Annemarie Horschitz-Horst

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Annemarie Hulda Julie Horschitz-Horst, geborene Rosenthal (* 22. September 1899 in Berlin; † Juli 1970 bei Wien), war eine deutsche Übersetzerin.

Leben

Annemarie Rosenthal hatte 1921 in Berlin Walter Horschitz-Horst[A 1] geheiratet, mit dem sie eine Tochter hatte und von dem sie sich später scheiden ließ. Als Jüdin konnte sie im nationalsozialistischen Deutschland nicht weiter als Übersetzerin arbeiten und emigrierte 1933 nach London.[1]

Annemarie Horschitz-Horst wurde als deutsche Übersetzerin Ernest Hemingways bekannt. Sie war die einzige vom Autor autorisierte Übersetzerin seiner Werke ins Deutsche. Der Rowohlt-Verlag veröffentlichte erstmals 1928 ihre Übertragung von Hemingways Fiesta.

Ihre Übersetzungen waren jedoch in der Fachwelt umstritten. So wurde noch zu Lebzeiten bei Hemingway angefragt, ob er einer anderen zustimmen würde. Da der Verkauf seiner Bücher im deutschsprachigen Raum sehr erfolgreich war, sah dieser keinen Grund dafür. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki thematisierte 1965 auf einem Übersetzer-Fachkongress Horschitz-Horsts Verantwortung für die Rezeption Hemingways im deutschsprachigen Raum mit der Frage: „Hemingway hat auf eine Generation deutscher Schriftsteller einen stilbildenden Einfluss ausgeübt. Wer hat ihn in Wirklichkeit ausgeübt – Hemingway oder seine deutsche Übersetzerin Annemarie Horschitz-Horst?“[2]

Im Jahr 2012 gab der Rowohlt-Verlag Hemingways Novelle Der alte Mann und das Meer in einer Neuübersetzung von Werner Schmitz heraus.

Literatur

  • Ernest Hemingway: Der alte Mann und das Meer. Autorisierte Übersetzung von Annemarie Horschitz-Horst, 20. Auflage, Rowohlt Taschenbuch rororo 22601, Reinbek bei Hamburg 2005, ISBN 978-3-499-22601-4; Neuauflage und Neuübersetzung von Werner Schmitz, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2012, ISBN 978-3-498-03020-9 (= Belletristik BV 03020).

Weblinks

Anmerkungen

  1. Walter Horschitz-Horst (* 27. Mai 1880 in Hamburg; † 6. August 1945 in London), von August 1932 bis Januar 1934 Nachfolger von Kurt Lindenblatt als Vorsitzender der Bank Melli Iran, [1]

Einzelnachweise

  1. Elisabeth Castonier, Deborah Vietor-Engländer. Exil im Nebelland: Elisabeth Castoniers Briefe an Mary Tucholsky : eine Chronik, S. 525
  2. Marcel Reich-Ranicki: Verräter, Brückenbauer, Waisenkinder. In: Rolf Italiaander (Hg.): Übersetzen. Vorträge und Beiträge vom Internationalen Kongreß literarischer Übersetzer in Hamburg 1965. Frankfurt und Bonn 1965, S. 72