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Volter Kilpi (* 12. Dezember 1874 in Kustavi; † 13. Juni 1939 in Turku; ursprünglicher Name: Volter Adalbert Ericsson) war ein finnischer Schriftsteller und Bibliothekar. Er wurde vor allem durch seinen Roman Alastalon salissa (In der Stube von Alastalo) bekannt, der als eines der klassischen Werke der Moderne in der finnischen Literatur gilt.
Leben
Kindheit und Ausbildung
Kilpi entstammte der Familie Ericsson, die seit Jahrhunderten in der westfinnischen Schärenlandschaft um Kustavi ansässig war. Seine Eltern waren der Kapitän und Reeder David Ericsson und die Großbauerntochter Anna Lucina, geb. Abrahamsson. Volter kam auf dem Hof der Großeltern mütterlicherseits zur Welt und verlebte dort seine ersten Lebensjahre. Ohne gleichaltrige Spielgefährten entwickelte er früh eine lebhafte Phantasie. Da es in Kustavi noch keine Grundschule gab, wurden die Kinder in einem Nachbarhaus unterrichtet.
Ab Herbst 1886 besuchte Volter das private finnischsprachige Gymnasium in Turku. Dort nannte er sich Volter Kilpi. In der damaligen Zeit des nationalen Erwachens kam es nicht selten vor, dass schwedische Familiennamen fennisiert wurden; ungewöhnlich ist allerdings, dass der Elfjährige seinen Namen offenbar ohne Wissen der Eltern änderte. Den Namen Kilpi (Schild) wählte er aufgrund einer Erzählung von athenischen Müttern, die von ihren Söhnen verlangten, dass sie mit ihrem Schild oder auf ihrem Schild aus der Schlacht zurückkehren sollten. Möglicherweise spielte auch die Ähnlichkeit mit den Namen von Aleksis Kivi, dem Begründer der finnischen Literatur, eine Rolle.
Volter war ein mittelmäßiger Schüler, aber ein eifriger Leser. Schon vor seinem Wechsel zum Gymnasium hatte er unter anderem die Bibel, Kivis Roman Die sieben Brüder und Chateaubriands Roman Atala gelesen; in der zweiten Klasse des Gymnasiums las er Robinson Crusoe in schwedischer Sprache, in der fünften Klasse Goethes Werther auf Deutsch. Sein ohnehin introvertierter Charakter wurde durch eine im Alter von 16 Jahren auftretende, zunehmende Schwerhörigkeit noch verstärkt.
Nach dem Abitur immatrikulierte sich Kilpi an der Universität Helsinki. Neben eher unsystematischen Studien in Geschichte und Sprachwissenschaften besuchte er Vorlesungen in Geographie und Philosophie, vervollkommnete seine Kenntnis des Deutschen und beschäftigte sich mit dem Französischen, Englischen und Italienischen. Ab Herbst 1895 veröffentlichte er erste Beiträge in der hektographierten „Zeitschrift“ Riento und im Mitteilungsblatt seiner studentischen Landsmannschaft. Im Dezember 1900 erwarb Kilpi mit Prüfungsarbeiten über Tizian und Hölderlin den akademischen Grad eines Kandidaten der Philosophie. Zur selben Zeit veröffentlichte er seinen ersten Roman Bathseba.
Berufliche Tätigkeit
Bereits 1898 hatte Kilpi ein Programm für die Volksbüchereibewegung entworfen. Im selben Jahr begann er mit der Ausbildung zum Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Helsinki, wo er die nächsten zwei Jahrzehnte als Amanuensis beschäftigt war, unter anderem mit der Katalogisierung der Bibliothek und Landkartensammlung des Geographen und Forschungsreisenden A. E. Nordenskiöld. Daneben war Kilpi von 1906 bis 1911 Bibliothekar der Studentenschaft und von 1912 bis 1918 Hilfsbibliothekar an der Stadtbibliothek Helsinki. Anfang 1919 wechselte er als Bibliothekar an die Stadtbibliothek Turku. Als nach der finnischen Unabhängigkeit die finnischsprachige Universität Turku gegründet wurde, wurde Kilpi schließlich ab November 1920 ihr erster Bibliothekar und später Bibliotheksdirektor.
Die bibliothekarische Tätigkeit beanspruchte Kilpi nicht mehr als drei Stunden am Tag, so dass ihm reichlich Zeit zum Lesen und Schreiben blieb. Der durch Bathseba bekannt gewordene junge Schriftsteller veröffentlichte in den beiden nächsten Jahren in rascher Folge Essays, Erzählungen und zwei Romane. Danach kam es zu einer mehr als zwanzigjährigen Unterbrechung seiner eigenen literarischen Produktion. Er übersetzte jedoch eine Reihe literarischer Werke ins Finnische, unter anderem die Romane Jörn Uhl und Hilligenlei des norddeutschen Schriftstellers Gustav Frenssen, Goethes Leiden des jungen Werther und Vertreter der Menschheit von Ralph Waldo Emerson ...
Am 14. September 1904 begegnete Kilpi seiner zukünftigen Frau, der damals 20jährigen Medizinstudentin Hilja Vanhakartano. Sie heirateten am 6. Oktober 1907 in Turku – gegen den Willen der Brauteltern, die der Trauung fernblieben. Der glücklichen Ehe entsprangen drei Kinder.
Werk
Werke
- Die Albatros. Aus dem Finnischen übersetzt von Gabriele Schrey-Vasara. Arco, Wuppertal 2014, ISBN 978-3-938375-56-3
Erstverlag, Ort Jahr. Neuausgabe: Neuverlag, Ort Jahr, ISBN 978-3-123-24567-X.
Literatur
- Dietrich Assmann: Volter Kilpi. Suomen Kansallisbiografia
Erna Dingsdaforscherin: Standardwerk über Frédéric von Dingsda. Verlag, Erscheinungsort Jahr, ISBN 978-3-16-148410-0.
Weblinks
Einzelnachweise
Personendaten | |
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NAME | Kilpi, Volter |
ALTERNATIVNAMEN | Ericsson, Volter Adalbert (ursprünglicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | finnischer Schriftsteller und Bibliothekar |
GEBURTSDATUM | 12. Dezember 1874 |
GEBURTSORT | Kustavi |
STERBEDATUM | 13. Juni 1939 |
STERBEORT | Turku |