OLEX-Tankstelle am Raschplatz

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Um 1923: Die expressionistische OLEX-Tankstelle am damaligen Raschplatz in Hannover vor dem ehemaligen Justizpalast, links davon das Amtsgericht Hannover
Datei:Raschplatz um 1890.jpg
Ähnliche Blickrichtung um 1890: Der Justizpalast am Raschplatz Ecke Volgersweg

Die OLEX-Tankstelle am Raschplatz in Hannover war die erste im öffentlichen Raum errichtete Tankstelle in Deutschland. Der nicht ohne Widerstand[1] 1922 gewählte Standort der OLEX-Tankanlage war der damalige Raschplatz[2] an der Ecke Volgersweg im (heutigen) hannoverschen Stadtteil Mitte.[3]

Geschichte

Nachdem mutmaßlich der US-Amerikaner Sylvanus F. Bowser in Folge der Verbreitung von Automobilen eine Handpumpe zur Förderung von Benzin aus einem unterirdischen Vorratstank erfunden hatte und diese ab 1898 in den USA verkaufte, spielte sich in Deutschland das Geschäft mit dem Auftanken von Automobilen noch jahrzehntelang in Hinterhöfen ab. Auch noch nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, während die Abgabe von Benzin einer strengen staatlichen Zwangsbewirtschaftung unterlag,[2] wurde der „Sprit“-Verkauf, beispielsweise in Hannover, noch von Gastwirten oder Apothekern in Kanistern getätigt; diese wurden häufig in Kellern gelagert und stellten dort eine erhebliche Brandgefahr dar.[1]

In der noch jungen Weimarer Republik, und noch vor dem Höhepunkt der Deutschen Hyperinflation, „begann als erste Mineralölgesellschaft die OLEX (die spätere BP) im Winter 1922/1923 mit dem Bau von Tankanlagen“,[2] und suchte hierfür zunächst in Hannover einen geeigneten Standort. Die Stadt hatte mit seinerzeit rund 5000 Autos eine „deutlich höhere Autodichte als Berlin oder Hamburg“. Trotz der Verringerung der allgemeinen Brandgefahren stießen die möglichen Aufstellungsorte in Hannover auf zum Teil massiven Widerstand: Den Platz am Opernhaus befand der Polizeipräsident als zu unsicher. Den Raschplatz wiederum lehnte die Kommission für Garten- und Friedhofswesen als gänzlich ungeeignet ab. Und als die städtische Baukommission dann den Georgsplatz vorschlug, „stach sie in ein Wespennest“. So schrieb etwa der Hannoversche Kurier:[1]

„Unfaßbar! ... inmitten unserer ‚besten Stube‘ ...! Mag die Not der Stadt auch groß und jede Einnahmequelle an Pacht verlockend sein, so gibt es doch gewisse Dinge, an die auch die bitterste Not nicht herankommen darf. Schon verschandelt die städtische Reklame mit ihren Übertreibungen die Straßen ...[1]

Dem Widerspruch schloss sich das „Rats- und Realgymnasium“ an, verwies auf die „Möglichkeit der Explosion des Tanks“, während die Banken am Georgsplatz auf den „Gestank, der aus der Gegend überhaupt nicht mehr verschwinden wird“ verwiesen.[1]

Nachdem die städtische Baukommission daraufhin schließlich doch den Raschplatz,[1] die „Gegend hinter dem Bahnhof[4] als Standort für Deutschlands erste öffentliche Tankstelle bestimmt hatte, protestierten die Oberpostdirektion ebenso wie der Präsident des Landgerichtes und der Oberstaatsanwalt: Das Publikum sei den Großstadtverkehr nicht gewohnt und deshalb besonders gefährdet. Und auch die Lärmbelästigung durch das Ankurbeln der Autos sei kaum zumutbar.[1]

Architektur

Im Januar 1923 wurde die Tankstelle der Firma OLEX am Raschplatz eröffnet: Der kleine[1] expressionistische[2] Rundbau mit seinen Säulen und Erkern unter einem Kuppeldach wirkte auf spätere Beobachter „wie ein Tanktempel“, der von einem Tankwart mit Schürze und Dienstmütze bedient wurde.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Goetz Buchholz: Autogerechte Stadt I / Am Raschplatz wurde 1923 die erste öffentliche Tankstelle Deutschlands gebaut – nicht ohne Widerstand. In: ders.: Hannover. Geschichten und Geschichte (Untertitel: Ein Lexikon, das Geschichten erzählt ...). Mit Fotos von Karl Johaentges. 2. Aufl., Landbuch Verlag Hannover, Hannover 2005, ISBN 3-7842-0591-7, S. 11f.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Goetz Buchholz: Autogerechte Stadt I ..., siehe #Literatur
  2. a b c d Joachim Kleinmanns: Zur Geschichte des Bautyps Tankstelle in Deutschland. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Kurztexte zur Denkmalpflege. Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau, 1999, ehemals im Original; abgerufen am 20. September 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.baufachinformation.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  3. Vergleiche Helmut Knocke: Justizgebäude. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 331.
  4. Klaus Mlynek: Sparkassen-Neubau am Raschplatz. In: ders.: 175 Jahre Verantwortung in Region und Gesellschaft. Die Stadt Hannover und ihre Sparkasse 1823 – 1998. Schlütersche, Hannover 1998.

Koordinaten: 52° 22′ 38,2″ N, 9° 44′ 40″ O