Ähriger Ehrenpreis
Ähriger Ehrenpreis | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Ähriger Ehrenpreis (Veronica spicata subsp. spicata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Veronica spicata | ||||||||||||
L. |
Ähriger Ehrenpreis (Veronica spicata), auch Ähriger Blauweiderich oder Ähren-Blauweiderich genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Ehrenpreis (Veronica) innerhalb der Familie Wegerichgewächse (Plantaginaceae).[1] Diese seltene Pflanzenart gedeiht auf trocken-mageren Standorten in Eurasien.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Beim Ährigen Ehrenpreis handelt es sich um eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 40, selten bis 80 Zentimetern erreicht. Die aufrechten, drüsig-behaarten Stängel weisen im oberen Teil waagerecht abstehende oder aufwärts gekrümmte Haare (Trichome) auf.
Die Laubblätter sind gegenständig am Stängel angeordnet. Die stumpflich-lanzettlichen, behaarten Blattspreiten sind am Rand gekerbt gesägt, weiter oben auch ganzrandig.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Juni bis September. In den auffälligen, langen, ährigen Blütenständen stehen viele Blüten zusammen. Die Blütenstiele sind kürzer als die Tragblätter und weisen Drüsenhaare auf.
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph mit doppelter Blütenhülle. Die Blütenkelche sind behaart. Die hellblauen bis dunkel-blaulilafarbenen Kronblätter sind trichterförmig verwachsen, wobei die Kronröhre länger ist als breit.
Es werden Kapselfrüchte gebildet.
Chromosomenzahl
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34, 56 oder 68.[2]
Ökologie
Der Ährige Ehrenpreis ist ein Hemikryptophyt und eine Halbrosettenpflanze oder ein krautiger Chamaephyt.[3]
Die Bestäubung erfolgt durch Bienenverwandte, Falter und Zweiflügler. Nachbarbestäubung ist möglich.[3] Die Kapselfrüchte wirken als Wind- und Tierstreuer. Die Samen sind Lichtkeimer. Fruchtreife beginnt ab September.[3]
Vorkommen, Standort und Gefährdung
Veronica spicata ist eurasisch-kontinentales Florenelement, bei der Unterart Veronica spicata subsp. orchidea gemäßigt kontinental-ostmediterran. Als Fundorte werden Dänemark, Finnland, Norwegen, das Vereinigte Königreich, Deutschland, Österreich, die Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien, Polen, Ungarn, die ehemalige Tschechoslowakei, das ehemalige Jugoslawien, Albanien, Bulgarien, Rumänien, die Türkei, Armenien, Aserbaidschan, Ciscaucasien, Dagestan, der westliche Teil des östlichen Sibiriens, das westliche Sibirien, Kasachstan, Kirgisistan, Belarus, die baltischen Republiken, Moldawien, der europäische Teil Russlands, die Ukraine (inklusive der Krim), und das nördliche Xinjiang angegeben[4].
In Deutschland befindet sich der Verbreitungsschwerpunkt im nordostdeutschen Tiefland; darüber hinaus ist diese Art nur sehr lückig in warmen Tieflagen verbreitet oder fehlt ganz.
In Österreich tritt der Ährige Ehrenpreis im pannonischen Gebiet zerstreut auf, sonst selten bis sehr selten. Die Vorkommen erstrecken sich auf alle Bundesländer außer Vorarlberg. In Salzburg sind nur unbeständige Vorkommen bekannt.
Der Ährige Ehrenpreis wächst in besonnten Trocken- und Magerrasen, auf Schotterflächen, Dünen, Felsköpfen und im Saum lichter, wärmebegünstigter Gebüsche. Die Standorte zeichnen sich durch trockene, nährstoffarme, basenreiche, oft kalkarme, humose Stein- oder Sandböden aus. Im pflanzensoziologischen System ist Ähriger Ehrenpreis eine Klassencharakterart der Schwingel-Steppen und Trespen-Rasen (Festuca-Brometea); die Unterart Veronica spicata orchidea gedeiht in wechseltrockenen Pfeifengras- und Halbtrockenrasen-Gesellschaften.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1+ (trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 5 (kontinental).[1]
Die Art Veronica spicata ist nach der Bundesartenschutzverordnung „besonders geschützt“ und wird beispielsweise in der Roten Liste Deutschlands als „gefährdet“ eingestuft.[5]
Systematik und Verbreitung
Die Erstveröffentlichung von Veronica spicata erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 10.[6][7] Synonyme für Veronica spicata L. sind: Pseudolysimachion spicatum (L.) Opiz, Veronica barrelieri Schult., Veronica hololeuca Juz., Veronica orchidea Crantz.
Veronica spicata gehört zur Untergattung Pseudolysimachium in der Gattung Veronica. Die Gattung Ehrenpreis (Veronica) gehört heute zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae); früher zur Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) oder Veronicaceae.[4]
Je nach Autor gibt es einige Unterarten (Auswahl):[8]
- Veronica spicata L. subsp. spicata: Sie ist weitverbreitet.
- Veronica spicata subsp. fischeri (Trávn.) Albach: Sie kommt in Italien, im früheren Jugoslawien, in Ungarn, Rumänien und in der Slowakei vor.[8]
- Veronica spicata subsp. lanisepala (Travn.) Albach: Dieser Endemit kommt nur in Kroatien vor.[8]
- Veronica spicata subsp. viscosula (Klokov) Assejeva: Sie kommt nur in der Ukraine vor.[8]
Bei der Unterart Veronica spicata subsp. spicata (in Deutschland ist dies die einzige vorkommende Unterart) sind die Blätter matt, die Kronzipfel mehr oder weniger flach und die Blütenfarbe ist ein tiefdunkles Blau. Die Pflanzen bleiben mit maximal rund 30 Zentimetern relativ klein.
Bei der Unterart Veronica spicata subsp. orchidea (die beispielsweise in Österreich vorkommt) sind die Blätter nur spärlich behaart und glänzend-ledrig, die unteren Kronzipfel sind schraubig gedreht und die Blütenfarbe ist ein Hellblau (bis Violett). Auch werden diese Pflanzen mit 30 bis 80 Zentimetern deutlich höher als die Nominatform. Sie wird von manchen Autoren als eigene Art angesehen: Veronica orchidea Crantz.[8]
Nutzung
Einige Sorten des Ährigen Ehrenpreis werden in den gemäßigten Gebieten als Zierpflanzen in Parks und Gärten verwendet.
Verwechslungsmöglichkeit
Man beachte auch die relativ ähnliche verwandte Art Langblättriger Ehrenpreis (Veronica longifolia) Syn.: Langblättriger Blauweiderich (Pseudolysimachion longifolium), die allerdings meist an feuchten Standorten zu finden ist.
Literatur
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
- Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
- Werner Rothmaler (Begr.), Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel: Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Band 2: Gefäßpflanzen. 12. Auflage. Volk und Wissen, Berlin 1983.
Einzelnachweise
- ↑ a b Pseudolysimachion spicatum (L.) Opiz In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 30. März 2021.
- ↑ Veronica spicata bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- ↑ a b c Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- ↑ a b Veronica spicata im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- ↑ Veronica spicata L., Ähriger Ehrenpreis. FloraWeb.de
- ↑ Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S. 10. Digitalisat
- ↑ Veronica spicata bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
- ↑ a b c d e Karol Marhold, 2011: Plantaginaceae.: Datenblatt Veronica spicata In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
Weiterführende Literatur
- G. B. Wilson, L. Houston, W. J. Whittington, R. N. Humphries: Biological Flora of the British Isles No. 213. Veronica spicata L. ssp. spicata and ssp. hybrida (L.) Gaudin (Pseudolysimachium spicatum (L.) Opiz). In: Journal of Ecology. Band 88, Nummer 5, 2000, S. 890–909, DOI:10.1046/j.1365-2745.2000.00501.x.
- Heinz Ellenberg: Zeigerwerte der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. In: Scripta Geobotanica. Band 9. 2., verbesserte Auflage. Erich Goltze, Göttingen 1979.
Weblinks
- Ähriger Ehrenpreis. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.)
- Thomas Meyer: Datenblatt für Veronica spicata mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).