Saphiramazilie

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Saphiramazilie

Saphiramazilie (Amazilia lactea)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Amazilia-Kolibris (Amazilia)
Art: Saphiramazilie
Wissenschaftlicher Name
Amazilia lactea
(Lesson, 1832)

Die Saphiramazilie oder Saphirglanzamazilie (Amazilia lactea, auch Chionomesa lactea, früher Polyerata lactea) ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Die Art hat ein großes Verbreitungsgebiet, das die südamerikanischen Länder Brasilien, Venezuela, Ecuador, Peru und Bolivien umfasst. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.

Merkmale

Die Saphiramazilie erreicht eine Körperlänge von nur etwa 9 Zentimetern bei einem Gewicht von ca. 5 Gramm. Der gerade Schnabel wird bis zu 20 Millimetern lang. Der schwarze Oberschnabel unterscheidet sich deutlich vom fleischrötlichen Unterschnabel mit seinen dunklen Spitzen. Die Oberseite, die Flügeldecken und Unterseite sind dunkelbronzegrün. Die Kehle glänzt dunkelblau. Hinter dem Auge hat der Kolibri einen weißen Fleck. Der Bauchmittelstreifen und der Bürzel sind weiß. Die weißen Unterschwanzdecken zieren dunkle Schaftstriche. Die Flügel sind schwärzlichpurpurn, während der Schwanz schwärzlichblau ist.

Verbreitung und Lebensraum

Saphiramazilie im Flug

Man sieht den Vogel in offenen bis halboffenen Tiefebenen. Oft kommt er in Gärten rund um bewohnte Häuser vor. Man findet in an Waldrändern, speziell in der Nähe von Flüssen. In Venezuela wurde er erstmals am Auyan-Tepui in Höhen bis zu 1100 Metern beobachtet.

Unterarten

Bisher sind drei Unterarten der Saphiramazilie bekannt, die sich vor allem durch ihre Färbung unterscheiden.[1]

Unterarten der Saphiramazilie (Amazilia lactea) mit Beschreibung und ihrem jeweiligen Verbreitungsgebiet
A. l.  lactea (Lesson, 1832)[2] Nominatform bereits oben beschrieben. Südosten Brasiliens vom Bundesstaat Bahia bis Paraná
A. l.  bartletti (Gould, 1866)[3] Unterschwanzdecken im Gegensatz zur Nominatform dunkelgraubraun bis bronzebraun mit grauem oder weißem schmalen Saum. Sehr häufig in den Tiefebenen Zentral- und Südperus, sowie im Norden Boliviens. In Ecuador wurde diese Unterart nahe Pompeya gesichtet, doch ist diese Sichtung nicht eindeutig verifiziert.
A. l.  zimmeri (Gilliard, 1941)[4] Kehlflecken weniger glänzend als bei der Nominatform. Jede Feder hat am Ende einen unsichtbaren weißen Streifen. Die blauvioletten Spiegelungen an Kehle und seitlich Nackens deutlich heller. Seitlichen Flanken mehr bronzegrün als violettgrün. Der weiße Mittelstreifen etwas breiter. In Bolívar im Südosten Venezuelas am Río Caura und Río Paragua. Am Auyan-Tepui in 1100 Metern Höhe.

Verhalten

Verbreitungsgebiet der Saphiramazilie

Der Kolibri baut sein Nest napfförmig und waagrecht auf den Ästen. Das Nest besteht normalerweise aus Baumwatte, Flugsamen und Spinnenfäden, die das Nest zusammenhalten. Die Brutzeit dauert 14 Tage und liegt in der Zeit von November bis Januar. Ein Ei wiegt ca. 0,46 Gramm.

Alternativnamen

Karl-Ludwig Schuchmann und André-Alexander Weller teilten die Gattung Amazilia in folgende Gattungen auf u. a. basierend auf der historischen Einteilung von Peters 1945:[5]

  • Leucippus
  • Amazilia
  • Agyrtria
  • Polyerata
  • Saucerottia

Die Saphiramazilie ordneten sie in der Gattung Polyerata ein. Allerdings gibt es hierzu konträre Meinungen. So zweifelt das South American Check-list Committee die Neuordnung von Amazilia aufgrund fehlender Daten an.[6]

Etymologie und Forschungsgeschichte

Saphiramazilie (Amazilia lactea) gemalt von Jean-Gabriel Prêtre
Unterart Amazilia lactea bartletti gemalt von William Matthew Hart (1830–1908)

René Primevère Lesson beschrieb die Saphiramazilie unter dem Namen Ornismya lactea.[2] Mehrere Typusexemplare stammten angeblich aus Brasilien und Guinea,[7] doch zumindest der Fundort Guinea ist fragwürdig. Später wurde die Art der Gattung Amazilia zugeordnet. Dieses Wort stammt aus einer Novelle von Jean-François Marmontel, der in Les Incas, Ou La Destruction De L’empire Du Pérou von einer Inkaheldin namens Amazili berichtete.[8] »Lactea« ist lateinisch für »milchfarbig«.[9] Der Name der Unterart »bartletti« ehrt Edward Bartlett (1836–1908), der am Río Ucayali gesammelt hatte.[10] Der Name »zimmeri« ist eine Widmung an John Todd Zimmer (1889–1957), der wesentlichen Anteil an der Beschreibung dieser Subspezies hatte.[4]

Literatur

  • Thomas Schulenberg, Douglas F. Stotz, Daniel F. Lane: Birds of Peru. Princeton University Press, 2007, ISBN 978-0-691-04915-1, S. 99.
  • Robert S. Ridgely, Paul J. Greenfield: Birds of Ecuador Field Guide. Band 1, Cornell University Press, 2001, ISBN 0-8014-8720-X, S. 357.
  • Robert S. Ridgely, Paul J. Greenfield: Birds of Ecuador Field Guide. Band 2, Cornell University Press, 2001, ISBN 0-8014-8721-8, S. 264 ff.
  • Rodolphe Meyer de Schauensee, William H. Phelps, Guy Tudor: A Guide to the Birds of Venezuela. Princeton University Press, 1992, ISBN 0-691-08188-3, S. 146.
  • Rolf Grantsau: Die Kolibris Brasiliens. Expressao e Cultura. Rio de Janeiro. 1988, ISBN 85-208-0101-3, S. 107 ff.
  • James Lee Peters: Handbook of the Birds of the World. Family Trochilidae. American Museum of Natural History, New York 1945.
  • A. A. Weller In: K.-L. Schuchmann: Handbook of Birds of the World. Band 5: Barn-owls to hummingbirds. Lynx Edicions, Barcelona 1999.
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • René Primevère Lesson: Histoire naturelle des colibris: suivie d’un supplément à l’Histoire naturelle des oiseaux-mouches: ouvrage orné de planches dessinées et gravées par les meilleurs artistes: et dédié A.M. le Baron Cuvier. – 66 Tafeln (Prêtre, Antoine Germaine Bévalet). Arthus-Bertrand, Paris 1831 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 13. April 2014]).
  • in René Primevère Lesson: Histoire naturelle des oiseaux-mouches, ouvrage orné de planches desinées et gravée par les meilleurs artistes et dédié A S. A. R. Mademoiselle. – 81 Tafeln (Prêtre, Antoine Germaine Bévalet, Marie Clémence Lesson nach Louis Pierre Vieillot, Antoine Charles Vauthier nach William Swainson, Pancrace Bessa, Elisa Zoé Dumont de Sainte Croix). Arthus-Bertrand, Paris 1829 (uni-goettingen.de [abgerufen am 18. April 2014]).
  • René Primevère Lesson, Prosper Garnot: Voyage autour du monde exécuté par Ordre du Roi, sur la Corvette de Sa Majesté, La Coquille pendant les années 1822, 1823, 1824 et 1825, sous le ministère et conformément aux instructions de S. E. M. Marquis de Clermont-Tonnerre, ministre de la marine; et publié sou les auspices de son excellence Mgr le Cte de Chabrol, ministre de la Marine et des colonies, par M. L. Duperry, capitaine de frégate. chevalier de Saint-Louis et membre de la legion d’honaire, commandant de l’expédition. Band 1: Zoologie, Nr. 2. Arthus-Bertrand, Paris 1828 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 18. April 2014]).
  • John Gould in Philip Lutley Sclater, Osbert Salvin: Catalogue of Birds collected by Mr. E. Bartlett on the River Ucayali, Eastern Peru, with Notes and Descriptions of New Spezies. In: Proceedings of the Scientific Meetings of the Zoological Society of London for the Year 1866. Band 2, 1866, S. 175–201 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 13. April 2014]).
  • Ernest Thomas Gilliard: The birds of Mt. Auyan-tepui, Venezuela. In: Bulletin of the American Museum of Natural History. Band 77, Nr. 9, 1941, S. 439–508 (englisch, amnh.org [PDF; 17,4 MB; abgerufen am 13. April 2014]).

Weblinks

Commons: Saphiramazilie (Amazilia lactea) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. IOC World Bird List Hummingbirds
  2. a b René Primevère Lesson (1831), S. 98, Die Tafel 56 erschien in Lesson (1829).
  3. John Gould, S. 194.
  4. a b Ernest Thomas Gilliard, S. 471.
  5. Weller in Schuchmann 1999.
  6. Proposal (#56) to South American Check-list Committee Continue to recognize broad genus Amazilia (Memento vom 28. Juni 2010 im Internet Archive) (englisch).
  7. René Primevère Lesson (1829), S. 173 (gdz.sub.uni-goettingen.de).
  8. René Primevère Lesson u. a. (1828), S. 684.
  9. James A. Jobling S. 217.
  10. John Gould, S. 175. Es geht aus dem Titel des Artikels hervor, dass die Widmung nicht für seinen Vater Abraham Dee Bartlett (1812–1897) war.