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Rechenzentrum Potsdam

Ort Potsdam
Architekt Kollektiv Sepp Weber
Bauherr VEB Maschinelles Rechnen
Baustil Nachkriegsmoderne
Baujahr 1969-1971
Höhe 18 m
Grundfläche 5.000 m²
Besonderheiten
18-teiliges Mosaik "Der Mensch bezwingt den Kosmos" von Fritz Eisel 1972

Als Rechenzentrum Potsdam wird ein Gebäudeensemble in der Innenstadt von Potsdam bezeichnet, welches 1969-1971 für den ehemaligen “Volkseigenen Betrieb (VEB) Maschinelles Rechnen” als Datenverarbeitungszentrum des Bezirkes Potsdam errichtet wurde. Das Funktionsgebäude ist als einziges erhalten geblieben. Bereits 2010 wurde der eingeschossige Sozialbau (Kantine) abgerissen, sowie 2019 das zweigeschossige Produktionsgebäude (Serverhalle) und zu Teilen auch der Verbinder zwischen Produktionsgebäude und Funktionsgebäude. Das Funktionsgebäude, in dem die Verwaltung des Betriebs untergebracht war, wird seit 2015 als Kunst - und Kreativhaus genutzt.


Lage und Baubeschreibung

Das ursprünglich für den Standort Rehbrücke geplante Datenverarbeitungszentrum wurde 1969-71 nach Entwurf und Planung des Kollektivs Sepp Weber in der Potsdamer Innenstadt an der Kreuzung Dortustraße / Breite Straße gegenüber dem wiederaufgebauten Militärwaisenhaus errichtet. Im Norden steht es zu Teilen auf der ehemaligen Plantage und im Osten zu Teilen über den Fundamenten der ehemaligen Garnisonkirche. Das Gebäude bildet als Ensemble eine neue städtebauliche Struktur aus, wobei klare Bezüge zur historischen Bebauung vorhanden waren. Der Sozialtrakt bildete einen Vorplatz zur Prunkfassade des Langen Stalls im Osten aus. Der Eingangsbereich des Rechenzentrums stand in der Achse des wiederaufgebauten Portals des Großen Militärwaisenhauses. Das ursprüngliche Ensemble setzte sich aus dem fünfgeschossigen Verwaltungsbau, der zweigeschossigen Rechnerhalle und der eingeschossigen Kantine zusammen. Eingefasst wurde das Gelände im Norden von einer Formsteinmauer. Seit 2020 ist lediglich der Verwaltungsbau mit einem Teil des ehemaligen Verbinders zur Rechnerhalle erhalten. Er setzt sich aus 4 Riegeln des Montagebautyps SK-Ost zu einem Rechteck zusammen und bildet einen begrünten Innenhof. Der Technikbereich im EG ist an der Außenfassade im Süden und Westen mit einem 18-teiligen Mosaik und 6 Toren aus Emaille-Kacheln als Kunst am Bau verblendet. Ursprünglich hatte das Gebäude umlaufend über die gesamte Höhe der Außenfassade vertikale Lamellen als Schmuckelemente, ebenso wie die Rechnerhalle, welche Bezüge zu den barocken und klassizistischen Säulen und Pilastern repräsentativer Potsdamer Architekturen aufnahmen. Nach dem Entfernen der Lamellen und der Sanierung des Hauses in den 1990er Jahren, ist die Fassade des Verwaltungsbaus stark verändert, in der Kubatur ist der Bau jedoch weiterhin erhalten. Heute fällt die horizontale Gliederung durch die umlaufenden Fensterbänder mit den blauen Glasverblendungen dominanter aus als geplant und bestimmt das Aussehen des Hauses. An der östlichen Ecke an der Breiten Straße wird seit 2017 der Turm der 1945 und 1968 zerstörten Garnisonkirche mit einem Abstand von weniger als 2 m wiederaufgebaut. Diskutiert wird auch ein Neubau oder Wiederaufbau an Stelle des zerstörten Kirchenschiffs der Garnisonkirche.


Nutzung

1972 - 1990 „VEB Maschinelles Rechnen“

1990 bis 2015

seit 2015 Kunst- und Kreativhaus Rechenzentrum

seit 2020 Lernort Garnisonkirche

Kunst am Bau

Mosaik

Die Sockelzone des Rechenzentrums wird durch das aus 18 Bildtafeln von je 3 x 2,80 m Größe bestehende Glasmosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ des Künstlers Fritz Eisel dominiert. Eisel lebte zur Zeit der Entstehung in Potsdam. Für Architekturen der Nachkriegsmoderne sind solche Wandbilder im Kontext der Kunst-am-Bau durchaus charakteristisch und ein wichtiges Zeitzeugnis. Der Künstler Eisel beschreibt sein Werk als Auseinandersetzung „mit der elektronischen Datenverarbeitung zwischen der Einsteinschen Relativitätsformel E=mc² und dem Marxschen Gesetz von der Ökonomie der Zeit.“ Die Tafeln fassen in diesem Spektrum die Errungenschaften der Menschheit sowie die Stationen und Bestandteile der Raumfahrttechnik zusammen. Auf den ersten Blick nicht unbedingt deutlich wird der inhaltliche Bezug von Bauschmuck und Nutzung des Baus: Die Datenverarbeitung stellt eine deutliche Ökonomisierung der Produktion dar; das die Serie abschließende Zitat von Karl Marx verdeutlicht den Zusammenhang der Ökonomisierung und des Bildprogramms: „Je weniger Zeit die Gesellschaft bedarf, um Weizen, Vieh etc. zu produzieren, desto mehr Zeit gewinnt sie zu anderer Produktion, Materieller oder Geistiger.“ Als ein „geistiger“ Produktionsschritt kann hier die Raumfahrt als Beispiel für wissenschaftliche Innovation gelesen werden, die Datenverarbeitung, von der man sich erhoffte, dass sie die Arbeitsschritte der „notwendigen Produktion“ erheblich schneller mache, ermöglicht diese. Eisel nutzt für seine Darstellung einen halb-abstrakten, teilweise informelle Strukturen aufweisenden, sozialistischen Realismus.

Die Installation des Mosaiks am ehemaligen Standort der Garnisonkirche kann als programmatisch interpretiert werden: Das Mosaik huldigt dem weltlich-sozialistischen Fortschritt und liest sich so als eine Art Gegenprogramm zu Gott, aber auch dem überwundenen preußisch-deutschen Militarismus. Das Mosaik nimmt somit auf eine subtile Weise direkten Bezug auf die Geschichte des Ortes. In den Plänen der 60er Jahre ist es noch vorgesehen, an den Standort der Garnisonkirche, direkt auf die Kubatur des Glockenturmes, ein „Haus der Wissenschaft“ zu errichten, was die Programmatik des späteren Bauvorhabens unterstreicht; ein Datenverarbeitungszentrum wird (an diesem Standort) erst ab 1968 geplant.

Emailleplatten

Formsteinmauer

Audioguide Mosaik

+

Neidkopf

Politische Bedeutung und Konflikt GK

Visions

Literatur

  • Paul Sigel, Silke Dähmlow, Frank Seehausen und Lucas Elmenhorst: Architekturführer Potsdam. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-496-01325-7.


Weblinks

http://lernort-garnisonkirche.de/?p=848 http://lernort-garnisonkirche.de/?p=456 http://lernort-garnisonkirche.de/?cat=4 http://lernort-garnisonkirche.de/?p=452

Einzelnachweise