Bachelor Professional

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. September 2022 um 06:26 Uhr durch imported>CamelBot(1102790) (Bot: whitespace vor <ref>, linkfix: jsessionid; siehe user:CamelBot.).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Der Bachelor Professional und der Master Professional sind in Deutschland seit dem 1. Januar 2020 zugelassene Berufsabschlussbezeichnungen[1], die von den Industrie- und Handelskammern sowie den Handwerkskammern vergeben werden. Sie sollen die Gleichwertigkeit mit den akademischen Graden sowie die Praxisnähe zum Ausdruck bringen.[2] Die neuen Abschlussbezeichnungen dürfen nicht nur von neuen Absolventen getragen werden: Auch Absolventen, welche ihre Meisterprüfung vor dem 1. Januar 2020 abgeschlossen haben, dürfen die Bezeichnung „Bachelor Professional im / in …“ führen. Laut Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) ist ein wahlweises Tragen des alten Meisterabschlusses oder des neuen Bachelor-Professional möglich.[3] Bestehende IHK-Abschlussbezeichnungen dürfen lediglich mit dem Zusatz CCI (Chamber of Commerce and Industry) für Industrie und Handelskammer, getragen werden.

Geschichte

2003 versuchte der NRW-Wirtschaftsminister Harald Schartau mit Unterstützung der Kammerorganisationen (DIHK, ZdH), Teilen der Gewerkschaften (IG Metall), der Wirtschaftsministerkonferenz und Fachverbänden (IMV) die Bezeichnung oder Übersetzungshilfe Bachelor Professional für den Fachwirt zu etablieren. Begründung war, dass die Bezeichnungen Meister, Fachwirt usw. in der Welt der internationalen Wirtschaft nicht geläufig seien. Das Vorhaben traf auf massiven Widerspruch der Hochschulen, der Kultusministerkonferenz und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und scheiterte anfangs nicht zuletzt an dem Gegenargument, dass im Ausland Berufsausbildung und ein Bachelor klar unterschieden werden und die Bezeichnung daher grob irreführend sei. (Dem Fachwirt vergleichbare Abschlüsse sind zudem auch im Ausland bekannt, und zwar als higher professional certification oder higher professional qualification.) Trotz des § 132a Abs. 2 StGB, um den sich die Diskussion letztlich dreht, verbreitete sich die Übersetzungshilfe jedoch auf Karrierenetzwerken im Internet sehr stark und wurde dort weithin unbehelligt wie ein akademischer Grad geführt. Auch die IHKen schufen Fakten und verwendeten als öffentlich-rechtliche Einrichtungen die Bezeichnung für ihre Abschlüsse ganz offen, wodurch über den § 17 StGB die eine Strafverfolgung für das Führen der Übersetzungshilfe bereits de facto ausschied. Zudem war es nicht mehr zu vermitteln, warum für berufsbegleitende und duale Studiengänge trotz großer Ähnlichkeit die Abschlussbezeichnung vergeben werden durfte, für die Aufstiegsfortbildungen aber nicht.

Ende 2018 erklärte das Bildungsministerium schließlich, den „Berufsbachelor“-Abschluss bis 2020 offiziell etablieren zu wollen,[4] und zwar 2020 im Rahmen der Reform des Berufsbildungsgesetzes und doch unter der ursprünglichen Abschlussbezeichnung „Bachelor Professional“.[5] Die Hochschulrektorenkonferenz sowie der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) meldeten jedoch Proteste an und warnten vor den Konsequenzen, da eine Verwechslungsgefahr zu den international anerkannten akademischen Abschlüssen Bachelor und Master bestände.[6][7] Auch der Bundesrat lehnte den Vorstoß zunächst ab, Bezeichnungen einzuführen, die ähnlich wie die Hochschulabschlüsse lauten, und zwar in allen diskutierten Varianten.[8] Trotz bis zuletzt lauter Proteste der Hochschulen beschloss der Bundesrat schließlich Ende November doch die Einführung der Abschlüsse „Bachelor Professional“ und „Master Professional“ zum 1. Januar 2020.[9][10]

Zuordnung

Fortbildungen, welche dem Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR)/EQR-Niveau 6 zugeordnet werden, bekommen die Abschlussbezeichnung Bachelor Professional, welche dem DQR/EQR-Niveau 7 zugeordnet werden, erhalten die Abschlussbezeichnung Master Professional.

Rechtliche Grundlage

Die einzelnen Abschlussbezeichnungen werden in Ausbildungsordnungen des Bundes festgelegt. Die rechtliche Grundlage für den Bachelor Professional ist § 53c BBiG, für den Master Professional § 53d BBiG.

Übersicht aller Abschlussbezeichnungen

Bestehende Abschlussbezeichnungen Übersetzung der bestehenden Abschlussbezeichnung in Englisch[11] Neue Abschlussbezeichnungen nach neuer Ausbildungsordnung[2]
Geprüfte/-r Bankfachwirt/-in Bachelor Professional of Banking (CCI)
Geprüfte/-r Betriebswirt/-in Master Professional of Business Management (CCI) Master Professional in Business Management
Geprüfte/-r Bilanzbuchhalter/-in Bachelor Professional of Accounting (CCI) Bachelor Professional in Bilanzbuchhaltung
Geprüfte/-r Fachwirt/-in für Büro- und Projektorganisation Bachelor Professional for Office and Project Organisation (CCI)
Geprüfte/-r Fachwirt/-in für Einkauf Bachelor Professional of Purchasing (CCI) Bachelor Professional in Procurement
Geprüfte/-r Fachwirt/-in für Marketing Bachelor Professional of Marketing (CCI)
Geprüfte/-r Fachwirt/-in für Finanzberatung Bachelor Professional Financial Advisor (CCI)
Geprüfte/-r Fachwirt/-in für Versicherungen und Finanzen Bachelor Professional of Insurance and Finance (CCI)
Geprüfte/-r Fachwirt/-in Güterverkehr & Logistik Bachelor Professional of Goods Traffic and Logistics (CCI)
Geprüfte/-r Fachwirt/-in im Gesundheits- und Sozialwesen Bachelor Professional of Health and Social Services (CCI)
Geprüfte/-r Floristmeister/-in Bachelor Professional of Floristry Management (CCI)
Geprüfte/-r Handelsfachwirt/-in Bachelor Professional of Trade and Commerce (CCI)
Geprüfte/-r Immobilienfachwirt/-in Bachelor Professional of Real Estate Management (CCI)
Geprüfte/-r Industriefachwirt/-in Bachelor Professional of Management for Industry (CCI)
Geprüfte/-r Industriemeister/-in Fachrichtung Chemie Bachelor Professional of Chemical Production and Management (CCI)
Geprüfte/-r Industriemeister/-in Fachrichtung Elektrotechnik Bachelor Professional of Electrical Technology and Management (CCI)
Geprüfte/-r Industriemeister/-in Fachrichtung Kunststoff und Kautschuk Bachelor Professional of Plastics and Rubber Production and Management (CCI)
Geprüfte/-r Industriemeister/-in Fachrichtung Mechatronik Bachelor Professional of Mechatronics (CCI)
Geprüfte/-r Industriemeister/-in Fachrichtung Metall Bachelor Professional of Metal Production and Management (CCI)
Geprüfte/-r Industriemeister/-in Fachrichtung Pharmazie Bachelor Professional of Pharmaceutical Production and Management (CCI)
Geprüfte/-r Industriemeister/-in Fachrichtung Printmedien Bachelor Professional of Print Media Technology and Management (CCI) Bachelor Professional in Print
Geprüfte/-r Industriemeister/-in Fachrichtung Textilwirtschaft Bachelor Professional of Textile Production and Management (CCI)
Geprüfte/-r IT-Berater/-in Bachelor Professional of IT Business Consulting (CCI)
Geprüfte/-r IT-Entwickler/-in Bachelor Professional of IT Systems Management (CCI)
Geprüfte/-r IT-Ökonom/-in Bachelor Professional of IT Marketing Management (CCI)
Geprüfte/-r IT-Projektleiter/-in Bachelor Professional of IT Business Management (CCI)
Geprüfte/-r Logistikmeister/-in Bachelor Professional of Logistics (CCI)
Geprüfte/-r Medienfachwirt ? (unbekannt) Bachelor Professional in Media
Geprüfte/-r Meister/-in für Kraftverkehr Bachelor Professional of Transport Management (CCI)
Geprüfte/-r Meister/-in für Veranstaltungstechnik Bachelor Professional in Event Technology Bachelor Professional für Veranstaltungstechnik
Geprüfte/-r Personalfachkaufmann/-frau Bachelor Professional of Human Resources Management (CCI)
Geprüfte/-r Taucher/-in Bachelor Professional of Diving (CCI)
Geprüfte/-r Technische/-r Betriebswirt/-in Master Professional of Technical Management (CCI)
Geprüfte/-r Technische/-r Fachwirt/-in Bachelor Professional of Technical Management (CCI)
Geprüfte/-r Verkehrsfachwirt/-in Bachelor Professional of Transport Management (CCI)
Geprüfte/-r Wirtschaftsfachwirt/in Bachelor Professional of Business (CCI)
Geprüfte/-r Wirtschaftsinformatiker/-in Master Professional of IT Business Engineering (CCI)
Geprüfte/-r Polier/in ? (unbekannt)
Staatlich geprüfte/r Erzieher/in[12] Bachelor Professional in Sozialwesen
Staatlich geprüfter Techniker Bachelor Professional in Technik
Maler- und Lackieremeister Bachelor Professional im Maler- und Lackiererhandwerk

geprüfte/r Heilerziehungspfleger/in

Geprüfte/r Aus- und Weiterbildungspädagogin/-pädagoge Bachelor Professional of Human Resource Services Management (CCI)

Geprüfte/-r Berufspädagoge/-in Master Professional of Vocational Training (CCI)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesrat beschließt „Berufsbachelor“. 29. November 2019, abgerufen am 16. Juni 2021.
  2. a b "Bachelor Professional" und „Master Professional“. Abgerufen am 16. Juni 2021.
  3. Anna-Maja Leupold: Sind alle Handwerksmeister jetzt Bachelor Professional? In: handwerk.de. 19. Januar 2021, abgerufen am 14. August 2021.
  4. Miriam Olbrisch: Ausbildung: Karliczek will die Ausbildung in Deutschland komplett verändern – Job & Karriere. In: Spiegel Online. 8. November 2018, abgerufen am 17. April 2020.
  5. Bundesregierung: Berufsbilungsgesetz Referententwurf. (PDF) In: bmbf.de. Bundesregierung, 13. Mai 2019, abgerufen am 27. Mai 2019.
  6. HRK und VDI kritisieren erneut „Berufsbachelor“. 15. Oktober 2019, abgerufen am 16. Juni 2021.
  7. HRK warnt BMBF vor "Berufsbachelor", auf forschung-und-lehre.de
  8. Bundesrat lehnt "Berufsbachelor" und "Berufsmaster" ab, auf forschung-und-lehre.de
  9. "Bachelor Professional" für Handwerksmeister kommt, Süddeutsche Zeitung vom 29. November 2019
  10. Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG), auf bmbf.de
  11. Übersetzungshilfen von IHK-Fortbildungsprüfungen. (PDF) IHK Nord Westfahen, abgerufen am 20. Juni 2021.
  12. Malche