Ganymed (Mythologie)

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Datei:Berlin Painter Ganymedes Louvre G175.jpg
Ganymed führt einen Reifen und hält dabei einen jungen Hahn in die Höhe. (Die Rückseite zeigt Zeus bei der Verfolgung des Jünglings.)
(Rotfiguriger Glockenkrater, traditionelles Päderasten-Geschenk, um 500 v. Chr., Louvre in Paris)

Ganymed, auch Ganymedes (altgriechisch Γανυμήδης Ganymḗdēs, deutsch ‚der Glanzfrohe‘, lateinisch Catamitus), ist in der griechischen Mythologie ein Sohn des trojanischen Königs Tros und der Kallirrhoë,[1] Bruder des Assarakos und des Ilos, und der „Schönste aller Sterblichen“. Er wurde von Zeus geliebt.

Mythos

Als Hirtenknabe wurde er von Zeus auf den Olymp entführt, damit er dort Mundschenk für die Götter sei und ewig dort lebe. In dieser Aufgabe löste er Hebe, die Tochter des Zeus und der Hera, gegen den Willen Heras ab. In einer anderen Version soll Eos Ganymed entführt haben, Zeus nahm ihn ihr weg.

Die Ganymed-Sage wurde in der Antike unterschiedlich dargestellt: Die älteste Form war wohl der sumerische Etana-Mythos. Dieser Mythos wird auch auf der Tafel 7 des Gilgamesch-Epos dargestellt. Dies spricht für das extrem hohe Alter des Mythos. Andere Versionen lassen sich in der Ilias des Homer[2], aber auch bei Vergil[3] und Ovid[4] sowie bei Lukian[5] finden. In einer Darstellungsweise wird Ganymed durch einen Sturm,[6] in einer anderen Version durch Zeus selbst, der sich in einen Adler verwandelt hat,[7] vom Berge Ida in Phrygien auf den Olymp entführt.

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Jupiter küsst Ganymed. 19. Jahrhundert

Die Gestalt des Adlers und auch Ganymed wurden nach einer Überlieferung von Zeus als Sternbilder an den Himmel versetzt, Ganymed dabei als Tierkreiszeichen Wassermann.[8]

Deutungen

Bei Platon[9] wird der Mythos um Zeus und Ganymed als eine Erfindung der Kreter dargestellt. Das Vorbild des Zeus habe die bei ihnen verbreitete Liebe zwischen Männern legitimieren sollen. Die Sage gewann im antiken Griechenland und im Römischen Reich große Popularität, denn sie gab der leidenschaftlichen Liebe erwachsener Männer zu Knaben (Ephebophilie) eine religiöse Berechtigung.[10] Xenophon[11] sieht in ihr den Beweis dafür, dass nicht die physischen, sondern die geistigen Vorzüge die Liebe der Götter gewinnen. Auf römischen Sarkophagen findet man ihn als Symbol für die Erhebung der menschlichen Seele über das Irdische.

In der Ikonografie gilt Ganymed bisweilen auch als Präfiguration des Johannes.

Darstellung in der Kunst

Antike Abbildungen Ganymeds findet man ab dem 5. Jahrhundert vor Christus auf Vasen und anderen Zier- und Gebrauchsgegenständen. Ganymedes ist auch ein Charakter im Satyricon des römischen Autors Titus Petronius.

In der Neuzeit hat die (homo-)erotische Bedeutung der Erzählung viele Künstler inspiriert, unter anderem gibt es darüber eine Zeichnung von Michelangelo, Gemälde von Rubens und Rembrandt, eine Marmorplastik von Thorvaldsen, ein Relief von Ferdinand Schlöth[12], ein Gedicht von Goethe[13] und ein Gedicht von Hölderlin[14]. Goethes Gedicht wurde von Franz Schubert vertont[15].

Ganymed als Namensgeber

  • Wegen Ganymeds Funktion auf dem Olymp wurden in der Neuzeit manchmal auch vergleichbare Bedienstete wie Sklaven, Diener oder Kellner als Ganymed bezeichnet.
  • Nach Ganymed ist ein Jupitermond, der von Galileo Galilei entdeckt wurde, benannt (→ Ganymed (Mond)).
  • Ebenso ein erdnaher Asteroid vom Amor-Typ (→ (1036) Ganymed).

Literatur

Weblinks

Commons: Ganymed – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Ganymed (Goethe) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Bibliotheke des Apollodor 3,12,2
  2. Homer, Ilias 5,265–267 und 20,215–235
  3. Vergil, Aeneis 5,252–260
  4. Ovid, Metamorphosen 10,155–161
  5. Lukian von Samosata, Göttergespräche 4 („Zeus und Ganymed“), 5 („Hera und Zeus“)
  6. Homerischer Hymnos 5 (An Aphrodite), 202–208
  7. Ovid, Metamorphosen 10,155–161; Lukian von Samosata, Göttergespräche 4 und 5; Nonnos, Dionysiaka 281–282
  8. Hyginus, Fabulae 224
  9. Platon, Nomoi 636 c–e
  10. Robert von Ranke-Graves: Griechische Mythologie. Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007, Kapitel 29.
  11. Xenophon, Symposion 8,30
  12. Ganymed mit Adler, Marmorrelief, 1873, Skulpturhalle Basel (Depositium Gottfried-Keller-Stiftung); vgl. Stefan Hess, Tomas Lochman (Hrsg.): Klassische Schönheit und vaterländisches Heldentum. Der Basler Bildhauer Ferdinand Schlöth (1818–1891). Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der Skulpturhalle Basel. Basel 2004, ISBN 3-905057-20-4, S. 62, Nr. 68.
  13. Johann Wolfgang von Goethe: Ganymed. In: Goethes Schriften. Achter Band, G. J. Göschen, Leipzig 1774.
  14. Friedrich Hölderlin: „Ganymed.“ In: Friedrich Hölderlin: Kritische Textausgabe. Bände 2–6, 9–15, Luchterhand, Darmstadt 1979–1988.
  15. Franz Schubert: Ganymed. D.544 (Op.19 No.3), 1817.