Der Große Preis

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Fernsehsendung
Originaltitel Der Große Preis
Produktionsland Bundesrepublik Deutschland
Originalsprache Deutsch
Genre Quizsendung
Erscheinungsjahre 1974–1993, 2002–2003
Ausstrahlungs-
turnus
monatlich
Stab
Regie Georg Martin Lange, Thomas Klees
Musik Titelmelodie komponiert von Jean Thomé
Premiere 5. Sep. 1974 auf ZDF
Moderation

Der Große Preis war eine Quizsendung des ZDF, die von 1974 bis 1992 von Wim Thoelke moderiert wurde.

Die Verlegung von donnerstags auf samstags, verbunden mit dem Moderatorenwechsel führte zu rapide nachlassenden Zuschauerzahlen und zur Einstellung der Sendereihe binnen eines Jahres. Eine Neuauflage in den Jahren 2002 und 2003 blieb nahezu unbeachtet.

Moderation

Der Große Preis wurde moderiert von:

Moderator/in Folgen von bis Sendetag Sendebeginn Sendeschluss Hinweis
Wim Thoelke 219 05.09.1974 10.12.1992 donnerstags 19:30 Uhr 20:50 Uhr *
Wolfgang Lippert 1 04.04.1991 Donnerstag 19:30 Uhr 20:50 Uhr **
Hans-Joachim Kulenkampff 6 09.01.1993 05.06.1993 samstags 19:25 Uhr 21:00 Uhr
Carolin Reiber 6 10.07.1993 11.12.1993 samstags 19:25 Uhr 21:00 Uhr
Marco Schreyl 31.01.2002 22.05.2003 donnerstags ***

* nach jeweiligem Show-Ende wurde von 20:50 bis 21:00 Uhr die Kurzsendung Die große Hilfe – Eine Bilanz der Aktion Sorgenkind ausgestrahlt
** nur eine Folge – Vertretung für Wim Thoelke
*** die für den 20. März 2003 vorgesehene Folge fiel wegen des Irakkriegs aus

Übergang von Drei mal Neun

Der Große Preis folgte nahtlos der äußerst populären Donnerstagabend-Unterhaltungsshow Drei mal Neun und wurde dabei zu einem ebenso großen Erfolg. Die Unterschiede zum Vorgänger waren dabei: Drei mal Neun machte eine Sommerpause und erschien deswegen nur achtmal im Jahr. Der Große Preis indes lief das ganze Jahr hindurch, womit er es auf zwölf Folgen brachte. Trotzdem konnte Der Große Preis erheblich billiger produziert werden: Während Drei mal Neun als Wandershow von Stadt zu Stadt zog und aus großen Hallen übertragen wurde, stellte man Der Große Preis ausschließlich in einem Studio der Berliner Union-Film her. Die zur Sendung gehörende Multivisionswand ließ sich nicht zerlegen und infolgedessen auch nicht in eine andere Stadt transportieren. Anstatt der bisher bunten Mischung mit Showteil und Quiz stand jetzt das Quiz im Vordergrund. Zusammen mit dem Verzicht auf Orchester und Fernsehballett führten alle Änderungen zu günstigen Produktionskosten von etwa 250.000 DM je Folge.

Lange Zeit wurde Der Große Preis aufgezeichnet, erst ab der 150. Ausgabe am 17. Februar 1987 handelte es sich um eine Live-Sendung.

Team (Ära Thoelke)

Mitarbeiter

Zum Team gehörten ursprünglich Beate Hopf als Assistentin, Sigrid Müller als Protokollführerin, Marianne Prill zur Bedienung der Multivisionswand, Walter Spahrbier als Postbote, Janina Kühnl, Sylvia Bretschneider und der Notar Eberhard Gläser als Schiedsrichter.

Beate Hopf wurde in der ersten Ausgabe als Studentin der Theaterwissenschaften angekündigt. Ihr folgte in den 1980er Jahren Karoline Reinhardt. Den Schiedsrichter Eberhard Gläser empfanden die Zuschauer als übertrieben streng. Er ließ sogar einmal in der entscheidenden dritten Runde eine korrekte Antwort nicht zu, weil der Kandidat zuvor eine falsche Antwort gegeben hatte, obwohl er sich auf der Stelle korrigiert hatte. So löste ihn dann 1984 der Berliner Rechtsanwalt und Notar Nils Clemm ab.

Regie

Die Regie führte Georg Martin Lange.

Kandidaten

Für jede Sendung wurden drei Kandidaten ausgewählt, die sich mit einem selbst ausgesuchten Spezialgebiet bewarben, mit dem sie aber nicht beruflich verbunden sein durften. Nach einer Bewerbung wurden Kandidaten zunächst am Telefon 70 Fragen gestellt, von denen 80 % richtig zu beantworten waren, um in die engere Auswahl zu gelangen. Später erfolgte in terminlicher Absprache mit dem Kandidaten noch eine telefonische Prüfung mit Fragen aus seinem Fachgebiet. Danach wurde bei einem Besuch im Studio in Berlin die abschließende Auswahl getroffen. Auch nach der Annahme konnte es noch einige Monate oder Jahre dauern, bis man in die Show eingeladen wurde oder die Einladung letztlich ausblieb.

Zu jedem Kandidaten lud man einen Experten ein, beispielsweise Professoren des betreffenden Fachgebiets. Einer der am häufigsten auftretenden Experten war der Professor Hans-Otto Hügel von der Universität Hildesheim. Zum Thema Coco Chanel kam Karl Lagerfeld. Zum Thema Ephraim Kishon kam als Experte Ephraim Kishon selbst, der zufällig in Deutschland auf der Frankfurter Buchmesse weilte.

Bei den Folgen mit Carolin Reiber gab es vier Kandidaten, von denen drei an der zweiten Runde teilnahmen.

Organisatorisches

Zur Aufzeichnung der Sendung, die zwei Tage, später (z. B. 1985) einen Tag vor der Sendung stattfand, wurden die Kandidaten und ihre jeweiligen Experten in unterschiedlichen Hotels im Zentrum von Berlin (West) untergebracht, um Absprachen oder Gerüchte über solche zu vermeiden.

Bisweilen stand zum Zeitpunkt der Sendungsaufzeichnung ein Ersatzkandidat zur Verfügung für den Fall, dass ein gesetzter Kandidat vorfristig ausfällt. Auch dessen Experte war dann mit im Studio zugegen.

Das Honorar für jeden Kandidaten betrug z. B. 1985 je Folge 250 DM zuzüglich Reisespesen, außerdem waren die Kandidaten gegen Unfälle im Studio versichert.

Ablauf (erste Studiodekoration, bis Ausgabe 149)

Erste Quizrunde

In der ersten Runde kamen die Kandidaten nacheinander, um sich befragen zu lassen. Dazu standen sie neben Wim Thoelke, der ihnen fünf Fragen zu ihrem Themengebiet vorlas, für die es jeweils 200 Mark gab. Häufig konnten die Kandidaten alle Fragen beantworten und so mit 1000 DM Grundkapital in die nächste Runde kommen. In den 1980er Jahren hatte man die Masterfrage eingeführt: Sie war vorab zu benennen und brachte dann 400 Mark ein.

Vor der ersten Runde stellte Thoelke erst einmal nur seine Assistentin vor, um mit einem unverzüglichen Beginn das gleiche Tempo wie schon bei Drei mal Neun in die Sendung zu bringen.

Zweite Quizrunde

Zuerst stellte Thoelke sein übriges Team vor, verbunden mit den Themengebieten der zweiten Runde. Dazu waren die Spalten der Multivisionswand jeweils mit einem Thema überschrieben. Es konnte beispielsweise Österreich, Habsburger oder Schiffe sein. Immer dabei: A bis Z. Die Felder einer Zeile trugen alle die gleiche Nummer, nämlich von oben nach unten 20, 40, 60, 80 und 100. Nur ein Feld in der Mitte war stattdessen mit einem Fragezeichen versehen. Jedes Feld stand für eine Frage. Die Kandidaten saßen in futuristisch anmutenden Kugeln aus Plexiglas.

Der Kandidat mit den meisten Punkten wählte die erste Frage aus. So hörte man etwa: „A bis Z 100 bitte!“. Dann kam die Frage. Ursprünglich durfte immer nur der auswählende Spieler antworten, was sich aber nicht bewährte, so dass man Meldeleuchten in die Kugeln einbaute. Konnte der Spieler nicht antworten, verlor er den Betrag, und die Frage wurde wieder freigegeben. Bei korrekter Antwort durfte er das nächste Feld auswählen.

Die Fragen folgten vor allem dem humanistischen Bildungsideal. Themen wie Geschichte und Geographie kamen häufig und mit schwierigen Fragen vor, Naturwissenschaften und vor allem Technik spielten nur eine untergeordnete Rolle, wobei sich die wenigen Fragen leicht beantworten ließen.

Unter den Fragen gab es einige besondere:

Joker

Der Joker schenkte dem Kandidaten 100 Mark, auf dem Feld erschien ein im Gras dösender Wum.

Risiko-Frage

Die Risiko-Frage löste eine Studioverdunklung aus, wobei sich auf der Multivision ein großes Bild zusammensetzte, mit dem Schriftzug „Risiko“ in verschiedenen Größen. Anschließend nannte Thoelke die Spielstände, welche auch auf dem Bildschirm erschienen, und fragte nach dem Einsatz. Der Kandidat musste einen Teil seines Guthabens setzen und dann innerhalb von dreißig Sekunden eine Frage beantworten.

Glücksfrage

Die Glücksfrage brachte 500 Mark, weswegen auf dem Feld ein Kleeblatt mit einer 500 in der Mitte zu einer Erkennungsmelodie erschien. Die Frage konnte nicht weitergegeben werden, und man konnte mit ihr kein Geld verlieren.

Fritze Flink

Bei einer Frage erschien Wolfgang Gruner als Berliner Taxifahrer Fritze Flink im Studio. Er erzählte im hohen Tempo eine Begebenheit, welche mit den Worten … und nu frage ick Sie … in eine Frage an die drei Kandidaten mündete.

Gruner trat über hundertmal in der Show auf und eilte dafür von einer Vorstellung der Kabarettgruppe Die Stachelschweine herbei, zu deren Ensemble er gehörte.

?

Das Feld „?“ musste zuletzt ausgewählt werden. Dann folgte eine aufwendigere Darbietung auf der Bühne (etwa ein Gesangsbeitrag eines eingeladenen Künstlers), woran sich die letzte Frage der Runde anschloss, oder umgekehrt. 1978 kam es zu einem Auftritt der Gruppe The Teens, der ihnen erstmals überregionale Wahrnehmung verschaffte.

Dritte Quizrunde

Der Kandidat mit dem niedrigsten Spielstand kam als erstes an die Reihe, er durfte aus drei Umschlägen seine dreiteilige Frage (ursprünglich war es nur eine einteilige Frage) zu seinem Fachgebiet auswählen und musste sie binnen sechzig Sekunden beantworten. Anschließend bewertete sein Experte sie als richtig oder falsch, im ersten Fall verdoppelte sich der Spielstand, andernfalls verfiel er zugunsten der Aktion Sorgenkind. Danach folgten mit aufsteigender Punktzahl der Vorrunde die beiden anderen Kandidaten. Derjenige mit dem höchsten Gewinn durfte als Champion in der nächsten Sendung wiederkommen. Nachdem es in der ersten Folge keinen Sieger gab und Rudi Carrell am Samstag nach der Ausstrahlung in seiner Show Am laufenden Band von der neuen Sendung 3 mal 0 sprach, durfte der Gewinn aus der ersten Runde in jedem Fall behalten werden.

Gewinnsummen

Die Gewinne sahen nach heutigen Maßstäben bescheiden aus, 10.000 Mark erforderten schon mutiges Vorgehen, also hohen Einsatz bei den Risikofragen und sofortiges Einschalten der Meldeleuchte. Die Champions wechselten in der Regel nach zwei bis drei Folgen; Heinrich Trapp stellte beispielsweise 1977 mit seinen sechs Auftritten mit dem Thema Leichtathletik bei den Olympischen Spielen die große Ausnahme dar.[1]

Elemente der Show

Kandidatenkugeln

Die Kandidaten saßen während der Sendung in futuristisch anmutenden Kugeln, die aus einem orangefarbigen Unterteil bestanden und deren Vorderteil sich zum Besteigen aufklappen ließ. Das Oberteil bestand hinten aus einer feststehenden Glaskuppel, über der eine weitere Kuppel lag. Diese wurden zur dritten Runde über das gesamte Vorderteil gezogen, damit der Kandidat vollkommen abgeschlossen saß. In der Kugel gab es eine Leuchte, um sich bei den Fragen der zweiten Runde melden zu können, sowie einen Monitor.

Multivisionswand

Im Zentrum der Show befand sich eine Multivisionswand: Diaprojektoren beleuchteten in fünf Zeilen à sechs Spalten angeordnete Mattscheiben von hinten. Damit die Bilder gut zur Geltung kamen, hatte man das gesamte Bühnenbild sehr dunkel gehalten. Zu Beginn zeigten die einzelnen Felder den Betrag, den es für die betreffende Frage gab, nach Auswählen ein Bild für die betreffende Frage. Zwischendurch zeigte die Wand auch ein großes Bild, beispielsweise mit den Schriftzügen „Risiko“ bei der Risikofrage.

Wum und Wendelin

Nach der zweiten Runde erfolgte eine Zeichentrickeinspielung mit Interaktion durch Wim Thoelke und der von Loriot erfundenen Zeichentrickfigur Wum, so wie es bereits aus Drei mal Neun bekannt war. Später kamen der Elefant Wendelin und der gelegentlich auftretende Außerirdische „Der blaue Klaus“ als Sidekicks hinzu. Dieser Teil wurde durch den charakteristischen Ruf „Thöööööölke“ Wums eingeleitet und war in der Produktion der teuerste Teil der Sendung.

Aktion Sorgenkind

Änderung gegenüber Drei mal Neun

Wie Drei mal Neun setzte sich auch Der große Preis für die Aktion Sorgenkind ein. Nun konnte man allerdings nicht mehr einen zu überweisenden Betrag wählen, sondern Lose … bei allen Banken, Sparkassen und Postämtern kaufen; zunächst nur zu jeder Sendung, später auch ein Jahreslos. Waren die Einnahmen schon von der Ursendung der Lotterie Vergißmeinnicht zu Drei mal Neun um ein Mehrfaches gestiegen, so gab es nun nochmals einen gewaltigen Aufschwung.

Ziehung der Gewinner

In der Sendung gab es nach wie vor eine Ziehung, die unverändert Walter Spahrbier leitete. Wim Thoelke stellte ihn nach der ersten Quizrunde vor. Dann folgte ein Einspielfilm, in dem Spahrbier das Glücksrad startete und dieses dann die Gewinnzahlen ermittelte. Anschließend kam ein Ehrengast, der während der Sendung – ohne im Bild zu sein – mit Sichtschutzbrille vor den Augen in eine Lostrommel in Gestalt eines hochkant gestellten Plexiglaswürfels griff, die Lose mit der vom Glücksrad ermittelten Endnummer enthielt. Im Laufe der Sendung erschien dann regelmäßig neben Thoelke seine Assistentin mit einem Klemmbrett, und beide verlasen mit einer Einleitung wie ...und 100.000 Mark haben gewonnen … die Gewinner – vorausgesetzt, das Entziffern der Schrift gelang ihnen. In späteren Sendungen trug Spahrbier immer eine historische Postuniform, die er – sofern die Zeit reichte – auch vorstellte.

Schallplatten

Entsprechend der Vorgängersendung gab es erneut Langspiel-Schallplatten, von denen ein Teil des Erlöses an die Aktion ging, zumeist 2,50 DM bei günstigen 12,50 DM Verkaufspreis. Diese hatten jedoch nicht mehr die Bedeutung von früher, da in der Sendung Musik nicht mehr als eigenständiger Programmpunkt erschien.

Geänderter Ablauf (zweite Studiodekoration, ab Ausgabe 150)

Elemente der Show

Multivisionswand

Nachdem die mittlerweile altersschwache Technik Probleme bereitete, wurde ab 1987 eine nicht mehr auf Diaprojektoren, sondern auf Monitoren basierende Wand eingesetzt. Sie leuchtete kräftiger und erlaubte ein neues, nun in hellen Farben gehaltenes Bühnenbild.

Kandidatenplätze

Obwohl die Kandidatenkugeln ein Erkennungsmerkmal der Sendung waren, gab man sie auf. Nun gab es Möbel ohne Plexiglas, wie sie in ähnlicher Form auch in anderen Shows zu finden waren.

Erste Quizrunde

Die erste Quizrunde unterschied sich nicht in den Spielregeln, sondern nur etwas in der Form. Der Kandidat stand nicht mehr vor einem Mikrofonständer, sondern war mit einem eigenen Funkmikrophon ausgestattet. Die Fragen las Thoelke nicht mehr aus einer Mappe ab, sondern trug sie auswendig vor, was weniger distanziert gegenüber dem Kandidaten wirkte. Und es kam bereits in der ersten Runde die Multivisionswand ins Spiel. Sie unterstützte einige Fragen mit bewegten Bildern.

Da nun keine Assistentin eine Fragemappe bringen musste, trat sie in der ersten Runde nun nicht mehr in Erscheinung. Thoelke begrüßte stattdessen den Schiedsrichter, der eine wichtigere Position als bisher erhielt und häufiger angesprochen wurde. Er war neben der Assistentin auch das einzige Teammitglied im Studio; die Multivisionswand wurde von der Regie aus bedient, und es gab auch keine Protokollführerin mehr. Die Experten traten nun noch nicht in Erscheinung, während sie bisher schon mit den zugehörigen Kandidaten in der ersten Runde vorgestellt wurden.

Ziehung der Glückszahl

Zwischen der ersten und zweiten Runde lag nun ein Musikbeitrag, gefolgt von der Vorstellung der Assistentin und einem Hinweis, dass das ZDF auf Anfrage eine Bücherliste über die Themen der drei Kandidaten versenden würde. Dann kam wie gewohnt die Ziehung der Lose.

Zweite Quizrunde

Die zweite Runde brachte einige Änderungen mit sich. Alle Fragen standen mehr oder weniger im Zusammenhang mit einer geographischen Region, die zuvor genannt wurde. Die Fragenfelder an der Wand waren nur noch mit einem Buchstaben gekennzeichnet, der zu nennen war. Bei 20 Fragen hatte man einige Buchstaben des Alphabets ausgelassen, das Fragezeichen gab es aber nach wie vor. Im Unterschied zu früher wurden jedoch nicht alle Fragen gestellt, sondern die Runde zu einem bestimmten Zeitpunkt mit der Schnellraterunde abgebrochen. Dies war notwendig geworden, weil mit der neuen Dekoration Der große Preis nun live gesendet wurde, er aber dennoch nicht überziehen durfte. Es blieben gewöhnlich etwa drei Fragen übrig.

Risikofrage, Glücksfrage und Joker

Risiko- und Glücksfrage sowie der Joker funktionierten unverändert, es gab lediglich keine Studioverdunkelung bei der Risikofrage mehr.

Meinung

Neu war die Meinungsumfrage. Der Kandidat musste schätzen, ob die Mehrheit zu einer Frage mit Ja oder Nein geantwortet hatte.

Schnellraterunde

Ähnlich wie bei der Risikofrage leiteten Schriftzüge auf der Monitorwand auch die Schnellraterunde ein. Mit dieser Runde endete die zweite Quizrunde. Thoelke positionierte sich näher zu den Kandidaten und stellte neun Fragen zu den Ereignissen der letzten vier Wochen. Ein Zufallsgenerator wählte jeden Kandidaten dreimal aus, der die Frage sofort beantworteten musste. Für die richtige Antwort gab es 200 DM, eine falsche Antwort blieb folgenlos.

Dritte Quizrunde

Die dritte Quizrunde lief nach unveränderten Regeln ab, allerdings durfte ein Kandidat nur noch dreimal und nicht mehr beliebig oft dabei sein. Die Kandidaten saßen aber nun nicht mehr durch Plexiglas von der Außenwelt abgeschirmt, sondern ganz normal in ihren Möbeln. Der Experte wurde nun von Thoelke vorgestellt, wobei Thoelke nicht mehr mit ihnen über das Thema sprach, wenn die Zeit drängte. Zum Abschluss gab es wie gewohnt einen Koffer mit Fachliteratur.

Erfolg

Sehbeteiligung

Die Sehbeteiligung der Sendung war mit anfangs bis zu 61 % höher als die der anderen zu dieser Zeit populären Unterhaltungssendungen, wie etwa Dalli Dalli. Erst ab den 1980er Jahren sank die Zuschauerquote kontinuierlich, von 41 % im Jahr 1983 bis auf 23 % im Jahr 1991. Allerdings verstärkte sich in diesen Jahren die Konkurrenz der kommerziellen Sender, so dass die genannten Zahlen zu relativieren sind.

Lotterieeinnahmen

Die Lotterie-Einnahmen blieben während der gesamten Laufzeit mit Wim Thoelke hoch. Sie erreichten 1991 den Rekordwert von 218 Mio. DM und damit einen monatlichen Durchschnitt von 18,2 Mio. DM, was für eine seit 17 Jahren laufende Sendung sensationell erschien.

Lizenz

Rischia tutto

Erst am Ende der Ära bemerkte Wim Thoelke, dass das ZDF für jede Ausgabe Der große Preis 11.000 DM an eine Frau in Starnberg auf ein Schweizer Nummernkonto überwies. Einen Vertrag fand Thoelke in den Produktionsunterlagen aber nicht, und Einzelheiten über die Vereinbarung konnte er nicht in Erfahrung bringen.

Die Frau gab vor, die Interessen des Italieners Mike Bongiorno zu vertreten. Von diesem stammte Rischia tutto (ital. für „Riskiere alles“; 1970–74), was auch als Wer gwünnt? (1973–77) mit Mäni Weber in der Schweiz[2] sehr erfolgreich lief. Allerdings beschränkten sich die Gemeinsamkeiten der ZDF-Show mit Rischia tutto auf die Multivisionswand; die Spielregeln des Originals waren zu sehr auf die mediterrane Kultur abgestimmt und wurden weitreichend geändert.

Moderatorenwechsel

Als Thoelke sein Ausscheiden bekannt gab, war er überrascht, dass sich kein Lizenzgeber bei ihm meldete. Er kannte es nämlich so, dass Lizenzgeber ein Interesse am erfolgreichen Fortsetzen einer Sendereihe haben und deswegen Änderungen besprechen, um sie gegebenenfalls abzulehnen.

Wiederholungen

Die Wiederholung der ersten Ausgabe im Rahmen von „Klassiker der Fernsehunterhaltung“ bei 3sat im September 1994 hatte jedoch 5.000 DM Lizenzforderungen zur Folge, die ein Rechtsanwalt im Auftrag der Dame aus Starnberg stellte. Dies war dem Redakteur Gerd Hillen aber zu viel, woraufhin keine weiteren Ausgaben mehr folgten.

Nachfolge

Thoelkes Ideen

Wim Thoelke hatte schon seit langem beschlossen, mit 65 Jahren als Showmaster aufzuhören (siehe Wim Thoelke) und dies rechtzeitig angekündigt, damit die Sendung und damit auch die Aktion Sorgenkind nahtlos fortgesetzt werden konnte. Im kleinen Kreis schlug er zwei geeignete Kollegen vor und bot sechs Monate kostenlose Beratung, stieß aber sowohl bei Unterhaltungschef Wolfgang Neumann als auch beim Intendanten Dieter Stolte auf taube Ohren. Thoelke beschrieb Neumann als Blinder unter den Blinden, der bei der Nachfolgefrage unkontrolliert seine persönliche Begabung entfalten könnte, aus nahezu allem, was er anfasste, einen Flop zu machen. Dabei bliebe er unbelehrbar und lehnte jeden kollegialen Rat ab.[3] Über den Intendanten äußert er sich:

Dieter Stolte ist ein guter Medienpolitiker. Ihm fehlt aber nach meiner Überzeugung das Fingerchen für die Führung eines multikulturellen Unternehmens in unserer schwierigen Zeit. Dazu braucht man die ehrliche Bereitschaft zum Teamwork, das Vermögen, die Leistung anderer aufrichtig anzuerkennen, und eine gewisse Größe. Ethik darf nicht durch Eitelkeit ersetzt werden.[3]

In Thoelkes Augen sollte jemand Nachfolger sein, der jung genug war, um die nächsten zehn Jahre übernehmen zu können, und jemand, der sich den Spielregeln unterordnen konnte, was einige Gedächtnisleistungen erforderte. Wolfgang Lippert hatte einmal eine Folge übernommen, als sich Thoelke von seiner Herzoperation erholen musste, und dabei mit einigen Fehlern deutlich aufgezeigt, dass Der Große Preis einige Ansprüche an die Präsentation stellt. Der gerade sehr populäre Frank Elstner wäre bereit gewesen, die Moderation zu übernehmen. Er zeigte später mit der Moderation von Jeopardy!, wie gut er mit Quizshows umgehen konnte. Neben Elstner und Lippert war noch Sabine Sauer in der öffentlichen Diskussion.

Hans-Joachim Kulenkampff

Der Unterhaltungschef verfolgte jedoch einen anderen Plan: Er engagierte den sechs Jahre älteren Hans-Joachim Kulenkampff für 60.000 DM pro Ausgabe, obwohl Wim Thoelke nur die Hälfte davon bekommen hatte. Und das ZDF gab exorbitante Summen für eine neue Dekoration aus, obwohl bisher selbst die geringste Ausgabe eine überzeugende Begründung verlangte. Da Kulenkampff die Hauptrolle in der achtteiligen Fernsehserie Die große Freiheit für RTL hatte, sollte Der Große Preis nun in Hamburg stattfinden. Man gab nicht nur ein Bühnenbild, sondern eine komplette Studioeinrichtung inklusive Zuschauertribüne mit den Sitzplätzen in Auftrag. Da die Hamburger Studios überbelegt waren, transportierte man die gesamte Einrichtung nach Berlin und passte sie an die kleineren Abmessungen des dortigen Studios an. Die bisherige Dekoration blieb dabei unberührt im Lager stehen. Anschließend transportierte man alles wieder nach Hamburg und baute es auf den Urzustand um, da die Sendung schließlich doch von dort kam.

Unter Fachleuten war von vornherein unstrittig, dass Kulenkampff andere Fähigkeiten besaß, als sie diese Art von Quizshow verlangte. Ihm lag es nämlich nicht, sich kurzzufassen und sich den Spielregeln unterzuordnen. Damit Der große Preis unter diesen Umständen überhaupt stattfinden konnte, verlegte man den Sendetermin auf den Samstag. Hier konnte man das von Kulenkampff gewohnte Überziehen ermöglichen, während Unterhaltungsshows in der Woche pünktlich enden mussten. Die Sendezeit wurde um 15 min verlängert. Diese Verlängerung nahm der Show die Spannung, denn für den Samstagabend war Der große Preis weder erfunden worden noch geeignet. Zu diesem Sendetermin erwartete der Zuschauer immer schon eine aufwendigere Show; hinzu kam, dass das Privatfernsehen gerade Fuß zu fassen versuchte und dabei auch das Prestigeobjekt Samstagabend-Show im Auge hatte. Alles zusammen führte zu geringen Zuschauerzahlen, woraufhin Kulenkampff bereits nach fünf Ausgaben aufgab.

Carolin Reiber

Auf Kulenkampff folgte Carolin Reiber, die noch keine Erfahrungen mit Quizsendungen hatte. Sie war vor allem durch die Präsentation von volkstümlichen Musiksendungen bekannt und dadurch wenig beliebt beim jungen Publikum, das Der große Preis aber bevorzugt gebraucht hätte, um seine Einschaltquote zu verbessern. Sie präsentierte sechs Sendungen, bis das ZDF die Show Ende 1993 einstellte.

Nachfolgesendungen

Alle Nachfolgesendungen, welche auch die Förderung der Aktion Sorgenkind zum Ziel hatten, scheiterten an der Zuschauerakzeptanz. Zu den Shows zählten die Goldmillion und Der Große Preis mit geändertem Konzept, präsentiert von Marco Schreyl in den Jahren 2002 und 2003.

Literatur

  • Ricarda Strobel und Werner Faulstich: Die deutschen Fernsehstars. Bd. 3: Stars für die ganze Familie. Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht. 1998. ISBN 3-525-20798-0
  • Wim Thoelke: Stars, Kollegen und Ganoven – eine Art Autobiographie. Lübbe, Bergisch Gladbach 1995, ISBN 3-404-61362-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Landrat und Quizkönig lädt zum 60. Geburtstag ein
  2. Play SRF: Wer gwünnt?
  3. a b Stars, Kollegen und Ganoven, Kapitel 22: Kompetenzmangel