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The Comics Journal, häufig als TCJ abgekürzt, ist eine US-amerikanische Zeitschrift mit Neuigkeiten und Kritiken zu Comics. Das Magazin erscheint seit 1977 bei Fantagraphics Books.
Geschichte
1976 erwarben Gary Groth und Mike Catron die Rechte an The Nostalgia Journal von ihrem Wettbewerber Comics Buyer's Guide; im gleichen Jahr gründeten die beiden ihren Verlag Fantagraphics Books. Im Juli 1976 wurde die Zeitschrift mit Ausgabe 27 als The New Nostalgia Journal fortgesetzt, mit Heft 32 erfolgte im Januar 1977 die Umbenennung in The Comics Journal („a quality publication for the serious comics fan“).[1][2][3] Ab März 1979 und Nummer 45 wurde TCJ monatlich veröffentlicht, laut eigenen Angaben betrug die Auflage zu dieser Zeit 10.000 Stück.[4] Die Zeitschrift und insbesondere Groth erarbeiteten sich schnell den Ruf als elitäre und besonders kritische Stimmen in der Comicszene, aber auch für ausführliche Interviews und tiefe Einblicke in Werke und Leben der Comic-Künstler.[5][6]
Aus finanzieller Not heraus publizierte Fantagraphics Books ab den 1990er pornografische Comics, insbesondere unter dem Label Eros Comix. Einige Leser empfanden dies als scheinheilig, da erotische Veröffentlichungen dem selbsernannten Anspruch des TCJ, Comics zu einer Kunsform erheben zu wollen, entgegenstünde.[5]
Mit dem 300. Exemplar erschien im November 2009 zunächst das letzte gedruckte Heft und TCJ konzentrierte sich auf die Onlineausgabe.[2][7] Die Internetpräsenz wurde neu gestaltet und die Veröffentlichung des Magazins wurde von jährlich acht auf zwei Ausgaben reduziert. In dem neuen Format wurden allerdings nur zwei Exemplare herausgebracht, nach der Veröffentlichung von Heft 302 im Jahr 2013 blieben weitere Publikationen in den nächsten Jahren aus. Erst im Feburar 2019 wurde das Magazin bei fortlaufender Nummerierung in gedruckter Form und jährlich zwei Ausgaben wieder aufgenommen.[8][9]
Inhalt
TCJ konzentriert sich auf Comics als ernstzunehmende Form der Literatur und Kunst, dabei bietet die Zeitschrift Künstlern und Fans ein Forum. Veröffentlichungen aus dem Mainstream werden eher weniger berücksichtigt. Die umfangreiche Publikation bietet ein breites Spektrum an sorgfältig recherchierten Neuigkeiten – etwa zu Veranstaltungen, Gerichtsverfahren oder Nachrufen – Interviews sowie Kritiken zu Comics und ähnlichen Publikationsformen. Die Illustrationen sind größtenteils in Schwarz-Weiß gehalten.[5][6]
Im Gauntlet Magazine hält Rick Cusick 1995 fest, die unverfälschte Berichterstattung sowie kritischen Analysen von TCJ stünden in einem starken Gegensatz zu vergleichbaren Comiczeitschriften wie dem Comics Buyer's Guide und später Wizard. Deren Berichterstattung verfolgte eher verkaufsfördernde Methoden. Gary Groth äußerte im Spaß, TCJ besetze eine Nische, die niemanden interessiere („a niche that nobody wants“).[10]
Jede Ausgabe enthält in der Regel mindestens ein ausgiebiges Gespräch mit einem führenden Künstler der Comicszene. Darunter befinden sich unter anderem David Anthony Kraft (#35, Juni 1977), Gil Kane und Robert Crumb (#113, Dezember 1986), Aline Kominsky-Crumb (#139, Dezember 1990), Alan Moore (#139, Dezember 1990), Charles M. Schulz (#200, Dezember 1997), Simon Hanselmann (#304, Frühling 2019) und Pia Guerra (#308, Winter 2022).[6][11]
Heft 210, Februar 1999, präsentierte eine Zusammenstellung der 100 besten US-amerikanischen Comics des 20. Jahrhunderts. Acht Künstler und Verleger von TCJ stellten jeweils eine eigene Liste zusammen, die in einem informellen Prozess zusammengeführt wurden. Krazy Kat führte die Liste an, gefolgt von Die Peanuts, Pogo und Maus – Die Geschichte eines Überlebenden. Harvey Kurtzman war mit fünf Nominierungen am häufigsten vertreten, angeführt von seinen Beiträgen zu Mad auf dem achten Platz.[12]
Auszeichnungen
Über die Jahre wurde TCJ mehrfach prämiert, erstmals 1981 mit einem Eagle Award in der Kategorie „Favourite Fan Publication (American Division)“.[13] Je ein weiterer Eagle Award folgte in den Jahren 2004[14] und 2005[15] als „Favourite Magazine About Comics“.[16]
Von 1990 bis 1993, 1995, 1997 bis 2001 und 2006 erhielt die Comiczeitschrift jeweils einen Harvey Award in der Gattung „Best Biographical, Historical, or Journalistic Presentation (beste biografische, historische oder journalistische Präsentation)“. 2003 wurde das Comics Journal Summer Special 2002 als „Best Anthology (beste Anthologie)“ ausgezeichnet.
TCJ wurde von 1996 bis 1999 je mit einem Eisner Award als „Best Comics-Related Periodical/Publication“ geehrt. 2009 sowie 2018 folgte pro Jahr ein weiterer Eisner Award in der Rubrik „Best Comics-Related Periodical/Journalism“.
Ebenfalls 1996 wurde dem Magazin erstmals ein Squiddy Award als „Comics Publication“ zuteil. Dem schlossen sich 1999, 2000 und 2004 zusätzliche Squiddy Awards in den Kategorien „Best Publication About Comics“, „Best Comics Publication“ beziehungsweise „Best Comics-Related Publication“ an.[16]
Kontroversen
Der Verlag wurde mehrfach wegen Veröffentlichungen in TCJ erfolglos unter anderem wegen Verleumdung und übler Nachrede juristisch belangt.[5] Ende 1980 erhob der Autor Michael Fleisher Klage gegen das Comicmagazin wegen eines Interviews, das im August 1979 in Heft 48 zu lesen war. Darin hatten sich Herausgeber Groth und der Science-Fiction Schriftsteller Harlan Ellison über Fleishers Arbeit und dessen Temperament unterhalten. Groth habe laut eigener Einordnung seinen Gast womöglich auch deswegen eingeladen, da dieser für seine verbalen Frontalangriffe bekannt gewesen sein. Das Gespräch sei gelegentlich zu locker ausgefallen, und dabei habe man zum Teil geschmacklos und unprofessionell gearbeitet. Erst spät im Jahr 1986 endete das Verfahren zugunsten der Beklagten.[17][18][19] Ungefähr zwanzig Jahre später wird Ellison selbst zum Kläger.[20]
Der Comic-Künstler Rich Buckler leitete Ende 1983 oder Anfang 1984 rechtliche Schritte ein, da ihm eine Besprechung Plagiarismus vorgeworfen hatte, ließ die Klage später aber wieder fallen. Der Artikel, der im August 1983 in Ausgabe 83 erschien, stellte Panels von Buckler früheren und recht ähnlichen Arbeiten von Jack Kirby gegenüber.[21][22][23]
Harlan Ellison verklagte Mitte der 2000er Fantagraphics Books, Groth und Kim Thompson wegen Verleumdung, die er in deren Anmerkungen im Buch Comics As Art: We Told You So sah. Außerdem forderte Ellison, einen Kommentar aus dem Klappentext von The Comics Journal Library Vol. 6: The Writers aus dem Jahr 2006 zu entfernen, der ihn als „berühmten Comic-Dilettanten“ titulierte („Famous comics dilettante“). Im Juni 2007 konnte vor dem United States District Court for the Central District of California eine Einigung erzielt werden, in der den Forderungen des Klägers stattgegeben wurden. Die Parteien müssen außerdem von persönlichen Angriffen absehen, dürfen die Arbeit der anderen aber weiterhin kritisieren und kommentieren.[20]
Weblinks
- Internetpräsenz von The Comics Journal
- The Comics Journal und The New Nostalgia Journal in der Grand Comics Database (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ R. Fiore: The Experience of Comics (= The Comics Journal. Band 300). Fantagraphics Books, November 2009, S. 252–258 (englisch).
- ↑ a b R.C. Harvey: Something Old and Something new (= The Comics Journal. Band 300). Fantagraphics Books, November 2009, S. 266–273 (englisch).
- ↑ Rich Kreiner: The Firing Line Forms Here (= The Comics Journal. Band 300). Fantagraphics Books, November 2009, S. 246–251 (englisch).
- ↑ Gary Groth, Kim Thompson: Movin’ Up and Movin’ Out (= The Comics Journal. Band 300). Fantagraphics Books, März 1979, S. 7 (englisch).
- ↑ a b c d Brad Brook, Tim Pilcher: The Essential Guide to World Comics. Collins & Brown, London 2005, ISBN 1-84340-300-5, S. 32–36 (archive.org).
- ↑ a b c Michael Colford: The Comics Journal. In: Library Journal. Band 127, Nr. 15, 15. September 2002, S. 101.
- ↑ The Comics Journal #300 (Memento vom 30. April 2012 im Internet Archive)
- ↑ The Comics Journal. In: fantagraphics.com. Abgerufen am 24. September 2022 (englisch).
- ↑ Kiel Phegley: Rethinking “The Comics Journal”. In: cbr.com. 30. Oktober 2009, abgerufen am 24. September 2022 (englisch).
- ↑ Rick Cusick: The Comics Journal. In: Gauntlet Magazine. Band 2, Nr. 9, 1995 (englisch).
- ↑ TCJ Archive. In: tcj.com. Abgerufen am 25. September 2022 (englisch).
- ↑ Top 100 Comics List (= The Comics Journal. Band 210). Fantagraphics Books, Februar 1999, S. 34–108 (englisch).
- ↑ Marvel’s X-Men Sweep British Eagle Awards (= The Comics Journal. Band 69). Fantagraphics Books, Dezember 1981, S. 19 (englisch).
- ↑ 2004 Eagle Awards Winners (Memento vom 23. Mai 2011 im Internet Archive)
- ↑ Eagle Awards 2005 (Memento vom 23. Oktober 2013 im Internet Archive)
- ↑ a b The Comics Journal. In: comics.org. Abgerufen am 25. September 2022 (englisch).
- ↑ Gary Groth: The Harlan Ellison Interview. In: tcj.com. 3. Juli 2018, abgerufen am 25. September 2022 (englisch).
- ↑ Newswatch: Notice From The Editors (= The Comics Journal. Band 59). Fantagraphics Books, Oktober 1980, S. 19 (englisch).
- ↑ Newswatch: Comics Journal wins Fleisher libel suit (= The Comics Journal. Band 113). Fantagraphics Books, Dezember 1986, S. 11 (englisch).
- ↑ a b Mark Rahner: Ellison vs. Fantagraphics: comics publisher to remove author’s name from books. In: seattletimes.com. 16. August 2007, abgerufen am 25. September 2022 (englisch).
- ↑ Plagiarism: Rich Buckler Signs his Name to Jack Kirby’s Work (= The Comics Journal. Band 83). Fantagraphics Books, August 1983, S. 33–35 (englisch).
- ↑ Rich Buckler Sues Comics Journal and two of its Writers for Libel (= The Comics Journal. Band 88). Fantagraphics Books, Januar 1984, S. 13 (englisch).
- ↑ Buckler Drops Comics Journal Libel Suit (= The Comics Journal. Band 93). Fantagraphics Books, September 1984, S. 11–12 (englisch).