Lyceum-Club Berlin

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Der Lyceum-Club Berlin ist eine sozial engagierte Vereinigung von und für Frauen.

Geschichte

Gründungsjahre

Die Frau in Haus und Beruf, Katalog zur Ausstellung im Zoologischen Garten Berlin 1912

Der Lyceum-Club wurde am 4. November 1905 in Berlin durch Marie von Bunsen gegründet. Für das konstituierende Treffen kam an diesem Tag Constance Smedley extra aus London angereist. Durch ihre Mitwirkung gestaltete sich diese Vereinigung nach englischem Vorbild. Das erste Clubhaus besaß großzügige Räumlichkeiten und einen aufwändig gestalteten Garten an der Potsdamer Straße 118b.

Das Gründungskommittee wählte die Politikerin Hedwig Heyl zur ersten Präsidentin des Lyceum-Clubs. Als Schirmherrin konnte die Königin von Rumänien, Prinzessin Elisabeth zu Wied, gewonnen werden.

Durch den relativ hohen Mitgliedsbeitrag von 30 Mark stand der Lyceum-Club nur einer wohlhabenderen Schicht von Frauen offen. Im Gegenzug gründete sich 1900 der Berliner Frauenclub mit günstigerem Mitgliedsbeitrag.[1]

Der Lyceum-Club machte es sich zur Aufgabe, gerade Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen ein Forum zu bieten und ihnen bei Ausstellungen und Veröffentlichungen unterstützend zur Seite zu stehen. Zu den Gründungsmitgliedern des Lyceum-Clubs gehörte der seit 1867 bestehende „Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen Berlins“.[2] 1908 inszenierte Hedwig Heyl im Kaufhaus Wertheim (am Leipziger Platz) die überaus erfolgreiche Ausstellung Internationale Volkskunstausstellung. Für die Ausstellung Die Frau in Haus und Beruf, 1912 im Zoo von Berlin zu sehen, war neben Hedwig Heyl auch Gertrud Bäumer verantwortlich.[3]

Von 1906 an unterrichtete der Lyceum-Club seine Mitglieder auch regelmäßig durch eine Vereinszeitung. Ab 1912 unterstützte der Lyceum-Club den Berliner Verein Krankenhaus weiblicher Ärzte und zu Beginn des Ersten Weltkriegs führte der Verein eine „Mittelstandsküche“ ein, um bedürftige Berliner Bürger zu versorgen.

Neben Ausstellungen und der Vereinszeitung organisierte der Club Vorträge und Gesprächsrunden, die von insgesamt 14 Kommissionen erarbeitet wurden, u. a. existierte eine Musik-Kommission, Journalistinnen-Kommission, eine Soziale und Kunstgerwerbliche Kommission. Diese Veranstaltungen boten den Frauen die Möglichkeit, ihre Arbeiten in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Außerdem boten Lese- und Musikzimmer sowie weitere Gemeinschaftsräume den Frauen eine Plattform des geistigen Austausches.[4]

Epoche des Nationalsozialismus 1933–1945

Anders als viele Frauenvereine löste sich der Lyceum-Club Berlin 1933 nicht aus Protest gegen die Gleichschaltung selbst auf. 1938 wurde der Club von der Reichsfrauenführung als „Spitzenklub“ aller deutschen Frauenklubs deklariert. Neue Forschungsergebnisse von Silke Helling resümieren: „Die Historie der Frauenvereinigung im Nationalsozialismus ist ein facettenreicher Spiegel der Gesellschaftsgeschichte und ein komplexes Mosaik. […] Die Akteurinnen zeigten ein breites Handlungsspektrum zwischen beständiger oder neuer Teilhabe und Distanzierung. Andere erlitten Ausgrenzung mit weitreichenden Konsequenzen. Knapp skizziert wurde auch, dass der Terminus ‚Gleichschaltung‘ im konkreten Fall einem längerfristigen Vorgang mit prozessualem Charakter entspricht.“[5]

Neugründung

Am 1. Januar 1956 wurde der Lyceum-Club Berlin durch Ingeborg Brücker und Johanna von Siemens neu gegründet. Seit 1963 werden auch monatliche Club-Treffen abgehalten.

Unter der Schirmherrschaft von Eva Luise Köhler konnte unter großer Anteilnahme 2005 ein Fest zum hundertjährigen Bestehen abgehalten werden.

Bekannte Mitglieder (Auswahl)

Literatur

  • 100 Jahre Internationaler Lyceum-Club Berlin e. V. Festschrift zu den Jubiläumsveranstaltungen am 26. und 28. Mai 2005. Berlin 2005.
  • Bahnbrechende Frauen. Berlin 1912 (Begleitbd. zur Ausstellung „Die Frau in Haus und Beruf“).
  • Silke Helling: Der Deutsche Lyceum-Club Berlin im Nationalsozialismus. Eine Frauenvereinigung im Spiegel ihrer Orte und Raumkonstruktionen. In: Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte. Nr. 61, Mai 2012, S. 30–37.
  • Luise Marelle, Hedwig Heyl: Die Geschichte des Deutschen Lyceum-Clubs und seine Aufgaben in Gegenwart und Zukunft. Berlin 1933.
  • Dorothea Schuppert, Internationaler Lyceum-Club (Hg.): Quo vadis, mater? Künstlerinnen des Berliner Lyceum-Clubs 1905–1933. Anlässlich der Ausstellung vom 23. April bis 26. Juli 2015, Das Verborgene Museum, Berlin. Berlin 2015, ISBN 978-3-00049015-6.
  • Ulla Terlinden, Susanna von Oertzen: Die Wohnungsfrage ist Frauensache! Frauenbewegung und Wohnreform 1870 bis 1933. Reimer, Berlin 2006, ISBN 978-3-496-01350-1, S. 204–212 (Unterkapitel: „Frauenklubs und der Deutsche Lyceum-Club“).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ulla Terlinden, Susanna von Oertzen: Die Wohnungsfrage ist Frauensache! Frauenbewegung und Wohnreform 1870 bis 1933. Berlin, Reimer 2006, S. 208.
  2. Ulla Terlinden, Susanna von Oertzen: Die Wohnungsfrage ist Frauensache! Frauenbewegung und Wohnreform 1870 bis 1933. Berlin, Reimer 2006, S. 207.
  3. Angelika Schaser: Helene Lange und Gertrud Bäumer. Eine politische Lebensgemeinschaft. Köln: Böhlau, 2010, S. 150 f.
  4. Ulla Terlinden, Susanna von Oertzen: Die Wohnungsfrage ist Frauensache! Frauenbewegung und Wohnreform 1870 bis 1933. Berlin, Reimer 2006, S. 208–210.
  5. Silke Helling: Der Deutsche Lyceum-Club Berlin im Nationalsozialismus. Eine Frauenvereinigung im Spiegel ihrer Orte und Raumkonstruktionen. In: Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte. Nr. 61, Mai 2012, S. 30–37, hier S. 36.