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Hauptartikel: Steinmetzgeschichte

Geschichte der Steinmetzen in Deutschland

Der Beruf des Steinmetzen ist einer der ältesten Berufe und reicht bis weit vor die antiken Hochkulturen zurück.

Romanik und Vorromanik

Römische Soldaten brachten die Steinbaukunst nach Germanien. Die Steinmetzen der Vorromanik waren Mönche, Laienbrüder, daneben gab es Bauhelfer aus der näheren Umgebung. Sie bauten Klöster und waren eng an das Wohl und Wehe der Klöster gebunden, sie waren Mitglieder der Klosterbruderschaften. Geleitet wurden die romanischen Baustellen von Klerikern, von Äbten und Prioren. In der Romanik gab mit den Klosterbrüderschaften erstmals von Klosterbau zu Klosterbau wandernde Mönche als Steinmetzen. Romanische Baumeister sind namentlich wenig bekannt, obwohl Günther Binding in seinem Standardwerk „Baubetrieb im Mittelalter“ einige nennt. Die romanischen Steinmetzen erfanden ein neues Steinmetzwerkzeug, die „Fläche“.

Gotik

Der gotische Gliederbau erforderte eine hohe Genauigkeit alle Werksteine zueinander, deshalb wurden qualifizierte Steinmetzen zum Bau der Dome benötigt. In der Gotik gab es drei Steinmetzorganisationen: die sog. Bauhütten vor den Domen, die wandernden Steinmetzbruderschaften und die Gilden bzw. Zünfte. In den städtischen Gliden und Zünften der Steinmetzen waren, im Gegensatz zu den Hütten und wandernden Steinmetzbrudnerschaften, nur Meister organisiert. Die gotischen Steinmetzen waren hochgeachtete Persönlichkeiten, erstmals in der Geschichte waren Handwerker in der Lage ihren Arbeitsplatz frei zu wechseln. Ein Zeichen für das enorme Selbstbewußtsein der gotischen Steinmetzen drückte sich auch darin aus, dass erstmals Steinmetzzeichen in die gotischen Werksteine eingeschlagen wurden. Sie waren die bestbezahltesten Handwerker jener Zeit. Die gotischen Baumeister waren Steinmetzen und Steinbildhauer und zugleich Planer und Architekten. Zu Selbstverständnis der Baumeister gehörte es, dass sie sich z.B. mit ihren steinernen Portraits in Bauwerken vergegenständlichten. Sie sind namentlich bekannt und konnten in relativ großer Freiheit von ihren Bauherrn nach ihren Vorstellungen Bauwerke gestalten. Die gotischen Steinmetzen wandelten die „Fläche“ zu einem Steinbeil mit einer Arbeitsbreite von 3 bis 4 cm um, die sie virtuos beherrschten und Pille genannt wurde. Das typische Steinmetzwerkzeug, das Scharriereisen, das aus Frankreich von den Zisterziensern eingeführt wurde, kam erst Mitte des 15. Jahrhunderts zum Einsatz. [1] [2]

Renaissance

Das Bürgertum und der Adel bauten entsprechend ihrer Interessen vor allem Profanbauten, wie z.B. Nutzbauten der Bürger, Schlösser und Repräsentativbauten des Adels. Die Steinmetzen der Renaissance waren als Meister Unternehmer oder als Gesellen abhängig Lohnbeschäftigte. In der Renaissance hatte sich ein Baumeister neuen Typs herausgebildet, der zwar handwerklich ausgebildet, aber zugleich neben seiner Funktion als Architekt auch ein Unternehmer war. Erstmals gab es auch Baumeister, die nicht mehr Steinmetzen waren, sondern Maurer. In der Renaissance erfanden die Steinmetzen das Weichgesteinswerkzeug, den Krönel.

Barock

Die Bauweise im Barock leitete für Naturstein einen grundlegenden Wandel ein. Teilweise wurden Säulen aus Stuckmarmor und Gewölbe sowie Profile aus Gipsstuck hergestellt und je nach Finanzlage der Bauherrn wurden Steinteile durch Mauerwerk oder Putz ersetzt. Die Steinmetzen im Barock und Rokoko waren Handwerker unter anderen, die wie diese dem absoluten Herrschaftsanspruch Adeliger unterstanden. Die Baumeister des Barock hatten nur noch teilweise eine handwerkliche Grundausbildung; ihre Ausbildung erfolgte an Hochschulen.

Klassizismus und Historismus

Im Zuge der sich entwickelnden Industrialisierung stand der Bau von Bahnhöfen, Fabriken und Villen der reichen Bürger im Vordergrund. Die industrielle Bevölkerung benötigte für die Arbeiter in den Städten Wohnraum und der Mietwohnungsbau entstand. Die voranschreitende Mechanisierung ersetzte zunehmend Handarbeit durch Maschinen. Dampf-, Wasserkraft und elektrische Energie wandelten den Fertigungsprozeß um. Ein großer Teil der Handarbeit mit Naturwerksteinen konnte in der Zeit des Klassizismus und Historismus durch Maschinen ersetzt werden. Elektrisch angetriebene Steinsägen und Schleifmaschinen ermöglichten die Anfertigung von Werksteinen in größerem Umfang aus Hartgestein, was bis dahin sehr aufwendig war. Erstmals wurde die Serienfertigung von Natursteinprodukten möglich.

Gründerzeit

Der Industriebau und Wohnungsbau für die wohlhabenden Bürger stand im Vordergrund dieser Zeit ab 1870. Für die in der Industrie beschäftigten Arbeiter wurden in Hinterhäusern und Hinterhöfen zahlreiche menschenunwürdige und unhygienische Quartiere errichtet, die zu sozialen Spannungen führten. Es gründeten sich sowohl Arbeitgeberorganisationen als auch Gewerkschaften. 1870 wurde der erste Tarifvertrag in Berlin zwischen den in einer Steinmetz-Innung organisierten Arbeitgebern und der Gewerkschaft „Organisation der Steinarbeiter“ geschlossen. In der Gründerzeit begann die Herausbildung großer Steinindustriebetriebe mit Hunderten von Beschäftigten. Teilweise entstanden sie aus ehemaligen Handwerksbetrieben, dennoch blieb der Steinmetzbetriebe handwerklich. Erstmals wurden Natursteine mit diamantbesetzten Sägeblättern von Steinsägen aufgeteilt. Naturstein als Baumaterial war aus zwei Gründen auf dem Rückzug, denn mit erstens Stahlkonstruktionen und zweitens mit der Erfindung von Stahlbeton durch Joseph Monier konnten Naturstein als domininierendes Material beim Bauen erstmals durch andere Materialien nahezu vollständig ersetzt werden.

20. Jahrhundert

  • Vor 1933

Mit Beginn des 1. Weltkriegs endete die Gründerzeit und nach dem Ende des Krieges war die wirtschaftliche Situation in den Handwerksbetrieben schwierig, die Umsätze stagnierten bzw. sanken sie. Den Steinindustriebetriebe ging es nicht besser, sie konnten allerdings Absatzverluste im Inland durch Auslandsaufträge teilweise ausgleichen. Nachdem die Folgen des Versailler Friedensvertrages gemildert wurden, gab es in den Goldenen Zwanzigern (1924 - 1929) einen Anstieg der inländischer Nachfrage, die aber mit der Inflation und der folgenden Hyperinflation ins Bodenlose absank. Die Weltwirtschaftskrise und der Aufstieg der Nationalsozialisten zwischen 1929 und 1933 mündeten in Agonie und in den Untergang der Weimarer Republik.

  • Nach 1993

Nach der Machtübernahme plante Albert Speer als der führende NS-Architekt gigantische Steinbauwerke ab 1934 und ab 1937 als Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt. Die Hoffnung auf einen Anstieg der Nachfrage nach Naturstein sowie auf eine Besserung der wirtschaftlichen Lage findet sich in manch verschriftlichem Firmenjubiläum jener Zeit im nationalsozialistische Vokabular von Volksgemeinschaft sowie Abbildungen von Steinarbeiten mit Hakenkreuzen usw. in schriftlichen Firmenjubiläen. Die steinverarbeitenden Betriebe mussten andererseits Personal als Soldaten, häufig an Pioniereinheiten, und auch Maschinen abgeben. Ein Teil der Steinindustriebetriebe war während des Krieges in den Verkehrswegebau oder in die Organisation-TODD, eine militärische Bau-Organisation, hinter den Frontlinien eingebunden.

  • Nach 1945

Nach dem Kriegesende 1945 lag die Wirtschaft Deutschland auf dem Boden. Ein Großteil des Steingewerbes hatte herbe Kriegsverluste zu verzeichnen. Zum Beispiel verlor die Fa. Zeidler&Wimmel, der größte deutsche Steinindustriebetrieb, verlor 8/10 ihres Besitzes im Osten und ließ sich in Kirchheim in Württemberg nieder.

  1. Kiesow, in Naturstein und Umweltschutz in der Denkmalpflege, hrsg. vom Berufsbildungswerk des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks, Ulm 1997, ISBN 3-87188-143-0, Seite 71
  2. Alfred Schottner, Das Brauchtum der Steinmetzen in den spätmittelaterlichen Bauhütten und dessen Fortleben und Wandel bis zu heutigen Zeit, Münster, Hamburg 1994, 2., korr. Aufl., Seite 19, ISBN 3-825823454-7