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Koreanischer Name
Pseudonym (eigentlicher Name)
Hangeul 김지하
Hanja 金芝河
Revidierte
Romanisierung
Gim Ji-ha
McCune-
Reischauer
Kim Chi-ha

Kim Chi-ha (* 4. Februar 1941 in Mokpo, heute Südkorea;) ist ein südkoreanischer Dichter, Dramatiker und Essayist. Sein Einsatz für die Demokratisierung seines Landes sowohl in seinem literarischen Schaffen als auch durch Teilnahme und Organisation von Protestaktionen und Demonstrationen brachte dem Dissidenten in der Zeit der Militärdiktatur mehrere Haftstrafen von insgesamt xxx Jahren Dauer ein.

Leben und Werk

Nach dem Ende des Koreakriegs zieht die Familie 1954 nach Wonju, der Vater hat dort eine Arbeit als Filmvorführer gefunden. In der Schule kommt Kim mit katholischen Jugendlichen in Kontakt. Zwei Jahre später zieht Kim allein nach Seoul, um dort die High School besuchen zu können.

Studium und erstes politisches Engagement

1959 bis 1966 studierte er in Seoul Ästhetik, doch musste er sein Studium immer wieder unterbrechen – zum einen aufgrund einer Tuberkulose-Erkrankung, zum anderen wegen seines Eintretens für eine Demokratisierung Südkoreas und die Wiederveinigung mit Nordkorea. Sein politisches Engagement begann Kim mit dem Studentenaufstand vom 19. April 1960 gegen die repressive Herrschaft des Präsidenten Rhee Syng-man sowie im selben Jahr mit der Teilnahme am Vorbereitungskomitee für die Wiedervereinigung der Nationen. Die dem Militärputsch durch Park Chung-hee 1961 folgende Verhaftungswelle entging Kim, aber er erkrankte in dieser Zeit erstmals an Tuberkulose. 1964 engagierte sich Kim wieder in der Studentenbewegung, dieses Mal aus Anlass einer als anbiedernd empfundenen Außenpolitik des Regimes Park gegenüber der früheren Besatzungsmacht Japan. Im Juni 1965 erfolgte mit der Unterzeichnung des Grundlagenvertrags eine Annäherung an Japan, die in der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern mündete. Als der Widerstand in Südkorea gegen diese Entwicklung nicht abbrach, vielmehr der innenpolitischen Druck immer größer wurde, rief Diktator Park den Notstand aus und ließ viele Oppositionelle verhaften – Kim musste mehrmals untertauchen. 1966 erforderte seine Erkrankung einen längeren Krankenhausaufenthalt.

Dichtung und Widerstand

1969 veröffentlichte er seine Gedichte (darunter Die gelbe Erde) erstmals unter dem Pseudonym Kim Chi-ha – der neue Vorname ist ein Homonym für Untergrund. 1970 veröffentlichte Kim seine Ballade Die Fünf Banditen, eine in volkstümlichen Pansori-Rhythmen verfasste Satire, in der er die Herrschaft aus Militär, Beamten und Industriekonglomeraten verspottete und Machtmissbrauch, Bestechlichkeit und Bereicherung ihrer Vertreter kritisierte. Die Reaktion der Regierung folgte umgehend: Kim sowie der Herausgeber und einige Redakteure der Zeitschrift Sasangye (Gedankenwelt), in der das Gedicht veröffentlicht wurde und die einer Oppositionspartei gehörte, wurden verhaftet. Weil sein Gesundheitszustand sich durch die Haft verschlechterte, wurde Kim nach einem Monat wieder freigelassen.

Im folgenden Jahr trat Kim zum Katholizismus über. Als bei den Präsidentschaftswahlen der Amtsinhaber Park zum Sieger erklärte wurde, kam es erneut zu einer Verschärfung der innenpolitischen Situation. Die prodemokratische Großdemonstration der Katholiken in Wonju wurde von Kim Chi-ha angeführt. Die Regierung in Seoul verhängte wieder den Notstand und löste das Parlament auf – und Kim musste wieder in den Untergrund gehen. Seine Dramen Der kupferne Yi Sun-sin und Napoleon Cognac wurden mit Aufführverbot belegt. Die Veröffentlichung seiner Ballade Die Gerüchte in einer katholischen Zeitschrift (Die Schöpfung) 1972 führte zum Verbot der Zeitung und zur vorübergehenden Verhaftung Kims und des Herausgebers. In Japans bildet sich erstmals ein Komitee zur Unterstützung Kim Chi-has. Gegen Ende des Jahres erließ Präsident Park die neue Yusin-Verfassung, die ihm endgültig diktatorische Gewalt und die Präsidentschaft auf Lebenszeit zusicherte. Nachdem Kim in seinem öffentlichen Eintreten für Demokratie nicht nachließ, wurde er am 25. April 1974 verhaftet und am 13. Juli wegen 'Volksverhetzung' zum Tode verurteilt, aber bereits am 20. Juli wieder zu lebenslanger Haft begnadigt. Daraufhin wurden im Ausland verschiedene Initiativen zur Unterstützung Kims gegründet, die u.a. von Jean-Paul Sartre, Louis Malle, Noam Chomsky, Joseph Needham, Edwin O. Reischauer, Ōe Kenzaburō und Willy Brandt mitgetragen wurden.

Die internationale Unterstützung war erfolgreich – die Strafe wurde ausgesetzt und Kim Mitte Februar 1975 entlassen. Doch nachdem er noch Ende Februar in der Zeitung Dong-a Ilbo einen Bericht über seine Inhaftierung und Folterung veröffentlichte, wurde er am 14. März erneut verhaftet und dem südkoreanischen Geheimdienst KCIA überstellt. Wieder wurden im In- und Ausland Initiativen zu seiner Freilassung gestartet, u.a. von Schriftstellern wie Heinrich Böll, aber auch von verschiedenen kirchlichen Einrichtungen und Würdenträgern. Der katholische Bischof von Wonju erklärte auf die Frage nach den Prioritäten der katholischen Kirche in Südkorea: „Erstens: Kim Chi-ha. Zweitens: Kim Chi-ha. Drittens: Alles, wofür der Name Kim Chi-ha steht.“ [1]

Im August 1975 schmuggelte er eine Gewissenserklärung aus dem Gefängnis. Sie wurde im Prozess nicht zu seiner Verteidigung zugelassen, sondern als irrelevant abgetan. Danach wurden im Besuche verboten und er erhielt weder Bücher zum Lesen noch Stift und Papier zum Schreiben. Ab Januar 1977 durfte ihn seine Familie ein Mal monatlich kurz besuchen und er erhielt einwenig Schreibutensilien. Zu dieser Zeit saß er im Sudaemon Prison ein. Doch dieses Mal blieben alle Bemühungen vergebens – Kim blieb inhaftiert, zumeist allein in fensterlosen, kleinen Zellen. In dieser Zeit wurde er für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Mit der Ermordung Parks durch den Geheimdienstchef im Oktober 1979 beginnt der Seouler Frühling, doch erst am 11. Dezember 1980 wird der kranke Kim aus humanitären Gründen aus der Haft entlassen.

Freiheit und neue Philosophie

1982 wird sein neuer Gedichtband Brennender Durst kurz nach Erscheinen verboten. Im selben Jahr veröffentlicht Kim noch den Essayband Süden, in dem er seine während der Haftzeit veränderte Lebensphilosophie vorstellt.

1984 wird das Verbot seiner Werke aufgehoben, die daraufhin zahlreiche Käufer finden. Gleichzeitig wächst die Enttäuschung über ihn... Erzählband Tägliches Brot Mit den Gedichtbänden Aerin 1 und 2, 1986 veröffentlicht, setzte Kim seinen neuen, lyrischeren Ton fort. Auch wenn Kim weiter für eine Demokratisierung des Landes eintrat, so nahm er doch an den öffentlichkeitswirksamen Aktionen dazu nicht teil, sondern lehnte im Gegenteil deren Auswüchse ab.

In der Folgezeit

  • 1987 Essayband Lebenshaushalt
  • 1988 Gedichtband Regen in dieser Dürrezeit über den Donghak-Begründer Ch'oi Che'-u
  • 1989 Gedichtband Zu den Sternen
  • 1990 Gründung der Initiative Ein Leben
  • 1991 Anfang der Autobiografie Der liegende Buddha in Dong-a in Fortsetzung veröffentlicht; Aufruf Hört mit dem Totentanz auf! in Choseon veröffentlicht gegen Selbstverbrennungen
  • 1992 Essayband Leben, Autobiografie als Buch
  • 1994 Gedichtband Blütenneid
  • 2002 Gedichtband Abendspaziergang, Philosophie des Lebens
  • 2004 Gedichtband Nomade und Eremit; Gründung der Initiative für Leben und Frieden

Bibliographie

Die deutschsprachigen Ausgaben seiner Bücher sind:

  • Mit brennendem Durst. Gedichte und Prosa (1976)
  • Die gelbe Erde und andere Gedichte (1983; enthält u. a. Die fünf Banditen)
  • Blütenneid (2005)
  • Aufgehen der Knospe (2006)

Auszeichnungen

Literatur

  • Schaarschmidt, Siegfried: „Der Gedanke gegen das Schweigen. Kim Chiha – ein koreanischer Lyriker“, in: Die neue Rundschau, Heft 91, 1980, S. 86–102.
  • Tabuchi, Fumio: „Politische Mystik im asiatischen Kontext: Kim Chi Ha, der katholische Dichter aus Korea“, Dissertation, Münster 1981.
  • Wu, Chan J.: „Cosmic Buds Burgeoning in Words: Chiha Kim's Poetics of Full-Emptyness“, in: Kim, Chiha: „Heart's Agony. Selected Poems“ White Pine Press, New York 1998, S. 15–33.

Weblinks

Quellen

  1. Laut Marietta Peitz, zit. nach Heinrich Böll: „Angst um Kim Chi Ha“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.1976, S....