Diskussion:Innsbrucker Platz

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Entwicklung der Platzgestaltung

Hallo allerseits, im Artikel sollte genauer beschrieben werden, wie sich die Platzgestaltung entwickelte. Ich vermute, dass sich hier 1910 noch kein Platz im eigentlichen Sinne befand, sondern nur der Schnittpunkt mehrerer Straßen. Die Benennung mit Innsbrucker Platz im Jahr 1927 deutet daraufhin, dass hier nun wirklich ein Platz entstanden war, ebenso die Veränderung des U-Bahnzuganges. Ich habe noch den großen Kreisverkehr am Ende der 1960er Jahre mit der Straßenbahnhaltestelle in der Mitte in Erinnerung, der dem Umbau des Platzes zur Autobahnanschlusstelle zum Opfer fiel. Hier gab es zu Beginn des Frühjahrs eine riesige Krokuswiese, die mich als Kind sehr beeindruckte. Es wäre schön, wenn hier noch weitere Bilder gefunden werden. Wie sah der "Platz" 1910 aus, wann entstand der große Kreisverkehr (Mitte bis Ende der 1920er?). Interessant wären auch Hinweise zur Bebauung, die beiden damals als "Hochhäuser" bezeichneten Gebäude verdienen auch eine Erwähnung und Beschreibung. Viele Grüße --Dieter Weißbach 13:21, 18. Jul. 2011 (CEST)

  • Du hast recht, und noch schlimmer: Bis Ende des Ersten Weltkriegs war es noch nicht einmal der Schnittpunkt ernstzunehmender Straßen. Eine Bebauung gab es in den Spitzen zwischen Haupt-/Ebersstraße und Haupt-/Martin-Luther-Straße. Nördlich des Güterbahnhofs Wilmersdorf war es Ödland. Nach Westen gen Wilmersdorf war es Brachland mit Gärtnereien und Lagerplätzen, was sich bis in die 1970er Jahre erhalten hatte und durch die A100-Auffahrt auch nicht sonderlich gewonnen hat.
  • Das Ganze war eine Art „Zonenrandgebiet“; entlang der ganzen Grenze zu Wilmersdorf war Schöneberg noch nicht erschlossen worden (sollte aber, deshalb der U-Bahn-Bau in der Wüste; analog Breitenbachplatz→Dahlem etc.). Dieses Randstück der Gemeinde Alt-Schöneberg litt auch darunter, dass südlich davon das abtrünnige „Neu-Friedenau“ lag, welches lieber mit der Gemeinde Friedenau kungelte und im Streit mit Alt-Schöneberg lag.
  • Eine wirkliche Geschichte bekam die Gegend erst durch den Reformwohnungsbau Ende der 1920er Jahre, mit Fortsetzung des „österreichischen Viertels“ nach Entwürfen von Paul Mebes und Paul Emmerich.
  • Der S-Bahnhof wurde erst Ende der 1920er Jahre begonnen (→1933); zuvor gab es nur östlich den S-Bahnhof Ebersstraße (heute Schöneberg).
  • Den „Kreisverkehr“ kann ich nicht einsortieren; möglicherweise sogar erst in der Nachkriegszeit.
  • 1950 kam das revolutionäre „Wohnhochhaus“ von Paul Emmerich und seinem Sohn Jürgen hinzu als erstes Hochhaus in Groß-Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg.
  • Ich habe mal ein einziges Foto vom „Platz“ aus der Vorkriegszeit gesehen; da war nur Wüste mit einer hässlichen Bahnbrücke im Hintergrund.
Soviel erstmal dazu --Herr Lehrer, ich weiß was! 15:00, 18. Jul. 2011 (CEST)
Hallo "Herr Lehrer ...", magst Du zu dem Gebäuden etwas schreiben? Genau diese Informationen fehlen hier. Ergänzend kann ich Dir sagen, dass es auch nördlich des S-Bahnhofes einen drei oder vierstöckigen Vorkriegsbau gab, der nach dem Krieg noch als Teilruine erhalten blieb und einige Läden im Erdgeschoss beherbergte. Ein Bild davon und viele andere gab es im Baustellen-Info-Zentrum (Holzbaracke), welches während der Großbaustellenzeit in den 1970ern in Verlängerung der Eisackstraße eingerichtet war.
Die Brücken waren gar nicht hässlich, sondern recht schmuckvoll angelegt mit Hartungschen Säulen und Jugendstilgeländern. Die Brückenwiderlager waren mit weiß glasierten Riemchen verblendet und mit Schucktürmchen verziert. Das Bezirkswappen, welches heute noch am Bahnhof hängt, stammt vom alten Brückenwiderlager. Du hast aber sicher noch den schlechten Zustand der späten 1960er Jahren vor Augen, als lange nichts mehr von der Reichsbahn an der Brücke getan wurde, weil der Neubau vom Senat zugesagt war.
Es gibt also tatsächlich noch viel zu ergänzen am Innsbrucker Platz --Dieter Weißbach 21:17, 18. Jul. 2011 (CEST)
Wer suchet, der findet. Auf Epilog.de gibt es ein Bild vom Platz von 1958 mit Blick nach Süden (also in die Hauptstraße nach Friedenau hinein), dort ist das Haus rechts neben dem S-Bahnhof noch vorhanden und mit Erdgeschoss und drei Obergeschossen wieder instandgesetzt. Es ist dann wohl erst zur Vorbereitung des Autobahnbaus in den 1960er Jahren abgerissen worden. http://www.epilog.de/files/rubrik/berlin/friedenau/strassen/innsbrucker-pl-1958.jpg Gruß, --Dieter Weißbach 22:36, 18. Jul. 2011 (CEST)
Auf www.berliner-untergrundbahn.de gibt es ein weiteres historisches Bild mit Blick nach Westen in die Wexstraße hinein. Dort ist das o.g. Gebäude ebenfalls zu sehen, diesmal aus der Zeit um ca. 1925 mit Erdgeschoss und vier (!) Obergeschossen und reichhaltiger Fassadenverzierung. Die Datierung leite ich an dem Straßenbahntriebwagen ab, der bereits mit Türen geschlossene Einstiege besitzt, die 1924/25 nachgerüstet wurden (der Triebwagen im Bild könnte ein TD 07/25 oder T 08/24 sein). Man kann also nicht sagen, dass die Westseite unbebaut war, im Gegenteil. Außerdem zeigt das Bild, dass der Kreisverkehr in den Jahren 1924/25 noch nicht existierte: http://www.berliner-untergrundbahn.de/cu-10-10.jpg Gruß, --Dieter Weißbach 22:50, 18. Jul. 2011 (CEST)
  • Mit „unbebauter Westseite“ meinte ich nicht die platznahen Gebäude (wohl um den Ersten Weltkrieg herum gebaut?), sondern den Umstand, dass zwischen dem Platz und der (heutigen) Kuppenheimer Straße Ödnis war; es um 1910 auch noch kaum Straßenverkehr gab, die Wexstraße wohl auch noch nicht richtig befestigt war. Diese Lücke ist auf dem Bild cu-10-10.jpg hinter der Erfurter Sraße auch erkennbar.
  • Beim Bild cu-10-10.jpg auf berliner-untergrundbahn.de zum Verständnis: Die breite Straße mit Mittelstreifen von links nach rechts wäre die Innsbrucker Straße, im Vordergrund mit Straßenbahn die Hauptstraße. Das Gebäude vor dem Bahnhof ist auch in der „Karte der Gebäudeschäden 1945“ eingezeichnet (dort als „zerstört“).
  • Zur Ausgangsfrage „Was war 1910, wie entwickelte sich die Gegend?“ – Der Westbereich Schönebergs war nach der Jahrhundertwende noch nicht erschlossen. Die berühmte „erste kommunale U-Bahn“ diente gerade der verkehrsmäßigen Erschließung und Aufwertung des Baulandes. Rudolph Wilde und Salomon/Georg Haberland kannten sich ganz gut. In die Planung des neuen Bayerischen Viertels war die projektierte U-Bahn bereits einbezogen gewesen; Haberlands „Terraingesellschaften“ hatten die gleiche Wertsteigerung praktisch gleichzeitig am Rüdesheimer Platz ausgenutzt. Für den Innsbrucker Platz war das Gleiche vorgesehen als unmittelbar an den Bayerischen Platz anschließendes „österreichisches Viertel“ (vgl. das benachbarte „Wagnerviertel“ in Friedenau). Durch den Beginn des Krieges kam es aber nicht mehr dazu; einzelne Gebäude (hier: die fotografierte Randbebauung) waren 1914 bereits begonnen gewesen, möglicherweise unterbrochen und teilweise erst in den 1920ern fertiggestellt worden. Dann kam ein architektonischer Bruch, auch in den Eigentumsverhältnissen. Mitte der 1920er Jahre ging es unter dem Aspekt des Reform- und Siedlungsbaus weiter. So richtig Leben in die Bude kam erst Ende der 1920er Jahre. Das gab auch den Anlass zum Bau des S-Bahnhofs.
  • Auf dem Foto aus der Zeit vor dem S-Bahnhofsbau sieht man meiner Erinnerung nach im Hintergrund eine schwarze Brücke, im Vordergrund die durchgehende Hauptstraße ohne Kreisverkehr in der Mitte von garnischt – keine Bäume, vielleicht ein paar Laternen?

Soweit dazu --Herr Lehrer, ich weiß was! 15:14, 19. Jul. 2011 (CEST)

Nun zu meiner Lieblingslektüre; Adress- und Telefonbuch.
E=Eigentümer
  • 1914
    • Wexstraße
    • vor späterem Bahnhof: Nr. 63/64; Nr. 1 so wie heute
      1 = Innsbrucker Str. 30; Administration
      2 Baugeschäft Otto; vermietet
      3 Neubau
      4–8 Sportplatz; E: Terraingesellschaft
      9–13 = Baustellen
      14–49 Wilmersdof
      50–59 = Baustellen
      60 E: Architekt Obst; vermietet
      61 E: Grundstücksgesellschaft; vermietet
      62 E: Grundstücksgesellschaft; vermietet
      63/64 E: Terraingesellschaft; vermietet
    • Innsbrucker Straße
      1–7 ab Bayerischer Platz; vermietet
      8–17 Etliche Baustellen; wenig bewohnt; E: Bauherren = Maurermeister, Ing., Architekt, Bodengesesellschaft
      U-Bahn, Stadtpark
      18–21 noch Bauherren; vermietet
      22–23 Baustellen
      24–25 noch Bauherren; vermietet
      28–30 E: Terraingesellschaft; vermietet; 30=Wexstraße
      Innsbrucker Platz
      31–34 = Hauptstraße 62
      35 E: Terraingesellschaft; vermietet
      36 E: Kaufmann; vermietet
      37 E: Architekt; vermietet
      38 E: Baumeister; vermietet
      39 E: Kaufmann; vermietet
      40 E: Kunstmaler; Name=M.Uth???; vermietet
      41 E: O.Uth; vermietet
      42 E: privat; vermietet
      Stadtpark
      43 Baustelle
      44 E: privat; vermietet
      45–50 Baustellen
      Badensche Straße
    • Verlängerte Innsbrucker Straße offenbar jenseitige Fortsetzung
      Baustellen
      Betriebsgelände
      Betriebsstation der Schöneberger Untergrundbahn
  • 1910 zum Vergleich
  • 1912
Hinweise:
  • Die Bauherren und Terraingesellschaft mussten bald mit Plus an private Investoren verkaufen, um ihre Kredite abzulösen. Gesellschaften (und Architekten) beabsichtigten nicht, dauerhaft als Vermieter tätig zu werden.
  • Die ersten Mieter der Bauherren könnte man auch als „Trockenwohner“ ansehen.
VG --Herr Lehrer, ich weiß was! 17:22, 19. Jul. 2011 (CEST)
Vielen Dank für das Material. Nun wäre es toll, wenn wir noch ein Bild von 1910 oder 1914 finden würden. Auch ein alter Plan mit der Lage der Hausnummern wäre hilfreich (heute gibt es einige Grundstücke gar nicht mehr).
Ein Hinweis zum Brückenbauwerk: Es ist meines Erachtens in dieser Form bis 1910 fertiggestellt worden. Hartungsche Säulen wurden nach 1910 nicht mehr bei neuen Projekten verwendet. Es wäre allerdings denkbar, das zwischen 1930 und 1933 die Aufweitung der Gleisachsen (und damit eine Verschiebung der nördlichsten Brücke) für den neuen Ringbahnsteig unter Verwendung des vorhandenen Materials hergestellt wurde. Bei den S-Bahn waren nicht die großen Achslasten zu berücksichtigen, die an anderer Stelle der Stadt (insbesondere den Stadtbahngleisen) zum Austausch der Hartungschen Säulen gegen Walzstahlträger führten.
Gruß, --Dieter Weißbach 22:47, 19. Jul. 2011 (CEST)
  • Hausnummern: Sind sinngemäß identisch mit den heutigen; okay, BAB hat keinen Briefkasten. Geht aber aus den Angaben oben eindeutig hervor. „Verlängerte Innsbrucker Straße“ ist offenbar die Eisackstraße.
  • Erkenntnisgewinn: Ich habe gelernt, dass es vor 1914 doch schon einige bewohnte Häuser gab, gerade in der Nähe des späteren Platzes. Mein Stand war, dass der Bau des „Tiroler Viertels“ kriegsbedingt im Rohbau steckengeblieben war und nur sehr vereinzelt Häuser 1914/15 schon bezugsfertig gewesen waren; einige mehr als erwartet wurden es jetzt doch.
Viel Spaß weiterhin --Herr Lehrer, ich weiß was! 18:02, 21. Jul. 2011 (CEST)