Benutzer:Frankfurt-an-der-Oder-ist-schön!/Gedenk- und Dokumentationsstätte "Opfer politischer Gewaltherrschaft"

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Die Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer politischer Gewaltherrschaft“ ist eine dem Museum Viadrina angegliederte Gedenk- und Forschungsstätte. Sie befindet sich in der Collegienstraße 10 in Frankfurt (Oder).

Die Gedenkstätte dokumentiert die Schicksale von Menschen, die durch ihre politische Überzeugung, ihren Glauben, ihrer Herkunft oder einfach nur auf Verdacht zum Opfer der Strafjustiz wurden. Dabei wird die Zeit des Nationalsozialismus (unter anderen Walter Korsing, Paul Feldner, Albert Gebhardt, Adolf Hermann Porgede), der Sowjetischen Besatzungszone (unter anderen Fritz Hertter, Kurt Ulbrich, Richard May) und des SED-Regimes (unter anderen Walter Danschke, Hans-Joachim Helwig-Wilson, Birgit und Michael Bundschuh) dargestellt.

Die mehrsprachige Dauerausstellung „Eingesperrt … Untersuchungshaft bei der Staatssicherheit in Frankfurt (Oder)“ informiert anhand von Texten, Dokumenten, Fotos und Grafiken über die Zustände in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit Frankfurt (Oder). Auf einer Prolog-Tafel und auf vier Säulen mit insgesamt 16 Ausstellungsflächen werden Einzelschicksale früherer Häftlinge dargestellt, sowie Fotos aus der Untersuchungshaftanstalt nach ihrer Schließung 1990 gezeigt.

Ein Zellentrakt mit fünf Zellen wurde als authentischer Ort belassen. In drei der fünf Zellen werden Schicksale von bekannten Frankfurter Bürgern dargestellt, gegliedert nach Zeitabschnitten von 1933 bis 1989. Die anderen zwei Zellen, eine Einzelzelle um 1960 und eine Arrestzelle von 1989, geben über die Haftbedingungen Aufschluss.

In einem Ausstellungsraum wird über vollstreckte Hinrichtungen in Frankfurt (Oder) von 1945 bis 1952 informiert. In diesem Raum sind in regelmäßigen Abständen Sonderausstellungen zu unterschiedlichen Themen der Gewalt- und Zeitgeschichte zu sehen.

Geschichte der Haftanstalt

Die Gedenkstätte befindet sich in einer der ältesten Strafvollzugsanstalten der Mark Brandenburg. Ende des 18. Jahrhunderts existierte auf dem Gelände ein Arbeitshaus. Im Hof des Gebäudes wurden 2001 bei Bauarbeiten zahlreiche Menschenknochen gefunden. Vermutlich wurden verstorbene Bewohner hier beigesetzt. 1812 wurde ein Polizei- und Gerichtsgefängnis errichtet, das im Laufe der Zeit mehrfach baulich erweitert wurde.

In der Zeit des Nationalsozialismus nach 1933 übernahm die Geheime Staatspolizei das Gefängnis und nahm dort auch Hinrichtungen vor. Durch Befehlsstrukturen waren das KZ Sonnenburg östlich Küstrins (Kostrzyn nad Odrą) und das Arbeitserziehungslager Oderblick bei Schwetig (Świecko), das auch als erweitertes Polizeigefängnis genutzt wurde, mit Frankfurt (Oder) verbunden.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nutzten sowjetische Sicherheitsorgane das Gefängnis zuerst als Internierungs-, später als Etappengefängnis. Es wurden tausende Personen verhaftet, interniert, verurteilt oder in die Sowjetunion verschleppt. Dazu reichte der Verdacht, NS-Funktionär gewesen, Mitglied des Werwolf oder negativ gegenüber der Besatzungsmacht eingestellt zu sein.

Etwa 1950 wurde die Einrichtung vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) übernommen, die das Gebäude als Untersuchungshaftanstalt (UHA) führte. In den Jahren 1950 bis 1952 war das Gefängnis auch Hinrichtungsstätte. Es wurden 12 Todesurteile mit dem Fallbeil vollstreckt.

Am 10. November 1950 starben drei Mitglieder der Gladow-Bande: Werner Gladow selbst, als erster Staatsbürger auf dem Gebiet der DDR, sowie Kurt Gäbler und Gerhard Rogasch. Nach einem Bericht der B.Z. von 2002 soll das Fallbeil geklemmt haben und zweimal im Hals des schreienden Gladow stecken geblieben sein. Erst beim dritten Anlauf soll der Kopf vom Körper getrennt worden sein. Der anwesende Staatsanwalt fiel angeblich in Ohnmacht. Am 20. Februar 1951 wurden sechs ehemalige SA-Männer wegen ihrer Beteiligung an der Köpenicker Blutwoche hingerichtet. Ebenfalls unter dem Fallbeil starb am 7. Mai 1952 Walter Lemm (* 1901), Schlosser, ab 1927 Mitglied KPD, der der Gestapo KPD-Mitglieder verriet, die daraufhin getötet wurden. Sein Todesurteil war vom Politbüro des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands am 25. März 1952 bestätigt worden. Walter Lemm wurde nach 1990 rehabilitiert, da er seinen Verrat 1944 in Stettin unter Folter beging. Als weiterer hier Hingerichteter ist der Name Siegmund Andrejz überliefert.

Das Fallbeil wurde nach 1953 nach Berlin gebracht. Bei der Restaurierung des Gebäudes 2002 waren noch zwei Befestigungszapfen des Fallbeils im Boden und ein Schacht zu sehen, durch den das Blut der Opfer abgeflossen war.

Nach der Fertigstellung eines Neubaus in der Otto-Grotewohl-Straße 53 (heute: Robert-Havemann-Straße 11) im Jahre 1969 zog das MfS dorthin und übergab das alte Gebäude in der Großen Oderstraße 67 (Collegienstraße 10) der Volkspolizei (Ministerium des Innern), die das Gefängnis bis zum Ende der DDR weiter als Untersuchungshaftanstalt führte.

Nach der politischen Wende wurde das Gebäude in mehreren Etappen (1990, 2001 und 2003) für die Frankfurter Musikschule, die Stadt- und Regionalbibliothek und die Gedenkstätte hergerichtet. In einem Zellentrakt im Erdgeschoss des Erweiterungsbaues aus dem Jahre 1899 entstand die Gedenk- und Dokumentationsstätte, die am 17. Juni 1994 eröffnet wurde.

Ausstellung „Willkommen in der Heimat“ in der Hornkaserne

Die vom Museum Viadrina gestaltete Ausstellung und das vom Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands gestiftete Mahnmal für den Frieden in der 1923 errichteten Hornkaserne sollen an die Rückkehr von fast zwei Millionen deutschen Kriegsgefangenen und Zivilinternierten über Frankfurt (Oder) erinnern. Durch Frankfurt (Oder) zogen nach Ende des Zweiten Weltkriegs täglich Tausende von Menschen. Das waren in Richtung Osten sowjetische Bürger, Kriegsgefangene und ehemalige Zwangsarbeiter, die teilweise gewaltsam in die Sowjetunion repatriiert wurden. Außerdem wurden viele Deutsche als Kriegsgefangene oder Zivilinternierte in sowjetische Lager abtransportiert. Aus dem Osten kamen vertriebene Deutsche, entlassene Kriegsgefangene und zivilinternierte Männer, Frauen und Kinder. In Frankfurt wurden zu ihrer Aufnahme und Unterbringung eine Reihe Lager und Notlazarette eingerichtet, da viele von ihnen schwerkrank aus der Gefangenschaft zurückkehrten und nicht transportfähig waren. In Frankfurt mussten viele Personen beigesetzt werden, die beim Transport oder kurz nach ihrer Ankunft wegen Krankheit und Erschöpfung gestorben waren. Die Ausstellung beschreibt die Situation der Stadt zur damaligen Zeit und stellt mit vielen originalen Exponaten sowie Ton- und Videoinstallationen die Geschichte der Heimkehrer dar.


Quellennachweise:

Museum Viadrina, Gedenk- und Dokumentationsstätte Opfer politischer Gewaltherrschaft. Frankfurt (Oder) 1995.

Kategorie:Frankfurt (Oder)