Botschaft des Königreichs Saudi-Arabien (Bonn)

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Ehemaliges Kanzleigebäude der Botschaft, Godesberger Allee 40–42 (2014)

Die Botschaft des Königreichs Saudi-Arabien in der Bundesrepublik Deutschland hatte von 1960 bis 1999 ihren Sitz im Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg. Das ehemalige Kanzleigebäude der Botschaft, errichtet Mitte der 1970er-Jahre, lag im Ortsteil Plittersdorf an der Ostseite der Godesberger Allee (Bundesstraße 9) mit der Adresse Godesberger Allee 40/42. 2017 wurde es abgebrochen.

Geschichte

Villa Rheinallee 27, von 1960 bis Mitte der 1970er-Jahre Sitz der Botschaft

Nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland (1954[1]) eröffnete das Königreich Saudi-Arabien am 15. März 1957 eine Gesandtschaft am Regierungssitz Bonn, die ihren Sitz zunächst im Hotel Königshof hatte.[2] Ab Februar 1960 bekleidete der Gesandte den Rang eines Botschafters. Die Kanzlei der saudi-arabischen Botschaft wurde in Bad Godesberg, dem Schwerpunkt der diplomatischen Vertretungen, in der 1884 erbauten Villa Rheinallee 27 (Ortsteil Godesberg-Villenviertel) eingerichtet.[3][4][5][6]

Einen Tag nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel unterbrach das Königreich Saudi-Arabien am 13. Mai 1965 seinerseits seine Beziehungen zur Bundesrepublik. In der Folge nahm die Botschaft der als Schutzmacht für Saudi-Arabien auftretenden Islamischen Republik Pakistan mit einer „Abteilung für die Wahrnehmung der Interessen des Königreichs Saudi-Arabien in der Bundesrepublik Deutschland“ die Geschäfte für das Land am bisherigen Standort der saudi-arabischen Botschaft wahr.[7][8] Am 18. September 1973 erfolgte die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und der Bundesrepublik, sodass wieder eine reguläre Botschaft am Regierungssitz Bonn eröffnet wurde, die weiterhin in der Villa Rheinallee 27 ansässig war.[9][10][11][12][13]

Haus Steineck, 1987–1999 Residenz der Botschaft

Als sich die saudi-arabische Regierung auf eine längere Präsenz am Regierungssitz Bonn einzustellen begann, plante sie Mitte der 1970er-Jahre einen Neubau der Botschaftskanzlei in Bad Godesberg.[14] Dazu erwarb sie ein 2.643 m² umfassendes Grundstück an der Bundesstraße 9 und ließ dort bis 1976[15] ein viergeschossiges Gebäude mit einer Nutzfläche von 1.600 m² errichten. Als Residenz der Botschaft, Wohnsitz des Botschafters, diente eine Villa an der Rüdigerstraße im Ortsteil Mehlem. 1982 erwarb Saudi-Arabien das diesem Anwesen benachbarte Haus Steineck, um es als zusätzliche Residenz zu nutzen. Nach Abschluss der erforderlichen Sanierung konnte der saudi-arabische Botschafter das Haus 1987 beziehen. Die Botschaft verfügte spätestens seit Mitte der 1980er-Jahre auch über eine von der Botschaftskanzlei separierte und von einem Militärattaché geleitete Militärabteilung im Ortsteil Heiderhof (Hohle Gasse 85), spätestens seit Anfang der 1990er-Jahre über ein Kultur- und Informationsbüro im Ortsteil Plittersdorf (Wurzerstraße 47)[16][17][18][19][20] und spätestens seit Ende der 1990er-Jahre im Ortsteil Lannesdorf (Honnefer Straße 1) über ein Gesundheitsbüro[21]. Von 1994 bis 1995 entstand in Lannesdorf als Kultur- und Bildungseinrichtung des Königreichs die König-Fahd-Akademie, für die die saudi-arabische Botschaft als Bauherr auftrat.[22]

Im Zuge der Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin (1999) zog die Hauptstelle der saudi-arabischen Botschaft Anfang Oktober 1999[23] dorthin um. In Bonn wurde zunächst eine Außenstelle der Botschaft am bisherigen Standort der Militärabteilung in Heiderhof belassen, die dort weiterhin über ein Militärbüro (bis 2007)[24][25][26], eine Konsularabteilung (bis 2008) sowie an ihren bisherigen Standorten über ein Gesundheitsbüro (bis 2007) und eine Kulturabteilung (bis 2008)[27][28] verfügte.[29][30] Das ehemalige Kanzleigebäude und das Haus Steineck als ehemalige Residenz standen seit dem Umzug der Botschaft leer und wurden im August 2008 an unterschiedliche Käufer veräußert.[31][32] Erwerber des ehemaligen Kanzleigebäudes war ein ortsansässiger Geschäftsmann, der es in ein Hotel umzubauen beabsichtigte. Nachdem diese Planung an planungsrechtlichen Vorgaben der Stadt scheiterte, stand das Gebäude weiterhin leer und war dem Verfall preisgegeben. Anfang 2017 wurde es abgebrochen.[33][34] Als einzige Einrichtung verfügte Saudi-Arabien in Bonn noch bis Juni 2017 über die König-Fahd-Akademie, deren vormalige Liegenschaft bis März 2022 im Eigentum des Staates war.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Godesberger Allee 40–42 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Deutschland und Saudi-Arabien: bilaterale Beziehungen, Auswärtiges Amt
  2. Sonja Mejcher-Atassi, Marianne Schmidt-Dumont (Hrsg.); Helmut Mejcher: Zeithorizonte im Nahen Osten: Studien und Miszellen zur Geschichte im 20. Jahrhundert. In: Periplus Studien, Band 16, LIT Verlag Münster, 2012, ISBN 978-3-643-11514-0, S. 252.
  3. Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Deutscher Bundes-Verlag, 1960, S. 265.
  4. Gleumes Stadtplan der "Bundeshauptstadt" Bonn mit Beuel, Godesberg u. Oberkassel: Index, Gleumes u. Co., Köln 1960, S. 4.
  5. Leitfaden Für Presse und Werbung, Band 15, Stamm-Verlag, 1962, S. 250
  6. Die Bundesrepublik Deutschland Staatshandbuch: Landesausgabe Land Schleswig-Holstein, C. Heymanns, 1968, S. 192, 222.
  7. Kompass: Register of selected German industry and commerce, Band 1, Kompass Deutschland, 1972, S. 9, 27.
  8. Bundesanzeiger, Ausgaben 1-18, Bundesministerium der Justiz, 1973, S. 28.
  9. Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland. 1. Januar bis 31. Dezember 1976, Oldenbourg Verlag, 2007, ISBN 978-3-486-58040-2, S. 304
  10. Die Internationale Politik: Ergänzungsband, Band 2, R. Oldenbourg, 1973, S. Z-203.
  11. Albert Oeckl: Taschenbuch des öffentlichen Lebens, Deutschland, Bände 24-27, Festland Verlag GmbH, 1974, S. 228.
  12. Lexikon-Institut Bertelsmann: Deutschland, Bertelsmann Lexikon-Verlag, 1975, S. 162
  13. Guide annuaire é travers la presse et la publicité, Stamm-Leitfaden durch Presse und Werbung, Band 30, Stamm Verlag GMBH, 1977, S. 257.
  14. Karl-Heinz van Kaldenkerken, Oberstadtdirektor Bonn (Hrsg.); Friedrich Busmann: Ausbau der Bundeshauptstadt. 10 Jahre Hauptstadtvereinbarung 1975–1985. Bonn 1986, S. 19.
  15. Otto J. Groeg (Hrsg.); Karl Strute, Theodor Doelken: Who's who in Germany, Bände 1–2, Ausgabe 7, 1976, ISBN 978-3-921220-28-3, S. 1939
  16. Linda Irvin, Burkhard Herbote: Worldwide Travel Information Contact Book, Gale Research, 1993, S. 186.
  17. Die Bundesrepublik Deutschland Staatshandbuch: Bund, C. Heymanns, 1995, S. 469.
  18. Burkhard Herbote: Handbuch für deutsch-internationale Beziehungen: Asien und Ozeanien. In: Handbook of international documentation and information, Band 18, Saur, 1996, ISBN 978-3-598-22235-1, S. 204.
  19. Jahrbuch der Luft- und Raumfahrt, Deutscher Aero-Club, 1987, S. 120.
  20. Die Bundesrepublik Deutschland Staatshandbuch: Teilausgabe Bund, Verlag Heymann, 1995, S. 469.
  21. Pflege Zeitschrift, Band 51, Ausgaben 5-8, Kohlhammer, 1998, S. A-234.
  22. Traum von der Akademie wird Realität. Saudi-arabische Botschaft stellte Neubau vor, General-Anzeiger, 12. Januar 1994, Bonner Stadtausgabe, S. 10
  23. Bonner Rats-Informationssystem – Stellungnahme der Verwaltung (PDF), September 2006
  24. Martina Ostarek, Alexander Herberz: Die Bundesrepublik Deutschland Staatshandbuch: Nordrhein-Westfalen, Heymanns Verlag, 2006, S. 379.
  25. Die Bundesrepublik Deutschland Staatshandbuch: Bund, Heymanns Verlag GmbH, 2007, S. 465.
  26. Adressen der diplomatischen und konsularischen Missionen in Deutschland (PDF-Datei; 538 kB), Stand: 3. Mai 2005
  27. Taschenbuch des öffentlichen Lebens, Festland Verlag GmbH, 2008, S. 435.
  28. Saudi-Arabien.info – Saudi-arabische Botschaften in Deutschland (Memento vom 31. Dezember 2007 im Internet Archive)
  29. Liste der diplomatischen Vertretungen und anderer Vertretungen in der Bundesrepublik Deutschland (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) (PDF) (Stand: September 2007), Auswärtiges Amt
  30. Liste der diplomatischen Vertretungen und anderer Vertretungen in der Bundesrepublik Deutschland (Memento vom 21. November 2008 im Internet Archive) (PDF) (Stand: 30. Oktober 2008), Auswärtiges Amt
  31. Geschäftsmann erhält Zuschlag für Ex-Botschaft, General-Anzeiger, 5. August 2008
  32. Kanzlei der Botschaft von Saudi Arabien in Bonn verkauft, Immobilien Zeitung, 19. August 2008
  33. Schulgrundstück gehört den Saudis. In: General-Anzeiger, Bonner Stadtausgabe. 2. September 2016, S. 17.
  34. Ehemalige Botschaft in Bonn vor dem Abriss (Memento vom 13. Oktober 2017 im Internet Archive), Westdeutscher Rundfunk, 12. Januar 2017

Koordinaten: 50° 41′ 37,5″ N, 7° 8′ 43,4″ O