Sulechów
Sulechów | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Lebus | |
Powiat: | Zielonagórski | |
Gmina: | Sulechów | |
Fläche: | 6,88 km² | |
Geographische Lage: | 52° 5′ N, 15° 37′ O | |
Einwohner: | 17.069 (31. Dez. 2016) | |
Postleitzahl: | 66-100 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 68 | |
Kfz-Kennzeichen: | FZI | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Świnoujście–Lubawka | |
Eisenbahn: | Zbąszynek–Gubin | |
Nächster int. Flughafen: | Poznań-Ławica |
Sulechów [su'lɛxuf] (deutsch Züllichau) ist eine Kleinstadt in der polnischen Woiwodschaft Lebus. Sie ist Sitz der gleichnamigen Gemeinde mit etwa 26.400 Einwohnern.
Geographische Lage
Die Stadt liegt sechs Kilometer nördlich des Oderknies, wo sich der Fluss nach Westen wendet. Hier kreuzen sich die beiden Landesstraßen 3 und 32. Die Woiwodschaftshauptstadt Zielona Góra befindet sich 15 Kilometer in südlicher Richtung.
Geschichte
Mittelalter
Das Gebiet der heutigen Stadt wurde seit dem vierten Jahrhundert n. Chr. besiedelt, spätestens ab dem 9. Jahrhundert von westslawischen Stämmen. Im 10. Jahrhundert wurde das Gebiet von Herzog Mieszko I. erobert und dem polnischen Staat eingegliedert. Während des Partikularismus in Polen fiel es jedoch 1138 an das damals polnische Herzogtum Schlesien. Die Stadtgründung erfolgte im Zuge der Besiedelungsbestrebungen der schlesischen Herzöge etwa um 1250. Eine erste urkundliche Erwähnung der Stadt erfolgte hingegen erst 1319.[1] Da sich in der Stadt schon damals wichtige Handelswege kreuzten, entwickelte sie sich schnell zu einem bedeutenden Umschlagplatz. 1482 fiel die Stadt an die deutsche Mark Brandenburg.
Frühe Neuzeit
1537 wurde der Züllichower Kreis von dem Markgrafen Hans von Küstrin erworben, der ihn in die damals von ihm beherrschte Neumark eingliederte und in deren Städten im selben Jahr die Reformation durchführen ließ.[2] Mit dem Zuzug von Einwanderern aus Franken und Flandern entstand mit dem Weberhandwerk ein neuer und einträglicher Wirtschaftszweig. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf etwa 4000 Menschen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1631 zunächst von schwedischen, dann von kaiserlichen Truppen eingenommen und 1632 von durchziehenden Soldaten wiederum heimgesucht.[3] Weitere Rückschläge hatte Züllichau durch zwei große Stadtbrände in den Jahren 1557 und 1687 zu verkraften.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts, Züllichau war jetzt Bestandteil des Königreiches Preußen, wurde die Stadt angesichts der bevorstehenden Schlesischen Kriege zu einer Garnisonsstadt entwickelt.
Das 19. Jahrhundert stand im Zeichen einer weiteren positiven Stadtentwicklung. Durch die preußische Verwaltungsreform wurde Züllichau Kreisstadt des ausgedehnten Landkreises Züllichau-Schwiebus. Das traditionelle Tuchmachergewerbe hatte sich zu einer leistungsstarken Textilindustrie entwickelt. Der Ausbau der Landstraßen, der 1870 erfolgte Anschluss an die Bahnstrecke Guben–Posen und die Eröffnung des Oderhafens Odereck (Cigacice) 1898 förderten die Ansiedlung neuer Industriebetriebe, etwa der Metallverarbeitung. Die Einwohnerzahl stieg auf über 8000 Menschen.
Neuzeit
Der Anfang des 20. Jahrhunderts stand im Zeichen reger Bautätigkeit, in der ein neues Landratsgebäude, das Schützenhaus und zahlreiche Villen errichtet wurden. Der Verlust des größten Teils der Provinz Posen nach dem Ersten Weltkrieg an die Zweite Polnische Republik wirkte sich für Züllichaus Wirtschaft negativ aus, denn es lag jetzt in einer Grenzregion. Durch den Zuzug vieler Deutscher aus Teilen der Ostprovinzen, die das Deutsche Reich nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund des Versailler Vertrags abgetreten hatte, erhöhte sich die Einwohnerzahl noch einmal.
Ab 1933 wurde Züllichau zum Garnisonsstandort der deutschen Wehrmacht erhoben.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kam es bei der Eroberung der Stadt durch die Rote Armee zu erheblichen Zerstörungen. Nach Kriegsende wurde Züllichau unter Verwaltung der Volksrepublik Polen gestellt. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben und durch polnische Einwohner ersetzt, die wiederum selbst aus den polnischen Ostgebieten vertrieben worden waren. 1945 erhielt Züllichau den polnischen Namen Sulechów.
Einwohnerzahlen
- 1719: 4094[4]
- 1801: 5386[4]
- 1858: 5580[4]
- 1875: 7378[5]
- 1880: 7535[5]
- 1890: 7000, davon 696 Katholiken und 96 Juden[5]
- 1933: 9601[5]
- 1939: 9844[5]
Sehenswürdigkeiten
- In der Aleja Wielkopolska befindet sich das Züllichauer Schloss, ein spätklassizistischer Bau. Im Innern befindet sich eine 1701 für König Friedrich I. erbaute Kapelle.
- Im Zentrum der Stadt steht die Kreuzkirche mit Bauelementen verschiedener Stilepochen und einem Flügelaltar von 1767.
- Ebenfalls im Zentrum steht das alte Rathaus, dessen älteste Teile aus dem 16. Jahrhundert stammen.
- Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung sind Teile der Stadtmauer und das barocke Crossener Tor erhalten geblieben.
Gemeinde
Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Sulechów neben der Stadt selbst 25 weitere Ortschaften.
Partnergemeinden
- Neuruppin, Deutschland
- Fürstenwalde/Spree, Deutschland
- Rushmoor Borough Council, Großbritannien
Persönlichkeiten
Geboren in Züllichau / Sulechów
- Johann Gottfried Rösner (1658–1724), Bürgermeister von Thorn, Opfer des Thorner Blutgerichts
- Caspar Neumann (1683–1737), Apotheker und Chemiker
- Gotthelf Samuel Steinbart (1738–1809), Theologe und Philosoph
- Johann Gottfried Ebel (1764–1830), Schriftsteller
- Carl Friedrich Ernst Frommann (1765–1837), Verleger und Buchhändler, Pflegevater von Wilhelmine Herzlieb
- Samuel Ludwig Löffler (1769–1836), deutscher Beamter
- Johann Gotthilf Seliger (1769–1835), Theologe, Philosoph, Archidiakon
- Wilhelmine Herzlieb (1789–1865), Vorbild für die „Ottilie“ in Goethes „Wahlverwandtschaften“
- Paul Anton Fedor Konstantin Possart (1808–1860), Privatgelehrter und Bibliothekar
- Hermann Marggraff (1809–1864), Schriftsteller
- Franz Rudolf Wachsmuth (1810–1903), Jurist und Politiker
- Benno von Massow (1827–1904), preußischer Generalleutnant
- Paul Kaiser (1852–1917), lutherischer Pfarrer, Schriftsteller und Lieddichter
- Friedrich Koeltze (1852–1939), Jurist und Kommunalpolitiker
- Friedrich Karl Gramsch (1860–1923), Verwaltungsjurist
- Rüdiger Graf von der Goltz (1865–1946) Generalleutnant, Freikorpsführer im Baltikum und Gegner der Weimarer Republik
- Karl Schmidt (1898–1969), Regierungspräsident
- Gotthilf Bronisch (1900–1982), Rechtsanwalt in New York City
- Gerhard Speidel (1923–1992), Forstwissenschaftler
- Hans-Georg Arlt (1927–2011), Violinist
- Horst-Dieter Hille (1933–2002), Leichtathletiktrainer
- Lothar Höricke (* 1937), Schriftsteller und Dramaturg
- Fred Wiznerowicz (* 1938), Ingenieur und Hochschullehrer
- Sieghard-Carsten Kampf (* 1942), Politiker, Ärztlicher Direktor des Katholischen Marienkrankenhauses Hamburg
- Peter Robert Keil (* 1942), Maler und Bildhauer
- Klaus-Dieter Ludwig (1943–2016), Ruderer und Olympiasieger im Achter
- Olga Tokarczuk (* 29. Januar 1962), Schriftstellerin, Literatur-Nobelpreis 2018
- Łukasz Żygadło (* 1979), Volleyballspieler
- Mela Koteluk (* 1985), Sängerin – Indie-Pop
- Tymoteusz Puchacz (* 1999), Fußballspieler
Weitere mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten
- Jeremias Josephi (1671–1729), Lehrer, Hofprediger und Lieddichter, Konrektor in Züllichau
- Carl Peter Wilhelm Gramberg (1797–1830), Theologe und Pädagoge
- Theodor Kullak (1818–1882), Komponist, ausgebildet in Züllichau
Am 28. September 1828 gab Frédéric Chopin auf der Durchreise ein spontanes Konzert. Der Pädagoge und Autor Georg Stoeckert (1843–1894) war Lehrer am Pädagogium von Züllichau und wohl auch Vorsitzender des Stadtrates. Er verstarb 1894 in Züllichau.
Literatur
- W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 513–516.
- Karl August Müller: Vaterländische Bilder, oder Geschichte und Beschreibung sämmtlicher Burgen und Ritterschlösser Schlesiens beider Antheile und der Grafschaft Glatz. Zweite Auflage, Glogau 1844, S. 218–210.
- Eduard Ludwig Wedekind: Neue Chronik der Stadt Züllichau von den ersten Zeiten ihrer Entstehung bis auf die gegenwärtige Zeit. G. Sporleder, Züllichau 1846 (Google Books).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eduard Ludwig Wedekind: Neue Chronik der Stadt Züllichau von den ersten Zeiten ihrer Entstehung bis auf die gegenwärtige Zeit. Züllichau 1846, S. 30.
- ↑ Eduard Ludwig Wedekind: Neue Chronik der Stadt Züllichau von den ersten Zeiten ihrer Entstehung bis auf die gegenwärtige Zeit. Züllichau 1846, S. 138.
- ↑ Eduard Ludwig Wedekind: Neue Chronik der Stadt Züllichau von den ersten Zeiten ihrer Entstehung bis auf die gegenwärtige Zeit. Züllichau 1846, S. 201–203.
- ↑ a b c W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 513–516.
- ↑ a b c d e Michael Rademacher: Zuellichau. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.