Borbetomagus

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Borbetomagus, seltener Bormitomagus, ist der latinisierte Name einer keltischen Ansiedlung auf dem Gelände der heutigen Stadt Worms in Rheinhessen (Rheinland-Pfalz). Beide Schreibweisen sind überliefert.

Lage am DIRL (Rheinlinie)

Namen

„Worms“

Der lateinische Name der Ansiedlung ist keltischen Ursprungs, wenn auch der keltische Name verloren ging und nur die lateinische Form überliefert ist. In der Endung -magus hat sich das latinisierte keltische Wort für „Feld, Ebene, Markt“ erhalten.[1] Der Ortsname wurde daher vielfach mit „Feld an der Bormita“ übersetzt.[2]

Borbeto- ist nach einer möglichen Deutung auf den keltischen Wortstamm für *borvo-, *borbo- zurückzuführen, der sich auch im Namen des Bädergottes Borvo bzw. Bormo wiederfindet. Der Ort wäre also nach einer Heilquelle oder dem entsprechenden Gott benannt.[3] Der Wortstamm könnte „Flüssiges“ oder „warme Quelle“ bedeutet haben.[4] Im keltischen Wort *borba, das sich in verschiedenen Sprachen erhalten hat, sind auch Bedeutungen wie „Schmutz“ und „Unrat“ enthalten.[5] Hier könnte ein Hinweis auf die Lage der Stadt in dem wasserreichen und sumpfigen Gebiet zwischen den Mündungen des Eisbachs und der Pfrimm in den Rhein gegeben sein.

Eine andere Deutung von Borbeto- geht dahin, den Ursprung in der indogermanischen Wortwurzel *bher- („aufwallen“) zu suchen, zu der auch *bherm („sprudelndes Wasser“) gehört.[6][7] So könnte mit Borbetomagus ursprünglich auch „Quellenfeld“ gemeint gewesen sein.

Durch einen späteren Lautwandel wurde das anlautende B zu W. So wandelte sich Borbetomagus in der Sprache der germanischen Siedler im Frühmittelalter schließlich zu „Warmazfeld, Warmazia/Varmacia, Wormazia/Wormatia“ und am Ende zu „Worms“. Dass nur die erste Silbe übrig blieb, liegt an der Betonung auf dieser ersten Silbe im Germanischen, die im Gegensatz zur lateinischen Betonung stand.

„Wonnegau“

Als um die christliche Zeitenwende die Römer in die Gegend von Worms kamen, war die keltische Bevölkerung vermutlich stark im Niedergang begriffen oder sogar schon nicht mehr vorhanden. Deshalb förderten die Römer hier die Ansiedelung des germanischen Volksstamms der Vangionen und richteten eine Civitas, eine halbautonome römische Verwaltungseinheit, unter dem Namen Civitas Vangionum ein. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurde der Name abgewandelt und ist heute im Wort Wonnegau für die Umgebung von Worms erhalten.

Geschichte

Aus augusteischer Zeit (31 v. Chr.–14 n. Chr.) sind im Raum Worms bisher nur wenige Terra-Sigillata-Scherben bekannt. Trotzdem wird Worms als älteste Stadt Deutschlands diskutiert. Spätestens seit tiberischer Zeit (14–37) ist infolge der Stationierung verschiedener Auxiliareinheiten – unter anderem die berittenen Truppen der ala prima Hispanorum, ala Sebosiana, ala Agrippiana, ala Indiana – ein römisches Lager mit Zivilsiedlung (vicus) sicher anzunehmen. Zeugnis der Anwesenheit verschiedener Truppen an der römischen Rheintalstraße sind vor allem die Grabsteine der Auxiliarsoldaten, die das Museum der Stadt Worms im Andreasstift beherbergt.

Nach der Vorverlegung der Truppen vom Rhein an den Neckar-Odenwald-Limes war Worms zivil geprägter Hauptort der bereits bestehenden Civitas Vangionum. Neben dem Straßennetz sind Strukturen im Domareal bekannt, die wohl zum Forum und zu einem Jupiter­tempel gehörten. Mehrere Töpferöfen wurden im Süden der Stadt ausgegraben; im Umfeld einer in der Nachbarschaft anzusiedelnden Ziegelei wurden hier die Wormser Gesichtskrüge hergestellt. Die bedeutendsten Funde stammen jedoch aus den römischen Gräbern; Forschungsergebnisse hierzu wurden 2006 umfassend vorgelegt.[8]

In der Spätantike wurde Worms nach dem Limesfall erneut Grenzstadt; im Kastell waren die milites secundae Flaviae stationiert. Wohl aus valentinianischer Zeit (364–375) stammt die spätantike Stadtmauer, die an der Pauluskirche und nordwestlich des Domareals noch teilweise erhalten ist.

Diskutiert wird, ob Borbetomagus im frühen 5. Jahrhundert Sitz des Burgundenreichs am Oberrhein war.

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Bernhard: Die Situation im linksrheinischen Gebiet. Die Civitas Nemetum mit Noviomagus/Nemetae/Speyer und die Civitas Vangionum mit Borbetomagus/Vangiones/Worms zwischen Spätantike und Frühmittelalter. In: Roland Prien, Christian Witschel (Hrsg.): Lopodunum VII: Ladenburg und der Lobdengau zwischen ‚Limesfall‘ und den Karolingern (= Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg. Band 17). Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-95490-481-5, S. 67–106.
  • Heinz Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990. S. 673–679.
  • Albrecht Greule u. a.: Stichwort Worms. In: Heinrich Beck u. a. (Hrsg.): Reallexikon der germanischen Altertumskunde. 2. Auflage, Band 34. Berlin 2007. S. 225 ff.
  • Mathilde Grünewald: Die Römer in Worms. Stuttgart 1986.
  • Mathilde Grünewald, Erwin Hahn: Zwischen Varusschlacht und Völkerwanderung. Die römerzeitlichen Gräberfunde aus Worms und Rheinhessen im Museum der Stadt Worms im Andreasstift. Lindenberg 2006.
  • Maximilian Ihm: Borbetomagus. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 719 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gerhard Rasch: Antike geographische Namen nördlich der Alpen. Verlag Walter de Gruyter, 2005. ISBN 978-3-11-017832-6. S. 140.
  2. Franz Cramer: Rheinische Ortsnamen aus vorrömischer und römischer Zeit. Sändig Verlag, 1970 (Nachdruck von 1901). ISBN 3500216501. S. 8.
  3. Bernhard Maier: Kleines Lexikon der Namen und Wörter keltischen Ursprungs. C.H. Beck OHG, München 2003, 122. ISBN 3-406-49470-6. (Google Books).
  4. Xavier Delamarre: Dictionnaire de la langue gauloise. Errance 2003. S. 82–83.
  5. Johannes Kramer (Hrsg.): Etymologisches Wörterbuch des Dolomitenladinischen (EWD). Buske Verlag, 1988. ISBN 3-87118991-X. S. 320.
  6. Oswald Szemerényi: Einführung in die vergleichende Sprachwissenschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1980. ISBN 3-534042166, S. 111.
  7. Zeitschrift für celtische Philologie (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive), Nr. 52. Max Niemeyer Verlag, 2001. S. 163.
  8. M. Grünewald, E. Hahn (s. Literatur).