Benutzer:Maximus1999/Dreieinigkeitskirche Schmiedeberg

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Die Dreieinigkeitskirche ist ein spätbarocker Zentralbau in Schmiedeberg im Osterzgebirge. Erbaut wurde sie 1713-1716 vom damals noch unbekannten Dresdner Ratszimmermeister George Bähr. Die Kirche kann zu Recht als Meisterstück Bährs im Kirchenbau bezeichnet werden. Er hatte schon vorher an einigen mitgewirkt, wie der Loschwitzer Pfarrkirche. Die Dreieinigkeitskirche aber ist der erste eigenständige Kirchenbau George Bährs.

Insgesamt ist die Kirche ein heller und schlichter Kirchenraum, der heute vom vielfältigen Gemeindeleben der Kirche zeugt, ebenso wie ein Zeugnis des Glaubens der damals ansässigen Rittergutsbesitzer.

Die Kirche ist heute evangelische Gemeindekirche und eine der sechs Kirchen des Kirchspiels Dippoldiswalde-Schmiedeberg im Kirchenbezirk Freiberg.

Vorgeschichte

Der kleine Ort Schmiedeberg, der größtenteils vom Bergbau lebte, bekam einen sehr engagierten neuen Rittergutsbesitzer, der Dippoldiswalder Amtshauptmann Bartholomäus de Sorlyssi. Von ihm erhielt er das Stadt- und Marktrecht. Auch wollte er den Ort mit einer eigenen Kirche, Pfarre und einer Schule bestücken. Sein Tod 1672 verhinderte leider diesen Plan. Nach mehreren Besitzerwechseln gelang das Rittergut schließlich in die Hände des Justizienrates Aegidius von Alemann. Ihm gelang es aus dem verschlafenen Städtchen eine florierende Bergbauwirtschaft aufzubauen. Durch die rasch anwachsende Bevölkerung gelang es ihm 1704 eine eigene Kirchfahrt für Schmiedeberg zu gründen. Die Stadt wurde 1705 schließlich aus Sadisdorf ausgepfarrt. Als Kirche wurde damals der alte Rittersaal genutzt. 1706 begann man mit dem Bau des Pfarrhauses und der Schule. Das Pfarrhaus besteht bis heute, die alte Schule wurde abgerissen.

Baugeschichte

Aegidius von Alemann beauftragte 1709 den durch mehrere Mitarbeiten an anderen Kirchen bekanntgewordenen Ratszimmermeister George Bähr, den späteren Erbauer der Dresdner Frauenkirche. Der vielseitige Baumeister schickte aus Dresden mehrere Risse an Alemann, dem diese so gut gefielen das er ihm dafür 100 Taler gab.

Anfang 1712 begann man Baumaterialien nach Schmiedeberg zu schaffen. Der Meister selbst bestellte das Bauholz für die Kirche, insgesamt 290 Stämme, die im Juli 1714 nötig wurden. Die Bauausführung lag in den Händen des Maurermeisters Samuel Baumgarten. Mit seinen Gesellen war er, laut Kontrakt, dazu verpflichtet, den Bau nach dem vorliegenden Bährschen Riss anzufertigen.

Die Grundsteinlegung erfolgte am Sonntag Jubilate, am 7. Mai 1713, die unter großen Feierlichkeiten begangen wurde. 1714 wurde der Turm errichtet, 1715 dann der vergoldete Turmknauf aufgesetzt. Der Kircheninnenraum bemalte man bis Pfingsten 1716. Zum Trinitatisfest am 7. Juni 1716 konnte die Kirche mit einem Festgottesdienst geweiht werden. Zu Ehren der Einweihung hatte der Dresdner Kammermusikus Christian Pezold eine Kantate zur Dreieinigkeit komponiert, die Kreuzkantor Grundig mit dem Kreuzchor aufführte. Der neuartige Bau der Kirche wurde sofort berühmt. In der darauffolgende Woche kam ein regelrechter Besucheransturm nach Schmiedeberg. Sie alle freuten und wunderten sich über das moderne Gotteshaus. Das goldene Turmkreuz wurde 1756 durch eine vergoldete Wetterfahne ersetzt.

Veränderungen

Im Jahr 1830 wurde das Kircheninnere neu ausgemalt, gemäß der alten Fassung. 1854 erhielt die Kirche einen neuen, vergoldeten Turmknopf aus dem Schmiedeberger Hüttenwerk und im darauffolgenden Jahr erhielt die auf allen Seiten neue Fenster.

Der wohl einschneidenste Eingriff waren die historisierenden Eingriffe Ende des 19. Jahrhunderts, ausgeführt von Christian Friedrich Arnold. Das große Gottesauge an der Kirchendecke wurde übermalt, der Altar neu ausstaffiert, neues Gestühl kam in die Kirche und farbige Glasfenster wurden eingesetzt, die dem heiteren Barockbau nicht entsprachen. Am Äußeren der Kirche wurde 1903 das Ziegeldach durch ein Schieferdach ersetzt, das die Fröhlichkeit des Baus stark beeinträchtigt wurde. Von großem Glück kann man sagen, das der Bährsche Orgelprospekt nicht beim Bau der neuen Orgel 1910 verschwand. Diese Orgel war viel größer als die alte, sodass die Bodentreppe verlegt werden musste. Dazu wurde an der Südseite ein steinerner Treppenturm mit Mansarddach gebaut.

1958 begann erst die stilgerechte Rekonstruktion der Kirche, obwohl man schon in den 1920er Jahren beginnen wollte. Sie wurde von Fritz Steudtner vollzogen, der bis 1959 ersteinmal das Äußere erneuerte. Der Innenraum wurde ab 1961 restauriert. Der Restaurator Helmar Helmas stellte, unter Hilfe von Denkmalpfleger Heinrich Magirius, die ursprüngliche Farbigkeit wieder her. An der Decke ist die alte Srahlensonne wiederaufgefunden worden und wurde ebenfalls stilgerecht rekonstruiert. 1968 erfolgte im Gehäuse George Bährs ein Orgelneubau der Firma Rühle, nach Vorbild der alten Barockorgel von 1715. Das Innere wird seit Juli 2014 restauriert.

Beschreibung

Äußeres und Turm

Die neuartige Lösung George Bährs wird vom leicht erkennbaren Grundriss bestätigt. Er zeigt ein etwas langgestrecktes griechisches Kreuz mit kurzen Kreuzarmen, das durch die hölzernen Emporen im Inneren zu einem oktonalen Zentralbau zusammengeführt wird. Den östlichen Abschluss ist mit dem Segmentbogen, als Raum für Kanzel und Orgel, leicht zu erkennen. Über jedem Kreuzarm liegt ein Walm, des sich kreuzenden Daches. Die Westfassade mit dem Portal und dem Turm bestimmt das Äußere. Die Haupt- und Symmetrieschse in West-Ost Richtung führt, nach Westen verlängert, genau in der Mitte durch die Brücke über den Fluss. Die Fassade ist ausgerichtet auf den Platz des ehemlagien Rittergutes, das sich jenseits der roten Weißeritz befand.

Die Fenster, dreiachsig auf die Fassaden verteilt (Symbol der Dreieinigkeit), sind wie die Portale eingefasst in graue Sandsteineinfassungen, die jeweils mit einem einfachen und flachen Segmentbogen abschließen. Einziger Schmuck des Außenbaus ist nebem dem Turm, das Hauptportal mit dem Chronogramm über dem vorgewölbten Schlussstein.

Turm

Der Turm ist der eigentliche Höhepunkt des Äußeren, der krönende Abschluss, der der Kirche erst ihren barocken Glanz gibt. Er ist eine Holzkonstruktion, die in ihren Grundfesten bis zum Dach herunterreicht. Außen ist sie mit Kupferblech verkleidet, das ein blendmauerwerk trägt, das aussieht, als wäre der Turm wirklich aus Stein. Er ist in drei Abschnitte gegliedert. Der quadratische Sockel sitzt als Quasi-Dachreiter auf den sich kreuzenden Walmdächern. Darauf erhebt sich der achteckige Mittelteil des Turmes. Er trägt auf allen vier Seiten Schallfenster für das Geläut. Darüber befindet sich jeweils eine eiserne Uhr. Sie wurden im Hüttenwerk Schmiedeberg 1938 gegossen, nach dem Vorbild des alten Ziffernblattes, was sich damals unter dem Schallfenster in Westrichtung befand. Oberhalb des Ziffernblattes befinden sich profilierte Gesimse, die in der welschen Haube enden. Der Turm ähnelt sehr einer barocken Laterne. Der Vollender der Dresdner Frauenkirche, Johann Georg Schmidt, holte sich hier Inspiration für die Laterne der Frauenkirche.

Inneres

Raumbildend ist die eingeschossige hölzerne Empore. Sie führt das Kreuz zu einem Oktogon zusammen. Sie führt um den ganzen Raum herum und ist an den Seiten jeweils in drei "Etagen" gestaffelt. Die Orgel- und Musizierempore schließt mit der obersten "Etage" ab. Die Empore ist nach oben offen, sodass die Kreuzform auch von innen zu erkennen ist. Die weiß getünchten Wände gehen nach oben mit einer großen Hohlkehle in die Flachdecke über. Diese ziert die große Strahlenkorona mit dem gleichseitigen, blauem Dreieck mit dem hebräischen Gottesnamen. Die Decke ist mit einer Stuckrahmung um die Korona herum belegt, mit jeweils einem Segmentbogen in Richtung der Kreuzarme.

Wie außen, ist auch das Innere der Kirche vollkommen symmetrisch. Die Symmetrieachse verläuft im Mittelgang. Auf dieser Achse steht der Taufstein und der Altartisch, aber auch die Herrschaftsloge. Nach Osten wird der oktogonal wirkende Kirchenraum mit der Altar- bzw. Kanzelwand abgeschlossen, der durch zwei Stufen ein Stück von dem restlichen Raum abgetrennt ist.

Der Raum ist genial von George Bähr liturgisch inszeniert: kommt man vom Haupteingang in die Kirche wird der Blick sofort auf die Kanzelaltar-Orgelgruppe gelenkt, als prächtiger barocker Kultaufbau, Zentrum der Liturgie und des Wortes Gottes.

Ausstattung

Kanzelaltar

Der Kanzelaltar ist unbestreitbar der Glanzpunkt der barocken Ausstattung. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten Portikusaltar. Die Altarrückwand wirkt mit den Säulen, Eckpfeilern und Pilastern wie ein großes Portal. Der Kanzelaltar nimmt etwa zwei Drittel der Raumhöhe ein.

Die Altarmensa steht frei vor der Altarwand. Sie besaß einen steinernen Aufsatz, ähnlich dem in der Schlosskirche Diesbar-Seußlitz, deren Altar ebenfalls von George Bähr stammt. Er wurde leider bei genanntem Umbau 1883 entfernt.

Die Kanzelwand besteht komplett aus Holz und hat einen eigenen Unterbau, der knapp oberhalb der Mensa mit einem Gesims abschließt. Eingerahmt wird die Mensa und Kanzelwandrechts und links durch eine Gruppe, mit je einer Säule, einem Pilaster und einem Eckpfeiler. Die beiden Säulen sind angemalt wie schwarzer Marmor, die Eckpfeiler und die Pilaster grau marmoriert. Sie tragen mit vergoldeten, ionischen Kapitellen, zwei hohe Segmentgiebel. Einen geschlossenen über der Kanzel, der den Schalldeckel ersetzt und einen größeren, gesprengten Giebel, der sich zur Orgel hin öffnet. Die Kanzel befindet sich in der Mitte, unter dem geschlossen Giebel. Dieser ist mit Lambrequins behängt, die akustisch gut auf die Kanzel mit einwirken. Über der Kanzel hängt die Friedenstaube, als Symbol für den Heiligen Geist. Bemalt wurde der Altar von dem Dresdener Hofmaler Christian Trauschke.

George Bähr ordnete hier als erstes in seinen Kirchen Altar, Kanzel und Orgel übereinander an. Es wird vermutet, dass Bähr sich diese Ordnung von der Kirche von Carsfeld als Vorbild genommen hat. Sicher ist jedoch, dass der Schmiedeberger Altar für weitere Kirchenbauten Bährs und seiner Nachfolger Beispiel war.

Taufstein

Der Taufstein steht genau auf der Mittel- und Symmetrieachse der Kirche, vor den Stufen des Altares. Den Taufstein meißelte Benjamin Thomae 1715/16 aus einem einzigen Block Sandstein. Bemalt wurde der Taufstein in der Kirche 1716 von Friedrich Siegmund Striebel. Er hat die Form eines Blütenkelches, der von vier, sich an den Händen fassenden Puttohermen getragen wird. Geschmückt ist er mit einer goldenen Blütengirlande und einer zweiten Blüte, die aus der ersten hervorgeht und die Taufschale hält.

Herrschaftsloge

Die Herrschaftsloge schließt im Westen das Oktogon ab. Es ist auf der selben Höhe wie die erste Stufe der Empore, ragt aber deutlich über diese hinaus. In der Loge befindet sich der Zugang zum Turm.

Friedrich Siegmund Striebel malte die Allianzwappen oberhalb der Fenster der Loge. Sie sind Zeugnis des sonst verloren gegangenen Werk Striebels. Rechts befindet sich das Herrschaftswappen von Aegidius von Alemann, links das Bild das die Zwitterstocksgesselschaft symbolsieren soll, die die Kirche mitfinanzierten.

Weitere Kunstwerke

  • In der nördlichen Sakristei steht der alte Altar des Rittersaales des Rittergutes, der als Gottesdienstraum genutzt wurde, bis die neue Kirche 1716 fertiggestellt wurde. Der Altar besitzt ein Bild des "Ecce Homo" aus dem 17. Jahrhundert.
  • Unter der nördlichen Seitenempore befindet sich ein Gemälde von 1860. Es wurde von Nachkommen George Bährs für die Kirche gestiftet. Es zeigt in dunklen und matten Farben Jesus mit einem roten Mantel. Die rechte Hand hebt er zum Friedensgruß, in der linken hält er einen Kelch.
  • In der südlichen Sakristei ist eine Wachsbüste von 1719. Sie stellt die 1709 verstorbene erste Ehefrau Johanna Christina von Alemann dar von Aegidius Alemann dar. Es handelt sich um einen vom Gesicht abgenommenen Wachsabguss. Sie trägt originale französische Mode der damaligen Zeit. Emanuel Behnisch stellte die Büste 1709-1719 her.
  • Unter der Kanzeltreppe befindet sich der Zugang zur Gruft des Aegidius Alemann und seiner zweiten Ehefrau Sophia Margareta. Der Grabraum ist heute nicht mehr zugänglich ist und beinhaltet zwei barock bemalte Eisensärge.

Orgel

Die Orgel wurde zeitgleich mit dem realisiert. Bis Heute ist das fast 300 Jahre alte Gehäuse erhalten, was eine wechselhafte Geschichte erlebt hat.

Die erste Orgel wurde 1715 mit 11 Registern auf einem Manual und Pedal erbaut. Ihr Baumeister war Johann Tobias Dressel aus Buchholz. Nach dem luxeriösen Kirchenbau war nur diese kleine Orgel möglich, Dressel hatte eine Anlage mit 15 Registern geplant. Barocke Spielregister waren nebem einem Vogelschrey, ein doppelt gegeneinander laufender Zimbelstern.

Die Orgel erscheint 1910 als nicht mehr zeitgemäß, so wurde sie mit Ausnahme des Gehäuses abgebrochen und durch eine zweimanualige pneumatische Orgel der Firma Jehmlich/Dresden ersetzt.

1967 wurde diese Orgel wiederum ausgebaut. Am 1. Advent 1968 konnte dann die neue Orgel geweiht werden. Sie ist eine Rekonstruktion der alten Dressel-Orgel, mit der Wunschdisposition Dressels, die jedoch wegen finanziellen Gründen nicht zustande kam. Die neue Orgel besitzt insgesamt 15 Register auf einem Manual und Pedal. Gemäß des historischen Vorbildes ist die Orgel einmanualig; sie kann aber wegen ihrer geteilten Lade eine Zweimanualigkeit simulieren. Die Orgel hat einen schönen, vollen und kräftigen Klang und befindet sich in einem hervorragendem Zustand.

Manual C
Prinzipal 8′
Gedackt 8′
Quintadena 8′
Octava 4'
Fleutes douces 4'
Quinta 3'
Octava 2'
Gems-Hörnigen 11/3
Mixtur III
Cymbel II
Cornet III
Tremulant
Pedal C–f1
Subbaß 16′
Octavbaß 8′
Posaune 16'
Basset-Hörnigen 4'
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: Pedalkoppel
  • Nebenregister: Cymbelstern, Vogelschrey (Nachtigall und Kuckuck), Klengel (ohne Funktion)