Benutzer:Matthiasb/Operation Wahres Versprechen

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Operation Wahres Versprechen

Datum 12. Juli 2006
Ort Libanesisch-israelisches Grenzgebiet
Ausgang
Folgen Beginn des Libanonkrieg 2006
Konfliktparteien

Hisbollah

Flag of Israel.svg Israel

Verluste

unveröffentlicht

8 getötet, 2 gefangen

Operation Wahres Versprechen ist der Name, den die Hisbollah einer Operation am 12. Juli 2006 im libanesisch-israelischen Grenzgebiet bei den Ortschaften Zar'it (Israel) und Aita asch-Scha'b (Libanon) gegeben hat und die den Libanonkrieg 2006 auslöste. Zunächst beschossen die Miliz nordisraelisches Gebiet mit Katjuscha-Raketen. Im weiterem Verlauf griffen Kämpfer der Hisbollah eine israelische Grenzstreifen an, töteten drei Soldaten und nahmen zwei weitere gefangen. Diese wurden dann an einen unbekannten Ort gebracht. Ziel der Aktion war es, die beiden Gefangenen gegen in Israel einsitzende Libanesen auszutauschen.

Der Zwischenfall

Am 12. Juli 2006 kurz vor 9:00 Uhr Ortszeit (7:00 Uhr UTC) begannen Bewaffnete der Hisbollah, einen Stützpunkt der Tzahal in Zar'it und andere Posten entlang der Grenze zwischen Libanon und Israel zu beschießen. Davon waren unter anderen die Siedlungen Even Menahem und Matat betroffen, wobei fünf Zivilisten verletzt wurden.

Die New York Times hat die Ereignisse aus israelischer Sicht so beschrieben:

„Die Kämpfe an der libanesischen Grenze brachen gegen 9 Uhr morgens aus, als die Hisbollah mehrere israelische Städte mit Raketenfeuer attackierte (...). Aber diese Attacke war eine Ablenkung für die Hauptoperation, einige Meilen weiter östlich, wo militante Hisbollah-Anhänger Panzerabwehrraketen auf zwei gepanzerte Humvees feuerten, die auf der israelischen Seite des Grenzzauns patrouillierten (...) drei [Soldaten] wurden getötet, zwei verwundet und zwei wurden verschleppt, sagte der Militärsprecher.“

New York Times, 13. Juli 2006[1]

Der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar meldete, die Hisbollah-Kämpfer hätten um 9:05 Uhr zwei israelische Soldaten gefangen genommen.[2][3]

Die israelische Tageszeitung Haaretz beschrieb die israelische Reaktion:

„Eine Truppe aus Panzern und gepanzerten Truppentransportern wurde sofort in einer heißen Verfolgungsjagd in den Libanon entsandt. Es war während dieser Verfolgung, um ungefähr 11.00 Uhr, als der nächste Zwischenfall passierte: Ein Merkava-Panzer Mk 2 fuhr über eine kraftvolle Bombe, die geschätzte 200 bis 300 Kilogramm Sprengstoff enthielt, ungefähr 70 Meter nördlich des Grenzzaunes. Der Panzer wurde fast vollständig zerstört und alle vier Besatzungsmitglieder wurden augenblicklich getötet. Während der nächsten paar Stunden führten die IDF-Soldaten ein heftiges Gefecht gegen die Hisbollah-Bewaffneten ... Während des Verlaufes dieser Schlacht wurde um ungefähr 15:00 Uhr ein weiterer Soldat getötet und zwei wurden leicht verletzt.“

Haaretz, 14. Juli 2006[4]

In einer Pressekonferenz am 12. Juli, dem Tag der Operation, teilte der Generalsekretär der Hisbollah, Hassan Nasrallah mit, die Organisation habe im Verlauf der Operation Wahres Versprechen „zwei israelische Soldaten im südlichen Libanon gefangen“. Er erklärte weiter, dass „keine Militäroperation sie zurückbringen wird... Die Gefangenen werden nicht zurückgebracht, außer auf eine Weise: indirekte Verhandlungen und Gefangenenaustausch.“[5] Verlangt wird die Freilassung von drei Libanesen, unter ihnen Samir Kuntar.

Die IDF bestätigte die Gefangennahme der beiden israelischen Soldaten am 13. Juli 2006 und gab ihre Namen mit Ehud Goldwasser und Eldad Regev an, beides Reservisten an ihrem letzten Tag im Dienst.[6]

In Israel oder im Libanon?

Die libanesische Polizei und später die Hisbollah behaupteten, dass die israelischen Soldaten auf der libanesischen Seite der Grenze angegriffen und gefangengenommen wurden, während sie „eine Infiltrierung der libanesischen Stadt Aita asch-Scha'b versuchten“.[7]

Diese Berichte wurden anfangs auch von AFP verbreitet und basierten auf einer ersten Meldung von DPA, in der es jedoch hie*, dass der Hisbollah-Angriff „aus dem Grenzgebiet“ erfolgt.[8]

Die Vereinten Nationen [9], die United Nations Interim Force in Lebanon[10], der Weltsicherheitsrat[11], der Europarat[12], der G8-Gipfel in St. Petersburg 2006[13], die Vereinigten Staaten[14], sowie namhafte Nachrichtenmedien [15][16][1], einschließlich Al Jazeera[17] haben die Aktion der Hisbollah als „grenzüberschreitend“ bezeichnet.

Auch Walid Dschumblat, der Führer der libanesischen Drusen, räumte ein, dass „diese Entführungen über unsere Landesgrenzen hinausreichen“.[18]

Nach Angaben von Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah auf einer Pressekonferenz am 12. Juli im TV-Sender Al-Manar sollte die Operation ursprünglich „Freiheit für Samir Kuntar und seine Brüder“ heißen. Da dieser Titel zu lang erschien, wurde der kürzere Namen „True Promise“ gewählt, der sich auf das Freiheitsversprechen an Samir Kuntar und andere Gefangene bezieht.[19]

Der casus belli

In der deutschen Presse galt weitverbreitet die Entführung der beiden israelischen Soldaten als Anlass für die israelischen Angriffe auf Libanon. Der Nachrichtensender n-tv hat aber Zweifel an dieser Sichtweise angemeldet und den Ablauf der Ereignisse rekonstruiert:

Die erste Meldung von Reuters um 9:45 Uhr Ortszeit berichtete davon, dass Nordisrael mit Raketen aus dem südlichen Libanon beschossen werde. Nach der Meldung war in Schlomi eine Person dadurch getötet worden. Um 10:26 Uhr Ortszeit ging die Hisbollah in Beirut an die Presse und bestätigte Gefechte mit der israelischen Armee. Kurz darauf, um 10:28 Uhr, meldete der Korrespondent von Reuters in der libanesischen Stadt Mardsch Uyun den Beschuss von Grenzposten und einer nordisraelischen Stadt. Der Name der Stadt wurde in der Meldung nicht genannt.

Um 10:41 Uhr gab die Hisbollah in Beirut bekannt, dass sie zwei Soldaten der IDF gefangen habe. Israel habe begonnen, Artilleriegranaten auf südlibanesisches Gebiet zu feuern, nachdem in Schlomi vier Israelis verletzt wurden. Zu diesem Zeitpunkt sind die Kämpfe bereits in vollem Gange.

Die israelische Armee bestätigte um 10:51 Uhr, dass Soldaten an der Grenze vermisst würden. Der Militärsprecher konnte die Gefangennahme der beiden Soldaten durch die Hisbollah nicht bestätigen. Israel gab später bekannt, dass die Gefangennahme nicht sofort bemerkt wurde, weil man mit dem Raketenbeschuß Nordisraels beschäftigt war und der betreffende Grenzabschnitt nicht mit Kameras ausgerüstet sei.

Seit Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon im Mai 2000 waren in unregelmäßigen Abständen Raketen auf Nordisrael aus dem Libanon abgeschossen worden. Israel hätte von der Schaffung eines Raketenarsenals seitens der Hisbollah gewusst und die Vorausplanung eines Krieges sei nach Ansicht von n-tv deswegen „verständlich“. Daher sei nicht die Entführung der Soldaten Regev und Goldwasser der Grund für den Ausbruch des Krieges anzusehen, sondern die Raketenangriffe der Hisbollah auf Nordisrael.[20]

Auch die Nachrichtenagentur United Press International berichtete, dass die Gefechte ausgebrochen waren, als Katjuscha-Raketen vom westlichen Teil des südlichen Libanon aus nach Israel flogen. Dabei sei ein Posten in Nourit ins Ziel genommen wurde. Im Verlauf der Kämpfe seien dann die beiden Soldaten gefangen genommen worden.[21]

Fünfter Entführungsversuch

Die Gefangennahme der beiden Soldaten vom 12. Juli 2006, war die erste erfolgreiche Gefangennahme dieser Art im israelisch-libanesischen Grenzgebiet seit Oktober 2000, als drei IDF-Soldaten während eines solchen Versuches getötet wurden. (Die Leichname wurden im Rahmen eines Gefangenenaustausch Anfang 2004 an Israel zurückgegeben.)

Die Operation der Hisbollah, die zur Gefangennahme der beiden Reservisten führte, war der fünfte derartige Versuch der libanesischen Miliz. Der erste Versuch fand am 21. November 2005 in der Grenzstadt Ghadschar statt. Hier hatte die israelische Aufklärung Kenntnis von dem Vorhaben erlangt und war vorbereitet gewesen; bei diesen Gefechten war ein Hisbollah-Milizionär getötet worden.

Im Mai 2006 hatte Israel ebenfalls Kenntnis von einer geplanten Aktion gewonnen. Man begegnete deren Ausführung durch eine erhöhte Konzentration israelischer Truppen begegnet. Dieser Versuch fand an derselben Stelle statt, wie die erfolgreiche Operation von 12. Juli 2006. Israel hatte dann über französische und amerikanische Diplomaten eine Warnung an die Hisbollah gerichtet, dass eine Wiederholung des Versuches zu einer umfassenden Reaktion durch die israelische Armee führen werde. Es ist unbekannt, ob diese Warnung die Hisbollah nicht erreicht hat oder ob die Miliz diese Warnung ignorierte.

Über die weiteren Versuche machte die israelische Tageszeitung Haaretz keine Angaben. Die Zeitung hatte der israelischen Militäraufklärung vorgeworfen, Anzeichen mißachtet zu haben, die Hisbollah könne israelische Soldaten entführen, um einen Gefangenenaustausch zu erzwingen.[22]

Ergebnisse der Untersuchungskommission

Die durch den Generalstabschef Dan Halutz eingesetzte Untersuchungskommission unter Führung von Generalmajor der Reserve Doron Almog legte am 12. November 2006 ihren Bericht vor. Die Kommission war zu dem Schluss gekommen, dass die Gefangennahme von Ehud Goldwasser und Eldad Regev am 12. Juli 2006 vermeidbar war. Die Einheit, zu der die beiden Soldaten gehörten, verhielt sich dem Bericht zufolge jedoch „fast so, als ob sie auf eine Wanderung gingen“.

Almog kritisierte auch die weiteren Befehlsebenen bis hinauf zum Generalstab für ihr Verhalten. Almog bezeichnete die Pläne Gal Hirschs als „ausgezeichnet“ und bescheinigte, dass sie die Gefangennahme verhindern hätten können. Er kritisierte jedoch die großen Lücken bei ihrer Umsetzung. Der Generalstab habe zudem eine Warnung der militärischen Aufklärung vom Dezember 2005 nicht ernst genommen, nach der Hisbollah plante, israelische Soldaten gefangen zu nehmen, um einen Gefangenenaustausch mit Israel zu erreichen.

Diese Kritik an der Führungsebene wurde von Dan Halutz zurückgewiesen und er verlangte, dass Amlog seinen Bericht überarbeitet. Haaretz bezieht sich auf Sitzungsteilnehmer und schrieb, dass sich Almog und Halutz auf der Generalstabssitzung teilweise angeschrien hätten.

Nach Ansicht von Verteidigungsminister Amir Peretz ist es notwendig, dass Almog seine Ergebnis klarstellt.

Doron Almog sieht die Hauptschuld für den Gefangennahme der beiden Soldaten zwar bei der Armeeführung, verwies jedoch auf eine schlechte Vorbereitung der zum Nordkommando gehörenden Truppen, weil mehrere aufeinanderfolgende Regierungen jegliche Eskalation an der Grenze zum Libanon vermeiden wollten. [23]

Generalmajor Doron Almog übergab am 23. Januar 2007 dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung die zweite Version seines Untersuchungsberichts. In diesem kritisierte Almog vor allem die Arroganz der Armee; insbesondere hätte die IDF es versäumt, nach der vorangegangenen Gefangennahme von Gilad Schalit an der Grenze zum Gazastreifen Abwehrmaßnahmen an der libanesischen Grenze vorzubereiten. Die Untersuchung stellte fest, dass auf allen Befehlsebenen Fehler gemacht wurden, die mitverursachend dafür waren, dass die Aktion der Hisbollah vom 12. Juli 2006 erfolgreich durchgeführt wurde.[24]

Rücktritt von General Gal Hirsch

Der Kommandeur der Galiläa-Division, Brigadegeneral Gal Hirsch, trat am 12. November vor der Sitzung des Generalstabs zurück. In dieser Sitzung stellte Almog die erste Version seines Berichtes vor. Hirsch übernahm damit die Verantwortung für die Unzulänglichkeiten in seiner Division, schrieb aber in seinem Rücktrittsgesuch, „dass die konkrete Verantwortung für die Irrtümer, Verfehlungen und das Versagen nicht alleine auf die Fronteinheiten und ihre Kommandeure fällt. Da ist auch die Verantwortung, die vom höheren Echelon ordentlich getragen werden sollte.“ [23]

Siehe auch

Quellen

  1. a b The New York Times: „Israelis Enter Lebanon After Attacks“, 13. Juli 2006
  2. Haaretz: „8 soldiers killed, 2 snatched in Hezbollah border attacks“, 13. Juli 2006
  3. IDF: Four Soldiers Killed, Two Kidnapped, and Four Missing Following Hezbollah Attack, 12. Juli 2006
  4. Haaretz : „IDF retrieves bodies of four tank soldiers killed in south Lebanon “, 14. Juli 2006.
  5. USA Today: „Hezbollah raid boosts group's image“, 12. Juli 2006
  6. CNN: „Kidnapped soldier's kin: Stop the killing“, 21. Juli 2006
  7. Indo-Asian News Service (IANS) via Yahoo News (India): „Hezbollah captures two Israeli soldiers“, 12. Juli 2006
  8. DPA: „Hisbollah hat zwei israelische Soldaten gefangen genommen!, 12. Juli 2006
  9. UN Security Council: „Security Council debates escalating crisis between Israel, Lebanon; UN officilas urge restraint, diplomacy, protection of civilians“, SC/8776, 14. Juli 2006
  10. UNIFIL: Lebanon - UNIFIL - Background, SG/SM/10570, [[1] !!!!!!SC/8781, media briefing, 20. Juli 2006
  11. UN-Sicherheitsrat: Report of the Secretary-General on the United Nations Interim Force in Lebanon (PDF), S/2006/560, 21. Juli 2006, S. 1, Abs. II
  12. Europarat: „2744th Council Meeting, General Affairs and External Relations External Relations, MIDDLE EAST Council conclusions“, 18. Juli 2006
  13. G8: Middle East, 16. Juli 2006
  14. Stellungnahme des Weißen Hauses: „Statement on Condemnation of Hizballah Kidnapping of Two Israeli Soldiers“, 12. Juli 2006
  15. CNN: „U.N. chief calls for immediate cease-fire“, 21. Juli 2006
  16. BBC: „Hezbollah warns Israel over raids“, 12. Juli 2006
  17. Al Jazeera: „Lebanon divided over Hezbollah raid“, 14. Juli 2006
  18. Le Figaro: „Hezbollah « playing very dangerous game » - Lebanese Druze leader“, 13. Juli 2006
  19. Al-Manar: Press Conference with Hasan Nasrallah, in englischer Übersetzung bei: UNDERSTANDING THE PRESENT CRISIS, 12. Juli 2006. Freedom for Samir Al-Quntar and his brothers.
  20. n-tv.de: Ulrich W. Sahm: „Wie der Krieg ausbrach - Eine Rekonstruktion“, 6. August 2006
  21. United Press International: „Hezbollah kidnaps two Israeli soldiers“, 12. Juli 2006
  22. Haaretz: „Kidnap of soldiers in July was Hezbollah's fifth attempt“, 19. September 2006
  23. a b Haaretz: „Pressure mounts on Halutz to 'take responsibility' for war“, 13. November 2006
  24. Jerusalem Post: „Almog slams army's conduct in war“, 23. Januar 2007

Weblink

UNIFIL-Karte der Region (PDF-Format)

en:Zar'it-Ayta ash-Shab incident

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