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Rosemarie Ellscheid (eigentlich Rosa Maria; * 18. März 1896 in Köln; † 13. Juni 1996 ebd.) war eine deutsche Frauenrechtlerin und Vorsitzende des Deutschen Frauenrings Köln.[1] Sie war als Dezernentin bei der Bezirksregierung eine der ersten akademisch gebildeten Frauen in der höheren Verwaltung.[2]

Leben

Rosa Maria Ellscheid stammt aus einer katholischen, von ihr selbst als fortschrittlich beschriebenen Familie mit fünf Töchtern und zwei Söhnen, die alle studierten.[3] Ihre Mutter Maria, geborene Zens, stammte aus Wittlich, wo ihre Familie einen großen landwirtschaftlichen Betrieb führte. Ihr Vater, der aus einer Lehrerfamilie im Kreis Prüm stammte, war ab 1896 Rektor zweier Schulen im Kölner Severinsviertel, wo die Familie auch eine Dienstwohnung hatte und die Kinder aufwuchsen.[4]

Ellscheid besuchte die Kaiserin-Augusta-Schule und studierte ab 1918 Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Soziologie,[2] zunächst an der Kölner Hochschule für Kommunale und Soziale Verwaltung und nach zwei Semestern an der neugegründeten Kölner Universität. Dort promovierte sie 1923 in Staatswissenschaften zur Rolle der Frauen in den deutschen Arbeiterberufsvereinen.[5]

Um die wenigen Nationalökonominnen dieser Zeit beruflich zu vernetzen, gründete sie 1923[1] den Kölner Zweig und die Landesgruppe der Berufsorganisation Verein der Nationalökonominnen Deutschlands.[5] Darüber hinaus war sie bis 1933 als Dozentin an der Wohlfahrtsschule der Stadt Köln tätig,[1] einer „Ausbildungsstätte für soziale Frauenberufe“[6].

In der Zeit der alliierten Rheinlandbesetzung – hohe Arbeitslosigkeit, zahlreiche Entlassungen, Hyperinflation – begann sie ihre Berufslaufbahn in verschiedenen Positionen des Öffentlichen Arbeitsnachweises in Köln, der sowohl für die Stellenvermittlung als auch der Auszahlung von wöchentlichen Unterstützungsleistungen zuständig war.[7] Sie wechselte 1932 zum Landesarbeitsamt Rheinland, wo ihr unter anderem die Prüfung von bis zu 42 Arbeitsämtern oblag. Während der Zeit des Nationalsozialsmus blieb sie ihrer Stellung, trat jedoch nicht in die NDSAP ein und übernahm kein Parteiamt,[3] wurde allerdings auch nicht verbeamtet.[8] Während der Novemberpogrome 1938 war sie laut ihrer Autobiographie dienstlich in Österreich unterwegs, um dort arbeitslose Frauen für ihren Landesarbeitsamtsbezirk anzuwerben.[8]

Nach einer Umorganisation im Landesarbeitsamt wurde sie 1939 als Leiterin der Frauenabteilung zum Arbeitsamt Köln zurückversetzt..

Von 1923 bis 1945 arbeitete sie in leitender Position in den Arbeitsämtern Köln und Mönchengladbach und beim Landes-Arbeitsamt.[3] Nach dem Krieg leitetet sie von 1945 bis 1961 als Dezernentin (Oberregierungsrätin[9]) bei der Bezirksregierung den Wiederaufbau des Sozialwesens und war unter anderem für die Rückführung durch Evakuierung betroffener Personen[10] und die Integration von Kriegsflüchtlingen und Vertriebenen zuständig.[2]

Bei der Gründung des Deutschen Frauenrings Köln wirkte sie 1947 mit und war 1961 bis 1977 dessen Vorsitzende.[1]

Zusammen mit der damaligen NRW-Kultusministerin Christine Teusch und einer Gruppe ehemaliger Schülerinnen der Königin-Luise-Schule initiierte sie in Zeiten großer Wohnungsnot 1953 das Frauenwohnprojekt „Haus Luise e.V.“ in Köln-Lindenthal, das alleinstehenden berufstätigen Frauen gemeinschaftliches Wohnen ermöglichte. Sie gilt als die eigentliche Gründerin der Initiative.[2]

Ellscheid lebte mit ihrer Schwester Clothilde Ellscheid, einer promovierten Lehrerin, zusammen, bis diese verstarb.

Das Historische Archiv der Stadt Köln hat den Nachlass Ellscheids eingeworben und unter der Bestandsnummer 1525 verzeichnet.[9]

Auszeichnungen

Publikationen

  • Die Frau in den deutschen Arbeiterberufsvereinen. (Dissertation WiSo-Fakultät). Köln 1923.[5]
  • Der Stadtverband Kölner Frauenvereine. Ein Kapitel Frauenbewegung und Zeitgeschichte von 1909-1933. DuMont Schauberg, Köln 1983.
  • Erinnerungen von 1896–1987 (= Werner Schäfke [Hrsg.]: Veröffentlichungen des Kölnischen Stadtmuseums. Nr. 5). Köln 1988, ISBN 978-3-927396-02-9.

Einzelnachweise

  1. a b c d Rosemarie Ellscheid • AKF Köln - Arbeitskreis Kölner Frauenvereinigungen. In: AKF Köln - Arbeitskreis Kölner Frauenvereinigungen. Abgerufen am 25. Dezember 2019 (deutsch).
  2. a b c d Konrad Adenauer: Ellscheid, Rosa Maria. In: Ulrich S. Soénius, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Kölner Personenlexikon. Greven Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-7743-0400-0, S. 135.
  3. a b c d e f Rosa Maria Ellscheid: Erinnerungen von 1896–1987. (Mit einem Vorwort von Werner Schäfke). Hrsg.: Werner Schäfke (= Veröffentlichungen des Kölnischen Stadtmuseums. Heft V). Kölner Stadtmuseum, Köln 1988, ISBN 3-927396-02-8, S. 9–11.
  4. Rosa Maria Ellscheid: Erinnerungen von 1896–1987. (Mit einem Vorwort von Werner Schäfke). Hrsg.: Werner Schäfke (= Veröffentlichungen des Kölnischen Stadtmuseums. Heft V). Kölner Stadtmuseum, Köln 1988, ISBN 3-927396-02-8, S. 12–18.
  5. a b c Irene Franken: Frauenforschung in Köln? In: „Ja, das Studium der Weiber ist schwer!“ Studentinnen und Dozentinnen an der Kölner Universität bis 1933. m&t Verlag, Köln 1995, S. 112 (Digitalisat bei gb.uni-koeln.de [PDF]).
  6. Wohlfahrtsschule der Stadt Köln. [Electronic ed.]. Moeker, Köln 1921 (dipf.de [abgerufen am 25. Dezember 2019]).
  7. Rosa Maria Ellscheid: Erinnerungen von 1896–1987. (Mit einem Vorwort von Werner Schäfke). Hrsg.: Werner Schäfke (= Veröffentlichungen des Kölnischen Stadtmuseums. Heft V). Kölner Stadtmuseum, Köln 1988, ISBN 3-927396-02-8, S. 12–18.
  8. a b Rosa Maria Ellscheid: Erinnerungen von 1896–1987. (Mit einem Vorwort von Werner Schäfke). Hrsg.: Werner Schäfke (= Veröffentlichungen des Kölnischen Stadtmuseums. Heft V). Kölner Stadtmuseum, Köln 1988, ISBN 3-927396-02-8, S. 120–121.
  9. a b Lesesaal - Bestand - Best. 1525 - Ellscheid, Rosa Maria. In: historischesarchivkoeln.de. 2000, abgerufen am 25. Dezember 2019.
  10. Haus Luise. In: frauengeschichtsverein.de. Abgerufen am 25. Dezember 2019.