Benutzer:Ne discere cessa!/Syrische Bibel von Paris
Die Syrische Bibel von Paris (Paris, Bibliothèque nationale de France MS syr. 341) ist die einzige erhaltene Vollbibel-Handschrift mit Illustrationen aus der Zeit vor dem Mittelalter.
Name
Die erste Erwähnung der Handschrift im Rahmen einer wissenschaftlichen Abhandlung erfolgte 1909 durch den französischen Historiker Henri Omont als „manuscrit syriaque“. Während Jules Leroy sie lediglich mit ihrer bibliothekarischen Signatur „syr. 341“ bezeichnet, prägte Kurt Weitzmann 1977 erstmals den Begriff „Syrische Bibel in Paris“,[1] der in abgewandelter Form bis heute im deutschen Sprachraum Verwendung findet. Im englischen Sprachraum wird hingegen bevorzugt die Bezeichnung „Syriac Bible“ benutzt.
Geschichte
Die Entstehung der Handschrift wird ins 6. oder 7. Jahrhundert datiert.[2] Als gesichert gilt, dass sie in Mesopotamien entstand, da sie im Schriftbild und bei einigen Illustrationen dem 586 in Zagba entstandenen Rabbula-Codex ähnelt. Möglicherweise entstand die Handschrift in Siirt – ihrem späteren Fundort.[3] Da die Miniaturen nur am Beginn eines neuen Kapitels stehen, kann sie nicht als Prachthandschrift eingeordnet werden. Vermutlich diente sie eher dem liturgischen Gebrauch.
Nach Ansicht einiger Forscher ist davon auszugehen, dass es sich um dieselbe Handschrift handelt, von der der Orientalist Addai Scher 1905 angab, sie befinde sich in der bischöflichen Bibliothek von Siirt.[4] In einer 1942 veröffentlichten Liste illustrierter Handschriften wird die von Scher erwähnte Handschrift jedoch als Katalognummer 65 geführt, während syr.341 die Nummer 60 hat.[5] Die Bibliothek von Siirt wurde im Verlauf des 1. Weltkriegs zerstört, sodass eine abschließende Klärung nicht möglich ist. Wahrscheinlich handelt es sich jedoch um dasselbe Manuskript, da die von Scher beschriebene Gliederung des Gesamttextes und der Seitenaufbau von 3 Spalten mit je 58-60 Zeilen mit syr.341 identisch ist.
246 Seiten der Bilderhandschrift gelangten 1909 in die Bibliothèque nationale de France in Paris; 6 weitere Blätter folgten kurz darauf.
Inhalt
Ursprünglich handelte es sich bei der syrischen Bibel um eine Vollbibel, umfasste also sowohl das Alte, als auch das Neue Testament. Im Laufe der Zeit gingen aber offensichtlich einige Teile verloren, sodass heute nur noch 246 von ursprünglich rund 280 Blättern erhalten sind. So fehlen Großteile der Genesis sowie des Neuen Testaments.
Aufbau
Die syrische Bibel folgt in ihrem Aufbau der Peschitta, einer volkstümlichen syrischen Bibelübersetzung. Die Blätter haben ein Format von 31 mal 23 Zentimetern und sind jeweils in 3 Spalten zu je 58-60 Zeilen gegliedert. Am Anfang eines Kapitels befindet sich zumeist eine Miniatur, die entweder den Autor, oder eine Bibelszene zeigen.
Rezeption
Die syrische Bibel von Paris findet in zahlreichen Fachpublikationen Erwähnung, wird jedoch nur von einigen wenigen Autoren ausführlich behandelt. Hauptsächlich werden die Illustrationen als Beispiele für die orientalisch-syrische Kunst herangezogen. Lange Zeit existierten nur schwarz-weiß-Abbildungen der Illustrationen. Erst 1977 veröffentlichte Kutz Weitzmann zwei farbige Abbildungen der Miniaturen in Exodus und Hiob.[6]
Kessler, H.L.: Syriac Bible, Katalog Nr. 437 in: Age of Spirituality, New York, 1978
Weitzmann: S. 17 Sirach ud Jesus (s/w) fol 218v, fol 52v S. 107 fol 46r S. 111 fol 8r
Literatur
- Jules Leroy: Les manuscrits syriaques à peinture conservés dans les Bibliothèques d'Europe et d'Orient. Contribution à l'étude et à l'iconographie des églises de langue syriaque. Geuthner, Paris 1964.
- Reiner Sörries: Die syrische Bibel von Paris. Reichert-Verlag, Wiesbaden 1991, ISBN 3-88226-520-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kurt Weitzmann: Spätantike und frühchristliche Buchmalerei, München 1977, S. 109.
- ↑ Kurt Weitzmann: Spätantike und frühchristliche Buchmalerei, München 1977, S. 110.
- ↑ Kurt Weitzmann: Spätantike und frühchristliche Buchmalerei, München 1977, S. 109.
- ↑ Addai Scher: Catalogue des manuscrits syriaques et arabes conserves dans la bibliotheque episcopale des Seert. Mosul 1905, S. ?.
- ↑ Hugo Buchthal, Otto Kurz: A handlist of illuminated Oriental Christian manuscripts. London 1942, S. ?.
- ↑ Kurt Weitzmann: Spätantike und frühchristliche Buchmalerei, München 1977, S. 110.
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