Benutzer:Monna1945
Walter Staudacher (*3. Oktober 1900 Schloss Thurn und Taxis, Trugenhofen; † 4. Februar 1968 in Berlin)
Inhaltsverzeichnis
1. Leben
2. Publikationen
3. Literatur
4. Einzelnachweise
Leben:
Walter Staudacher war Diplomat (Legationsrat). Er war der Erstgeborene des im Dienste von Albert Maria Fürst von Thurn und Taxis stehenden Försters Walter Staudacher sen., welcher sich Anfang des 20. Jh. als Pionier des Naturschutzes im Baden Württembergischen Federseegebiet verdient gemacht hat; noch heute trägt das dortige Federsee Banngebiet seinen Namen.
Walter Staudacher jun. wuchs in Buchau am Federsee auf und besuchte von September 1914 bis November 1918 die Königlich Preußische Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde bei Berlin.
Nach seiner Promotion im März 1923 als Doktor der Staatswissenschaften schlug er die Diplomatenlaufbahn ein. Im Dezember 1925 trat er in den Diplomatischen Dienst.
Sein erster Posten brachte ihn nach Teheran, wo er unter dem Gesandten Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg als Legationssekretär tätig war.
Am 1. Mai 1933 trat er auf Anraten des Außenministers Konstantin Freiherr von Neurath der NSDAP bei.
Von 1930 bis 1935 wurde Legationsrat Dr. Walter Staudacher als Vizekonsul in Posen im Referat für Abwanderung und Verdrängung der deutschen Minderheit eingesetzt.
Im März 1936 erhielt er die Akkreditierung an der Gesandtschaft Pretoria, wo er in Konflikt mit der Auslandsorganisation der NSDAP (AO) geriet und demzufolge im April 1938 als Referatsleiter der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes nach Berlin zurückgerufen wurde.
Seine Beziehung zu einer Polin, seiner späteren Ehefrau Klotylda Lubierska, brachte ihn ab 1937 in Schwierigkeiten mit der NSDAP.
Im August 1939 gehörte er zur Delegation, die Außenminister zum deutsch-russischen Nichtangriffspakt nach Moskau begleitete.
Nach einem Verhör Walter Staudachers und seiner polnischen Partnerin und Mutter des ersten gemeinsamen Kindes durch die Gestapo im September 1941 entsandte ihn sein Vorgesetzter, Pressechef Paul Carl Schmidt (Pseudonym Paul Carell), in das neutrale Schweden, wo Staudacher als Gesandtschaftsrat und Presseleiter von Mai 1942 bis Dezember 1943 in Stockholm akkreditiert war. Ihn aus der Schusslinie zu nehmen, war ganz im Sinne des Auswärtigen Amtes, das sich unter Außenminister Joachim von Ribbentrop gegen die zunehmende Einflussnahme der NSDAP wehrte.
Anläßlich des Warschauer Aufstandes von 1944 delegierte Gustaf Braun von Stumm, stellvertretender Leiter der Nachrichten- und Presseabteilung des Auswärtigen Amtes, Walter Staudacher zu Vermittlungsgesprächen nach Warschau.
Im März 1945 wurde das Auswärtige Amt evakuiert und der Großteil der Diplomaten nach Mühlhausen/Thüringen gebracht.
Während der Nachkriegszeit bewarb sich der mit Frau und inzwischen drei Kindern nach Niederbayern evakuierte Beamte und Flüchtling Walter Staudacher im November 1948 um das Bürgermeisteramt in Isny. Er wurde vom damaligen Bürgermeister Hermann Kinkele diffamiert, welcher ein Jahr darauf durch die Bürgerversammlung von Isny wegen Amtsmissbrauch und Dienstpflichtverletzung des Amtes enthoben wurde.
Ab 1949/50 bemühte sich Walter Staudacher, nunmehr als Legationsrat z.Wv. (zur Wiederverwendung), trotz erfolgter Entnazifizierung vergeblich um eine Wiedereinstellung im Auswärtigen Amt. Auch sein Ansuchen auf Wiedergutmachung blieb erfolglos.
Halbe Zusagen, Hinhaltungen, Absagen und Diffamierung charakterisierten jene Jahre. Während der Auseinandersetzungen mit dem Auswärtigen Amt stieß er im April 1955 auf den neuen Personalchef Franz Nüßlein und brachte durch eigene Recherchen und Dokumentationen dessen NS-Vergangenheit als Richter in Prag ans Licht.
Im Juni 1956 reichte Walter Staudacher Klage gegen das Auswärtige Amt ein. Nach Jahren vergeblicher und zermürbender gerichtlicher Auseinandersetzungen während der Ära Adenauer kam es am 30 Dezember 1960 zwischen Walter Staudacher und dem Auswärtigen Amt zum Vergleich. Nunmehr war Walter Staudacher Legationsrat a. D.. Nach langer Krankheit starb er am 4. Oktober 1968.
Publikationen
Walter Staudacher: Führer durch Buchau und das Federseeried. Verlag August Sandmaier, Buchau 1925
Dr. Herbert Schneider: Ein sehr deutsches Schicksal. Schwäbische Zeitung, 15.10.2018 Riedlingen. Bad Buchau und Federsee.
Literatur
Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, Karl Blessing Verlag, München 2010. ISBN 978-3-89667-430-2.
Daniel Koerfer: Diplomatenjagd. Joschka Fischer, seine Unabhängige Historikerkommission und Das Amt. Strauss Edition Potsdam 2013. ISBN 978-3-943713-15-2
Daniel B. Roth: Hitlers Brückenkopf in Schweden. Die deutsche Gesandtschaft in Stockholm 1933-1945. Lit Verlag Dr.W.Hopf, Berlin 2009. ISBN 978-3-643-10346-8
Marion Papi: Einer aus dem Amt. Walter Staudacher (1900–1968). Eine dokumentierte Biografie. Metropol Verlag. Berlin 2018. ISBN 978-3-86331-391-3
Einzelnachweise bzw. Archivquellen
Politisches Archiv. Auswärtiges Amt (PA AA)
PA AA „Findbücher Personalakten“,
Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871-1945. (Hrsg. Auswärtiges Amt). Verlag Ferdinand Schöningh. Paderborn 2000.
Bundesarchiv
Deutsche Nationalbibliothek
Staatsbibliothek Berlin
Stadtarchiv Isny. Bü 3321, Bürgermeisterwahl 1948