Michele Viale-Prelà

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Juni 2022 um 10:47 Uhr durch imported>Wandelndes Lexikon(3631112) (Änderung 223756295 von Prob80 rückgängig gemacht; keine Verbesserung).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Michele Kardinal Viale-Prelà (Lithographie von Josef Kriehuber,1853)

Michele Kardinal Viale-Prelà, auch Michele Viale Prelà (* 29. September 1798 in Bastia, Korsika; † 15. Mai 1860 in Bologna), war Kardinal und Erzbischof der römisch-katholischen Kirche.

Leben

Michele Viale-Prelà war das vierte Kind und der zweite Sohn des wohlhabenden Korsen Paolo Agostino Viale († 1808) und dessen Ehefrau Nicoletta Prelà. Er entschied sich für die kirchliche Laufbahn. Mütterlicherseits hatte er einen Onkel, Tommaso Prelà (1765–1848), der zwei Päpste, Pius VI. und Pius VII. als Leibarzt betreut hatte.[1]

Michele Viale-Prelà empfing 1823 die Priesterweihe. Zwischen 1828 und 1836 war er Assistent des päpstlichen Nuntius in der Schweiz, danach arbeitete er zwei Jahre mit dem Staatssekretär des Kirchenstaates. Danach nahm er ab 1838 die Aufgabe eines Nuntius in München wahr und wurde 1841 zum Bischof ernannt. Die Bischofsweihe spendete ihm am 18. Juli 1841 in Rom Kardinal Luigi Lambruschini, Mitkonsekratoren waren Fabio Maria Asquini, Sekretär der Kongregation für die Bischöfe und Regularen, und Erzbischof Lodovico Altieri, Nuntius in Österreich. Ab 1845 diente er dem Vatikan als Nuntius am kaiserlichen Hof in Wien. Am 15. März 1852 wurde er von Papst Pius IX. zunächst in pectore zum Kardinal erhoben, am 7. März 1853 publiziert als Kardinalpriester der römischen Titelkirche Santi Andrea e Gregorio al Monte Celio. In seiner Zeit als Apostolischer Nuntius in Österreich spendete er unter anderem Franz Joseph Rudigier 1853 die Bischofsweihe. 1855 wurde er zum Erzbischof von Bologna ernannt. Die Ernennung war ungewöhnlich, weil er selbst nie Priester einer Gemeinde gewesen war und immer dem Regierungsstab des Vatikans angehörte. Er war sogar als Nachfolger des Staatssekretärs Giacomo Antonelli im Gespräch gewesen.

In Bologna war er Nachfolger des politisch eher gemäßigten Erzbischofs Carlo Oppizzoni. Zu den ersten Maßnahmen, die Erzbischof Viale-Prelà ergriff, gehörten Vorschriften, die die Beachtung religiöser Vorschriften und Gebote in der zum Kirchenstaat gehörenden Stadt sicherstellen sollten.[2] Die von ihm gegründete Zeitung L'osservato bolognese diente vor allem dazu, liberale Ideen zu bekämpfen.[3] Mit Missionierungskampagnen, bei denen er auf Angehörige des Jesuitenordens zurückgriff, wollte er das religiöse Bewusstsein in seinem Bistum stärken.

Bekanntheit

Prelá ist der Nachwelt vor allem wegen seiner Rolle im Fall Edgardo Mortara bekannt. Die Entführung des angeblich notgetauften jüdischen Kindes Edgardo Mortara, die mit seiner Duldung geschah, sorgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für großes Aufsehen und spielte eine Rolle im Kulturkampf.

Literatur

  • Valentin, Christoph: Ultramontanisierung durch die päpstliche Diplomatie? Der Apostolische Nuntius Michele Viale Prelà in München (1838-1845). Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-17-037691-5.
  • Constantin von Wurzbach: Viale-Prelà, Michael. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 50. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1884, S. 259–264 (Digitalisat).
  • David Kertzer: Die Entführung des Edgardo Mortara. Ein Kind in der Gewalt des Vatikans. Hanser, München 1998, ISBN 978-3-446-19488-5.
  • Philippe Bountry: Prélats Référendaires et officers de curie en fonctions sous la restauration (1814–1846). In: Souverain et pontife. Recherches prosopographiques sur la Curie Romaine à l’âge de la Restauration (1814–1846). École française de Rome, Rom 2002, Rz. 600–601 (französisch, Online-Ausgabe).

Weblinks

Commons: Michele Viale-Prelà – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kertzer, S. 47
  2. Kertzer, S. 48
  3. Kertzer, S. 51
VorgängerAmtNachfolger
Carlo OppizzoniErzbischof von Bologna
1855–1860
Filippo Maria Guidi