Wikiup Diskussion:Schiedsgericht/Wahl/Mai 2009/Emkaer

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Erfahrungswerte

Hallo. Wie an alle Kandidaten stelle ich auch an dich die Bitte, mit entsprechenden Links darzulegen, wo du in der Wikipedia bisher Erfahrungen im Umgang mit bzw. bei der Lösung von Konflikten gesammelt hast, oder welche besonderen Eigenschaften/Fähigkeiten du hast, die dich als Konfliktlöser besonders geeignet sein lassen. Gruß, --Thogo BüroSofa 23:23, 6. Mai 2009 (CEST)

Hi Thogo!
Ich denke, dass ich verhältnismäßig ziemlich lange ziemlich gelassen bleiben kann in Konflikten über die verschiedensten Probleme, wie sie für Wikipedia-Diskussionen typisch sind. Auf meiner Benutzerseite habe ich diesen Edit verlinkt, in dem ein anderer Benutzer (Claaser) „Diskussionsbeiträge“ der Gegenseite gesammelt hat, die ich hier teilweise nicht mal zitieren möchte. Ich bin angesichts dessen, wie ich heute finde, erstaunlich ruhig geblieben und bin der Ansicht, dass das in der Wikipedia – wo einige verdiente Nutzer bekennende Choleriker sind – eine dringend benötigte Fähigkeit ist, wenn man in Konflikten Lösungen erarbeiten möchte. Andererseits könnte man befürchten, dass es für manche Nutzer geradezu provozierend wirken könnte, wenn ich so ruhig im Ton, dabei aber fest in der Sache, bleibe.
Meine in meiner Selbstvorstellung auf der „Vorderseite“ dieser Diskussion genannten Studienfächer qualifizieren mich – nochmal konkret – insofern, als es dabei meist um kontroverse Diskussionen, Argumente, vermittelnde Positionen geht – und um die Fähigkeit, Meinung Meinung sein zu lassen, und nicht zu glauben, dass alle anderen sie teilen müssen.
Andererseits habe ich auch feste Ansichten darüber, was alle anderen teilen müssen, um mit mir und anderen zusammenarbeiten zu können. Ich halte, wie angedeutet, die Diskursethik für grundlegend, wenn man wissen will, wie man sich in WP-Diskussionen verhalten sollte. Ob sie grundlegend ist, wenn man wissen will, wie das durchschnittliche Verhalten in der Regel tatsächlich ist, darüber lässt sich freilich streiten. Im „Diskurs“ ist es jedenfalls von zentraler Bedeutung, jene Punkte herauszufinden, bei denen sich alle Betroffenen einig sind. Davon kann man dann ausgehen. Anhand dieser gemeinsamen Basis lassen sich dann auch die Gründe für die divergierenden Standpunkte besser verständlich machen. Und das wäre meiner Ansicht nach die Grundlage für eine – perfekte – einvernehmliche Konfliktlösung.
Strittige Lösungen wäre ich aber in Absprache mit den anderen Schiedsgerichtsmitgliedern auch willens, durchzusetzen, sofern sie durch gute Argumente begründet sind.
Im Zusammenhang mit meiner genannten Fähigkeit „Ruhigbleiben in Konfliktsituationen“ kann ich darauf verweisen, dass ich mich mit kaum einem aktiven Benutzer in der WP in einem persönlichen Streit befinde. (Wer dem widersprechen möchte, möge das hier tun.) Trotz zahlreicher kontroverser Diskussionen kommt es in der Regel nicht zu Zerwürfnissen mit mir. Zahlreiche Benutzer, bei denen man von Zerwürfnissen sprechen könnte, sind inzwischen gesperrt. (Das erfolgte jeweils nicht auf mein Betreiben hin, ich bin da zu geduldig: WP:AGF. Dies und dies waren meine einzigen Vandalenmeldungen bisher. Hier wurde ich zum meines Wissens einzigen Mal selbst auf der VM gemeldet.) Muss ich dafür Beispiele nennen?
Ich zähle mich auch zu keinen Fraktionen innerhalb der Wikipedia. Die Herausbildung solcher meist informeller Fraktionen halte ich nämlich für problematisch, da sie die Wirksamkeit des freien Arguments behindern. Ich denke von mir also nicht, dass ich sachlichen Unsinn unterstützen würde, wenn er von bestimmten Personen käme, oder gut Begründetes ablehnen, wenn es von anderen bestimmten Personen käme.
Zufriedenstellend finde ich, dass der Artikel Adolf Hitler verhältnismäßig selten voll gesperrt ist; auf der zugehörigen Diskussionsseite ist man sich bisher immer noch recht gut über die Inhalte einig geworden, obwohl die Vorstellungen oft weit auseinander lagen. Der Artikel, den ich keineswegs selbst geschrieben habe, und die Diskussion, in der ich zu den meisten Themen der letzten zwei Jahre meine Meinung gesagt habe, geben hiermit mich als häufigsten Autor an. Dabei versuche ich, folgende Grundsätze zu befolgen: Vandalismus revertieren, Konflikte ausdiskutieren, dabei Positionen begründen, Kompromisse umsetzen.
Das war nun Einiges an Nachdenken über die vergangenen Wikipedia-Jahre. Entstandene Anschlussfragen beantworte ich gerne noch. Nur das ständige Sich-selbst-loben-Müssen ist mir etwas unangenehm. Schöne Grüße --Emkaer 03:37, 7. Mai 2009 (CEST)

Persönliche Gründe

Hallo Emkaer. Warum kandidierst du eigentlich für das Amt? In diesem Amt wirst du, solltest du gewählt werden, über diverse Streitfälle oder Problemfälle nach seitenlangem Studieren von Diskussionsseiten irgendwelche Entscheidungen fällen. Die Entscheidung fällt dann ziemlich marginal aus. Bsp. Sperrverkürzung auf drei Monate. D.h. es ist weder eine Vermittlung zwischen Parteien noch eine echte Schlichtung in Problemfällen. Es ist nur viel lesen und schlussendlich irgendwas entscheiden und das bei speziellen Problemfällen, die vielleicht nicht mal gross interessieren und wo ausser das SG niemand mehr entscheiden kann oder will. - Was also genau reizt dich an diesem Job? --Micha 01:46, 7. Mai 2009 (CEST)

Hi Micha! Ich hoffe ja, dass die Konfliktparteien mir die Seiten/Difflinks, die zu einem Streitfall gehören, vorlegen, damit ich mir die Entscheidungsgrundlagen nicht selbst zusammensuchen muss. Mir Dokumente anschauen, bewerten, und eine Entscheidung daraus begründen ist für mich aber das tägliche Brot, dürfte also kein Problem sein.
Dass die Entscheidung dann „ziemlich marginal“ ausfalle, dem möchte ich widersprechen. Wenn eine Vermittlung/Schlichtung – die das Ziel sein sollte – nicht gelingt, ist eine Schiedsgerichts-Entscheidung immer auch eine Grundsatz-Entscheidung: Das Beispiel Sperrverkürzung auf drei Monate bedeutet ja nicht nur eine kürzere Sperre im Einzelfall, sondern gibt auch einen Maßstab an, wie bestimmte Fakten künftig bewertet werden sollten. Das Schiedsgericht schafft – ob es will oder nicht – eine Art Common Law. Admins, Betroffene und die Community können sich anschließend auf eine SG-Entscheidung in einem ähnlichen Fall berufen. Gleichzeitig muss das SG aber auch beachten, was in der Community mehrheitsfähig ist. Darauf wies m.E. auch der Fall Sarcelles jüngst hin.
Da es sich bei Schiedsgerichts-Entscheidungen also immer auch um Richtungs-Entscheidungen handelt, wohin die Wikipedia sich in Zukunft entwickeln wird, kann ich mir nichts Interessanteres vorstellen, als sich dazu durch ausführliche Lektüre eine fundierte Meinung zu bilden. Oder interessiert Dich die Zukunft der Wikipedia nicht?
Also ich sehe jedenfalls in jedem speziellen Fall auch das Allgemeine. Und wenn das Schiedsgericht in einem Fall nicht entscheiden kann oder will, dann muss es den Fall ja nicht annehmen.
Nicht verschweigen möchte ich, dass die Wahl ins Schiedsgericht so etwas Ähnliches ist wie die Aufnahme in die WP-Nobilität. Für mich, der ich bisher weder einen Cursus honorum absolviert habe, noch mir offen sichtbare Auszeichnungen erworben, wäre es etwa so wie für einen Homo novus, um im Bild zu bleiben. Das packt meinen Ehrgeiz für diesen „Wahlkampf“ und lässt mich ellenlange Beiträge verfassen. ;-) Und natürlich würde auch das ausgesprochene Vertrauen der Community im Falle einer Wahl zum Schiedsgericht meinen Ehrgeiz packen und mir besonderes Engagement abnötigen, um 1. die Interessen der Community und 2. die Interessen der Enzyklopädie gewissenhaft zu verteidigen.
War Deine Frage eigentlich nur eine rhetorische Frage, um mir eine (weitere) Wahlkampfrede zu ermöglichen? Schöne Grüße --Emkaer 03:57, 7. Mai 2009 (CEST)
Nein, das war keine rhetorische Frage. Ich habe vor einem halben Jahr selber fürs SG-Amt kandidiert und deshalb interessiert mich die Frage, was denn andere Benutzer dazu bewegt für dieses Amt zu kandidieren. Dass jeder Kandidat sich für fähig hält und von sich überzeugt ist, dass er ein guter Schiedsrichter abgibt, versteht sich eigentlich von selbst. Die persönlichen Beweggründe sind deshalb aufschlussreicher. Beispielsweise ist es Macht, die reizt, über andere bestimmen zu können? Ist es Ansehen, das man erlangen möchte? Ist es Gutmenschentum? Ist es der analytische Vorgang der Entscheidungsfindung? Etc. - Scheinbar ist das SG-Amt für dich eine Möglichkeit der „Aufnahme in die WP-Nobilität“. Ich bin mir da nicht sicher, ob SG-Richter auch in der Community tatsächlich dieses Ansehen geniessen. --Micha 12:32, 7. Mai 2009 (CEST)
Es ist ja ein wichtiges Amt. Das subjektive Ansehen sei dahingestellt. Die Möglichkeit, die Entwicklungsrichtung der WP mitzubestimmen bedeutet auch die Zugehörigkeit zu einer Funktionselite. Und ich hoffe, dass Entscheidungen des Schiedsgerichts innerhalb des Schiedsgerichts recht einvernehmlich erreicht werden können, da die Schiedsrichter ja in den behandelten Fällen alle möglichst "unbeteiligt", neutral, sein sollen. Eine erfreuliche Form der Zusammenarbeit erhoffe ich mir dabei. --Emkaer 14:44, 7. Mai 2009 (CEST)
Ok, danke. Noch zwei letzte Fragen. Ich habe dich erst seit dem SW wirklich wahrgenommen und deshalb bist du für mich in dieser Rolle schwierig einzuschätzen. Fragen: Würdest du dich eher als ruhigen, gelassenen, zurückhaltenden, überlegenden, vielleicht sogar introvertierten Mensch beschreiben, oder bist du jemand, der aktiv, mitredend, vielleicht sogar pointiert, evtl. auch mal provokativ und meinungsbewusst agierst? Und würdest du das bei einer allfälligen Wahl bewusst ändern wollen oder gleich belassen und warum? --Micha 14:55, 7. Mai 2009 (CEST)
Von beiden Seiten etwas. Oben habe ich versucht, meinen gelassenen Umgangston zu betonen. Allzu introvertiert kann man in der WP nicht sein, und im SG schon gar nicht. Man muss ja dazu stehen, was man entscheidet, und diese Entscheidung rechtfertigen und verteidigen können. Provokationen um der Provokation willen versuche ich mir zu sparen. Man kann natürlich mit provokativen Fragen unter Umständen etwas herausfinden, was der Gesprächspartner eigentlich verheimlichen will. Und ein Revert etwa hat immer auch das provokative Element, den anderen zur Begründung seiner Änderung anzuhalten. Wenn er das nicht tut, weiß man schon mehr.
Meinungsbewusst sollte man insbesondere in so einer verantwortungsvollen Position schon sein. Man muss wissen, welche Meinung man hat, wie die Meinung zu den anderen relevanten Meinungen steht, und ob die eigene Meinung in einer Frage tatsächlich relevant ist (oder ob es vielleicht festgelegte Regeln gibt, mit denen man nicht einverstanden sein muss, an die man sich aber trotzdem zu halten hat). Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass die anderen Schiedsgerichtsmitglieder aktiver und ggf. pointierter mitreden als ich, während ich dann zurückhaltend überlege, meine Position aber zweifellos auch zum Ausdruck bringen werde. Aber andersherum kann ich es mir auch vorstellen, das hängt jeweils von der Gruppendynamik ab; ich kenne mich da in beiden Rollen.
Deshalb sehe ich keinen Grund etwas zu ändern. Man muss sich halt an die Gegebenheiten anpassen. Schönen Gruß --Emkaer 15:11, 7. Mai 2009 (CEST)
Ok, besten Dank. --Micha 15:20, 7. Mai 2009 (CEST)

Philosophie

Nach den Links zur Diskurstheorie etc. in Deiner Vorstellung: Wie hälst Du es mit der Legitimation durch Verfahren?--Kriddl Disk.Trauer -weg 19:07, 7. Mai 2009 (CEST)

Ich bin kein Luhmann-Fan und kenne seine Werke nur aus zweiter Hand. Aber Habermas verarbeitet das ja u.a. in Faktizität und Geltung. Ich halte die Theorie Luhmanns für eine deskriptive Theorie, nicht für eine normative. D.h. sie beschreibt, wie Legitimität durch Verfahren erlangt wird, und sie behauptet nicht, dass dies auch gerechtfertigt sei.
Ich glaube, die Beschreibung trifft auch auf die Wikipedia in vielen Belangen zu. Nur die spontane Schaffung neuer Verfahren (Fall Sarcelles) weist große Probleme auf. KLA, KEA, LK, AK, SP, BS, AP usw. usf. funktionieren ja durch Verfahren. (Und "funktionieren" heißt in diesem Fall, dass ihnen hinreichend Legitimität zugesprochen wird, so dass sie nicht ständig umgestürzt werden. Vgl. aktuell Wikipedia Diskussion:KEA#KEA ungültig?, wo dem Verfahren trotz betrügerischer Anteile Bestand zugesprochen wird.)
Normativ – und danach fragst Du, glaube ich – sollte man sich an übliche Verfahren halten. Wenn die Verfahren selbst mangelhaft sind, muss man Verfahren zur Änderung der schlechten Verfahren durchführen (Meinungsbilder). Indem ich dieses Verfahren zur SG-Wahl anerkenne, bekunde ich meine Bereitschaft, auch die für SG-Verfahren festgelegten Rahmenbedingungen zu beachten. D. h. u. a., dass das Schiedsgericht zwar ein Meinungsbild einrichten kann, aber nicht selbst das Ergebnis vorwegnehmen und so Aufgaben an sich reißen, die der Community zustehen.
Und auch wenn man das Ergebnis eines Meinungsbild-Verfahrens (o.ä.) blöd findet, muss man doch akzeptieren, dass bis zu einem "besseren" Meinungsbild die Inhalte legitim sind und Gültigkeit genießen. Aber das ist doch klar und wird doch überall in der WP gemacht, oder?
War das ungefähr das, worauf Deine Frage abzielte? Schönen Gruß --Emkaer 13:13, 8. Mai 2009 (CEST)
Nicht gaz - immerhin ist das noch eines von Luhmanns Frühwerken, die nicht nicht so stark diskreptiv waren. Aber nun gut, darauf kam es mir in der Tat nicht an. Deine Vorstellung hat mir insoweit nur eine Vorlage geliefert. Mir ging es eher um die Frage, wieweit Du das Formelle ernst nimmst. V.a. wenn man das subjektiv als richtig empfundene Ergebnis durchdrücken will/glaubt zu müssen. Und ja ich habe einen LP-Fall im Hinterkopf, wo ein Admin erklärte, das Formelle sei nicht wichtig, wenn nur das (gerade umstrittene) Ergebnis stimme.--Kriddl Disk. 07:23, 9. Mai 2009 (CEST)
Ich denke, ich habe deutlich gemacht, dass ich mit jenem Admin nicht einer Meinung bin.
Aber in der WP ist es problematisch, dass Sachfragen (LK, LP, KLA, KEA) in Abstimmungen entschieden werden. Daher gibt es ja die Erklärung, dass nach Argumenten, nicht nach Stimmen ausgezählt werde. Doch die ist selbst wieder zutiefst undemokratisch. Ich glaube, ich wäre (aus diskurstheoretischen Gründen) für eine Stärkung demokratischer Anteile, da gute Argumente auch mehr Leute überzeugen können. Zumindest, wenn wir glauben, dass in der WP vernünftige Menschen mitarbeiten, die bereit sind, sich von guten Argumenten überzeugen zu lassen. --Emkaer 12:36, 9. Mai 2009 (CEST)
Habe keine Idee, auf welchen Fall Du Kriddl anspielst (In dunkler Erinnerung ist mir eine Löschprüfung, nachdem ein Admin den Löschantrag auf die Biographie eines Künstlers abgelehnt hatte, weil dieser ihn einmal portraitiert hatte ;-)
Glaube es bestreitet niemand(?!), daß die eigentlichen enzyklopädischen Sachfragen, also den Text selbst betreffend, nur "undemokratisch" beantwortet werden dürfen, wenn damit der Austausch und das Verstehen von Argumenten gemeint ist.
Angenommen die genannte Löschprüfung wäre zu einem Streit zwischen mehreren Admins mit fortgesetzen Regelverletzungen eskaliert (was nach meiner Erinnerung aber nicht geschehen ist). Dann könnte das Schiedsgericht eventuell beschließen, daß ein Meinungsbild zur (temporären) Deadministration stattfindet, anstelle diese Deadministration selbst anzuordnen.
Wäre dies in etwa, was Du Emkaer unter "Stärkung demokratischer Anteile" verstehst?
Grüße, --Rosenkohl 19:31, 9. Mai 2009 (CEST)
Nein, nicht unbedingt. Ich weiß gerade nicht, ob das SG das Recht hat, ein Temp-De-Admin zu "verhängen". Wenn das SG dieses Recht hat, dann sollte es das auch selbständig entscheiden (wenn nötig). Hat es dieses Recht nicht, sollte es nicht selbst so entscheiden. (Ganz einfach)
Was ich mit "Stärkung demokratischer Anteile" meine, ist, dass es nicht sein kann, dass eine Löschdiskussion oder eine Lesenswert-Kandidatur vom Stimmenverhältnis her 10:1 ausgeht, und der auswertende Benutzer sich entschließt, die Argumente der einzelnen Stimme stärker zu gewichten als die der 10 Stimmen. Damit würde er ja 90% der Beteiligten Inkompetenz attestieren. Das darf man nicht unterstellen, wenn man noch zusammen an einer Enzyklopädie arbeiten will.
Das Problem, dass die 10 Laien sein könnten, der 1 aber Experte, sehe ich auch. Da muss der Experte dann eben überzeugen.
Und wenn die 10 einen bestimmten POV haben, dann ist es zwar u.U. bitter, dass der durchkommt, aber nicht zu ändern, außer man bittet Leute, die diesen POV nicht teilen, mit zur Abstimmung.
Soweit dazu. Wikipedianern, die die anderen Wikipedianer für inkompetent halten, halte ich entgegen:

„Wir wollen mehr Demokratie wagen.“

Willy Brandt: Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969, dhm.de
Schöne Grüße --Emkaer 20:06, 9. Mai 2009 (CEST)

Der Fall war in der Tat eine LP, bei der es allerdings um eine Wissenschaftler-Biographie ging. Die LP wurde durch einen Admin als erledigt erklärt. Ein erfahrener, aber unbeknopfter Benutzer eröffnete die LP erneut, nun erledigte ein anderer Admin das im gegenteiligen Sinn und erklärte tatsächlich auf Nachfrage, dass ihm die formellen Ergebnisse schnurz seien, ihm das Ergebnis, dass er für richtig hält aber zu zählen habe.--Kriddl Disk. 08:25, 10. Mai 2009 (CEST)

Hier bin ich tatsächlich der Meinung, dass das nicht geht. Das SG (oder jeder andere) könnte zur Lösung des Admin-Konfliktes ein MB zu dieser Relevanzfrage einrichten. Denn es handelt sich bei "Ist Person x relevant?" nicht um eine echte Sachfrage, sondern um eine demokratisch lösbare Wertentscheidung bzw. Evaluationsfrage. --Emkaer 10:26, 10. Mai 2009 (CEST)

"Mehr Demokratie wagen"

Knüpfe hier auch deshalb an, weil es mich interessiert im Zusammenhang der Staatsableitungsdebatte. Der Kontext lautet:

"Unser Volk braucht, wie jedes andere, seine innere Ordnung. In den 70er Jahren werden wir aber in diesem Lande nur so viel Ordnung haben, wie wir an Mitverantwortung ermutigen. Solche demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen.
Wir wollen mehr Demokratie wagen. Wir werden unsere Arbeitsweise öffnen und dem kritischen Bedürfnis nach Information Genüge tun. Wir werden darauf hinwirken, daß durch Anhörungen im Bundestag, durch ständige Fühlungnahme mit den repräsentativen Gruppen unseres Volkes und durch eine umfassende Unterrichtung über die Regierungspolitik jeder Bürger die Möglichkeit erhält, an der Reform von Staat und Gesellschaft mitzuwirken."

Für mich ragt der Satz "Wir wollen mehr Demokratie wagen" wie ein Leuchturm hervor, während drumherum von den Niederungen der realen Politik die Rede ist. So wird im Absatz zuvor ein Bedürfnis des Volkes nach innerer Ordnung festgestellt. Und das "Wagnis" entpuppt sich im wesentlichen als verstärkte Information der Bürger durch die Regierung und umgekehrt Repräsentation von Interessensgruppen im Gesetzgebungsprozeß, zielt in dieser Form also auf eine Stabilisierung. Die Widersprüche in der Paarung "Gesellschaft und Staat" verschwinden in Brandts Rhetorik.

Wie läßt sich der Impetus des "Wagnisses" herüberretten auf Wikipedia?

Jeder einzelne Benutzer repräsentiert nur sich selbst, in dieser Hinsicht ist Wikipedia eine Gesellschaft aber kein Staat.

Zurecht weist Du darauf hin, daß Relevanz mit Evaluation verbunden ist. Die Enzyklopädie ist in der Hinsicht ein "Staat", daß Relevanz Repräsentation bedeutet, und zwar Repräsentation der Wirklichkeit, wie sie sich in den Quellen darstellt.

Möglicherweise deutet sich zwischen uns eine Differenz an (was nicht weiter tragisch ist): Solte ein Meinungsbild wie Du es vorgeschlagen hast zu einer Relevanzfrage abgehalten werden, dann besteht für mich die Gefahr, daß unter der Prämisse des Entscheidungsdruckes diese beiden Hinsichten vermengt werden, also eine Auswertung der Quellenlage wird ersetzt durch eine Auszählung von Benutzerstimmen.

Gruß, --Rosenkohl 16:55, 11. Mai 2009 (CEST)

Nun ja. Nehmen wir den Idealfall an: Eine Quelle, die allen zugänglich ist (Internet) beweist (so gut es geht): "x ist y".
Das Relevanzkriterium lautet: "Alle x sind relevant, wenn sie y sind."
In diesem Fall ergeben die Benutzerstimmen (hoffentlich!) eine deutliche Mehrheit für "x ist relevant".
Das war Logik.
Nun der andere Idealfall: Manche Quellen sagen "x ist y", andere sagen "x ist nicht y".
Die Auszählung der Benutzerstimmen bringt im besten Fall ein Ergebnis, das der Glaubwürdigkeit und Wichtigkeit der Quellen entspricht, also diese bewertet.
Ich denke, da sind wir uns einig. Und ja, mich regt es auch auf, wenn ich denke (weiß), dass ich recht habe, die WP-Mehrheit das aber anders sieht. Schöne Grüße --Emkaer 00:57, 12. Mai 2009 (CEST)
P.S.: So weit entfernt von einem Staat ist die Wikipedia doch gar nicht...
Das Staatsgebiet ist zwar nur virtuell (aber wir könnten die Server ja nach Sealand stellen und uns diesen Staat als reales Staatsgebiet zulegen). Und das Staatsvolk hat in der Regel eine "Doppelte Staatsbürgerschaft" mit einem herkömmlichen Staat, aber hier kann man beitreten und austreten. Und die Staatsgewalt ist ebenfalls vorhanden, chaotisch zwar und für Putschversuche anfällig, aber das ist in Bananenrepubliken ja auch nicht anders. ;-) --Emkaer 01:02, 12. Mai 2009 (CEST)

Die praktische Gewalt liegt wohl wesentlich bei der Wikimedia Foundation, worauf man in gewissen Abständen aufmerksam wird (z.B. bei Ausfall der Server, oder Änderung der Lizenzbestimmungen).

Demgegenüber besitzen aber die Benutzer auch Gewalt, in der Tat kraft ihrer „Virtualität“ (zu deutsch „Fähigkeit“, „Tüchtigkeit“, „Tugenhaftigkeit“). Ohne die Benutzer würde der Laden nicht laufen.

Dein Demokratiebegriff läßt sich vielleicht zurück bis Immanuel Kant verorten? In der Metaphysik der Sitten (1797) ist für ihn das Recht

„der Inbegriff der Bedingungen, unter denen die Willkür des einen mit der Willkür des andern nach einem allgemeinen Gesetze der Freiheit zusammen vereinigt werden kann.“

Aber würde für Kant das „Gesetz der Freiheit“ auch Mehrheitsentscheid bedeuten?

Für mich stellt sich der Benutzerraum von Wikipedia dar als Sphäre relativer Freiheit. Die Benutzer sind nicht gewählt oder abgeordnet, sondern folgen (meistens) individuellen Antrieben. Sie können also auch keine „Repräsentation von Interessensgruppen“ (W. Brandt) der wirklichen Bevölkerung übernehmen.

Der Begriff „Relevanz“, von lateinisch „relevare“, zu deutsch „wieder erheben“, „aufrichten“ deutet an, das wir Statuen, Abbilder der Wirklichkeit errichten. Hinter dieser Bildhauer-Metapher verbirgt sich, daß es sich um einerseits einen schweißtreibenden, zeitfressenden Arbeitsprozeß, andererseits eine Wertentscheidung handelt.

Die Relvanzkriterien anzuwenden, vor allem sie zuvor aufzustellen, ist eine redaktionelle Entscheidung. Die Willkür der Benutzer steht in Konflikt zur "objektiven" Relevanz, wie sie in den Fachbüchern steht. Schon aus praktischen und urheberrechtlichen Gründen, können Fachbücher nicht 1:1 abgeschreiben werden. Sondern es gilt hier stets, eine Art "Blattlinie" der Wikipedia zu finden.

Dies kann meines Erachtens nur gelingen, wenn der einzelne "Experte" unter der Benutzern mit seiner Einsicht sich nicht von einer Laienmehrheit überstimmen läßt.

Gruß, --Rosenkohl 19:35, 13. Mai 2009 (CEST)

Überstimmen lassen muss sich der "Experte" schon. Wo kämen wir denn hin, wenn jemand sich bloß zum Experten erklären müsste, und schon die Richtlinienkompetenz in Händen hielte.
Nur verstummen darf er deswegen nicht. Man muss ja versuchen, zu überzeugen, wenn man es besser weiß. (Und nicht vergessen, sich überzeugen zu lassen, wenn man feststellt, dass man es vielleicht doch nicht besser weiß.) Schöne Grüße --Emkaer 18:24, 14. Mai 2009 (CEST)
Der Diskurs unter den WikipedianerInnen muß sich zur Wirklichkeit, daß bedeutet nach Außen hin öffnen. Dort draußen, nicht hier, laufen die tatsächlichen ExpertInnen herum, die durch ihre Lektürekenntnissen, Ausbildung und Zugang zu Quellen mehr wissen und beitragen können. Die regelmäßigen Mitarbeiter bei Wikipedia sind zum großen Teil GeneralistInnen, die von vielen Themen nur ein bischen Ahnung haben.
Die ExpertInnen also muß Wikipedia „einfangen“ und einbeziehen.
Wie kann man Wikipedia attraktiv für ExpertInnen machen?
Natürlich, ExpertInnen werden sich bedanken, wenn sie bei erster Gelegenheit eines Meinungsunterschiedes von einer Laienschar überstimmt werden. Werden besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen, und nach kurzer Zeit leider tatsächlich verstummen.
Ich gebe Dir aber Recht, daß eine ExpertInn keine autoritäre Richtlinienkompetenz beanspruchen kann. Vielmehr die Pflicht hat, seine Meinung verständlich darzustellen und zu begründen.
„Abstimmen“ ist eine akustische, oder musikalische Metapher, bedeutet meines Erachtens im besten Fall, daß alle verschiedenen Stimmen hörbar bleiben sollen, somit keine von den anderen „über“stimmt.
Gruß, --Rosenkohl 09:39, 15. Mai 2009 (CEST)
Ich sehe das ein wenig anders. Hier habe ich mal gemacht, was Du vorschlägst, nämlich einen Experten „eingefangen“. Ich fand es erfolgreich, die Ansicht in der aktuellen Exzellenz-Kandidatur ist da eher ungenügend. Quasi "von einer Laienschar überstimmt".
In diesem speziellen Fall war es m.E. kein Problem, den einen Experten zu finden, dessen Wort zum Thema Gesetz ist (d.h. von der Scientific Community als solches anerkannt wird). Aber in so ziemlich allen anderen Fällen gibt es das so nicht. Denn in der Scientific Community ist doch so ziemlich alles umstritten, d.h. der eine Experte würde eher POV reinbringen als die vielen Generalisten, die nur die unterschiedliche Positionen aus der Literatur, einarbeiten und sich ansonsten eigentlich keine eigene Meinung (POV) zum Thema erlauben können. Schöne Grüße --Emkaer 11:32, 15. Mai 2009 (CEST)

Ludwig Quidde läuft doch noch. Die dortigen Schar besteht vielleicht aus Amateuren, aber zum Teil mit großer (allgemeiner) Schreib-Leseerfahrung. Hoffe, daß die Exzellenzkandidatur sich noch weiterentwicken kann.

Stimmt natürlich, wenn die ExpertIn erst mal da ist fängt der Diskurs, also die Arbeit erst an. ExpertInnen neigen nach meiner Erfahrung nicht selten in der Tat zur Darstellung ihres Standpunktes, oder ihrer selbst. Etwa, indem sie nur die eigenen Werke als Quellen verwenden. Oder: geben im Artikel nur einen Appetizer, umkurven den entscheidenden Punkt des Themas im Wikipedia-Artikel aber gezielt, um dadurch auf das eigene Buch hinweisen zu können. Man darf in derartigen Situationen den ExpertInnen natürlich keinen bösen Willen unterstellen, jedoch einen Interessenkonflikt. Auf alle Fälle stellt sich ein Integrationsproblem zwischen Wikipedia und der ExpertIn. Das eigene erarbeitete Wissen ist das (also "Real-Life"-)Kapital der ExpertInnen, welches sie nicht immer ohne klare Gegenleistung breitwillig " 'rausrücken".

Du schreibst von Generalisten, "die unterschiedliche Positionen aus der Literatur, einarbeiten". Bei jemandem, der tatsächlich intensiv mit Literatur arbeitet würde ich dagegen bereits von (gradueller) Expertise sprechen.

Die Gefahr sehe ich also, wenn in einer Mehrheitsabstimmung viele Benutzer über eine Sachfrage abstimmen, ohne daß sie vorher die notwendige Zeit hineinstecken (nach "Bauchgefühl", manche schreiben das sogar so hin)-; um sich ausreichend mit dem betreffenden Thema zu beschäftigen (ein "Buchgefühl" erwerben), und eine auf eigenen Überlegungen beruhende Meinung zu bilden ("Kopfgedanke";-).

Gruß, --Rosenkohl 13:01, 19. Mai 2009 (CEST)

Volle Zustimmung zu Deinen Überlegungen! Die Experten-Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Aber wenn ich zu Themen, von denen ich nicht viel Ahnung hatte, einfach ein paar relevant erscheinende Bücher/Aufsätze genommen und die Hauptpositionen in den Artikel eingearbeitet habe, hatte ich nachher zwar "Buchgefühl" und "Kopfgedanke", war aber höchstens soweit Experte, dass ich auch ein Fazit zum Thema (als Zusammenschau) schreiben konnte. Schönen Gruß--Emkaer 10:01, 20. Mai 2009 (CEST)