Angrogna

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. März 2022 um 23:48 Uhr durch imported>Richardkiwi(2117754) ((GR) File renamed: File:TorrePellice31.jpgFile:Martel, village in Antrogna.jpg Criterion 2 (meaningless or ambiguous name)).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Angrogna
Angrogna (Italien)
Staat Italien
Region Piemont
Metropolitanstadt Turin (TO)
Koordinaten 44° 51′ N, 7° 13′ OKoordinaten: 44° 51′ 0″ N, 7° 13′ 0″ O
Höhe 782 m s.l.m.
Fläche 38 km²
Einwohner 845 (31. Dez. 2019)[1]
Postleitzahl 10060
Vorwahl 0121
ISTAT-Nummer 001011
Bezeichnung der Bewohner Angrognini
Schutzpatron St. Laurentius
Übersichtskarte im Angrognatal
Weiler Martel im Angrognatal
Weiler am Wanderweg im Angrognatal
Panorama des Hauptortes San Lorenzo
Tempio valdese del capoluogo San Lorenzo
Blick nach Serre im Angrognatal

Angrogna (piemontesisch Angreugna, okzitanisch Angruenha) ist eine Gemeinde mit 845 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019) in der italienischen Metropolitanstadt Turin (TO) (Region Piemont) in den Cottischen Alpen. Der Ort liegt in einem kurzen Seitental des Val Pellice auf einer Höhe von 782 m über dem Meeresspiegel.

Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Baussan, Martel, Pradeltorno und Serre. Der Hauptort (oft als „capoluogo“ bezeichnet) trägt den Namen des Hl. Laurentius. Die neun Nachbargemeinden Angrognas sind Perrero, Prali, Pramollo, San Germano Chisone, Prarostino, Villar Pellice, Torre Pellice, Luserna San Giovanni und Bricherasio.[2] Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 38 km². Der Name des Tals stammt von dem gleichnamigen Bach, der es durchzieht und in Torre Pellice in den Pellice mündet. Die Angrogna entspringt aus dem auf 2452 m Höhe gelegenen Lago della Sella Vecchia zu Füßen des 2832 m hohen Monte Rous.[3]

Geschichte

In der Vergangenheit spielte Angrogna eine wichtige Rolle als Rückzugsort für die Waldenser zur Zeit der Verfolgungen. So gelang es den Waldensern, hier – genauer: im Ortsteil Pra del Torno – die Angriffe der von Giorgio Costa della Trinità angeführten savoyischen Truppen Emanuel Philberts während des Religionskrieges von 1561 in einer Art Guerillakrieg zurückzuschlagen. Dies ermöglichte in der Folge den Frieden von Cavour.[4]

Am 12. September 1532 fand in der Nähe von Serre die Synode von Chanforan statt, in deren Verlauf die Waldenser aus dem Burgund, Lothringen, Piemont, Kalabrien und Böhmen sich – nicht zuletzt wegen des Einflusses Wilhelm Farels – für den Anschluss an die Reformation nach französisch-schweizerischer Prägung entschieden.[5][6]

1555 wurde im Hauptort San Lorenzo der Tempio del capoluogo, die erste Waldenserkirche, gebaut. Er wurde jedoch bereits 1561 zerstört und nach dem Friedensvertrag von Cavour wieder aufgebaut. 1655 während den Massakern der piemontesischen Ostern wurde die Kirche erneut geschleift, danach wieder errichtet. 1686 wurde sie nochmals abgebrochen, und 1708 konnte sie auf den Ruinen neu erstellt, 1847 und 1880 erneuert und ausgebaut werden.[7]

Im Dorf Serre wurde nach der glorreichen Rückkehr (italienisch: glorioso rimpatrio) einiger Waldenser aus Deutschland und der Schweiz ab 1690 eine neue Waldenserkirche gebaut, der Tempio valdese del Serre di Angrogna. Sie wurde 1811 mit einem Glockenturm ergänzt.[8]

Die Bedeutung des Ortes für die waldensische Geschichte spiegelt sich auch darin wider, dass die Waldenser von ihren Feinden lange Zeit als "angrognini" (dt.: „die aus Angrogna“) bezeichnet wurden.[9] Noch heute zeugen zahlreiche Monumente und Orte von der Geschichtsträchtigkeit des Ortes, etwa die Waldenserkirche Ciabas, das Denkmal von Chanforan, die Scuola Odin-Bertot, die Grotte Gueiza d'la Tana (evtl. ehemaliger Ort der Kultausübung) oder das sogenannte Coulège de barbe oberhalb von Pra del Torno.

Geografie

Über den 1461 m hoch gelegenen Colle della Vaccera, wo sich das Rifugio Jumarre befindet, kann man zu Fuß Pramollo und San Germano Chisone erreichen. Der Pass befindet sich zwischen dem Monte Servin (1756 m), an dessen Hang sich eine beeindruckende Felsformation befindet, und dem Monte Castelletto (1512 m). Unweit des Colle della Vaccera befindet sich die "Roccia del profeta" (dt. Fels des Propheten), die diesen Namen aufgrund ihrer Form trägt, die einem menschlichen Gesicht mit Bart auf verblüffende Weise ähnelt.[10] Von Torre Pellice führt eine asphaltierte, befahrbare Straße beinahe bis zum Pass, wohingegen die ersten vier Kilometer in Richtung Val Chisone auf einem Kieselweg beschritten werden müssen. Um zum Colle della Vaccera zu gelangen, muss man rechts abbiegen, fährt man hingegen weiter geradeaus, gelangt man nach San Lorenzo, von wo eine weitere, nach rechts abbiegende Straße nach Serre führt. Die Hauptstraße geht stattdessen in Richtung Pra del Torno, das man erreicht, wenn man an der nächsten Kreuzung rechts abbiegt. An dieser Kreuzung führt eine tiefer gelegene Straße entlang der Angrogna zurück nach Torre Pellice.

Etwas unterhalb von Pra del Torno kann man auf einem ausgeschilderten Weg zum Rifugio Barfè wandern, von wo aus man auch den rund 2100 m hohen Monte Vandalino besteigen kann.

Bevölkerungsentwicklung

<timeline> Colors=

 id:lightgrey value:gray(0.9)
 id:darkgrey  value:gray(0.8)
 id:sfondo value:rgb(1,1,1)
 id:barra value:rgb(0.6,0.7,0.8)

ImageSize = width:455 height:303 PlotArea = left:50 bottom:50 top:30 right:30 DateFormat = x.y Period = from:0 till:3000 TimeAxis = orientation:vertical AlignBars = justify ScaleMajor = gridcolor:darkgrey increment:500 start:0 ScaleMinor = gridcolor:lightgrey increment:100 start:0 BackgroundColors = canvas:sfondo

BarData=

 bar:1861 text:1861
 bar:1871 text:1871
 bar:1881 text:1881
 bar:1901 text:1901
 bar:1911 text:1911
 bar:1921 text:1921
 bar:1931 text:1931
 bar:1936 text:1936
 bar:1951 text:1951
 bar:1961 text:1961
 bar:1971 text:1971
 bar:1981 text:1981
 bar:1991 text:1991
 bar:2001 text:2001

PlotData=

 color:barra width:20 align:left
 bar:1861 from: 0 till:2571
 bar:1871 from: 0 till:2632
 bar:1881 from: 0 till:2573
 bar:1901 from: 0 till:2348
 bar:1911 from: 0 till:2313
 bar:1921 from: 0 till:2125
 bar:1931 from: 0 till:1911
 bar:1936 from: 0 till:1871
 bar:1951 from: 0 till:1703
 bar:1961 from: 0 till:1245
 bar:1971 from: 0 till:886
 bar:1981 from: 0 till:801
 bar:1991 from: 0 till:724
 bar:2001 from: 0 till:777

PlotData=

 bar:1861 at:2571 fontsize:XS text: 2571 shift:(-8,5)
 bar:1871 at:2632 fontsize:XS text: 2632 shift:(-8,5)
 bar:1881 at:2573 fontsize:XS text: 2573 shift:(-8,5)
 bar:1901 at:2348 fontsize:XS text: 2348 shift:(-8,5)
 bar:1911 at:2313 fontsize:XS text: 2313 shift:(-8,5)
 bar:1921 at:2125 fontsize:XS text: 2125 shift:(-8,5)
 bar:1931 at:1911 fontsize:XS text: 1911 shift:(-8,5)
 bar:1936 at:1871 fontsize:XS text: 1871 shift:(-8,5)
 bar:1951 at:1703 fontsize:XS text: 1703 shift:(-8,5)
 bar:1961 at:1245 fontsize:XS text: 1245 shift:(-8,5)
 bar:1971 at:886 fontsize:XS text: 886 shift:(-8,5)
 bar:1981 at:801 fontsize:XS text: 801 shift:(-8,5)
 bar:1991 at:724 fontsize:XS text: 724 shift:(-8,5)
 bar:2001 at:777 fontsize:XS text: 777 shift:(-8,5)

TextData=

 fontsize:S pos:(20,20)
 text:Quelle ISTAT

</timeline>

Persönlichkeiten

  • Antoine Monastier (1774–1852), französisch-schweizerischer evangelischer Geistlicher und Historiker

Literatur

  • Osvaldo Coisson: Angrogna. Die Geschichte einer Waldenser-Gemeinde. Übersetzt von Robert Zwilling, Fusta, Angrogna 2013, ISBN 978-88-95163-98-7.
  • Pascal Oswald: Ein historischer Rundgang durchs Angrognatal, in: Waldensermagazin 262 (2019), S. 9. (academia.edu)

Weblinks

Commons: Angrogna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise