Ingo Steuer

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Ingo Steuer
Ingo Steuer (2014)
Nation Deutschland Demokratische Republik 1949DDR Deutsche Demokratische Republik
Deutschland Deutschland
Geburtstag 1. November 1966
Geburtsort Karl-Marx-Stadt
Größe 173 cm
Gewicht 68 kg
Beruf Eiskunstlauftrainer
Karriere
Disziplin Paarlauf
Partner/in Manuela Landgraf,
Ines Müller,
Mandy Wötzel
Verein Eislaufverein Chemnitz
Trainer Monika Scheibe
Status zurückgetreten
Karriereende 1998
Medaillenspiegel
Olympische Medaillen 0 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronze
WM-Medaillen 1 × Gold 2 × Silber 0 × Bronzemedaille
EM-Medaillen 1 × Goldmedaille 3 × Silber 0 × Bronze
 Olympische Winterspiele
Bronze Nagano 1998 Paare
ISU Weltmeisterschaften
Silber Prag 1993 Paare
Silber Edmonton 1996 Paare
Gold Lausanne 1997 Paare
ISU Europameisterschaften
Silber Helsinki 1993 Paare
Gold Dortmund 1995 Paare
Silber Sofia 1996 Paare
Silber Paris 1997 Paare
Platzierungen im Eiskunstlauf Grand Prix
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
 Grand-Prix-Finale 1 1 1
 Grand-Prix-Wettbewerbe 7 4 2
 

Ingo Steuer (* 1. November 1966 in Karl-Marx-Stadt) ist ein ehemaliger deutscher Eiskunstläufer, der im Paarlauf für die DDR und Deutschland startete. An der Seite von Mandy Wötzel wurde er 1997 Weltmeister und 1995 Europameister. Er ist heute als Eiskunstlauftrainer tätig und führte das Eiskunstlaufpaar Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy zu fünf Welt- und vier Europameisterschaftstiteln. Steuer war inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit.

Leben

Ingo Steuer begann im frühen Kindesalter mit dem Eiskunstlaufen. Er startete zunächst für den SC Karl-Marx-Stadt, der nach der Wiedervereinigung zum SC Chemnitz wurde. Seine Paarlauftrainerin war Monika Scheibe.

Zunächst lief Ingo Steuer mit Manuela Landgraf und wurde mit ihr 1984 in Sapporo Juniorenweltmeister für die DDR. Das Paar ist damit das erste und bisher einzige deutsche Paar, das Juniorenweltmeister werden konnte.

Nach der Trennung des Paares lief er einige Jahre mit Ines Müller und erreichte mit ihr bei den Europameisterschaften 1990 und 1991 den jeweils siebten Platz.

1992 wechselte Steuer erneut die Partnerin und trat fortan mit Mandy Wötzel an. 1993 wurden sie zum ersten Mal deutsche Meister. Bei der Europameisterschaft in Helsinki gewannen sie mit Silber ihre erste bedeutende internationale Medaille. Bei ihrer ersten Weltmeisterschaft wurden sie in Prag Vize-Weltmeister hinter den Kanadiern Isabelle Brasseur und Lloyd Eisler. 1994 verpassten sie Medaillen, bei den Olympischen Spielen in Lillehammer mussten sie wegen einer Verletzung Wötzels aufgeben. In den Jahren 1995 bis 1997 gewannen Steuer und Wötzel die deutschen Paarlaufmeisterschaften. 1995 wurden sie in Dortmund Europameister. 1996 gewannen sie sowohl bei der Europameisterschaft wie auch bei der Weltmeisterschaft die Silbermedaille. Im gleichen Jahr gewannen sie das Grand-Prix-Finale. Auch 1997 errangen sie bei der Europameisterschaft wieder die Silbermedaille. Bei der anschließenden Weltmeisterschaft feierten sie dann ihren größten Erfolg. In Lausanne wurden sie Weltmeister. Nach Saisonende mussten sich beide einer Knieoperation unterziehen. Ingo Steuer hatte außerdem noch einen Autounfall. Dennoch gewannen sie bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano die Bronzemedaille. Danach beendeten Steuer und Wötzel ihre Amateurkarriere und wechselten zu den Profis.

Für den Gewinn der Bronzemedaille 1998 bei den Olympischen Winterspielen wurde er mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.

Ingo Steuer mit dem Paar Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy

Steuer ist Paarlauftrainer in Chemnitz. Er hat bisher unter anderem folgende Paare trainiert:

In der Saison 2011/12 betreute Steuer zunächst die fünfmalige Deutsche Meisterin im Einzellauf Annette Dytrt, die jedoch bereits im Mai 2011 ihr Karriereende aus persönlichen Gründen bekannt gab.[1]

Ab 2014 betreute Steuer in Chemnitz Lutricia Bock. 2020 wurde er als Vorstandsmitglied des Chemnitzer Eislauf-Clubs geführt.

Inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit

Als Trainer setzte Steuer 2006 seine Akkreditierung bei den Olympischen Spielen gerichtlich durch. Ihm wurde vom Nationalen Olympischen Komitee eine Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes der DDR vorgeworfen. Diese gibt er zu, sieht sich jedoch selbst als „Opfer“, da er in seiner Position als 18-jähriger, aufstrebender Eiskunstläufer aus Karrieregründen keine andere Wahl gehabt habe, als der Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit zuzustimmen. Steuer bespitzelte von Januar 1985 bis zur Wende und friedlichen Revolution unter dem Decknamen IM Torsten Athleten und Angestellte in seinem Klub, darunter die Olympiasiegerin Katarina Witt.[2]

Der später von Steuer trainierte Robin Szolkowy wurde als Sportsoldat entlassen, weil er an Steuer festhielt. Dagegen klagte dieser. Im Mai 2012 entschied der Bundesgerichtshof, die Entlassung von Szolkowy sei nicht zulässig.[3] Sie stelle einen nicht gerechtfertigten Eingriff in Steuers ausgeübten Gewerbebetrieb als Eiskunstlauftrainer dar, da praktisch alle Spitzensportler Sportsoldaten seien.[4]

Ergebnisse

(Paarlauf, * mit Manuela Landgraf; ** mit Ines Müller, sonst mit Mandy Wötzel)

Wettbewerb / Jahr 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998
Olympische Winterspiele Z 3.
Weltmeisterschaften 8.* 11.* 2. 4. 5. 2. 1.
Europameisterschaften 5.* 5.* 7.** 7.** 6. 2. 5. 1. 2. 2.
Juniorenweltmeisterschaften 1.*
DDR-Meisterschaften 2.* 3.** 3.**
Deutsche Meisterschaften 4.** 1. 1. 1. 1.
  • Z = Zurückgezogen (8. Rang nach Kurzprogramm, nach Sturz in der Kür und Verletzung von Mandy Wötzel aufgegeben)

Doping in der DDR

Im Rahmen des staatlich verordneten Dopings im DDR-Leistungssport erhielt er das Anabolikum Oral-Turinabol.[5]

Literatur

  • Eiszeiten: Vom Ehrgeiz getrieben. Weltbuch Verlag, Mels 2014. ISBN 978-3-906212-02-9

Weblinks

Commons: Ingo Steuer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. PI zum Karriereende auf annette-dytrt.com (Memento vom 27. März 2012 im Internet Archive) (PDF; 6 kB)
  2. Thomas Purschke: Steuer informierte Stasi über Katarina Witt. In: FAZ.net. 1. Februar 2006, abgerufen am 14. Juni 2018.
  3. Bundesgerichtshof bestätigt Verurteilung der Bundesrepublik im Fall Ingo Steuer. 15. Mai 2012, abgerufen am 14. Juni 2018 (Pressemitteilung des Bundesgerichtshof).
  4. Tom Stiebert: Der Fall Ingo Steuer - Eingriff in den Gewerbebetrieb. In: juraexamen.info. Archiviert vom Original am 29. Mai 2012; abgerufen am 14. Juni 2018.
  5. Thomas Purschke: Blaue Pillen für den minderjährigen Steuer. Ingo Steuer, Trainer des deutschen Eiskunstlaufpaars Aljona Savchenko und Robin Szolkowy, hat als Jugendlicher Doping-Mittel bekommen. In Sotschi verteidigt er die Verabreichung als „Prophylaxe“. In: www.faz.net. 15. Februar 2014, abgerufen am 14. Juni 2018.