August Borsig

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August Borsig, Gemälde von Franz Krüger (1855)

Johann Friedrich August Borsig (* 23. Juni 1804 in Breslau; † 6. Juli 1854 in Berlin) war ein deutscher Unternehmer. Er gründete 1837 die Borsigwerke in Berlin.

Jugend

August Borsig war der Sohn des Kürassiers (Regiment von Dolffs) und Zimmererpoliers Johann George Borsig.[1]

Lehrzeit

Borsig absolvierte eine Lehre als Zimmermann und lernte währenddessen an der Kunst- und Bauhandwerksschule in Breslau. Danach besuchte er das Königliche Gewerbeinstitut in Berlin unter Leitung von Peter Christian Wilhelm Beuth. Die Ausbildung dort brach er nach anderthalb Jahren ab. Im September 1825 bewarb er sich für eine Maschinenbau-Ausbildung bei der Neuen Berliner Eisengießerei von Franz Anton Egells. Borsigs Zeugnisse bescheinigten ihm, er habe in Chemie versagt und sei als Techniker kaum zu gebrauchen; darüber hinaus war er auch beim Militär als dienstuntauglich ausgemustert worden. Dennoch stellte Egells ihn ein. Einer seiner ersten Aufträge war der Zusammenbau einer Dampfmaschine in Waldenburg in Niederschlesien. Borsig führte den Auftrag erfolgreich aus und erwarb sich damit die Anstellung (Dienstvertrag am 1. Juli 1827) als Faktor (Betriebsleiter) für acht Jahre zu für damalige Verhältnisse äußerst günstigen Bedingungen mit einem jährlichen Gehalt von 300 Talern. 1828 heiratete er Louise Pahl, die ein Jahr später deren einzigem Sohn Albert das Leben schenkte.[2]

Unternehmensgründung

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Die Borsigsche Maschinenbau-Anstalt 1847
Datei:Beuth Verkehrsmuseum Nuernberg 12092010 closeup side view.JPG
Nahansicht der Beuth, der ersten eigenständig in Deutschland entwickelten Lokomotive

Datei:Steam train at station.webm

1836 legte Borsig seine Ersparnisse in ein Grundstück an der Chausseestraße vor dem Oranienburger Tor an und gründete auf dem seiner alten Firma benachbarten Gelände eine eigene Maschinenbauanstalt[3] (Genehmigung durch das Königliche Polizeipräsidium für den Bau eines Hüttengebäudes auf dem erworbenen Grund am Oranienburger Tor vom 7. Oktober 1836). Das Gründungsdatum wird auf den 22. Juli 1837 festgelegt – dem Tag, an dem der erste Guss (gusseiserne Schienenstühle) für den Bau der Eisenbahn Berlin–Potsdam in der Gießerei gelang.

In der Anfangszeit baute Borsig Dampfmaschinen für den eigenen Bedarf und Maschinen für andere Unternehmen, daneben Kunst- und Baugussteile, doch schon bald begann sich der Schwerpunkt auf den Lokomotivbau zu verlagern. Die erste Lok absolvierte am 24. Juli 1841 ihre Jungfernfahrt und wurde am 24. August 1841 von der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn-Gesellschaft übernommen.[4] Nach einem misslungenen Versuch 1816–1817 mit den beiden Dampfwagen der Königlichen Eisengießerei Berlin[5][6] und der Dampflokomotive von Ludwig Kufahl (1840 ausgeliefert)[7] war dies erst die vierte in Deutschland gebaute und die zweite hier konstruierte Lokomotive. Am Bau beteiligt war auch Friedrich Wöhlert (1797–1877), Borsigs Werkmeister und Freund aus der Zeit bei Egell.[8]

1842 wurden acht und 1843 zehn bestellte Dampflokomotiven nach amerikanischen Vorbildern für die preußischen Bahnen fertiggestellt, und 1844 stellte Borsig auf der Berliner Industrieausstellung schon seine 24. Lokomotive, die Beuth aus. Am 15. August 1843 zog zur Eröffnung der neuen Eisenbahnstrecke Berlin–Stettin ein Borsig-Fabrikat den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. und dessen Gefolge.[9]

Borsigs Unternehmen vergrößerte sich schnell, da überall in Deutschland neue Schienenwege verlegt wurden. 1847 wurde mit dem Bau des Eisenwerks Moabit begonnen, welches 1849 in Betrieb ging. 1850 wurde die Maschinenbauanstalt und Eisengießerei in der Moabiter Kirchstraße hinzugekauft. Die drei Berliner Betriebe beschäftigten bereits 1800 Mann, was zur damaligen Zeit ein Großunternehmen war.

Borsig hatte sich Ende der 1840er Jahre schon einen Namen gemacht, so dass auch die Wirtschaftskrise von 1848 bis 1852 dem Unternehmen nicht viel anhaben konnte. Schon 1854 wurde die 500. Dampflokomotive von seinem Unternehmen gebaut, anlässlich der Feier hierzu wurde Borsig zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Borsig zementierte seine Monopolstellung und baute 1854 67 der 68 neuen preußischen Lokomotiven.

Borsig als Mensch

Datei:Berlin Villa Borsig Moabit Albert Schwartz.jpg
Villa Borsig in Berlin-Moabit, vor 1867
Briefmarke 1954, zum 100. Todestag Borsigs

Mit der steigenden Auftragszahl vergrößerte sich der Reichtum Borsigs und so wurde schnell aus dem Breslauer Glücksritter aus eher armen Verhältnissen ein reicher Unternehmer, der dem Prunk nicht abgeneigt, gleichzeitig aber Mäzen für viele Künstler war. August Borsig galt als strenger, aber gerechter Vorgesetzter, der einen unbändigen Tatendrang besaß. Für seine Arbeiter richtete er eine Krankenkasse, eine Sterbekasse und eine Sparkasse ein. Es gab einen Unterrichtsraum, einen Speiseraum und ein Bad mit Schwimmbecken.

Schon einige Jahre früher wurde seine Villa in Berlin-Moabit fertiggestellt, die sogenannte Villa Borsig. Mit diesem Prachtbau erfüllte sich Borsig einen Traum. Allerdings konnte er seinen Reichtum nicht lange genießen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht starb er am 6. Juli 1854 an einem Schlaganfall.

Ehrungen

Literatur

  • Karl Karmarsch: Borsig, August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 179 f.
  • Friedrich Schildberger: Borsig, Johann Friedrich August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 476 f. (Digitalisat).
  • Rheinmetall-Borsig Aktiengesellschaft (Hrsg.): Deutscher Maschinenbau 1837–1937 im Spiegel des Werkes Borsig. Berlin 1937
  • Ulla Galm: August Borsig. Stapp, Berlin 1987, ISBN 3-87776-167-4
  • Dietrich Kutschik: Lokomotiven von Borsig: Eine Darstellung der Lokomotivgeschichte der Firma A. Borsig und der Nachfolgefirmen. Transpress, Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1985
  • Dietrich Kutschik, Hansjürgen Wenzel und Matthias Koch: Borsig. Lokomotiven für die Welt. EK Verlag, Freiburg 1986, ISBN 3-88255-111-9
  • Kurt Pierson: Borsig, ein Name geht um die Welt. Die Geschichte des Hauses Borsig und seiner Lokomotiven. Rembrandt Verlag, Berlin 1973, ISBN 3-7925-0204-6
  • Fritz Pachtner: Lokomotivkönig AUGUST BORSIG. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1953
  • Werner Lorenz: „Architectur ist Construction“. Schinkel und Borsig als Baukonstrukteure. In: Technikgeschichte, Band 61, 1994, H. 4, S. 313–328.
  • Hans-Heinrich Müller: Wöhlert – ein Pionier des Maschinenbaus. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 3, 1996, ISSN 0944-5560 (luise-berlin.de).
  • Hermann Vogt: August Borsig. Ein Lebensbild. Drewitz, Berlin 1880. Digitalisiert von der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, 2015. URN urn:nbn:de:kobv:109-1-8352402

Weblinks

Commons: August Borsig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Borsig: Die Geschichte der Borsig-Werke. Abgerufen am 26. März 2020.
  2. Günter Ogger: Die Gründerjahre – Als der Kapitalismus jung und verwegen war. Knaur, München 1995, S. 19
  3. Julius Kohte: Die ehemalige Maschinenbau-Anstalt von A. Borsig in Berlin. In: Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang 41 (1891), Sp. 19–26, Tafel 9. Digitalisat im Bestand der Zentral- und Landesbibliothek Berlin.
  4. August Borsig. albert-gieseler.de
  5. Königliche Eisengießerei Berlin. werkbahn.de
  6. Dr. L. Kufahl. albert-gieseler.de
  7. Geschichte der Wirtschaftswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Georg Leopold Ludwig Kufahl. In: hicks.wiwi.hu-berlin.de. Humboldt-Universität, abgerufen am 26. Februar 2018.
  8. luise-berlin.de: Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 3/1996; Hans-Heinrich Müller: Wöhlert - ein Pionier des Maschinenbaus
  9. Torben Müller, DER SPIEGEL: August Borsig: Der König der Lokomotiven - DER SPIEGEL - Kultur. Abgerufen am 26. März 2020.
  10. Dorlis Blume, Dieter Vorsteher: Die Gründung der Maschinenbauanstalt August Borsig 1837. In: LeMO. Juli 2017, abgerufen am 19. Juli 2017: „Am 25. März 1854 feierte die Firma das Fest der 500. Lokomotive, das mit der Rede des preußischen Handelsministers August von der Heydt (1801–1874) begann, der dem Kommerzienrat Borsig das Patent eines Geheimen Kommerzienraths verlieh.“
  11. Borsigstraße (Mitte). In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  12. Borsigdamm. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  13. Borsigstraße (Tegel). In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins