Safer (Schiff)

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Safer p1
Schiffsdaten
Flagge Jemen Jemen
andere Schiffsnamen

Esso Japan (1976–1996)

Schiffstyp ULCC-Tanker
Bauwerft Hitachi Zosen, Ariake, Japan
Baunummer 4440
Stapellauf 14. November 1975
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
361,98 m (Lüa)
350,00 m (Lpp)
Breite 70,03 m
Seitenhöhe 28,12 m
Tiefgang max. 22,15 m
Vermessung 192.673 BRT / 158.671 NRT
Maschinenanlage
Maschine 1 × Dampfturbine
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
33.570 kW (45.642 PS)
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 406.640 tdw
Tankkapazität 492.860 m³
Sonstiges
Registrier-
nummern
IMO-Nr. 7376472

Die Safer (arabisch صافر, DMG

Ṣāfir

) ist ein ULCC-Tanker (Ultra Large Crude Carrier), der zuletzt als Ölübergabeterminal genutzt wurde. Aufgrund der Funktion als Floating Storage and Offloading Terminal (FSO) wird das Schiff auch als FSO Safer bezeichnet.

Das Schiff liegt auf einer Seeposition vor der jemenitischen Küste und wurde 2015 von der Huthi-Kriegspartei mit 1,1 Million Barrel Rohöl (174,9 Millionen Liter) an Bord in einem Akt der Piraterie besetzt, was die regelmäßigen Wartungen zum Erliegen brachte. Die UNEP warnten im Juli 2020 vor einer Umwelt-, Wirtschafts- und humanitären Katastrophe im Roten Meer durch Lecks und einer möglichen Explosion des Öltankers, sollte er nicht gewartet werden. Die Ökosysteme und damit die Existenzgrundlage der Menschen an der Küste könnten dadurch für Jahrzehnte zerstört werden.[1]

Geschichte

Der Tanker wurde unter der Baunummer 4440 als eines von mehreren baugleichen Schiffen auf der Werft Hitachi Zosen in Ariake in Japan gebaut. Er wurde am 1. Mai 1976 fertiggestellt und an Esso Tankers Inc., Tochterunternehmen von Exxon, abgeliefert. Der Tanker, wie damals üblich als Einhüllenschiff gebaut, kam als Esso Japan unter der Flagge Liberias in Fahrt.[2] Im Jahr 1982 wurde sie bei Ålesund aufgelegt.

1986 wurde das Schiff an die Yemen Exploration & Production Co. verkauft und in Safer umbenannt.[2] Es wurde 1987 für zwölf Millionen US-Dollar in Korea zu einem Floating Storage and Offloading Terminal umgebaut.[3] Seit März 1988 liegt es vor der Küste des Jemen im Roten Meer.[3] Es diente als Speicher für zu exportierendes Rohöl und fungierte als Ras Isa Marine Terminal für die Verladung auf andere Schiffe. Hierfür ist das Schiff mit einer rund 430 km langen Pipeline mit dem Ölfeld bei Ma'rib verbunden. Über die Pipeline können zwischen 200.000 und 400.000 Barrel Rohöl pro Tag transportiert werden.[4] Die Safer wurde von der Safer Exploration and Production Co. (SEPOC) betrieben.[5]

Anfang des 21. Jahrhunderts gab es Pläne, das FSO durch ein neues Terminal mit Lagertanks an der Küste zu ersetzen.[6]

Im März 2015 übernahmen Huthi-Rebellen die Kontrolle über die Gegend und besetzten das mit Öl beladene Schiff. Seitdem findet an dem Terminal kein Umschlag mehr statt.[4] Da das Schiff in der Folge auch nicht mehr gewartet wurde, steigt das Risiko eines Unfalls, sei es durch Leckagen oder durch die Bildung von explosiven Gasgemischen in den Ladetanks.[7] Der Zugang zum Schiff durch UN-Inspekteuren zur Beurteilung der Lage wurde von den Rebellen immer wieder verweigert, ebenso wie auch das Abpumpen des an Bord befindlichen Öls oder ein Abtransport des Schiffes.[8]

2019 wurde erstmals von auslaufendem Öl berichtet.[9] Aus internen UN-Dokumenten aus dem Jahr 2020 geht hervor, dass es bereits Leckagen am Schiff gibt und Meereswasser in den Maschinenraum des Tankers eingedrungen ist. Das Leck im Maschinenraum sei nur notdürftig geschlossen worden.[10] Da auch Pumpen beschädigt seien, stiege das Risiko des Schiffs zu sinken, wodurch eine Ölpest ausgelöst werden könne.[1] Durch eine Ölpest würde das Leben der Menschen im Jemen zusätzlich belastet. Fischbestände, Vogelpopulationen, Korallenriffe und Meerwasserentsalzungsanlagen könnten über Jahre zerstört werden.[11]

Nach Plänen der Vereinten Nationen soll das Öl an Bord so schnell wie möglich abgepumpt werden. Nach einem Verkauf des Öls, dessen Marktwert 2020 auf 40 Millionen US-Dollar geschätzt wurde, könnte das Geld unter den Rebellen und der jemenitischen Regierung aufgeteilt werden. Die Huthi-Rebellen sollen aber darauf bestanden haben, allein Anspruch auf das Öl und dessen Verkauf zu haben.[8]

Im Mai 2022 wurde von der Gefahr berichtet, das vernachlässigte und verrostende Schiff könnte auseinanderbrechen oder durch Kampfhandlungen in Brand geraten. Das in ihm befindliche Öl ist nach dem massiven Preisanstieg im Vorfeld und während der russischen Invasion in der Ukraine inzwischen weit über 100 Millionen Dollar wert.[9] Die Vereinten Nationen bemühen sich, Gelder einzusammeln, um das Öl von Bord des Schiffes abpumpen lassen zu können.[12]

Technische Daten

Der Tanker wurde von einer Dampfturbine mit 33.570 kW Leistung angetrieben.[2]

Die Safer verfügt über 34 Tanks.[11] Die Tankkapazität beträgt rund 492.860 m³ = 3,1 Millionen Barrel.[5] Im Mittschiffsbereich befinden sich auf beiden Seiten die Manifolds. Zur Schlauchübernahme befindet sich hier jeweils ein Ladebaum.

Der Tanker ist einwandig; dadurch besteht bei Leckagen der Tanks ein erhöhtes Risiko, dass Öl austritt.

Projektion

Mithilfe von Simulationen prognostizieren Wissenschaftler die Auswirkungen der unmittelbar drohenden Ölpest auf die öffentliche Gesundheit und die Umwelt. Zu den Auswirkungen zählt demnach unter anderem eine Störung der "Versorgung mit sauberem Wasser, das dem täglichen Bedarf von 9,0-9,9 Millionen Menschen entspricht, die Versorgung mit Nahrungsmitteln für 5,7-8,4 Millionen Menschen und 93-100 % der jemenitischen Fischerei im Roten Meer".[13][14]

Simulated surface oil concentration of imminent Red Sea oil spill from the FSO Safer.webp
Simulated air pollution concentration of imminent Red Sea oil spill from the FSO Safer.webp


Simulierte Oberflächenölkonzentration der drohenden Ölpest
Simulierte Luftverschmutzungskonzentration (eine vorläufige wissenschaftliche Prognose)

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b UN befürchten Umweltkatastrophe durch Öltanker. Zeit, 16. Juli 2020, abgerufen am 24. Juli 2020.
  2. a b c Esso Japan. In: Auke Visser’s International Esso Tankers site. Abgerufen am 24. Juli 2020.
  3. a b Ed Caesar: The Ship That Became a Bomb. The New Yorker, 4. Oktober 2021, abgerufen am 7. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
  4. a b Is an ageing oil tanker threatening an environmental disaster off the coast of Yemen? Conflict and Environment Observatory, 15. Mai 2018, abgerufen am 24. Juli 2020.
  5. a b Loading port for Marib Light is Ras Isa Marine Terminal. Crude Oil Marketing Technical Committee, abgerufen am 24. Juli 2020.
  6. Yemen invites bids for Ras Issa terminal. MEED Media, 25. September 2009, abgerufen am 25. Juli 2020 (englisch).
  7. Yemeni oil tanker ‘threatens environmental disaster four times worse than Exxon Valdez’. PortandTerminal.com, 24. Juli 2019, abgerufen am 25. Juli 2020.
  8. a b Bürgerkrieg im Jemen: Millionen Menschen von Ölkatastrophe bedroht. Der Spiegel, 16. Juli 2020, abgerufen am 24. Juli 2020.
  9. a b ORF at/Agenturen geka: Mit voller Ladung: Öltanker im Roten Meer droht zu zerbrechen. 10. Mai 2022, abgerufen am 10. Mai 2022.
  10. Ölkatastrophe im Roten Meer würde Millionen Menschen betreffen. Abgerufen am 10. Mai 2022 (österreichisches Deutsch).
  11. a b Rick Gladstone: As if Yemen Needed More Woes, a Decrepit Oil Tanker Threatens Disaster. The New York Times, 17. Juli 2020, abgerufen am 24. Juli 2020 (englisch).
  12. UN warnen vor „Zeitbombe“. In: tagesschau.de. 30. August 2022, abgerufen am 9. September 2022.
  13. Anticipated spill from deteriorating Red Sea oil tanker threatens public health, study finds (en). In: Stanford University Medical Center. Abgerufen am 15. November 2021. 
  14. Benjamin Q. Huynh, Laura H. Kwong, Mathew V. Kiang, Elizabeth T. Chin, Amir M. Mohareb, Aisha O. Jumaan, Sanjay Basu, Pascal Geldsetzer, Fatima M. Karaki, David H. Rehkopf: Public health impacts of an imminent Red Sea oil spill. In: Nature Sustainability. 11. Oktober 2021, ISSN 2398-9629, S. 1–8. doi:10.1038/s41893-021-00774-8.

Koordinaten: 15° 4′ 12″ N, 42° 21′ 36″ O