Hari Kuyō
Hari Kuyō (jap.
‚(Näh)nadel-Andacht‘) ist eine religiöse Zeremonie in Japan, die alljährlich als buddhistische Andacht (kuyō, von sanskrit puja) in einem nahegelegenen Tempel oder Schrein für die im Laufe des Jahres zerbrochenen Nähnadeln begangen wird. Das Ritual wird als Ehrerweisung für die dem Volksglauben entstammende Gottheit Awashima no kami (
) am 8. Februar und am 8. Dezember durchgeführt. In Teilen der Kantō- und Tōhoku-Region findet Hari Kuyō nur an einem der beiden Tage statt. Während in der Kantō-Region der 8. Februar üblich ist, ist es in Kansai und Kyūshū der 8. Dezember.
Ursprung
Die etwa 400 Jahre alte Praxis der Nähnadelandacht geht auf die früher Kotoyōka (
)[1] genannte Zeitspanne vom 8. Februar bis zum 8. Dezember zurück, wobei die beiden Tage den Beginn und das Ende der landwirtschaftlichen Arbeiten markieren. An diesen beiden Tagen hielt man Maß und verbrachte den Tag ohne Näharbeiten mit Müßiggang.[2] Man brachte an diesen Tagen zerbrochene Nähnadeln zu einem nahegelegenen Tempel, steckte sie in weichen Tofu oder Konnyaku, hielt eine Andacht ab und betete für den Fortgang und die Vervollkommnung des Schneiderhandwerks bzw. der Nähkunst.[3] Die mit Nadeln gespickten Tofu- und Konnyaku-Stücke wurden dann auf einen Fluss oder ins Meer gesetzt und dem Wasser übergeben. Es war Sitte, an diesem Tag Nähnadeln nicht zu benutzen. In den Präfekturen Toyama und Ishikawa nennt man diesen Tag auch Hari seibō (
). Nach dem Besuch des Tempels isst man Manjū und Mochi und geht zu Freunden und Bekannten, um diese zu beschenken.
Da zusehends weniger Näharbeiten zu Hause erledigt werden, ist die Zeremonie in privaten Kreisen aus der Mode gekommen. Im Schneiderhandwerk hingegen, wie auch an Modeschulen,[4] führt man auch in der Gegenwart noch eine Nadelandacht durch.
Weblinks
- David Boyd: Hari-kuyo. The Japan Foundation, Sydney, abgerufen am 23. Juli 2012 (englisch).
- Sophie Hardach: Japanese tailors' needles find soft grave in tofu. Reuters UK, 8. Februar 2007, abgerufen am 23. Juli 2012 (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ 事八日. In:デジタル版 日本人名大辞典+Plusbei kotobank.jp. Abgerufen am 23. Juli 2012 (japanisch).
- ↑ Hari-kuyo - The Festival of Broken Needles, 2012. eDreams, 2012, abgerufen am 23. Juli 2012 (englisch).
- ↑ Debbie Bates: Hari-kuyo: Festival of Broken Needles (Needle Mass Day, Feb. 8). (Nicht mehr online verfügbar.) 8. Februar 2012, archiviert vom Original am 25. Februar 2014; abgerufen am 23. Juli 2012 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Needle mass: Hari-kuyo. The beauty of Kimono, 8. Februar 2009, abgerufen am 23. Juli 2012 (englisch).