Pink Panthers

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Juli 2022 um 08:57 Uhr durch imported>W. Edlmeier(519920) (Ausdruck; Diebe ≠ Räuber; Überfall ≠ Diebstahl).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Pink Panthers ist der Name einer weltweit tätigen Gruppe von Juwelenräubern, die der Organisierten Kriminalität zugerechnet werden. Den geschätzten 200 Mitgliedern werden mit Stand von 2013 insgesamt 150 Überfälle zugeschrieben, bei denen sie Schmuck im Wert von mehr als 200 Millionen US-Dollar erbeutet haben sollen.[1]

Hintergrund

Die meisten Mitglieder der aus höchstens 150 Personen (Stand: 2014) bestehenden Bande stammen aus den Balkanstaaten.[2] Ihnen wurden bis 2009 mehr als 120 Überfälle vorgeworfen, bei denen sie in Europa, Asien und den Golfstaaten Juwelen und Uhren im Wert von über 500 Millionen Euro erbeutet haben.

Die Bande ist weniger eine Diebesbande im klassischen Sinne, sondern eher ein soziales Netzwerk von Profis, aus welchem sich für jede Tat neue Kleingruppen rekrutieren. Die Gruppe ist in einer Art Zellen-System organisiert, deren Mitglieder sich nach einem nicht erkennbaren System immer wieder neu zusammenfinden, um ihre Überfälle auszuführen. Es gibt keine sichtbare klare Hierarchie wie beispielsweise in der Mafia, sondern einige Anführer, die für ihre Überfälle Handlanger engagieren, die beispielsweise Fluchtwagen stehlen oder Unterkünfte organisieren. Die Gemeinsamkeit der Mitglieder ist, dass sie fast alle aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen, deshalb Serbokroatisch sprechen und größtenteils in der Armee oder als Milizen im Einsatz waren. Darauf führt Interpol auch ihre Gewandtheit und Skrupellosigkeit im Umgang mit Waffen zurück.[3]

Laut einem Film der BBC[4] hat die Gruppe gute Kontakte zum serbischen Geheimdienst BIA. Besonders der Handel des Diebesgutes soll mit dem Wissen von Politikern erfolgen. In den letzten Jahren scheint sich ein Generationswechsel zu vollziehen. Die jüngeren Mitglieder sind laut der Journalistin Havana Marking nicht mehr so professionell, agieren dafür aber umso brutaler. Dies wurde offensichtlich, als 2013 in Serbien ein Polizist von Bandenmitgliedern erschossen und in Spanien ein Polizist nach einem Überfall schwer verletzt wurde.

Namensgebung

Den Namen bekam die Gruppe von Scotland-Yard-Beamten,[5] nachdem sie 1993 in London einen Juwelier ausgeraubt hatte. Die Beute, Diamanten im Wert von einer halben Million Pfund, versteckten sie in einem Tiegel Gesichtscreme – eine Taktik, die schon 1963 in einem „Pink Panther“-Film zu sehen war.[6]

Überfälle und Befreiungsaktionen

Nach aufwendig geplanten und schnell durchgeführten Überfällen unter anderem in London, Paris, Dubai, Genf, Monaco oder Tokio ist die Mehrheit der Pink Panthers immer noch auf freiem Fuß.[7] Interpol geht davon aus, dass bis 2009 weltweit 120 Überfälle vor allem auf Juweliere von Mitgliedern der Bande begangen wurden.

Taktik

Ein typisch durchgeführter Überfall war der auf einen Juwelier im schweizerischen Lausanne. Am Nachmittag des 5. Mai 2009 betraten zwei Mitglieder der Bande das Geschäft. Die beiden elegant gekleideten Männer arbeiteten hoch präzise den Überfall ab und zwangen die Angestellten und den Besitzer in einen Nebenraum. Der Überfall dauert eine Minute und 47 Sekunden und erbrachte einen Beutewert von mehr als zwei Millionen Schweizer Franken (rund 1,9 Millionen Euro).

Zudem wurden mehrere Mitglieder aus Gefängnissen befreit. Diese Ausbrüche erweckten großes Medieninteresse. Beispielsweise wurde im Juli 2013 mit einem Fahrzeug das Eingangstor eines Schweizer Gefängnisses durchbrochen und zwei Häftlingen mit Leitern zur Flucht verholfen. Die Täter schossen dabei mit Sturmgewehren, verletzt wurde aber niemand.[8]

Laut eines deutschen Polizeikommissars habe die Bande eine Arbeitsweise entwickelt, die sie dem jeweiligen Objekt anpassen könne, was sie unberechenbar mache. „Sie sind bei der Planung ihrer Überfalle sehr kreativ und sie machen sehr wenig Fehler,“ sagt er 2009 der Zeitschrift Stern.[5] „Bereits Wochen vor einem Überfall spionieren die Bandenmitglieder den jeweiligen Juwelier aus, oder kommen selbst als Kunden ins Geschäft. Sie lassen sich Schmuck und Uhren zeigen und wissen so ganz genau, ob sich ein Überfall lohnt. Sie wissen dadurch, welcher Bestand sich im Geschäft befindet und wo welche Steine oder Uhren liegen. Sie kundschaften die Alarmvorkehrungen der Juweliere aus und wissen zum Beispiel, ob sie klingeln müssen, um in den Laden zu kommen, ob die besonders teuren Steine separat in Tresoren gelagert werden, oder ob der Juwelier Sicherheitspersonal in Zivil vor dem Laden postiert hat. Sie können so auch die Position der Überwachungskameras bestimmen und wissen, wann wie viel Personal im Geschäft ist und wann wenig Kundschaft anwesend ist. Die Pink Panther kalkulierten immer mit ein, dass Alarm ausgelöst wird, und wissen, wie viel Zeit sie bis zum Eintreffen der Polizei haben werden. Sie recherchieren auch, welche Streifen wann Patrouille fahren und wann die Polizisten Schichtwechsel haben. Die Bande nutzte mehrere Fluchtvarianten. Meist flüchten die Täter die ersten Meter zu Fuß, rennen bevorzugt in Gegenrichtung durch Einbahnstraßen, weil ihnen so keine Autos folgen können, steigen dann in einen gestohlenen Wagen, den ein Komplize steuert, und stellen ihn nach wenigen Kilometern ab, um in einen anderen Fluchtwagen zu wechseln. Auch ihre Fluchtroute passen sie den lokalen Gegebenheiten an.“

Bei einem Überfall auf einen Juwelier in einem Hamburger Einkaufszentrum im Juni 2007 flüchteten die Täter der Uzice-Gruppe-Untergruppe (benannt nach ihrem serbischen Heimatort Užice) auf Motorrollern durch ein Waldgebiet, weil die Polizeihubschrauber sie so nicht verfolgen konnten.

Ermittlungen und Verhaftungen

Im Mai 2009 hatte die französische Polizei zwei Mitglieder der Bande festgenommen. Auf die Spur der beiden Verdächtigen war die Polizei damals gekommen, nachdem sie zuvor zwei andere Männer festgenommen hatte, die von den Behörden in Liechtenstein und der Schweiz gesucht wurden. Sie gehörten ebenfalls zum Kreis der Bande. Mitglieder der Bande befreiten ihre Kollegen im Juli 2013 aus einem Schweizer Gefängnis.[9][10]

Im Juli 2013 nahm die montenegrinische Polizei nach eigenen Angaben ein mutmaßliches Mitglied der „Pink Panther“ fest. Der Serbe Igor Jocic wurde bei dem Versuch, die Grenze zwischen den beiden Balkanstaaten Montenegro und Serbien zu überqueren, aufgegriffen. Welche Verbrechen dem mutmaßlichen Täter innerhalb der Bandenstruktur im Einzelnen vorgeworfen wird, wurde zunächst nicht näher benannt.

Am 12. Januar 2008 hatte ein Angehöriger der Bande mit einem unbekannten Mittäter ein Juweliergeschäft auf der Breiten Straße in Köln überfallen und dabei Schmuck im Wert von 560.890 Euro erbeutet. Wegen schweren Raubes wurde er 2015 zu einer Haftstrafe von sechseinhalb Jahren verurteilt.[11]

Im März 2017 wurden zwei mutmaßliche Mitglieder der Gruppe nach einem Überfall auf ein Juweliergeschäft an der Costa Meloneras im Süden Gran Canarias verhaftet[12], im Februar 2018 vier mutmaßliche Mitglieder auf frischer Tat im schweizerischen Lugano.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vera Kämper: TV-Film über Juwelendiebe – Sexy Späherin, cooler Safeknacker. In: Spiegel Online. 2. Juli 2013, abgerufen am 30. September 2020.
  2. Polizei fasst Räuber der "Pink-Panther-Bande". In: Der Spiegel vom 13. Februar 2014
  3. Polizei schnappt Mitglied der Pink-Panther-Bande. In: welt.de. 6. Juli 2011, abgerufen am 26. Juli 2017.
  4. Smash And Grab: The Pink Panther Story. Director Havana Marking, BBC 2013
  5. a b Felix Hutt: Organisierte Raubüberfälle: Operation Pink Panther. In: stern.de. 18. Juli 2009, archiviert vom Original am 8. Dezember 2015; abgerufen am 13. September 2017.
  6. Peter Allen: Three suspected Pink Panther gang members arrested in Monaco. In: telegraph.co.uk. 20. Juni 2009, abgerufen am 30. April 2018 (englisch).
  7. Meisterdiebe im Diamantenfieber – Die Geschichte der „Pink Panther“. Info-Seite zur gleichnamigen ARD-Dokumentation. In: ard.de. 2013, abgerufen am 17. Januar 2022.
  8. Schweiz: "Pink Panther"-Räuber gelingt Flucht aus Gefängnis, Spiegel Online, 26. Juli 2013
  9. Sie schossen mit Waffen wie im Kriegsgebiet
  10. Gangster befreien Komplizen mit Maschinenpistolen
  11. Bernhard Krebs: Juwelendieb vor Gericht. Sechseinhalb Jahre Haft für „Pink Panther“. In: Kölnische Rundschau vom 30. Juni 2015.
  12. Dos miembros de la banda de ladrones 'Pink Panthers', detenidos por el robo de la joyería Saphyr en el sur de Gran Canaria. In: eldiario.es. El Diario de Prensa Digital SL, 24. März 2017, abgerufen am 27. März 2017 (spanisch).
  13. Berühmte Räuberbande: Schweizer Polizei ertappt vier Mitglieder der „Pink Panther“ auf frischer Tat. In: focus.de. 19. Februar 2018, abgerufen am 21. Februar 2018.