Jesko von Puttkamer

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Datei:Schloss von Puttkamer.jpg
Das „Puttkamer-Schlößchen“ in Buea

Jesko Albert Eugen von Puttkamer (* 2. Juli 1855 in Berlin; † 23. Januar 1917 in Charlottenburg) war ein deutscher Kolonialbeamter, Gouverneur von Kamerun und Kaiserlicher Kommissar von Togo.

Leben

Von Puttkamer entstammte einem pommerschen Adelsgeschlecht. Er studierte Rechtswissenschaften in Straßburg, Leipzig, Freiburg i. Br., Breslau und Königsberg. Nach Ablegung des Referendarexamens (1881) schlug er die konsularische Laufbahn ein und wurde 1883 dem Kaiserlichen Konsulat in Chicago zugeteilt. 1884 wechselte er zur weiteren Ausbildung ins Auswärtige Amt und wurde im Mai 1885 zum Kanzler von Kamerun und Stellvertreter des Gouverneurs Julius Freiherr von Soden ernannt. Im Juli 1887 wurde er interimistischer Kommissar für die deutsche Kolonie Togo (heute Togo bzw. Teilgebiet von Ghana), im August 1888 Konsul in Lagos und 1889 wieder Kaiserlicher Kommissar für Togo, ab 1893 mit dem Titel eines Landeshauptmanns. Als Nachfolger für Eugen von Zimmerer übernahm er zum 1. Januar 1895 zunächst vertretungsweise die Geschäfte der Zentralverwaltung und wurde am 13. August 1895 zum Gouverneur von Kamerun ernannt.

Seine Amtszeit stand im Zeichen der expandierenden Pflanzungswirtschaft rund um den Kamerunberg, die er massiv förderte. Ebenso unterstützte er die im Reich angefeindete Vergabe von Konzessionen an die Gesellschaft Süd-Kamerun (GSK) und die Gesellschaft Nordwest-Kamerun (GNK) in den Jahren 1898/1899. Auf Puttkamers Initiative ging die Verlegung des Regierungssitzes von Douala nach dem gesünder gelegenen Buea am Kamerunberg (1901) zurück. Der von ihm dort errichtete Gouverneurspalast (sogenanntes „Puttkamerschlößchen“) brachte ihm wegen seiner verschwenderischen Ausstattung heftige Kritik ein. In den Jahren 1898 bis 1903 wurde durch die Kaiserliche Schutztruppe die Okkupation des gesamten Schutzgebietes bis zum Tschadsee vollzogen, mit dem Krieg gegen den Emir von Adamawa und der Besetzung der Tschadseeländer durch den Kommandeur der Schutztruppe, Oberstleutnant Pavel, allerdings gegen Puttkamers ausdrückliche Befehle. War er in den ersten Jahren seiner Amtszeit durchaus noch ein Vertreter einer rigiden Eroberungspolitik, wie die Expeditionen gegen die Abo, Kpe und Bakoko (1894–1896) belegen, wandte er sich unter dem Eindruck zunehmender Probleme mit der Militärverwaltung im Hinterland und seines eigenen, offen ausgetragenen Konflikts mit dem Offizierskorps der Schutztruppe von der Idee der gewaltsamen Expansion ab und bemühte sich um eine nichtmilitärische Integration der indigenen Gesellschaften in den deutschen Hoheitsbereich.

Wegen seiner umstrittenen Konzessionspolitik, vor allem aber wegen seines rigiden, autokratischen Herrschaftsstiles („Puttkamerei“), der u. a. 1906 zu einer Petition des Akwa-Klanes an den „allerdurchlauchtigsten allergnädigsten deutschen Reichstag Berlin“ führte, die auf die Missstände in Kamerun hinwies, geriet Puttkamer unter erheblichen öffentlichen Druck. Unter anderem wurden der Kolonialverwaltung unter seiner Ägide willkürliche Enteignungen, Zwangsumsiedlungen und ein erhebliches Maß an Brutalität vorgeworfen. Die Verhängung drakonischer Gefängnisstrafen gegen die Unterzeichner der Petition führte schließlich zu einem politischen Skandal. Zentrum und Sozialdemokraten prangerten die Misswirtschaft Puttkamers an, woraufhin er zur Berichterstattung nach Berlin zurückbeordert wurde, was seiner Absetzung gleichkam. Die Absetzung Puttkamers basierte bezeichnenderweise nicht auf den obengenannten Vorwürfen, sondern auf einigen kleineren Affären, die er sich hatte zuschulden kommen lassen, wie etwa einer Passfälschung zugunsten einer Lebedame, mit der er näher bekannt war. Jesko von Puttkamer wurde am 9. Mai 1907 in den einstweiligen Ruhestand versetzt und 1908 pensioniert.

1914, im Alter von 59 Jahren, heiratete von Puttkamer die mehr als 30 Jahre jüngere Elisabeth Passow. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, der jedoch nach wenigen Monaten, im Juni 1915, verstarb. 1917 nahm sich von Puttkamer das Leben. Es wird angenommen, dass der Verlust seines einzigen Sohnes ihn dazu bewog.

Schriften

  • Gouverneursjahre in Kamerun. Berlin, Georg Stilke, 1912.

Literatur

  • Ralph Erbar: Puttkamer, Jesko Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 21 f. (Digitalisat).
  • Deutsches Kolonial-Lexikon. Band 3. Leipzig 1920, S. 117. (online)
  • Florian Hoffmann: Okkupation und Militärverwaltung in Kamerun. Etablierung und Institutionalisierung des kolonialen Gewaltmonopols 1891–1914. Göttingen 2007.
  • Andreas Eckert: Kamerun als deutsche Kolonie. In: Damals. Magazin für Geschichte und Kultur. Februar 1996.
  • Ellinor von Puttkamer (Bearbeiterin): Geschichte des Geschlechts v. Puttkamer. (= Deutsches Familienarchiv, Band 83–85). 2. Auflage. Degener, Neustadt an der Aisch 1984, ISBN 3-7686-5064-2, S. 695–696.
  • Jürg Schneider: Berlin-Kamerun: Der Gouverneur und eine Berliner Halbweltdame, in: Ulrich van der Heyden und Joachim Zeller (Hrsg.): Kolonialismus hierzulande – Eine Spurensuche in Deutschland. Sutton Verlag, Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-269-8, S. 195–200.

Nachlass

Puttkamers Nachlass befindet sich im Bundesarchiv Berlin (N 2231).[1]

Weblinks

Einzelnachweise