Benutzer:Poldi Podolski/Knöchel-Seng-Gruppe

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Die Knöchel-Seng-Gruppe (auch: die "Knöchel-Organisation") war ein kommunistisches Widerstandsnetzwerk gegen den Nationalsozialismus, die ihre Schwerpunkte in Nordrhein-Westfalen (besonders im Ruhrgebiet), in Berlin und in Amsterdam hatte.

Geschichte

Wilhelm Knöchel und Willi Seng waren die führenden Köpfe in dieser Widerstandsgruppe. Die Knöchel-Seng-Gruppe bildete in Amsterdam, Berlin, Bielefeld, Bottrop, Duisburg, Düsseldorf, Oberhausen, Remscheid-Solingen und Wuppertal lokale Widerstandsgruppen, die sehr gut vernetzt waren.

Nach Wilhelm Knöchels Flucht aus Deutschland im Jahr 1935 kam er über Prag nach Amsterdam. Er baute in Amsterdam eine Gruppe um Anna Forterie, Lodewijk Forterie, Erich Gentsch, Cäcilie Hansmann, Alfred Kowalke, Ernst Baruch Levy, Frau Minks, Herr Minks, Peter Nack, Luise Rieke auf. Dort arbeitete man mit der Goulooze-Gruppe zusammen. Die Zusammenarbeit funktionierte aber nur bis zum Einfall der deutschen Truppen. Als einziges Gruppenmitglied hielt Daniël (Daan) Goulooze Kontakt zur Knöchel-Gruppe. Daniel / Daan Goulooze (1901–1965) wird später auch über den Funker Johann Wenzel Kontakt zur Roten Kapelle haben.

1936 kommt dann auch noch Wilhelm Beuttel nach Amsterdam. Nach der Besetzung der Niederlande 1940 geht Wilhelm Beuttel dort in den Untergrund. Erst im Sommer 1942 kehrt er nach Deutschland zurück um aktiven Widerstand zu leisten. Er arbeitet eng mit Wilhelm Knöchel zusammen und gilt als sein Vertrauter.

Wilhelm Knöchel schaffte als einzige Führungsperson der KPD die illegale Rückkehr in Deutsche Reich. Am 8. Januar 1942 kam Wilhelm Knöchel nach Berlin. Dieses Datum kann man als den Beginn der aktiven Widerstandsarbeit der meisten Gruppenmitglieder betrachten. Wilhelm Knöchel hielt den Kontakt und den Informationsfluss über Kuriere von Deutschland zu seiner Lebensgefährtin Cilly Hansmann nach Amsterdam. Der Kontakt nach Moskau wurde dort über die Komintern Funkstelle bzw. über lokale Widerstandskämpfer in Amsterdam aufrechterhalten. Den Anweisungen der Exil-KPD in Moskau steht er jedoch skeptisch gegenüber. Cilly Hansmann vermittelte auch zwischen isolierten Gruppen in Deutschland Nachrichten.[1] Dabei unterstützte sie auch die anderen Instrukteure und geflohene Aktivisten der KPD im Inland und im Ausland.

Die Organisation stellte zum Beispiel Flugblätter, mehrere Untergrundschriften und Streublätter her. Will Seng veröffentlichte das "Ruhrecho", Alfons Kaps die Zeitschrift "Freiheit" und Wilhelm Knöchel die Untergrundzeitschriften "Der Friedenskämpfer" und "Der patriotische SA-Mann". Die Ausgabe des Friedenskämpfers "Aktion F" befasste sich mit dem Eintreten für Frieden, Freiheit und Fortschritt.

Bei den Flugblättern ging es um die Themen "Langsam arbeiten" in den Betrieben um die Rüstungsproduktion zu schwächen oder der Aufruf mit den Fremdarbeitern (Zwangsarbeitern) gemeinsame Aktionen durchzuführen oder die Soldaten im Kampfeinsatz wurden aufgefordert sich nicht am Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion zu beteiligen. Bekanntester Streuzettel (kleinformatig) war folgender: „Wir wollen Frieden. Stürzt Hitler!“

Verhaftungen und Urteile

Ab Anfang Januar 1943 begann die Gestapo die Knöchel-Organisation zu zerschlagen. Ungefähr 200 Personen fielen den Massenverhaftungen zum Opfer.

Monat Wer
Januar 1943 Alfons Kaps, Willi Seng, Hugo Paul, Wilhelm Knöchel
Februar 1943 Wilhelm Beuttel, Hugo Ebbinghaus, Hildegard Ebbinghaus, Luise Paul, Alfred Kowalke, Helene Lippe, Pauline Lippe, Hugo Breenkötter, Grete Breenkötter
März 1943 Waltraud Ebbinghaus (spätere Waltraud Blass), Luise Menze, Lina Moll, Ernst Moll, Hedwig Müller, Karl Müller, Johanne Westphal, Willi Westphal, Hugo Wischlinsky, Marianne Wischlinsky
April 1943 Erich Gentsch, Erna Gentsch
Volksgerichtshof in Berlin

Ernst Moll starb noch in der Untersuchungshaft am 13. April 1944 im Gefängnis Wuppertal-Bendahl. Alfons Kaps nahm sich in der Haft das Leben.

Gegen die Knöchel-Organisation wurden mindestens 23 Todesurteile ausgesprochen. Der Volksgerichtshof verurteilte zum Beispiel am 5. November 1943 Alfred Kowalke zum Tode, Willi Seng folgte am 24. Mai 1944 und am 12. Juni 1944 wurde Wilhelm Knöchel vom Volksgerichtshof in Berlin nach nur zehnminütiger Verhandlung zum Tode verurteilt. Erich Gentsch wurde am 23.Juni 1944 in Nürnberg zum Tode verurteilt.

Hinrichtungen und Überlebende

In Dortmund in der JVA (auch: "Lübecker Hof" genannt) wurden 1944 und 1945 Paul Alker, Otto Appenfelder, Paul Brockmann, Bertha Fuchs, Otto Giesselmann, Ludwig Hinrichs, Gustav Höcker, Paul Kaps, Gustav Koch, Franz Kwasigroch, Michael Mast, Gustav Milse, Bernhard Putjenter, Luise Rieke, Rudolf Sauer, Friedrich Wolgast, Herman Wörmann und August Zilian hingerichtet.

Justizvollzugsanstalt Dortmund
Zuchthaus Brandenburg-Görden
KZ Ravensbrück - Mauer der Nationen

Im Zuchthaus Brandenburg-Görden wurden Wilhelm Knöchel (am 24. Juli 1944), Alfred Kowalke (am 6. März 1944) und Bernhard Zawacki geköpft. Erich Gentsch wurde am 24. August 1944 in Stuttgart hingerichtet. Im Zuchthaus Celle starben Anna Forterie und Lodewijk Forterie.

Gedenkstätte Berlin-Plötzensee

In der Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee wurden Charlotte Garske und Erich Garske guillotiniert. Und im KZ Ravensbrück starben Erna Gentsch und Elisabeth Kaps.

Willi Seng, Albert Kamradt, Wilhelm Beuttel wurden am 27. Juli 1944 in Köln-Klingelpütz enthauptet. In der Wenzelnbergschlucht in der Nähe von Langenfeld wurden bei einem großen Massaker im April 1945 unter anderem Hugo Breenkötter, Otto Gaudig, Friedrich Kamleiter und Artur Koch erschossen.

Etwa 50 Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen haben die NS-Terrorherrschaft nicht überlebt.

Waltraud Blass (geborene Ebbinghaus), Hildegard Ebbinghaus (gestorben 1947), Cäcilie Hansmann (das ist Cilly Hansmann), Walter Jarrek, Maria Kwasigroch, Lina Moll, Hugo Paul und Margarete Stupp (gestorben 1946) haben beispielsweise die NS-Diktatur überlebt.

Wichtige Personen der Widerstandsgruppe

Wilhelm Beuttel Wilhelm Knöchel Willi Seng Erich Gentsch Alfred Kowalke Alfons Kaps siehe auch: Liste der Mitglieder der Knöchel-Seng-Gruppe

Lokale Widerstandsgruppen

Hier finden Sie eine kleine Übersicht welche Mitglieder in welcher lokalen Widerstandsgruppe tätig waren.

Erinnerung

Liste der Gedenkorte der Knöchel-Seng-Gruppe

Literatur

  • Beatrix Herlemann: Auf verlorenem Posten: kommunistischer Widerstand im Zweiten Weltkrieg. Die Knöchel-Organisation.Neue Gesellschaft, Bonn, 1986, ISBN 978-3-87831-434-9
  • Detlev Peukert: Die KPD im Widerstand. Verfolgung und Untergrundarbeit an Rhein und Ruhr 1933 bis 1945. Hammer, Wuppertal 1980, ISBN 3-87294-165-8.

Weblinks

Organisation

Untergrundzeitschrift Der Friedenskämpfer

Personen

Biographie von Wilhelm Beuttel (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)

Biographie von Alfons Kaps (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)

Biographie von Wilhelm Knöchel (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)

Biographie von Alfred Kowalke (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)

Einzelnachweise

  1. Beatrix Herlemann: Auf verlorenem Posten: kommunistischer Widerstand im Zweiten Weltkrieg. Neue Gesellschaft, 1986, ISBN 978-3-87831-434-9 (google.com).