbek 2007, S. 401–407. ISBN 978-3-499-55673-9.
  • Eva Brenner (Hrsg.): Anpassung oder Widerstand: Freies Theater heute. Vom Verlust der Vielfalt. Promedia Verlag, Wien 2013. ISBN 978-3-85371-364-8.
  • Martin Frey: Creatieve Marge: Die Entwicklung des Niederländischen Off-Theaters. Böhlau, Köln 1991. ISBN 978-3-205-05407-8.
  • Henning Fülle: Freies Theater. Die Modernisierung der deutschen Theaterlandschaft (1960-2010 ). Theater der Zeit, Berlin 2016. ISBN 978-3-95749-076-6.
  • Manfred Brauneck (Hrsg.): Das freie Theater im Europa der Gegenwart. Strukturen – Ästhetik – Kulturpolitik, transcript, Bielefeld 2016. ISBN 978-3-8376-3242-2.

Einzelnachweise

  1. Michael Walter: Oper. Geschichte einer Institution. Kapitel Rechtsfragen. Seite 219–276. J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2016. ISBN 978-3-476-02563-0.
  2. Roswitha Körner: Theaterzensur. In: Manfred Brauneck, Gérard Schneilin (Hg.): Theaterlexikon 1. Begriffe und Epochen, Bühnen und Ensembles. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1986, 5. vollständig überarbeitete Neuausgabe August 2007, ISBN 978-3-499-55673-9.
  3. Gesellschaft für Theatergeschichte (Hrsg.): Aus Trümmern entstanden: Theater in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Kleine Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte, Gesellschaft für Theatergeschichte e. V., Berlin 1991. Keine ISSN.
  4. Jürgen Brinkmann. Off-Off-Broadway: Das amerikanische Experimentaltheater der sechziger Jahre. Dissertation an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, gebundenes Manuskript, Kiel 1973. Keine ISBN.
  5. Stephen J. Bottoms: Playing Underground: A Critical History of the 1960s Off-Off-Broadway Movement. Univ. of Michigan Press, Michigan 2004. ISBN 978-047-2114-00-9.
  6. Manfred Brauneck: Das freie Theater im Europa der Gegenwart, transcript, Bielefeld 2016, S. 19.
  7. Schriftliche Kleine Anfrage „Hamburgs Off-Theater – Zahlen, Daten, Fakten“ und Antwort des Senats (Drucksache 20/13809) vom 9. Dezember 2014.
  8. Wendell C. Stone: Caffe Cino. The birthplace of off-off-Broadway. Southern Illinois University Press, Carbondale 2005.
  9. Off-Off-Theater in Hamburg: „Auch Amateure gehören dazu“, in: Spiegel Online, 27. Juli 2010, abgerufen am 27. Februar 2017.
  10. Freie Theater | Landeszentrum Spiel & Theater Sachsen-Anhalt e. V. Abgerufen am 8. Mai 2017.
  11. https://www.brux.at
  12. das chamäleon
  13. DAS OFF THEATER aus Wien
  14. Jahrmarkttheater
  15. LICHTHOF Theater Hamburg
  16. Rabenhof Theater
  17. R.A.M. Kindertheater aus Hildesheim
  18. sirene Operntheater aus Wien
  19. Theater Phönix
  20. https://www.theatersturmvogel.de/start