Lametasaurus

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Lametasaurus
Zeitliches Auftreten
Oberkreide (Maastrichtium)
72 bis 66 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Dinosaurier (Dinosauria)
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Theropoda
Ceratosauria
Abelisauridae
Lametasaurus
Wissenschaftlicher Name
Lametasaurus
Matley, 1924
Art
  • Lametasaurus indicus

Lametasaurus ist eine mögliche, dubiose Gattung von Dinosauriern aus der Oberkreide (Maastrichtium) Indiens. Sie wurde 1924 von Charles Matley anhand von Beckenknochen, einem Schienbein und Hautknochenplatten (Osteoderme) beschrieben, die aus der Lameta-Formation von Bara Simla stammen, einem Hügel im zentralindischen Madhya Pradesh[1]. Dieser Fund ist heute verschollen.[2] Anfangs wurde die Gattung als ein Vertreter der Stegosauridae beschrieben; später stellte sich jedoch heraus, dass sich der Fund aus Überresten verschiedener Spezies zusammensetzt (Chimäre): So schließt er die Knochen eines Theropoden sowie Osteoderme mit ein, die vermutlich von Sauropoden und Krokodilen stammen.[3] Die Beckenknochen und das Schienbein werden heute der Abelisauridae zugeschrieben, einer Gruppe von Theropoden innerhalb der Ceratosauria.[2]

Der Name Lametasaurus („Lameta“; gr. sauros – „Echse“) weist auf die Lameta-Formation, der Gesteinseinheit, aus der die Fossilien stammen.[4]

Forschungsgeschichte

Die Fossilien wurden 1917 von Charles Matley aus den sogenannten „Carnosaurier-Betten“ von Bara Simla geborgen. In einer vorläufigen Untersuchung des Materials stellte Matley fest, dass einige schuppen-, stachel und plattenartige Osteoderme einem Theropoden aus der Gruppe der Carnosauria zuzuschreiben seien, und verwies dabei auf Ceratosaurus, von dem ebenfalls Osteoderme bekannt sind[5]. Nachdem die übrigen Fossilien präpariert wurden, erkannte Matley jedoch Knochen eines Stegosauriden (eines gepanzerten Dinosauriers) – ein Kreuzbein (Sacrum), beide Darmbeine (Ilia) sowie ein linkes Schienbein (Tibia). Er folgerte, dass auch die Osteoderme diesem Stegosauriden zuzuordnen seien. 1924 beschrieb er auf Basis dieser Funde die neue Gattung Lametasaurus und hielt sie für einen nahen Verwandten des Stegosauriden Omosaurus[1] – damit galten diese Fossilien als der erste definitive Nachweis eines gepanzerten Dinosauriers aus Asien. Später vermuteten Matley und Friedrich von Huene,[6] dass der Hals dieser Gattung mit in Ringen angeordneten Osteodermen gepanzert war. Eine später von Barnum Brown entdecktes großes Osteoderm interpretierten sie derweil als Schwanzkeule, ähnlich der, die von Ankylosaurus bekannt ist. Aufgrund dieser Osteoderme klassifizierten diese Forscher Lametasaurus nun als einen Vertreter der Nodosauridae.[7][8]

1935 kommt Dhirendra Kishore Chakravarti zu dem Ergebnis, dass die Beckenknochen und das Schienbein weder einem Verwandten von Omosaurus, noch einem Nodosauriden zugeordnet werden können, sondern von einem megalosauriden Theropoden stammen. So weist dieser Forscher auf deutliche Unterschiede zu Stegosaurus, Omosaurus und Nodosaurus; beispielsweise sei das Kreuzbein im Verhältnis wesentlich länger und nicht vertikal abgeflacht. Die Osteoderme könnten nicht definitiv einem gepanzerten Dinosaurier zugeordnet werden; einige würden möglicherweise ebenfalls von Theropoden stammen. Einige große Knochenplatten schrieb dieser Forscher dagegen Krokodilen zu.[7] Die vermeintliche Schwanzkeule wird heute als Osteoderm eines Titanosauriers klassifiziert[9].

Merkmale

Im Vergleich mit anderen Ceratosauria war das Schienbein relativ kurz und robust, ähnlich wie bei Majungasaurus, aber anders als bei Aucasaurus und Xenotarsosaurus.[10] Das Darmbein wies möglicherweise einen besonders breiten Brevis Shelf auf, einen als Ansatzstelle für die Schwanzmuskulatur dienenden Knochenfortsatz[3].

Gültigkeit

Die Gültigkeit der Gattung Lametasaurus gilt als zweifelhaft, für gewöhnlich wird sie als Nomen dubium (nackter Name) klassifiziert[11][9]. Lametasaurus ist lediglich die erste von mehr als einem halben Dutzend Gattungen der Abelisauridae, die aus der Lameta-Formation beschrieben wurden. Da die Knochen selten im Zusammenhang, sondern meistens isoliert vorgefunden wurden, und da ein großer Teil dieser Fossilien heute verloren gegangen ist, lassen sich diese Gattungen nach heutigem Stand nicht sinnvoll voneinander abgrenzen. So gehörte das Knochenmaterial, das als Lametasaurus, Coeluroides, Dryptosauroides, Indosuchus, Indosaurus, Ornithomimoides mobilis und Rajasaurus beschrieben wurde, wahrscheinlich zu nur einer oder zwei verschiedenen Gattungen.[2]

Einzelnachweise

  1. a b Charles A. Matley: Note on an armoured dinosaur from the Lameta beds of Jubbulpore. In: Records of the Geological Survey of India. Bd. 55, Nr. 2, 1924, ISSN 0370-5226, S. 105–109 (online (Memento des Originals vom 30. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dli.ernet.in).
  2. a b c Matthew T. Carrano, Scott D. Sampson: The Phylogeny of Ceratosauria (Dinosauria: Theropoda). In: Journal of Systematic Palaeontology. Bd. 6, Nr. 2, 2008, ISSN 1477-2019, S. 183–236, doi:10.1017/S1477201907002246.
  3. a b Timothy B. Rowe, Jacques Gauthier: Ceratosauria. In: David B. Weishampel, Peter Dodson, Halszka Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. University of California Press, Berkeley CA u. a. 1990, ISBN 0-520-06726-6, S. 151–168.
  4. Ben Creisler: Dinosauria Translation and Pronunciation Guide. Archiviert vom Original am 10. Juli 2011; abgerufen am 7. August 2014.
  5. Charles A. Matley: On the stratigraphy, fossils and geological relationships of the Lameta beds of Jubbulpore. In: Records of the Geological Survey of India. Bd. 53, Nr. 2, 1921, S. 142–169.
  6. Friedrich Baron von Huene, Charles Alfred Matley: The Cretaceous Saurischia and Ornithischia of the Central Provinces of India (= Geological Survey of India. Palaeontologia Indica. NS Bd. 21, Nr. 1, ISSN 0970-0528). Manager of Publication, Delhi 1933.
  7. a b Dhirendra Kishore Chakravarti: Is Lametasaurus indicus an armored dinosaur? In: American Journal of Science. Series 5, Bd. 30, Nr. 176, August 1935, ISSN 0002-9599, S. 138–141, doi:10.2475/ajs.s5-30.176.138.
  8. Donald F. Glut: Dinosaurs. The Encyclopedia. McFarland & Company, Jefferson NC u. a. 1997, ISBN 0-89950-917-7.
  9. a b Michael D. D'Emic, Jeffrey A. Wilson, Sankar Chatterjee: The titanosaur (Dinosauria: Sauropoda) osteoderm record: review and first definitive specimen from India. In: Journal of Vertebrate Paleontology. Bd. 29, Nr. 1, 2009, ISSN 0272-4634, S. 165–177, doi:10.1671/039.029.0131.
  10. Rubén D. Juárez Valieri, Juan D. Porfiri, Jorge O. Calvo: New Information on Ekrixinatosaurus novasi Calvo et al 2004, a giant and massively-constructed Abelisauroid from the „Middle Cretaceous“ of Patagonia. In: Jorge Calvo, Juan Porfiri, Bernardo González Riga, Domenica Dos Santos (Hrsg.): Paleontología y Dinosaurios desde América Latina. (= Serie Documentos y Testimonios. Aportes. Nr. 24). EDIUNC, Mendoza 2011, ISBN 978-950-39-0265-3, S. 161–169, Digitalisat (PDF; 643,51 kB) (Memento des Originals vom 16. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.notosoft.com.ar.
  11. Ronald S. Tykoski, Timothy Rowe: Ceratosauria. In: David B. Weishampel, Peter Dodson, Halszka Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. 2nd edition. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2004, ISBN 0-520-24209-2, S. 47–70.