Indigene Völker Taiwans

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Die indigenen Taiwaner bei traditionellem Tanz.

Indigene Völker Taiwans (chinesisch 

原住民

, Pinyin

yuánzhùmín

, W.-G.

yüan2chu4min2

 – „Ureinwohner, Urbevölkerung“) ist ein Sammelbegriff für die verschiedenen austronesischen Ureinwohnerstämme in Taiwan. Von der taiwanischen Regierung werden heute 16 Ureinwohnervölker offiziell anerkannt.[1] Die anerkannten indigenen Völker haben heute einen Anteil von etwa 2,36 % an der Gesamtbevölkerung Taiwans (Stand Mai 2017: 555.438 Menschen).[2]

Bezeichnung

Früher wurden die Ureinwohner Taiwans von den Han als „Fan“ (Han-Schrift

) bezeichnet, einer der zahlreichen chinesischen Begriffe, die dem Begriff des „Auslands“ entsprechen.[3][4] Während der japanischen Herrschaft wurde in Taiwan das Schriftzeichen

(chin. „Fan“; jap. „Ban“) verwendet, das eine vergleichbare Bedeutung hat.[5][6][7] Damalige japanische Ethnologen unterteilten die Ureinwohner Taiwans in neun ethnische Gruppen. Heute hat sich in der Republik China (Taiwan) die Sammelbezeichnung yuanzhumin (

原住民

) durchgesetzt. Früher waren auch Begriffe wie shandi tongbao (

山地同胞

), tuzhu minzu (

土著民族

), xianzhu min (

先住民

) und gaoshan zu (

高山族

) üblich.

Herkunft

Die Herkunft der Ureinwohner und der Zeitpunkt ihrer Besiedlung Taiwans sind bis heute umstritten. Die Mehrzahl der Linguisten, Historiker und Ethnologen vertritt aber die Ansicht, dass der Ursprung der Austronesier, zu deren Sprachfamilie auch die Ureinwohner Taiwans zählen, auf dem südostasiatischen Festland (heutiges Südchina und Vietnam) war. Ganz sicher hat es mehrere Einwanderungsschübe gegeben, die vor ca. 4000 Jahren, also im 3. Jahrtausend v. Chr. endeten. Der Ethnologe Ling Chunsheng (

凌純聲

) beschrieb 1954 kulturelle Parallelen zwischen den Minyue, einem Zweig der Yue-Völker, der in vorchristlicher Zeit im Gebiet der heutigen chinesischen Provinz Fujian, lebte, und den Ureinwohnern Taiwans. Er schloss daraus, dass letztere Nachfahren der Minyue seien. Die Entwicklung verlief sicherlich nicht derart einlinig, aber ein Einfluss der Yue-Völker auf die Ethnogenese der frühen Bevölkerung Taiwans ist nicht von der Hand zu weisen.[8]

Geschichte

Tuschezeichnung eines Ureinwohners von Formosa durch den Ostasienreisenden Caspar Schmalkalden (1650)

Ab etwa dem 5. bis 3. vorchristlichen Jahrtausend wurde Taiwan durch Menschen besiedelt, die zu den Ethnien gehörten, die heute unter dem Überbegriff „Austronesier“ zusammengefasst werden, und zu denen auch die Bewohner der heutigen Philippinen, Indonesiens, Malaysias, Ozeaniens und Madagaskars gehören. Diese Völker lebten im Wesentlichen in Stammesgesellschaften, ohne eine Schriftkultur zu entwickeln oder ein übergreifendes Staatswesen zu bilden. Lange Zeit, bis ins 20. Jahrhundert hinein, hielten sich archaische Traditionen wie beispielsweise die Kopfjagd.

Den ersten tiefgreifenden Kontakt zur weiteren Außenwelt bildeten die Begegnungen mit europäischen Seefahrern und Eroberern ab dem frühen 17. Jahrhundert. Dies waren vor allem die Niederländer, die Formosa, wie die Insel zeitgenössisch hieß, von 1624 bis 1662 teilweise kontrollierten. Für die Niederländische Ostindien-Kompanie war Formosa vor allem wichtig als Handelsstation im Handel mit China und Japan. Unter niederländischer Herrschaft wurde eine erste Bibelübersetzung in eine einheimische Sprache (Siraya) angefertigt. Schon vor Ankunft der Europäer gab es vermutlich Handelsaustausch mit China. Die niederländische Kolonialverwaltung förderte zusätzlich die Einwanderung von Han-Siedlern. Im Jahr 1661 landete der chinesisch-japanische Seeräuber und Armeeführer Zheng Chenggong (Koxinga) auf der Insel und vertrieb die Niederländer. Danach geriet die Insel nach der Unterwerfung der Nachkommen Zhengs unter die Kontrolle der Qing-Dynastie und in den folgenden Jahrhunderten nahm der Anteil der Han an der Bevölkerung immer weiter zu. Die indigene Bevölkerung wurde entweder assimiliert oder zunehmend ins gebirgige Landesinnere abgedrängt. Die taiwanischen Ureinwohner wurden von chinesischer Seite als unzivilisierte Wilde (

,

Fān

) betrachtet, die der chinesischen Hochkultur nichts Ebenbürtiges entgegenzusetzen hätten. Zur Zeit der Qing-Dynastie waren nur die westlichen Ebenen der Insel Taiwan effektiv unter der Kontrolle der chinesischen Verwaltung. Im zentralen, unzugänglichen Bergland im Osten der Insel lebten die indigenen Völker weiter in tradierter Weise und von der Außenwelt weitgehend ungestört.

Nach dem Vertrag von Shimonoseki 1895, der den japanisch-chinesischen Krieg von 1894/95 beendete, kam Taiwan unter japanische Herrschaft. Die Japaner unterdrückten rigoros jede Aufstandsbewegung auf Taiwan und brachten durch Einsatz von Polizei und Militär auch das Bergland unter die staatliche Kontrolle. Sie führten unter anderem Zwangsumsiedlungen durch, förderten jedoch auch die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung. Die Eingeborenenkulturen wurden intensiv wissenschaftlich studiert und es wurden Versuche unternommen, sie an die japanische Kultur anzugleichen bzw. den Führungspersonen der Eingeborenen ein japanisches Werte-Ethos zu vermitteln.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Taiwan 1945 wieder zu China. Nach dem verlorenen Bürgerkrieg verlegte die Regierung der Republik China 1949 ihren Sitz nach Taiwan. Den indigenen Völkern wurde zunächst keine wesentliche Beachtung geschenkt. Weiterhin bestand ein erheblicher Assimilationsdruck in die chinesische Mehrheitsgesellschaft. Erst nach der Demokratisierung der politischen Verhältnisse in Taiwan ab Ende der 1980er Jahre änderten sich die Einstellungen und die Kulturen der Ureinwohner wurden zunehmend als ein wertvolles und zu bewahrendes Kulturerbe Taiwans angesehen.

Politische Emanzipation und Entwicklung des rechtlichen Status seit 1980

Wichtige Meilensteine bei der Emanzipation der indigenen Völker
Jahr Regelung
1994 Schutz der Rechte der indigenen Völker erhält Verfassungsrang; Bezeichnung „Ureinwohner“ statt „Bergbewohner“
1997 Offizielle Bezeichnung „Indigene Völker“
2005 Der 1. August wird zum „Tag der indigenen Völker“; Inkrafttreten des „Grundgesetzes für die indigenen Völker“
2014 Der Council of Indigenous Peoples („Rat der indigenen Völker“) als Gremium wurde offiziell zur Instanz auf ministerial Ebene erhoben
2016 Offizielle Entschuldigung der Staatspräsidentin Tsai Ing-wen bei den indigenen Völkern
2017 „Gesetz über die Entwicklung der indigenen Sprachen“ tritt in Kraft

Parallel zur beginnenden Demokratisierung der taiwanischen Gesellschaft entwickelte sich eine soziale Bewegung unter den indigenen Völkern, die Gleichberechtigung und Anerkennung einforderte. Am 29. Dezember 1984 gründete eine Gruppe von 23 indigenen Repräsentanten und Han-chinesischen Bürgerrechtlern die Vereinigung für die Rechte der Ureinwohner Taiwans (

台灣原住民權利促進會

), die als Interessengruppierung agierte.[9] Am 1. August 1994 entsprach die Nationalversammlung einer der von den indigenen Vertretern vorgebrachten Forderungen, indem sie einen Zusatzartikel verabschiedete, mit dem der Schutz der Rechte der indigenen Völker in der Verfassung festgeschrieben wurde. Die frühere amtlich-bürokratische Bezeichnung shanbao (

山胞

, „Bergbewohner“, „Landsleute der Gebirge“) für die austronesischen Ureinwohner wurde durch den Begriff yuanzhumin (

原住民

, englisch

indigenous people

, „Ureinwohner“ oder „Indigene Bevölkerung“) ersetzt. 1997 wurde der Begriff in der Verfassung erneut modifiziert und durch yuanzhu minzu (

原住民族

, englisch

indigenous peoples

, oder „indigene Völker“), die heute geltende Bezeichnung, ersetzt. Besonderes Gehör erfuhren die Forderungen der indigenen Vertreter durch die Demokratische Fortschrittspartei (DPP), da diese den Vorstellungen der DPP von einer genuin „taiwanischen“, von Festlandchina unterschiedenen Identität und Kultur entgegenkamen. Im Jahr 2005, zur Zeit des DPP-Präsidenten Chen Shui-bian beschloss der Exekutiv-Yuan, den 1. August jeden Jahres als „Tag der indigenen Völker“ (

原住民族日

) zum Feiertag zu erklären.[10] Am 5. Februar 2005 trat das „Grundgesetz für die indigenen Völker“ (

原住民族基本法

, englisch

The Indigenous Peoples Basic Law

) in Kraft. Seit dem 26. März 2014 (103. Jahr nach dem Minguo-Zeitalter) wurde das höchste Gremium zur Verwaltung der Belangen der indigenen Bevölkerung Taiwans, der „Rats der indigenen Völker“ (

原住民族委員會

, englisch

Council of Indigenous People – CIP

), nach Gesetzesänderungen rechtlich gestärkt und politisch aufgewertet. Der Rat ist seitdem ein behördliches Gremium auf der ministerial Ebene.[11][12]

Unter der seit 2016 amtierenden DPP-Präsidentin Tsai Ing-wen wurden ebenfalls wichtige Gesetze zur Förderung der indigenen Kulturen und Sprachen verabschiedet. Am 29. Juli 2016 billigte der Exekutiv-Yuan ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Besserstellung der indigenen Völker. Unter anderem wurde die Regierung verpflichtet, jedes Jahr am 1. August einen Bericht zur Lage der indigenen Völker vorzulegen.[13] Am 1. August 2016 – dem Tag der indigenen Völker – entschuldigte sich die taiwanische Präsidentin Tsai Ing-wen vor Vertretern der 16 offiziell anerkannten Ureinwohner-Völker für Jahrhunderte der Unterdrückung und Missachtung ihrer Kultur. Die Ureinwohner seien in den letzten 400 Jahren durch die Einwanderer und Machthaber vom Festland gewaltsam ihrer Rechte und ihres Landbesitzes beraubt worden. Eine einfache Entschuldigung reiche nicht aus, um dieses Unrecht wiedergutzumachen. Die Präsidentin kündigte an, eine historische Kommission zur Untersuchung der Geschichte der indigenen Völker einzusetzen und versprach diesen größere Rechte bei ihrer Selbstverwaltung sowie Unterstützung zur Bewahrung ihrer Sprache und Kultur. Dies war die erste derartige Erklärung eines taiwanischen Staatsoberhaupts.[14]

Am 14. Juni 2017 wurde das „Gesetz zur Entwicklung der indigenen Sprachen“ (

土著語言發展法

,

Tǔzhù yǔyán fāzhǎnfǎ

, englisch

Indigenous Languages Development Act

) rechtswirksam.[15][16] Das Gesetz schrieb vor, dass in Regionen der indigenen Völker die lokal gesprochenen offiziell anerkannten indigenen Sprachen und Dialekte auch im amtlichen Gebrauch z. B. vor Gericht benutzt werden durften. Amtliche Einrichtungen und Behörden sollten grundsätzlich auch in den indigenen Sprachen ausgeschildert sein. Naturgegebenheiten (Berge, Flüsse etc.) sollten bevorzugt Benennungen in den indigenen Sprachen erhalten. Die Mehrsprachigkeit von Behörden sollte gefördert werden.

Die 16 offiziell anerkannten Ureinwohner-Völker

Ungefähre Siedlungsgebiete der indigenen Völker (in den Siedlungsgebieten stellen die indigenen Völker größtenteils nur eine Minderheit dar)

Folgende 16 ethnische Minderheiten werden offiziell als indigene Völker (einschließlich Untergruppen) anerkannt (rechts die chinesische Bezeichnung):

  • die Ami (Amis, Ami, Pangcah)
    阿美族
    ;
  • die Atayal (Tayal, Tayan)
    泰雅族
    ;
  • die Bunun
    布農族
    ;
  • die Hla’alua
    拉阿魯哇族
    ;
  • die Kanakanavu
    卡那卡那富族
    ;
  • die Kavalan
    噶瑪蘭族
    , auch
    卡瓦蘭族
    ;
  • die Paiwan
    排灣族
    ;
  • die Puyuma
    卑南族
    , auch Pinuyumayan
    漂馬族
    genannt;
  • die Rukai
    魯凱族
    , auch Tsarisen, Tsalisen oder Salisen genannt;
  • die Saisiyat
    賽夏族
    , auch als Saisiat transkribiert;
  • die Sakizaya (Sakiraya)
    撒奇萊雅族
    ;
  • die Sediq
    塞德克
    .
  • die Tau
    達悟族
    , früher auch Yami
    雅美族
    zu genannt;
  • die Thao
    劭族
    ;
  • die Truku (Taroko)
    太魯閣族
    ;
  • die Tsou
    鄒族
    , auch
    曹族
    ;
Status der offiziell anerkannten indigenen Sprachen Taiwans nach UNESCO-Klassifikation[17]
Status Sprache
Kritisch bedroht Kanakanavu, Kavalan, Hla’alua, Thao
Ernsthaft bedroht Saisiyat
Eindeutig bedroht Bunun
Bedroht Ami, Atayal, Paiwan, Puyuma, Rukai, Truku, Tau, Tsou

Die Amis, Kavalan und Tsou sind Stammesgesellschaften aus dem Flachland, die sich im Laufe des 20. Jahrhunderts in die Berge geflüchtet haben.

Nach dem Gesetz zur Entwicklung der muttersprachlichen Sprachen (

原住民族語言發展法

) vom 14. Juni 2017 gelten die Sprachen der 16 offiziell anerkannten Ureinwohner-Völker als Nationalsprachen Taiwans. In 55 Gemeinden Taiwans können die Behörden offizielle Dokumente auch in diesen Sprachen veröffentlichen bzw. ausstellen.[18][19]

Von den 16 offiziell anerkannten indigenen Sprachen werden Kanakanavu, Kavalan, Hla’alua and Thao durch die UNESCO als „kritisch bedroht“ klassifiziert, Saisiyat wird als „ernsthaft bedroht“ (severely endangered) eingestuft, Bunun als „eindeutig bedroht“ (definitely endangered) und weitere acht (Amis, Atayal, Paiwan, Puyuma, Rukai, Truku, Tao und Tsou) gelten als „bedroht“. Die beiden Sprachen Seediq und Sakiraya tauchen in der UNESCO-Klassifikation nicht auf, da diese Sprachen durch die Volksrepublik China nicht als eigene Sprachen anerkannt sind, sondern als Gruppe der Atayal bzw. Amis klassifiziert werden.

Zehn nicht offiziell anerkannte Völker Taiwans

Diese Gruppen werden auf Taiwan unter der Bezeichnung Pingpu (Peipo) –

平埔族

,

Píngpǔ zú

 – „Volk der Flachebenen“ – zusammengefasst. Sie sind sehr stark von der dominierenden Kultur der seit dem 17. Jahrhundert eingewanderten Han assimiliert worden und ihre Sprachen sind so gut wie ausgestorben. Gegenwärtig streben zehn Pingpu-Völker (z. T. mit Untergruppen) nach offizieller Anerkennung; es sind dies:

  1. die Ketagalan
    凱達格蘭族
    ;
  2. die Taokas
    道卡斯族
    ;
  3. die Pazeh
    巴則海族
    , auch
    拍宰海族
    oder
    巴宰族
    ;
  4. die Kakabu (Kaxabu, Kahabu)
    噶哈巫族
    (galten früher als Untergruppe der Pazeh);
  5. die Papora (Papura)
    巴布拉族
    , auch
    拍瀑拉族
    ;
  6. die Babuza (Bapuza)
    巴布薩族
    , auch
    貓霧族
    ;
  7. die Hoanya
    洪雅族
    , auch
    和安雅族
    oder
    洪安雅族
    ;
  8. die Siraya
    西拉雅族
    ;
  9. die Makatao (Makalao, Makattao)
    馬卡道族
    (galten früher als Untergruppe der Siraya);
  10. die Tavorlong (Taivoan)
    大武壟族
    , früher auch
    四社熟番
    (galten früher als Untergruppe der Siraya);

Von den Qaugaut

猴猴人

scheint es keine Nachfahren mehr zu geben, die sich ihrer Abstammung noch bewusst sind.

Statistiken

Die folgende Zahlen geben die Statistiken des taiwanischen Innenministeriums und die Zahlenangaben des Rats der indigenen Völker Taiwans wieder. In der regierungsoffiziellen Statistik wird nicht zwischen verschiedenen indigenen Ethnien unterschieden, sondern alle werden gemeinsam als „indigene Bevölkerung“ gezählt.

Bevölkerungsanteil nach Verwaltungseinheiten der Republik China (2016)
Verwaltungseinheit Indigene Gesamt Prozentual [%]
Neu-Taipeh 54.882 3.985.698 1,38
Taipeh 16.181 2.683.202 0,60
Taoyuan 69.896 2.181.470 3,20
Taichung 33.049 2.783.298 1,19
Tainan 7.525 1.886.387 0,40
Kaohsiung 33.622 2.776.791 1,21
Landkreis Yilan 16.830 456.756 3,68
Landkreis Hsinchu 21.207 551.447 3,85
Landkreis Miaoli 11.278 554.652 2,03
Landkreis Changhua 5.577 1.282.934 0,43
Landkreis Nantou 28.874 501.757 5,75
Landkreis Yunlin 2.341 691.021 0,34
Landkreis Chiayi 5.810 511.797 1,14
Landkreis Pingtung 58.892 830.697 7,09
Landkreis Taitung 78.872 219.686 35,90
Landkreis Hualien 92.479 329.462 28,07
Penghu-Inseln 474 103.956 0,46
Keelung 9.281 371.669 2,50
Hsinchu 3.912 440.409 0,89
Chiayi 1.048 269.364 0,39
Kinmen 1.005 137.042 0,73
Matsu-Inseln 193 12.823 1,51
Gesamt 553.228 23.562.318 2,35
Quelle: Ministry of the Interior – Republik of China (Taiwan) – „Taiwanisches Innenministerium“[20]
Hauptwohngebiete der verschiedenen Ethnien nach Angaben des Rats der Indigenen Völker Taiwans
Ethnie Zahl Hauptsiedlungsgebiet
Amis 177.000 Bergland des Landkreises Taitung und Halbinsel Hengchun des Landkreises Pingtung
Atayal 81.000 Nördliches Bergland des Taiwanischen Zentralgebirges, einschließlich des Gebiets nördlich von Puli (Landkreis Nantou) bis Hualien (Landkreis Hualien)
Bunun 50.000 verstreut im Bergland des Taiwanischen Zentralgebirges, um den Bezirk Namaxia von Kaohsiung, die Gemeinde Haiduan des Landkreises Taitung und im Landkreis Nantou
Hla’alua 400 in den Dörfern Gaozhong (
高中里
) und Taoyuan (
桃源里
), beide im Bezirk Tauyuan von Kaohsiung; im Dorf Maya (
瑪雅里
) im Bezirk Namaxia von Kaohsiung
Kanakanavu 520 im Bezirk Namaxia von Kaohsiung, an den Flussufern des Nanzixian-Flusses (
楠梓仙溪
)
Kavalan 1.100 früher im Landkreis Yilan, heute in den Landkreisen Hualien und Taitung
Paiwan 86.000 westlicher und östlicher Teil des Taiwanischen Zentralgebirges, im Norden vom Berg Dawu bis südlich nach Hengchun, von Fangliao (Landkreis Pingtung) im Westen bis Taimali (Landkreis Taitung) im Osten
Puyuma 11.000 südlich der Stadt Taitung im Taitung-Tal
Rukai 11.600 Bezirk Maolin (Stadt Kaohsiung), Gemeinde Wutai (Landkreis Pingtung) und im Dorf Dongxing (
東興村
) in Beinan (Landkreis Taitung)
Saisiyat 5.300 überwiegend in Wufeng (Landkreis Hsinchu), Nanzhuang und Shitan (beide Landkreis Miaoli)
Sakizaya 971[21] in der Chilai-Ebene des Landkreises Hualien
Sediq 10.000
Tau (Yami) 3.500 „Orchideeninsel“ Lan Yu
Thao 648 Gemeinden Yuchi und Shuili des Landkreises Nantou
Truku 24.000 Urheimat war der Landkreis Nantou, von dort Wanderung über das Zentralgebirge Richtung Osten und Siedlung entlang des Flusses Liwu
Tsou 6.500 Gemeinde Alishan (Landkreis Chiayi), Gemeinde Xinyi (Landkreis Nantou), sowie Bezirke Tauyuan und Namaxia von Kaohsiung
Quelle: Council of Indigenous People – „Rat der Indigenen Völker Taiwans“[22]

Ureinwohner Taiwans in China

Volksrepublik China betrachtet Taiwan als eine „abtrünnige Provinz“ und zählt die Ureinwohner Taiwans als eine ihrer 56 Nationalitäten, die offiziell von der chinesischen Regierung anerkannt sind. Sie werden dort als „Gaoshan“ (

高山族

,

Gāoshān zú

 – „Bergvölker“) bezeichnet.

Literatur

  • Tonio Andrade: How Taiwan Became Chinese. Dutch, Spanish, and Han Colonization in the Seventeenth Century. Columbia University Press, New York NY 2007, ISBN 978-0-231-12855-1. (online)
  • Chi-lu Chen: Material Culture of the Formosan Aborigines. Taipei 1968.
  • Huixiang Lin: Taiwan Fanzu zhi yuanshi wenhua. (Die Urkultur der Wilden Taiwans). Shanghai 1930.
  • Josiane Cauquelin: Ritual texts of the last traditional practitioners of Nanwang Puyuma. Institute of Linguistics, Academia Sinica, Taipei 2008, ISBN 978-986-01-4728-5.
  • Sonja Peschek (Hrsg.): Die indigenen Völker Taiwans. Vorträge zur Geschichte und Gesellschaft Taiwans. Peter Lang, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-631-61959-9.
  • Anton Quack: Das Wort der Alten. Erzählungen zur Geschichte der Pujuma von Katipol (Taiwan). (= Collectanea Instituti Anthropos. 12). Haus Völker und Kulturen, Sankt Augustin 1981, ISBN 3-921389-66-6.
  • Dominik Schröder, Anton Quack: Kopfjagdriten der Puyuma von Katipol (Taiwan). Eine Textdokumentation. (= Collectanea Instituti Anthropos. 11). Haus Völker und Kulturen, Sankt Augustin 1979, ISBN 3-921389-06-2.
  • Michael D. Coe: Recommendations for Standardazing Formosan Tribal Names. In: American Anthropologist. Vol. 56, 1954, S. 1090–1092.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Indigene Völker Taiwans – Album mit Bildern

Einzelnachweise

  1. Ciwang Teyra: Who Are the Taiwanese Indigenous Peoples? – The Oracles Library. In: ketagalanmedia.com. Ketagalan Media, 7. Juli 2015, abgerufen am 20. Mai 2018 (englisch, Ciwang Teyra is a woman from Taiwan's Truku Tribal Nation. She is also a PhD candidate in Social Welfare at the University of Washington. She has been involved in indigenous social movements and the fight for indigenous human rights in Taiwan for several years.).
  2. 2017年
    5月原住民族人口數統計資料
    – 2017 – Zensusdaten der indigenen Bevölkerung im Mai.
    (Nicht mehr online verfügbar.) In: pc.gov.tw. Council of Indigenous Peoples, Taiwan, archiviert vom Original am 20. November 2017; abgerufen am 9. August 2022 (chinesisch, englisch).
  3. Begriff „
    – fān“.
    In: zdic.net. Abgerufen am 15. Oktober 2020 (chinesisch, deutsch, englisch).
  4. Begriff „
    – fān“.
    In: leo.org. Abgerufen am 15. Oktober 2020 (chinesisch, deutsch).
  5. Begriff „
    – fán“.
    In: zdic.net. Abgerufen am 15. Oktober 2020 (chinesisch, englisch, französisch).
  6. Japanischer Begriff „
    – ban“.
    In: jisho.org. Abgerufen am 15. Oktober 2020 (englisch, japanisch, Die Bedeutung des chinesischen Zeichens (Hanzi) „
    – fān“ und dem japanischen Kanji
    – ban“ sind in ihrer Bedeutung nicht absolut identisch. Chinesisch: „
    – fān“ – Ausland, Minderheitenvölker am chinesischen Grenzgebiet, Japanisch: „
    – ban“ – unzivilisiertes Volk, Ureinwohner des Insel Taiwans zur Zeit des Qing-Reichs).
  7. Japanischer Begriff „
    – ban“.
    In: Wadoku. Abgerufen am 15. Oktober 2020 (deutsch, japanisch).
  8. Han Cheung: Taiwan in Time: The struggle for a proper name. In: taipeitimes.com. Taipei Times, 30. Juli 2017, abgerufen am 20. Mai 2018 (englisch).
  9. 原住民族日
    」 —
    臺灣社會和解與和諧的開始
    ! – „Tag der indigenen Völker – der Beginn der sozialen Versöhnung und Harmonie in Taiwan!“
    In: ey.gov.tw. Exekutiv-Yuan, 10. August 2016, abgerufen am 20. Mai 2018 (chinesisch).
  10. 原住民族委員會揭牌成立(103年3月26日)
    – „Feierliche Enthüllungszeremonie der Plakette des Rats der indigenen Völker“ (26. März im 103. Jahr der Republik China).
    In: ndc.gov.tw. National Development Council –
    國家發展委員會
    , 26. März 2014, abgerufen am 9. August 2022 (chinesisch, amtliche Einweihung der Rats der indigen Völker Taiwans als Gremium auf ministeriale Ebene).
  11. 行政院核定 原民會26日掛牌運作
    – „Exekutiv-Yuan bestätigt, Rats der indigen Völker nimmt amtlich seine offizielle Arbeit (als Behörde) am 26. März auf“.
    臺灣政治
    – Politics. (Nicht mehr online verfügbar.) In: news.rti.org.tw. Radio Taiwan International, 26. März 2014, archiviert vom Original am 26. März 2014; abgerufen am 9. August 2022 (chinesisch, politische und rechtliche Aufwertung des Gremiums des Rat der indigenen Völker Taiwans als Behörde auf ministerial Ebene).
  12. Indigenous Peoples Day marks beginning of social reconciliation and harmony. (Nicht mehr online verfügbar.) In: english.ey.gov.tw. Exekutiv-Yuan, 10. August 2016, archiviert vom Original am 21. Mai 2018; abgerufen am 9. August 2022 (englisch).
  13. Taiwan president gives first apology to indigenous groups. In: bbc.com. BBC News, 1. August 2016, abgerufen am 1. August 2016 (englisch).
  14. Indigenous languages development act takes effect. In: taiwantoday.tw. Taiwan Today, 15. Juni 2017, abgerufen am 20. Mai 2018 (englisch).
  15. 總統令 中華民國106年6月14日
    – „Präsidialerlass vom 14. Juni des Jahres 106 der Republik China“.
    (pdf; 264 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: glin.ly.gov.tw. Archiviert vom Original am 27. März 2022; abgerufen am 9. August 2022 (chinesisch, Die Minguo-Zeitrechnung 14. Juni des Jahres 106 der Republik China entspricht dem 14. Juni 2017 nach dem gregorianischen Kalender.).
  16. UNESCO Atlas of the World's Languages in Danger. In: unesco.org. UNESCO, abgerufen am 28. April 2018 (englisch, Taiwan ist unter „China“ aufgeführt).
  17. 原住民族語言發展法
    – „Gesetz zur Entwicklung der muttersprachlichen Sprachen“.
    In: law.moj.gov.tw. Taiwanisches Justizministerium, 14. Juni 2017, abgerufen am 28. April 2018 (chinesisch).
  18. Indigenous languages development act takes effect. In: taiwantoday.tw. Taiwan Today, 15. Juni 2017, abgerufen am 28. April 2018 (englisch).
  19. 1.5-
    現住人口按三段、六歲年齡組分
    (XLS) (ODF) – „Resident Population by Age of 0–14, 15–64, 65+ and by 6-year Age Group“.
    (odf; 665 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: sowf.moi.gov.tw. Taiwanisches Innenministerium, archiviert vom Original am 12. Januar 2018; abgerufen am 9. August 2022 (chinesisch, englisch, Bevölkerungsstatistik der jetzigen Einwohnerzahl in drei Abschnitten, nach 6-Jahre-Gruppen in Tabellen; Verwaltungseinheiten auch auf Englisch).
  20. 原住民人口數統計資料
    („Bevölkerungsstatistik der Ureinwohner“).
    In: apc.gov.tw. Rat der indigenen Völker, Taiwan, abgerufen am 13. August 2019 (chinesisch).
  21. The Tribes in Taiwan. (Nicht mehr online verfügbar.) In: apc.gov.tw. Rat der Indigenen Völker Taiwans, archiviert vom Original am 12. Februar 2019; abgerufen am 9. August 2022 (englisch).