Benutzer:Jo!Hannes/Auffanglager

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Film
Deutscher Titel Alpen
Originaltitel Άλπεις / Alpis
Produktionsland Griechenland
Originalsprache Griechisch
Erscheinungsjahr 2011
Länge 93 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Giorgos Lanthimos
Drehbuch Giorgos Lanthimos, Efthymis Filippou
Produktion Yorgos Tsourgiannis, Athina Rachel Tsangari
Kamera Christos Voudouris
Schnitt Yorgos Mavropsaridis
Besetzung

Alpis (griechisch Άλπεις „Alpen“, translit. „Alpeis“) ist ein Filmdrama des griechischen Regisseurs Giorgos Lanthimos aus dem Jahr 2011.[1] Die weiblichen Hauptrollen spielen Angeliki Papoulia und Ariane Labed. Der Film wurde am 3. September 2011 im Rahmen der 68. Internationalen Filmfestspiele von Venedig uraufgeführt und mit dem „Osella“ für das beste Drehbuch ausgezeichnet.[2] Der Film gewann im Jahr 2012 auch den offiziellen Wettbewerbspreis for New Directions in Cinema (für neue Richtungen im Kino) auf dem Sydney Film Festival.

Handlung

Eine Gruppe aus vier Menschen findet sich zusammen, um gemeinsam eine ungewöhnliche Dienstleistung anzubieten: Auf Wunsch von Angehörigen oder Bekannten von verstorbenen Personen nehmen sie übergangsweise dessen Platz ein, womit sie den Betroffenen eine Möglichkeit geben, ihre Trauer zu verarbeiten. Die vier Mitglieder sind ein Rettungssanitäter, der zugleich der Anführer der Gruppe ist, eine Krankenschwester, eine Sportgymnastin und deren Trainer. Bei einem Treffen der Gruppe in einer Schulsporthalle entscheidet sich der Rettungssanitäter, ihrem Projekt den Namen „Alpen“ zu geben, wofür er zwei Gründe nennt: Der Name verrät Außenstehenden nichts über die Art ihrer Tätigkeit, und zugleich sieht er in den Bergen der Alpen eine Analogie zu ihrer Arbeit, denn kein anderer Berg könne je einen Berg der Alpen ersetzen. Er schlägt außerdem vor, dass sie sich nach den Bergen benennen, er selbst bezeichnet sich von da an als „Mont Blanc“, den höchsten Gipfel des Gebirges. Der Trainer entscheidet sich für „Matterhorn“, die Krankenschwester wird „Monte Rosa“.

Ihre Versammlung wird unterbrochen, als ein Klient eintrifft, der Mont Blanc Bildmaterial und Informationen für ihr nächstes Projekt bringt, bei dem Matterhorn als der Verstorbene einspringen soll. Bei ihrer Arbeit müssen die Alpen-Mitglieder nicht zwingend optisch gleich aussehen wie die Verstorbenen, aber die stützen sich auf bestimmte Merkmale und übernehmen bestimmte Sätze und Verhaltensmuster der Verstorbenen, um dann für einige Stunden pro Woche Zeit mit den Angehörigen zu verbringen und die Lücke zu füllen, die die Verstorbenen hinterlassen haben. So ist die Sportgymnastin z.B. bei einer älteren, blinden Frau im Einsatz, mit der sie regelmäßig Tee trinkt und spricht. Monte Rosa hat einen Klienten, der einen Lampenladen besitzt, mit dem sie sich auf Englisch unterhält und an den Strand geht. Macht man Fehler, wie es der Sportgymnastin passiert, die einen der von ihr auswendig gelernten Sätze bei ihrem Klienten nicht aussprechen kann und daraufhin geht, wird dies in der Gruppe schlecht aufgenommen.

Als eine junge Tennisspielerin nach einem schweren Unfall in das Krankenhaus eingeliefert wird, in dem Mont Blanc und Monte Rosa tätig sind, entscheidet letztere, nach eigenem Ermessen zu agieren. Sie betreut das Mädchen und sammelt Informationen, und als es stirbt, berichtet sie den „Alpen“-Mitgliedern, das Mädchen sei genesen, während sie zugleich den Eltern ihre Hilfe anbietet. Infolgedessen kommt es zu zunehmenden Konflikten, da zum einen Monte Rosa mit den Schwierigkeiten ihres Rollenspiels hadert, und sie durch ihre Eigenmacht auch Zwietracht in der Gruppe sät.

Produktion

Giorgos Lanthimos und Efthymis Filippou entwickelten die Filmidee, indem sie sich auf Menschen bezogen, die etwas behaupten, das ausgedacht ist, beispielsweise in Form von Telefonstreichen oder durch die Ankündigung ihres eigenen Todes. Die Geschichte nahm Form an, sodass ein Schauplatz erforderlich wurde, der cineastisch dazu passte. Lanthimos betrachtet es als das komplette Gegenteil seines früheren Films Dogtooth, von dem er sagt, dass es „die Geschichte einer Person, die versucht, einer fiktiven Welt zu entgehen“ sei. In Alpis gehe um eine Person, die versuche, in eine fiktive Welt zu gelangen.[3]

Der Film wurde vom griechischen Unternehmen Chaos Film produziert, das zuvor Lanthimos’ Film Kinetta im Jahr 2005 produziert hatte. Die Finanzierung des Filmbudgets wurde auch durch das griechische Filmzentrum unterstützt.[4] Die Dreharbeiten begannen im Oktober 2010.[5] Einige Szenen wurden am Set hinzugefügt und Teile des Dialogs wurden von den Schauspielern improvisiert.[3]

Rezeption

Der Film wurde insbesondere von den Kritikern positiv aufgenommen, so verzeichnet er auf der Filmbewertungsseite Rotten Tomatoes auf der Basis von 42 Kritiken ein „Fresh“-Rating von 76 %, während er bei den mehr als 2.000 Nutzerbewertungen nur 52 % erreicht.[6] Auch mit einem Metascore von 69/100 Punkten auf Basis von 16 gesammelten Kritiken auf Metacritic[7] sowie einer Durchschnittswertung von 6.4/10 Punkten durch mehr als 6.000 Bewertungen der Benutzer der Internet Movie Database schneidet der Film überwiegend positiv ab.[8]

Alpis wurde auf mehreren Filmfestivals mit Preisen bedacht,

Lee Marshall von Screen Daily vergleicht „Alpis“ mit dem letzten Film des Regisseurs. Er nennt ihn „eine Art Dogtooth 2“ und schreibt, dass „das kultivierte städtische Publikum, das mit der schieren Dreistigkeit dieses Films konfrontiert wird, hier ein leichtes Déjà-vu spüren kann“. Über den Film selbst schrieb Marshall: „Hollywood hätte vielleicht ein Melodram oder einen Thriller aus dem gleichen Material geformt – und es gibt hier den Nachhall von faszinierenden Versatzstücken aus Alfred Hitchcocks Filmen, von Roger Thornhill/George Kaplan aus Der unsichtbare Dritte bis zu Madeleine/Carlotta aus Vertigo – Aus dem Reich der Toten, aber Alpis ist so faszinierend, weil es sich weigert das zu erklären … Es ist auch ein Film, der es schafft, zwischen einer absurden Komödie und einer düsterer Tragödie die Balance zu halten, einen sehnsüchtigen Wunsch nach menschlicher Wärme mit Ausbrüchen plötzlicher Gewalt zu verbinden, während eine beeindruckende Kontrolle über die Stimmung beibehalten wird.“[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ian Hayden Smith: International Film Guide 2012 2012, ISBN 978-1-908215-01-7, S. 127.. Abgerufen am 5. Mai 2012.
  2. Venezia 68: Alpis (Alps) – Yorgos Lanthimos. In: labiennale.org. Venice Biennale. Archiviert vom Original am 23. März 2012. Abgerufen am 3. September 2011.
  3. a b Staff writer: Yorgos Lanthimos • Director. In: cineuropa.org. Cineuropa. 3. September 2011. Abgerufen am 3. September 2011.
  4. Joseph Proimakis: Lanthimos heads Film Center’s new funding slate. In: Cineuropa. 3. Februar 2010. Abgerufen am 2. Februar 2011.
  5. Eric Lavallee: Ariane Labed and Aggeliki Papoulia Like View From the ‘Alps’. In: Ioncinema. 1. Oktober 2010. Abgerufen am 2. Februar 2011.
  6. Alps (Alpeis) (2012). Rotten Tomatoes, abgerufen am 9. Oktober 2017.
  7. Alps. Metacritic, abgerufen am 10. Oktober 2017.
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  9. Lee Marshall: Alps. In: Screen Daily. 3. September 2011. Abgerufen am 3. September 2011.