Benutzer:Phänotyp/W. V. Wissenschaftliches Werk

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Sprachphilosophie

Sprachphilosophie und Rationalität sind frühe Schwerpunkte in Vossenkuhls Denken.[1][2] Er verbindet Teile der Theorie der Sprechakte mit Wittgenstein zu einem kohärenten Ganzen. Ansätze der Theorie der Rationalität versucht er mit ethischen Problemen zu verbinden.[3] Vossenkuhl hat sich historisch mit der für die Moderne wegweisenden Bedeutung des Sprachdenkens von Wilhelm von Ockham auseinandergesetzt. Er zeigt, dass erst die Analytische Tradition an dieses Denken anknüpft.[4][5]

Arbeiten zu Kant

Er schrieb zu Kants theoretischer und praktischer Philosophie, zur transzendentalen Argumentation, zum Kategorischen Imperativ und zur Religionsphilosophie eine Reihe von Beiträgen.[6][7][8] In jüngerer Zeit wuchs die Distanz zu Kants Denken, sowohl im Blick auf dessen theoretische als auch auf dessen praktische Philosophie.[9]. Vossenkuhl bezweifelt, dass Kant geltungstheoretische Anliegen gelungen sind.

Arbeiten zu Wittgenstein

Zentral ist Vossenkuhls Auseinandersetzung mit dem Sprachdenken Ludwig Wittgensteins. Vor allem für die Bedeutung des Solipsismus und des Regelfolgens hat er neue Vorschläge gemacht.[10][11][12][13] Wesentlich sind für ihn zwei Einsichten Wittgensteins: Zum einen, dass das Zeigen im Unterschied zum Sagen eine grundlegende Bedeutung für das menschliche Denken hat. Zum zweiten, dass das Regelfolgen nur als Praxis, nicht aber in Form einer Theorie verstanden werden kann.

Ethik

Vossenkuhl hat zahlreiche Beiträge zur Ethik und zur sog. Angewandten Ethik veröffentlicht.[14][15][16] In seinem Buch „Die Möglichkeit des Guten“ entwickelt Vossenkuhl ein Modell der Ethik als Konfliktwissenschaft, das der Lösung der aktuellen bioethischen Probleme dienen soll und ein neues Modell der Güterverteilung, das Gerechtigkeit auch bei knapper werdenden Ressourcen ermöglichen kann. Eine der Thesen des umfangreichen Buches ist, dass das methodische Grundproblem der Ethik die Verbindung und wechselseitige Ergänzung qualitativer und quantitativer Güter ist. Erst diese Verbindung kann, wie er argumentiert, ein gutes Leben ermöglichen. Die Methode, die er zur Lösung dieses Problems vorschlägt ist die Maximenmethode. Sie verbindet drei Maximen (Knappheits-, Normen-, Integrationsmaxime) zu einem kohärenten Ganzen.

Geltungstheorie

Derzeit (Stand 2018) arbeitet Vossenkuhl an einer kritischen Analyse von Geltungsansprüchen und Geltungstheorien in Erkenntnistheorie, Ethik und Rechtsphilosophie. Er schlägt dazu ein neues begriffliches Verständnis dessen, was ‚Geltung’ bedeutet vor.[17][18] In direktem Zusammenhang mit seinem Verständnis von Geltung steht das, was er unter den Maßstäben des Sehens und der Wahrnehmung versteht.[19]

Vossenkuhl hat das öffentliche Verständnis der Themen und Anliegen der Philosophie mit einer Reihe von Beiträgen gefördert.[20][21] Dazu gehören auch Beiträge in Funk und Fernsehen (u.a. Wonach die Philosophie fragt. Köpfe-Probleme-Lösungen, Vorträge Südwestrundfunk 2013; DVDs von Sendungen Denker des Abendlandes, BR-Alpha).

Grundlagen des Designs

Vossenkuhl hat sich auch mit philosophischen Grundlagen des Design auseinandergesetzt, vor allem in seiner Zusammenarbeit mit Otl Aicher.[22][23] Intensiviert und auf die Architektur erweitert wurde die Beschäftigung mit Design durch die Zusammenarbeit mit Norman Foster.[24] Davor schon arbeitete Vossenkuhl an Design-Initiativen mit, u.a. bei der Design-Ausstellung in Aspen[25]

Einzelnachweise

  1. W. Vossenkuhl: Anatomie des Sprachgebrauchs. Über die Regeln, Intentionen und Konventionen menschlicher Verständigung, Stuttgart: Klett-Cotta 1982
  2. W. Vossenkuhl: Farben in Carnaps Logischem Aufbau, in: Wissenschaft und Subjektivität. Der Wiener Kreis und die Philosophie des 20. Jahrhunderts, hrsg. v. D. Bell, W. Vossenkuhl, Berlin: Akademie Verlag 1992, 153-168
  3. W. Vossenkuhl: Vernünftige Wahl, rationale Dilemmas und moralische Konflikte, in: Moralische Entscheidung und rationale Wahl, hrsg. v. M. Hollis, W. Vossenkuhl, München: Oldenbourg 1992, 153-173
  4. W.Vossenkuhl: Wilhelm von Ockham, Gestalt und Werk, in: O. Aicher, G. Greindl, W. Vossenkuhl, Wilhelm von Ockham: Das Risiko modern zu denken, München: Callwey 1986, 1987, 104-187
  5. W. v. Ockham, R. Schönberger, W. Vossenkuhl: Die Gegenwart Ockhams, hrsg. v. W. Vossenkuhl, R. Schönberger, Weinheim: Acta humaniora 1990
  6. W. Vossenkuhl: Reading Kant. New Perspectives on Transcendental Arguments and Critical Philosophy, ed. by E. Schaper, W. Vossenkuhl, Oxford: Blackwell 1989
  7. W. Vossenkuhl: Das Paradox in Kants Religionsschrift und die Ansprüche des Moralischen Glaubens, in: F. Ricken, F. Marty (Hrsg.), Kant über Religion, Stuttgart: Kohlhammer 1992, 168-180
  8. W. Vossenkuhl: Wen orientiert der kategorische Imperativ?, in: Sich im Denken orientieren, hrsg.v. H. Hastedt, G. Keil, A. Thyen, Frankfurt: Suhrkamp 1996, 263-287
  9. W. Vossenkuhl: „Kant und das Glück der Metaphysik“, in: Wozu Metaphysik? Historisch-systematische Perspektiven, hrsg. v. C. Erhard, D. Meißner, J. Noller, Freiburg/München: Karl Alber 2017, 309-327
  10. W. Vossenkuhl: Ludwig Wittgenstein, München: C.H. Beck 2003
  11. W. Vossenkuhl: Kommentar zu: Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, hrsg. v. W. Vossenkuhl, Berlin: Akademie Verlag 2001
  12. W. Vossenkuhl: Solipsismus und Sprachkritik. Beiträge zu Wittgenstein, Berlin: Parerga 2009
  13. W. Vossenkuhl: The Practice of Following Rules, in: Wittgensteinstudien, Bd.8 (2017), 137-158
  14. W. Vossenkuhl: Die Möglichkeit des Guten. Ethik im 21. Jahrhundert, München: C.H. Beck 2006
  15. W. Vossenkuhl: Gerechtigkeit, Paternalismus und Vertrauen, in: Grenzen des Paternalismus, hrsg.v. B. Fateh-Moghadam, S. Sellmaier, W. Vossenkuhl, Stuttgart: Kohlhammer 2010, 163-181
  16. W. Vossenkuhl: Die Geltung sittlicher Einstellungen, in: Moralpsychologie. Transdisziplinäre Perspektiven, hrsg.v. J. Sautermeister, Stuttgart: Kohlhammer 2017, 406-425
  17. Geltung, in: Neues Handbuch Philosophischer Grundbegriffe, hrsg.v. P. Kolmer, A. Wildfeuer, Freiburg: Karl Alber 2011, 904-919
  18. W. Vossenkuhl: Gunst und Geltung, in: Areté 2 (2017), 77-94
  19. W. Vossenkuhl: Lehrt die Kunst uns Sehen? Über ästhetische Maßstäbe, in: Jahrbuch der Akademie der Schönen Künste, München 2018
  20. W.Vossenkuhl: Philosophie, Basics, München: Piper 2004, 2011
  21. W. Vossenkuhl und H. Lesch, Die Großen Denker. Philosophie im Dialog, München: Heyne 2015
  22. Einführung in: otl aicher, analog und digital (analogous and digital), Berlin: Ernst & Sohn 2015, 8-20, bzw. 9-21
  23. W. Vossenkuhl: Anarchie und Design, in: otl aicher, schreiben und widersprechen, Berlin: Janus Press 1993, 37-44
  24. W. Vossenkuhl: The Reichstag: Metamorphosis, in: Norman Foster, Rebuilding the Reichstag, London: Weidenfeld and Nicholson 2000, 232-240
  25. W. Vossenkuhl: Geburten, Hochzeiten, Todesfälle, Überraschungen, Visionen deutschen Designs – Aspen 1996, in: Szenenwechsel. German Design goes Rocky Mountain High, hrsg.v. Desgin Zentrum München, Verlag form 1997, 276-280