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Mesologie ist ein integratives Heilkonzept im Bereich der komplementären Alternativmedizin, das sich vor allem auf die Behandlung von chronischen Erkrankungen richtet. Dabei werden in Diagnose und Therapie wissenschaftlich-medizinische Kenntnisse der Hochschul-Medizin mit dem Wissen aus traditionellen Heilweisen kombiniert. Mesologie wird als Brücke und Vermittler begriffen zwischen den verschiedenen Disziplinen, mit denen sie zugleich auch eng zusammenarbeitet.

Definition

Mesologie ist abgeleitet von Mesoderm (Griechisch:: μεσοσ, mitten). Das Mesoderm ist ein embryonales Keimblatt, das für interzelluläre Information, Transformation und Selbstregulation steht. Es stellt die Grundlage für den bindegeweblichen Zellverband und (60 Prozent des Körpergewebes) dar. Dieses Gewebe bildet im menschlichen Organismus ein wichtiges Kommunikationsnetzwerk, das auf die Herstellung und Aufrechterhaltung der Selbstregulation/ Homöostase ausgerichtet ist und damit das innere Gleichgewicht und die Anpassung des Organismus an die Umgebung gewährleistet. Im menschlichen Organismus finden pro Sekunde etwa eine Milliarde Reaktionen statt, von denen lediglich ein kleiner Teil wissenschaftlich nachgewiesen wurde [1]. Für die Mesologie hat dieser selbstregulierende Mechanismus, durch den der Mensch Krankheiten überwinden kann, seinen Sitz im Mesoderm.

Untersuchung und Diagnose

Mesologisch Therapierende folgen in Diagnose und Behandlung der von dem Epidemiologen David Sackett als sogenannte „Vollständige Dossier-Methode“ bezeichneten Befunderhebung, bei der gefragt, untersucht und gemessen wird. Dabei beschreibt David Sackett vier verschiedene Methoden der Diagnosefindung in der medizinischen Praxis. Das sind die „Mustererkennung“, „Vollständige Dossier-Methode“, der sogenannte „Entscheidungsbaum“ und die in den USA als „hypothetisch-deduktive Methode“ [2]. Hierbei ist zu Beginn der Untersuchung ein breitestmöglicher Ansatz von großer Bedeutung, um eine umfassende Perspektive des aktuellen Gesundheitszustandes von Patient oder Patientin zu gewinnen.

Die Mesologie begreift den Menschen als individuelle funktionelle Einheit, der auf Umgebungsfaktoren (z.B. Nahrung, Hygiene, Psyche) als Einheit und in Bezug auf alle Daseinsaspekte reagiert: physisch, emotional, mental, energetisch und existentiell. Patient oder Patientin werden insofern zunächst in möglichst allen Aspekten der Anatomie, Physiologie, Energie, Psyche usw. untersucht [3].

In der Diagnostik der Mesologie soll der Gesamteindruck durch einander komplettierende Untersuchungen erreicht werden, die aus den Blickwinkeln von verschiedenen Disziplinen ein genaues Bild der individuellen Funktionsweise des Organismus ergeben. Die Diagnosefindung erfolgt insofern nicht ausgehend von den Symptomen oder von außen einwirkenden „Stressoren“ wie Viren, Stress oder falsche Ernährung als Ursachen von Beschwerden – wie es aus der naturwissenschaftlich orientierten Medizin und vielen komplementären Heilweisen bekannt ist. Die von Sackett als hypothetisch-deduktive Methode ist häufig auch unter der Bezeichnung „Landscape-Methode“ bekannt. In der Monatszeitschrift „Huisarts nu“ der Wissenschaftlichen Vereinigung der Flämischen Hausärzte wurde der Prozess des gezielten Abtastens beschrieben und mittels der sog. diagnostischen Landschaft visuell vorstellbar: von einem wichtigen Symptom ausgehend wird die umgebende "Landschaft" der Differentialdiagnosen mit ihren Argumenten betrachtet, ähnlich der Betrachtung aus der Position auf einem Hügel. [4].

Die Perspektive der Mesologie richtet sich ausgehend von einer umfassenden Funktionsdiagnose des Patienten auf die Symptome mit der Frage, ob die ermittelten Untersuchungsergebnisse die Beschwerden und Symptome erklären können. Auf der Suche nach den dahinterliegenden Zusammenhängen und Ursachen suchen Therapierende nach den Funktionsstörungen der Patienten, sogenannten Dysfunktionen als Ausdruck einer Anpassung an Veränderungen im Organismus. Es geht um die Art und Weise, wie dieser mit Stressoren umgeht, um sein inneres Gleichgewicht im Sinne der Homöostase wieder herzustellen oder zu bewahren.

Dysfunktionen werden als Fehlfunktionen außerhalb der physiologischen Grenzen bezeichnet. Demgegenüber sind Läsionen Verletzungen einer anatomischen Struktur bzw. Störungen außerhalb der anatomischen Grenzen und gehören zum Behandlungsgebiet der naturwissenschaftlich orientierten Medizin.

Untersuchungsmethoden

Die Diagnosefindung in der Mesologie basiert auf den folgenden vier Untersuchungsmethoden:

  • a) die umfangreiche Anamnese, die systematisch nach Beschwerden, Umständen und Vorgeschichten fragt und Symptome feststellen soll, die nicht in die Zuständigkeit der Mesologie fallen (Ausschlußdiagnose)
  • b) die körperliche Diagnostik (Palpation) der inneren Organe und des Bewegungsapparats einschließlich Feststellung von Anomalien für eine eventuelle Überweisung zum (Fach-)Arzt
  • c) die aus der orientalischen Heilkunde integrierte Zungen- und Pulsdiagnose aus Ayurveda und Traditioneller Chinesischer Medizin, die Prozesse im Magen-Darm-Trakt sowie die Korrespondenz von Organen zum Ausdruck bringen.
  • d) die Elektro-Physiologische Diagnostik (EPD), eine differentielle Hautwiderstands-Messung an 80 bis 100 Akupunktur-Punkten, die mit inneren Organen verbunden sind. Diese spezifische Messmethode soll eine Übersicht über Funktionsweise und Dysfunktionen geben, die mit den anderen Untersuchungsergebnissen in einen logischen Zusammenhang gebracht werden. Es handelt sich um eine differenzierte Hautwiderstands-Messung, die eine Weiterentwicklung der Elektroakupunktur nach Voll (EAV) darstellt. Neun Universitäten haben deren diagnostische Möglichkeiten nachgewiesen [5]. Die Weiterentwicklung durch die Drei-Phasen-Messung an den Akupunkturpunkten soll genauer ausfallen und reproduzierbar sein. [6]. Sie wird ähnlich wie das EKG oder EEG als Teil(methode) einer Gesamtuntersuchung eingesetzt.

Alle vier Untersuchungsmethoden zielen darauf ab, ein vollständiges Bild der individuellen Funktionsweise und der Dysfunktionen der Patienten zu ermitteln und in verschiedenen Dimensionen zu beobachten. Dabei werden auch z.B. klinische Untersuchungsergebnisse wie Laborwerte usw. mit einbezogen.

Integration und Interpretation

Die integrative Zusammenführung und Interpretation aller relevanten Daten soll ein tieferes Verständnis für die Funktionsweise des Menschen und ihrer individuellen Bedeutung ermöglichen. Zur Analyse werden wissenschaftliche Erkenntnisse aus Anatomie, Physiologie etc. mit integrativen Modellen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und dem Ayurveda kombiniert. Das mit den verschiedenen Untersuchungsmethoden ermittelte Gesamtbild der Funktionen und Dysfunktionen wird in seinem logischen Zusammenhang der Organsysteme interpretiert. Im Mittelpunkt stehen dabei die Funktion der Dysfunktionen und deren Zusammenhang mit den individuellen Beschwerden und Symptomen von Patient und Patientin.

Dysfunktionen sind Fehlfunktionen außerhalb des individuellen physiologischen Gleichgewichts und erfüllen in der Sicht der Mesologie immer eine Funktion im Organismus, wie die der Erhaltung der Energie, der Schmerzfreiheit sowie der Balance (Konstitution). Insofern stellt sich den Therapeuten die Frage: „Mit welchen Mitteln versucht der Organismus, sein Funktionieren entsprechend seiner Basiskonstitution aufrechtzuerhalten? Was bedeutet dies für den Patienten, und welche Maßnahmen können ergriffen werden?“[7].

Therapie

In der Mesologie kommen im Rahmen ihres fachlichen Kompetenzprofils mehrere therapeutische Methoden wie Phytotherapie, Orthomolekulare Medizin, Homöopathie und Ernährungslehre zum Einsatz. Ihre Anwendung ist innerhalb der Mesologie immer individuell an die Person angepasst und nicht von den Symptomen oder der Krankheit bestimmt [8]. In Abhängigkeit von der funktionellen Störung wird in der Therapie häufig eine Nahrungsanpassung empfohlen, um die Patienten zu unterstützen, ihr inneres Gleichgewicht wieder zu erlangen und die Selbstregulation zu fördern.

Wissenschaftliche Überprüfung

Die Wirkungen der Mesologie wurden bisher (noch) keiner unabhängigen wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen. Die Berufsverbände in den Niederlanden und Deutschland sowie das Register der Mesologie und die Ausbildungssparte bringen in ihren Veröffentlichungen zum Ausdruck, dass sie diese Forschung begrüßen würden. Eine unabhängige wissenschaftliche Erhebung der Effekte von alternativen sowie konventionellen Therapieformen wurde auch vom Niederländischen Gesundheitsrat (Gezondheidsraad) in seiner Untersuchung über die Alternativen Heilweisen empfohlen. Für eine solche Untersuchung seien auf dem Gebiet der komplementären Heilweisen wissenschaftliche Methoden aus verschiedenen Wissenschaftsgebieten notwendig.

Die Kommission wies darauf hin, dass eine Wirkungsuntersuchung in der Umsetzung zumeist nicht in allen Aspekten valide sei und empfahl verschiedene, einander ergänzende Untersuchungen, um den Wirkungen der alternativen Heilweisen wissenschaftlich fundiert auf den Grund gehen zu können. Ähnliche Fragen, insbesondere zur Durchführung stellten sich auch für die Evidenzbasierte Medizin. [9]. ...

Siehe auch

Verweise

Literatur

  • Aufgezählter Listeneintrag Steven K.H. Aung, William Pai-Dei Chen 2007: Clinical introduction to medical acupuncture, Thieme Medical Publishers, New York 2007 ISBN 978313138219 (Europa)
  • Boers, Drs. Ineke 1998 et al: Beroepsorganisaties alternatieve/additieve gezondheidszorg, Consumentenbond in opdracht van Ministerie van Volksgezondheid, Welzijn en Sport (VWS), 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2005
  • Gezondheidsraad: Commissie Alternatieve Behandelwijzen en Wetenschappelijk Onderzoek, Gezondheidsraad Publicatie Nr. 1993/13 unter Vorsitz von Prof. Els Borst-Eilers, Den Haag 1993, ISBN 90-5549-003-2, siehe auch http://www.gr.nl/nl/adviezen/alternatieve-behandelwijzen-en-wetenschappelijk-onderzoek#a-downloads
  • Heine, Hartmut 1988: "Anatomical structure of acupoints.", In: Journal of traditional Chinese medicine (Chung i tsa chih ying wen pan), Academy of Traditional Chinese Medicine, 1988/8(3), S. 207–12
  • Heine, Hartmut 2006: Lehrbuch der biologischen Medizin – Grundregulation und Extrazelluläre Matrix, Hippokrates Verlag, Stuttgart 2006 (3. Aufl.) ISBN 978-3-8304-5335-2
  • Houdijk Nicoline., Schmidt Marleen 2004: Elektro Fysiologische Diagnostiek. Is de meetmethode reproduceerbaar? Een statistische analyse (Diplomarbeit), Amsterdam, Feb. 2004
  • Muts Rob K. 2011a: Mesologie- der integrative Weg zur Gesundheit. Ein Beispiel aus der Praxis: Diabetes Mellitus., In: Naturheilpraxis mit Naturmedizin, Fachzeitschrift für Naturheilkunde, Erfahrungsheilkunde und biologische Heilverfahren, Schwerpunktheft Diabetes, Heft 2, 2011, Seite 142- 144, siehe auch www.akademie-mesologie.de/syndeo_data/media/DiabetesNaturheilpraxis.pdf
  • Muts Rob K. 2011b: Wechseljahre - Bewährtes Heilkonzept der Mesologie, In: Paracelsus Magazin, Magazin für Naturheilkunde, Psychologie, Tierheilkunde und Wellnes, Heft 05, 2011, Seite 8-10
  • Muts Rob K., Schoot Harrie D.J 2000: Integratie complementaire geneeswijzen, Utrecht 2000 ISBN 90-5189-786-3
  • Popp Fritz A. 2006: Biophotonen. Neue Horizonte in der Medizin: von den Grundlagen zur Biophotonik, Haug Verlag, Heidelberg (3. Auflg.) ISBN 978-3-8304-7267-4 (paperback), gebunden: Hippokrates Verlag ISBN 10-3-8304-7267-6
  • Pieschinger Alfred 1975: Das System der Grundregulation. Grundlagen für eine ganzheitsbiologische Theorie der Medizin, Haug Verlag Heildelberg 1975 ISBN 978-377-6005806
  • Sackett David L., Haynes R.B., Guyatt G.H., Tugwell P.: Clinical epidemiologie. A basic science for Clinical Medicine, Little Brown, Boston, 1991 (2nd edition) ISBN 0316765996
  • Weber Bernhard A. 1997: 40 Jahre Elektroakupunktur nach Voll (EAV), In: Ärzte Zeitschrift für Naturheilverfahren, 1/38 (I), 1997, Seite 3-17, siehe www.naturmed.de/Studien/eav.htm


Weblinks

Einzelnachweise

  1. F.A. Popp: Biophotonen, neue Horizonte in der Medizin: von den Grundlagen zur Biophotonik, Haug Verlag, Heidelberg, 2006, Seite 49, 91f.
  2. Sackett D.L., Haynes R.B., Guyatt G.H. en Tugwell P. 1991: Clinical epidemiologie, Boston: Little, Brown & co.; 1991, Seite 3-16
  3. www.mesologie.de/index.php?page=130&section=24
  4. Huisarts Nu., Medische besliskunde, Maandblad van de Wetenschappelijke Vereniging van Vlaamse Huisartsen, Februar 1999, Berchem/Belgien (dt.: Hausarzt Jetzt. Medizinische Entscheidungskunde, Monatszeitschrift der Wissenschaftlichen Vereinigung der Vlämischen Hausärzte), siehe www.domusmedica.be/onderzoek/huisartsnu/archief/1999-29ejaargang.html
  5. Weber Bernhard A. 1997, Seite 3- 17.
  6. Muts/Schoot 2000, Seite 162; Houdijk/Schmidt 2004 (Zu Möglichkeiten der Reproduzierbarkeit, zu weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen besonders Seite 48f.)
  7. www.mesologie.de/index.php?page=130&section=24 (Informationen zu Integration für Professionals in der Gesundheitsfürsorge, für Patienten s. www.mesologie.de/index.php?page=115&section=1).
  8. Muts Rob K. 2011a: Mesologie - der integrative Weg zur Gesundheit. Ein Beispiel aus der Praxis: Diabetes Mellitus., In: Naturheilpraxis mit Naturmedizin, Fachzeitschrift für Naturheilkunde, Erfahrungsheilkunde und biologische Heilverfahren, Schwerpunktheft Diabetes, Heft 2, 2011, Seite 144
  9. Gezondheidsraad: Commissie Alternatieve Behandelwijzen en Wetenschappelijk Onderzoek, Gezondheidsraad Publicatie, Den Haag, Nr. 1993/13, Seite 172f., 188f. (http://www.gr.nl/nl/adviezen/alternatieve-behandelwijzen-en-wetenschappelijk-onderzoek#a-downloads)


[[Kategorie:Alternativmedizin]]

--Globalepc5000 00:53, 27. Feb. 2012 (CET)