Colin Cramer

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Colin Cramer (* 1979 in Bietigheim-Bissingen) ist ein deutscher Erziehungswissenschaftler und Professionsforscher, der als Universitätsprofessor an der Eberhard Karls Universität Tübingen lehrt und forscht.

Leben

Colin Cramer studierte von 1999 bis 2002 das Lehramt für Realschulen mit dem Hauptfach Musik und den Nebenfächern Deutsch und Evangelische Theologie/Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und schloss 2002 mit der Ersten Staatsprüfung ab. In den Jahren 2003 und 2004 war er Lehramtsanwärter in Schwäbisch Gmünd und legte die Zweite Staatsprüfung für das Lehramt an Realschulen ab. Im Anschluss studierte Cramer von 2004 bis 2006 ein Diplomstudium der Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik (mit den Beifächern Empirische Kulturwissenschaft, Religionspädagogik und Soziologie) an der Eberhard Karls Universität Tübingen, das er 2006 als Diplom-Pädagoge abschloss. Im selben Jahr war er visiting scholar an der Michigan State University (USA). Von 2005 bis 2009 hatte Cramer Lehraufträge im Fachbereich Musik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg oder am Institut für Erziehungswissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen. In den Jahren 2005 bis 2009 arbeitete Cramer an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem empirischen Forschungsprojekt im Feld der Religionspädagogik. Im Anschluss war er von 2009 bis 2012 Mitarbeiter in einem EU-Forschungsprojekt und parallel Realschullehrer in Herrenberg.

2011 erfolgte die Promotion im Fach Erziehungswissenschaft an der Universität Tübingen. Zum Akademischen Rat am dortigen Institut für Erziehungswissenschaft wurde Cramer im Jahr 2012 ernannt und übte dieses Amt bis 2014 aus, bevor er von 2014 bis 2016 Professuren für Schulpädagogik zunächst an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und dann an der Universität Tübingen vertrat. 2016 lehnte Cramer Berufungen auf Professuren an die Universitäten Koblenz-Landau (Schulentwicklung) und Tübingen (Schulpädagogik) ab.

Im selben Jahr nahm Cramer eine Professur für Professionsforschung unter besonderer Berücksichtigung der Fachdidaktiken am Institut für Erziehungswissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen an. 2019 wurde er zum Studiendekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen gewählt. Im Jahr 2021 lehnte Cramer eine Berufung auf den Lehrstuhl für Schulpädagogik an die Otto-Friedrich-Universität Bamberg zugunsten eines Bleibeangebots der Universität Tübingen ab. Eine Ernennung zum Gastprofessor an der renommierten Durham University (England) erfolgte im Jahr 2022.

Forschung

Die Arbeiten von Colin Cramer sind überwiegend im interdisziplinären Feld der Professionsforschung angesiedelt. Er untersucht mit seiner Arbeitsgruppe ein breites Spektrum an Fragestellungen zum Lehrberuf und zur Professionalisierung von (angehenden) Lehrpersonen. Außerdem beschäftigt sich Cramer in seiner Berufsbiografie kontinuierlich mit Fragen allgemeiner erziehungswissenschaftlicher Relevanz, etwa in kritisch-konstruktiver Auseinandersetzung mit zentralen erziehungswissenschaftlichen Begriffen (z. B. Digitalisierung, Inklusion) oder Studien (z. B. Hattie-Studie). In jüngerer Zeit arbeitet er darüber hinaus auch zum Themenfeld Schulleitung (educational leadership). Zentrale Monografien sind 2012 zur Frage der Entwicklung von Professionalität in der Lehrerbildung[1] entstanden und 2016 zur Forschung zum Lehrerberuf[2]. Unter seiner Mitherausgeberschaft erschien 2018 ein Band zum Verhältnis von Erziehungswissenschaft und Lehrerbildung[3], 2019 gemeinsam mit Fritz Oser ein Band zu interdisziplinären Perspektiven auf das Berufsethos von Lehrpersonen[4] und 2020 die Neuausgabe des Handbuches Lehrerinnen- und Lehrerbildung[5]. Neben empirischen Originalarbeiten im Bereich der Professionsforschung formulierte Cramer mit Kollegen in jüngerer Zeit auch die bildungs- und professionstheoretische Perspektive der Meta-Reflexivität aus.[6] Ein Schwerpunkt seiner Arbeitsgruppe liegt zudem in der Bereitstellung von Orientierungswissen, was sich in zahlreichen Handbuchbeiträgen und systematischen Reviews niederschlägt.

Publikationen (Auswahl)

  • J. Böhme, C. Cramer, C. Bressler (Hrsg.): Erziehungswissenschaft und Lehrerbildung im Widerstreit!? Verhältnisbestimmungen, Herausforderungen und Perspektiven. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2018.
  • C. Cramer: Entwicklung von Professionalität in der Lehrerbildung. Empirische Befunde zu Eingangsbedingungen, Prozessmerkmalen und Ausbildungserfahrungen Lehramtsstudierender. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2012.
  • C. Cramer: Beurteilung des bildungswissenschaftlichen Studiums durch Lehramtsstudierende in der ersten Ausbildungsphase im Längsschnitt. In: Zeitschrift für Pädagogik. Band 59, Nr. 1, 2013, S. 66–82.
  • C. Cramer: Forschung zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf. Systematisierung und disziplinäre Verortung eines weiten Forschungsfeldes. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2016.
  • C. Cramer, K. Binder: Zusammenhänge von Persönlichkeitsmerkmalen und Beanspruchungserleben im Lehramt. Ein internationales systematisches Review. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. Band 18, Nr. 1, 2015, S. 101–123.
  • C. Cramer, M. Harant: Inklusion – Interdisziplinäre Kritik und Perspektiven von Begriff und Gegenstand. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. Band 17, Nr. 4, 2014, S. 639–659.
  • C. Cramer, F. Oser (Hrsg.): Ethos: interdisziplinäre Perspektiven auf den Lehrerinnen- und Lehrerberuf. In memoriam Martin Drahmann. Waxmann, Münster 2019.
  • C. Cramer, M. Harant, S. Merk, M. Drahmann, M. Emmerich: Meta-Reflexivität und Professionalität im Lehrerinnen- und Lehrerberuf. In: Zeitschrift für Pädagogik. Band 65, Nr. 3, 2019, S. 401–423.
  • C. Cramer, K.-P. Horn, F. Schweitzer: Zur Bedeutsamkeit von Ausbildungskomponenten des Lehramtsstudiums im Urteil von Erstsemestern. Erste Ergebnisse der Studie »Entwicklung Lehramtsstudierender im Kontext institutioneller Rahmenbedingungen« (ELKiR). In: Zeitschrift für Pädagogik. Band 55, Nr. 5, 2009, S. 761–780.
  • C. Cramer, M. Rothland, J. König, S. Blömeke (Hrsg.): Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Klinkhardt/ utb, Bad Heilbrunn/ Stuttgart 2020.
  • L. Feder, C. Cramer: Portfolioarbeit in der Lehrerbildung. Ein systematischer Forschungsüberblick. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. Band 22, Nr. 5, 2019, S. 1225–1245.
  • M. Pietsch, P. Tulowitzki, C. Cramer: Principals between exploitation and exploration: Results of a nationwide study on ambidexterity of school leaders. In: Educational Management Administration & Leadership. 2020.
  • F. Schreiber, C. Cramer: Towards a conceptual systematic review: proposing a methodological Framework. In: Educational Review. 2022.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Colin Cramer: Entwicklung von Professionalität in der Lehrerbildung. Empirische Befunde zu Eingangsbedingungen, Prozessmerkmalen und Ausbildungserfahrungen Lehramtsstudierender. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2012.
  2. Colin Cramer: Forschung zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf. Systematisierung und disziplinäre Verortung eines weiten Forschungsfeldes. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2016.
  3. Jeanette Böhme, Colin Cramer, Christoph Bressler (Hrsg.): Erziehungswissenschaft und Lehrerbildung im Widerstreit!? Verhältnisbestimmungen, Herausforderungen und Perspektiven. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2018.
  4. Colin Cramer, Fritz Oser (Hrsg.): Ethos: interdisziplinäre Perspektiven auf den Lehrerinnen- und Lehrerberuf. Waxmann, Münster 2019.
  5. Colin Cramer, Johannes König, Martin Rothland, Sigrid Blömeke (Hrsg.): Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Klinkhardt utb, Bad Heilbrunn und Stuttgart 2020.
  6. Colin Cramer, Martin Harant, Samuel Merk, Martin Drahmann, Marcus Emmerich: Meta-Reflexivität und Professionalität im Lehrerinnen- und Lehrerberuf. In: Zeitschrift für Pädagogik. Band 65, Nr. 3, 2019, S. 401–423.